Bildträger
Linde
Die äußeren Tafelkanten sind gedünnt und haben eine Stärke von bis zu 0,5 cm. Die Stärke des Bildträgers beträgt insgesamt 1,2 cm. Die Holztafel besteht aus 3 senkrecht verlaufenden Tangentialbrettern mit schräg liegenden Jahrringen, wobei hier jeweils Kern- an Splintholz geleimt wurde. Die Kernholzseiten aller Bretter befinden sich von vorn betrachtet linksseitig und die Splintholzseiten rechtsseitig.
Die Breite der einzelnen Bretter beträgt jeweils (Betrachtung von links nach rechts:
Brett 1: 13,8 cm (oben); 14,4 cm (unten)
Brett 2: 13,3 cm (oben); 13,6 cm (unten)
Brett 3: 8,4 cm (oben); 6,9 cm (unten)
Im Bereich der beiden Fugen hat man rückseitig dreiecksförmige hölzerne Gratleisten eingesetzt, deren Spitze ins Bildinnere weist. Hierbei handelt es sich möglicherweise um die originalen.
Rückseitig zeigt sich ein 0,7 cm tiefer und 1 cm breiter eingearbeiteter Falz.
Grundierung und Imprimitur
Helle weiße Kreidegrundierung, die bis zu den Bildkanten verläuft. Es existiert kein Grundiergrat. Bleiweißanteile, die überall in der Fläche mittels Röntgenfluoreszenzanalyse nachzuweisen sind, könnten auf eine Imprimitur mit Bleiweißanteilen hindeuten.
Unterzeichnung
Eine Unterzeichnung ist nur am unteren rechten Wappen gut zu erkennen. Verseifte Bleiweißschichten zeigen eine unter der sichtbaren Darstellung allgemein raumversetzte Form. In hoher Vergrößerung werden Einzelpunkte deutlich, die in einem kreidig anmutenden Verlauf durch ein stiftartiges Werkszeug miteinander verbunden worden sind. Es ist anzunehmen, dass eine Pause Verwendung fand. Im linken Wappen sehen Linien wie mit einem wässrigen Medium und einem Pinsel gezogen aus. Auch hier weichen Darstellung und Unterzeichnung voneinander ab. Die Unterzeichnung wirkt jeweils detaillierter. Im Körper, v.a. in der Bauchpartie des Gekreuzigten, deuten sich vereinzelt Linien an, die mit einem graphischen Werkzeug gesetzt worden sein könnten.
Der rechte Teil des Kopfes und des Oberkörpers des Kindes waren ursprünglich weiter rechts positioniert. Verdunklungen in der Malerei weisen auf ein Pentiment hin.
Farbschichten und Metallauflagen
PIGMENTE: (Röntgenfluoreszenzanalyse und optische Spektroskopie
An allen Messpunkten, auch in dunklen Partien, wurde Blei nachgewiesen (vermutlich Bleipigment in Grundierung und/oder Imprimitur).
Rot 1 (Wappen): Zinnober, Bleiweiß; 3,15 (Inkarnat): etwas Zinnober, Bleiweiß; 4 (Blut): Zinnober; 5 (rötliche Wolken): etwas Zinnober, Bleiweiß, wahrscheinlich Kohlenstoffschwarz, ev. etwas Ocker
Orange 11 (Wappen): wahrscheinlich Ocker, Bleiweiß
Grau 6 (Wolken): Smalte (vergraut), Bleiweiß, wahrscheinlich Kohlenstoffschwarz, etwas Kupferpigment; 7,16 (Kreuz; Wappen): Bleiweiß, wahrscheinlich Kohlenstoffschwarz ; (dunkler Horizont): Smalte (vergraut), Bleiweiß, wahrscheinlich Kohlenstoffschwarz; 9 (heller Horizont): Smalte (vergraut), Bleiweiß, wahrscheinlich Kohlenstoffschwarz
Grün 12 (Wappen): Kupfergrünpigment (wahrscheinlich Grünspan), Blei-Zinn-Gelb
Weiß 13 (Hemd): Bleiweiß
Gelb 2,10 (Wappen; Horizont): Blei-Zinn-Gelb
Schwarz 14,17 (Hemd; Wappen): wahrscheinlich Kohlenstoffschwarz, viel Kupferpigment (Sikkativ?)
Die Grundierung besteht aus einer hellen weißen Schicht, die am rechten Bildrand, z.T. wulstig, über diesen hinausläuft. Es gibt keinen Grundiergrat. An allen anderen Kanten kann wegen der Ausbrüche und der späteren Bearbeitung nicht gesagt werden, ob der ursprüngliche Verlauf dort gleich aussah. Die untere Bildkante ist beschnitten. Die Bindemittel wurden nicht analysiert. Sofern unter dem Mikroskop innerhalb aller späteren Veränderungen interpretierbar, könnte ganzflächig eine ockerfarbene Imprimitur gesetzt worden sein. Angelegt wurden darauf als erstes der Hintergrund unter Aussparung des Körpers, des Kreuzes, des Lendentuchs und der Bodenpartie unterhalb des Kreuzes. Die weitere Ausarbeitung von Formen erfolgte im Prinzip im Setzen einer Grundfarbe, auf die Lichtbereiche, Schatten oder strukturierende Details aufgemalt wurden. Abschließend wurden gezielte Höhungen und noch einmal tiefste Schatten gesetzt. Konturbegrenzungen verweisen dabei nicht immer auf den folgerichtigen Aufbau, so z.B. wenn in diesem Zusammenhang gemalte Begrenzungslinien eigentlich später entstandene Bereiche überlappen. Höhungen sind mit dichter dickerer Farbkonsistenz gesetzt. Das sieht man deutlich im Streiflicht. Die hellen Bildpartien sind - wie auf dem Röntgenbild zu erkennen und durch die Pigmentanalysen nachgewiesen - mit Bleiweiß, oder bleihaltigen Farben wie Bleizinngelb ausgeführt. Die Wolken, die Wappen und das Kind wurden als letztes aufgemalt. Die grünen Bereiche sind zweischichtig angelegt, ein intensiveres Grün liegt auf einem stumpferen. Inkarnate sind auf Grundtönen vorgehöht, in den verschiedenen Tönungen ausgemischt und durch Schatten ablasiert.
Der vorhandene Firnis ist nicht mehr der originale.
Rahmung
Kein originaler Rahmen
Profilierte Leiste, vergoldet, dunkel gefasst, Sgraffitto
74 cm x 61,5 cm x 6,6 cm (verglast)
- untersucht von Ulrike Hügle
- untersucht von Mathias Lang