Beweinung Christi

[Nach] Andreas Tacke, dem von der Cranach-Werkstatt 1537/38 im Auftrag Joachims II. für die Cöllner Stiftskirche geschaffenen Passionszyklus zugehören. Es hätte dort - als Einzeltafel an einem Pfeiler, weil für ein entsprechendes Altarretabel kein Platz mehr war - das im Zyklus fehlende Thema der Kreuzabnahme ersetzt und wäre möglicherweise nach der Beräumung des Doms als Schenkung der Kurfürsten an das Gymnasium zum Grauen Kloster und damit in die ehemalige Franziskanerklosterkirche gelangt. Doch gibt auch Tacke die deutlichen stilistischen Unterschiede zu bedenken [...]

[Maria Dieters, Exhib. Cat. Berlin 2009, 263, No. VII.8]

Stilistisch außerordentlich nahe ist das Bild jedoch einem deutlich früher als der Domzyklus entstandenen Gemälde mit dem Abschied Christi von seiner Mutter, das ebenfalls aus der Klosterkirche stammt und heute in der Dorfkirche Berlin-Schöneberg hängt. Dieses wurde von Jost Truchseß von Wetzhausen für den 1521 auf einer diplomatischen Reise in Berlin verstorbenen Großkomtur des Deutschen Ordens Claus von Bach gestiftet [1]. Gemeinsam mit dem Bach-Epitaph könnte die Beweinungstafel also auch als Beleg für eine Orientierung der Berliner Kunst an der Cranach-Werkstatt bereits vor deren umfangreicher Arbeit für die Ausstattung des Doms gelten.

[1][ Dieters 2009, 165-168, Fig.]

[Maria Dieters, Exhib. Cat. Berlin 2009, 263, No. VII.8]