Flügelaltar des Stifters A. Hermßdorff [linker Flügel]

Flügelaltar des Stifters A. Hermßdorff [linker Flügel]

Titel

Flügelaltar des Stifters A. Hermßdorff [linker Flügel]

[Sandner 1993, 304]

Hermsdorff-Retabel

[Thiepold 2013, 5]

Rochlitzer Abendmahlsaltar

[Thiepold 2013, 3]

Malerei auf Nadelholz (?)

Material / Technik

Malerei auf Nadelholz (?)

[Vgl. Thiepold 2013, 5]

Flügelinnenseite:

Die Innenseite des linken Flügels zeigt oben die erste Szene der Vorbereitung auf das Abendmahl bzw. Passamahl.

Jesus erteilt Petrus und Johannes den Auftrag in die Stadt zu gehen, wo sie auf einen Mann mit Wasserkrügen treffen werden. Sie sollen ihm bis in sein Haus folgen und dem Hausherren sagen, dass

Flügelinnenseite:

Die Innenseite des linken Flügels zeigt oben die erste Szene der Vorbereitung auf das Abendmahl bzw. Passamahl.

Jesus erteilt Petrus und Johannes den Auftrag in die Stadt zu gehen, wo sie auf einen Mann mit Wasserkrügen treffen werden. Sie sollen ihm bis in sein Haus folgen und dem Hausherren sagen, dass ihr Lehrer fragen lässt, wo er mit seinen Jüngern das Mahl feiern kann. Im Obergeschoss des Hauses wird er ihnen daraufhin einen Raum zeigen, welcher ihnen für die Feier bereitsteht. Dort sollen Petrus und Johannes alles für das Mahl vorbereiten (Mk 14,12-15, Lk 22,7-12). Diese erste Szene zeigt lediglich, wie Jesus den beiden Aposteln den Auftrag erteilt. Auf der linken Bildseite sind weitere Apostel abgebildet. Im Hintergrund zeigt sich eine alpenländische Kulisse. Der obere Rand des Bildfeldes ist durch einen ornamentalen Goldgrund in Form eines Bogens gerahmt. Das Schneidmuster setzt sich aus Akanthusblattwerk in den rechten und linken Zwickeln zusammen, während der Bogenscheitel von einer Doppelvolute geziert wird, in der je zwei Blumen dargestellt sind. Darunter befindet sich ein weinlaubartiges Blatt.

Das untere Bildfeld des linken Innenflügels zeigt die zweite Szene der Mahlvorbereitung. Petrus und Johannes treffen, wie von Jesus prophezeit auf den Mann mit den Wasserkrügen. Dieser gestikuliert mit der rechten Hand. Johannes steht links hinter Petrus. Beide sind im Profil dargestellt, während der Mann mit den Wasserkrügen im Dreiviertelprofil erscheint. Die Stadtfestung hinter ihnen nimmt einen Großteil des Hintergrundes ein, gewährt jedoch auch einen Blick in die felsige Landschaft. Auch dieses Bildfeld wird von oben von einem ornamentalen goldenen Bogen geschmückt. Das Schneidmuster zeigt flammenartiges Akanthusblattwerk in den beiden Zwickeln. Dieses wird durch je eine Volute an dessen Enden mit einer darin befindlichen Blume geziert.

[Vgl. Thiepold 2013, 7-10]

Flügelaußenseite:

Die Außenseite des linken Flügels zeigt Johannes den Täufer mit seinen typischen Attributen, dem Fellgewand, Kreuzstab und Lamm. Johannes hat seinen Blick dem Lamm zugewandt und hält Zeige- und Mittelfinger im Segensgestus über das Haupt des Tieres. Er steht auf einem steinigen Weg, der von Gräsern gesäumt ist. Der Himmel zeigt einen Farbverlauf, der sich von einem Gelbton am tiefen Horizont zu einem Dunkelblau oberhalb von Johannes Nimbus steigert. Gerahmt wir die Darstellung von einem steinernen Rundbogen, der am oberen Rand des Gemäldes ansetzt und bereits auf Höhe des Nimbus endet.

[Vgl. Thiepold 2013, 24-25]

Zuschreibungen
Meister des Pflockschen Altars und Werkstatt
Meister des Pflockschen Altars

Zuschreibungen

Meister des Pflockschen Altars und Werkstatt

[Thiepold 2013, 127-128]

Meister des Pflockschen Altars

[Sandner 1993, 242, 302, 304]
[Sandner 2005, 23]

Datierungen
um 1518 - 1520
um 1521

Datierungen

um 1518 - 1520

[Thiepold 2013, 127-128]

um 1521

[Sandner 1993, 304]

Maße
Maße Bildträger:

Maße

  • Maße Bildträger:

  • 153,6 x 60,6 x 5,1 cm

  • [Sommer, Ulrike/ Mai, Arne, Restaurierungsbericht zum Hermßdorff-Epitaphaltar für die Kirchengemeinde Rochlitz, unveröffentlicht, 31.08.2007]

Signatur / Datierung

Keine

Eigentümer
Ev.-Luth. Kirchgemeinde Rochlitz
Besitzer
St. Kunigundenkirche Rochlitz
Standort
Rochlitz
CDA ID
DE_KKR_NONE-KKR001B
FR (1978) Nr.
FR-none
Permalink
https://lucascranach.org/de/DE_KKR_NONE-KKR001B/

Provenienz

  • Frühestens seit 1518 spätestens seit 1522 in der Kunigundenkirche in Rochlitz
    [Thiepold, cda 2014]
  • wohl ab 1564 in der Hospitalkirche bzw. Heilig-Geist-Kirche in Rochlitz
  • bis zum Abbruch der Kirche im Jahr 1904 in der Hospitalkirche
  • nach anschließender Restaurierung in Dresden wieder zurück in Kunigundenkirche (wahrscheinlich wurde der Altar von circa 1936 bis 1972 in der Sakristei der Kirche eingelagert)
    [Vgl. Thiepold 2013, 5-6]

Ausstellungen

1972 Staatliche Galerie Moritzburg, Halle

Quellen / Publikationen

Erwähnt auf Seite Katalognummer Tafel
Thiepold 2013
Autor/inLaura Thiepold
TitelDer Epitaphaltar des Stifters Ambrosius Hermsdorff in der Kunigundenkirche zu Rochlitz [unveröffentlichte Masterarbeit, Düsseldorf]
Ort der VeröffentlichungCologne
Jahr der Veröffentlichung2013
Sandner 2005 16-30
Autor/inIngo Sandner
TitelDer Kompositionsentwurf auf dem Malgrund, der erste Schritt der Bildentstehung
Veröffentlichungin Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, ed., Ästhetik und Wissenschaft - Beiträge zur Restaurierung und Denkmalpflege, Arbeitsheft 8
Band8
Ort der VeröffentlichungDresden
Jahr der Veröffentlichung2005
Seiten16-30
Sandner 1993 101, 242, 302, 304, 360 Fig. 77
Autor/inIngo Sandner
TitelSpätgotische Tafelmalerei in Sachsen
Ort der VeröffentlichungDresden, Basel
Jahr der Veröffentlichung1993
Exhib. Cat. Halle 1972 32, 33
Herausgeber/inStaatliche Galerie Moritzburg
TitelLucas Cranach und die sächsische Malerei seiner Zeit
Ort der VeröffentlichungHalle
Jahr der Veröffentlichung1972

Forschungsgeschichte / Diskussion

Bei diesem Werk handelt es sich um einen katholischen Altar. Dies lässt sich aufgrund der folgenden zwei Anhaltspunkte aufzeigen:

  1. Die Reformation erreichte Rochlitz erst im Jahr 1527.[1]

  2. Die rückseitige Epitaphfunktion nimmt Bezug auf einen Altaristen. (Altaristen arbeiteten ausschließlich für die katholische Kirche)

[Thiepold, cda 2014]

Die Abendmahlsdarstellung erinnert zunächst an reformatorisches Bildprogramm. Tatsächlich waren Abendmahlsdarstellungen im 16. Jh. jedoch sowohl in der protestantischen, als auch in der katholischen Kirche weit verbreitet.[2]

Die Tatsache, dass der Altar vornehmlich Szenen abbildet, die dem letzten Abendmahl zugehörig sind, ist recht ungewöhnlich. Zwar finden sich auch bei den protestantischen Altären Lucas Cranach d. Ä. Bildtafeln mit Abendmahlsszenen, wie beispielsweise beim Reformationsaltar in Wittenberg von 1547 oder dem Schneeberger Altar von 1539 [DE_WSCH_NONE-WSCH001F], doch erscheinen diese ausschließlich in einer Reihe von anderen biblischen Szenen. Dass sich das Hermsdorff-Retabel in seiner Festtagsansicht ausschließlich mit dem Tag bzw. Abend des Mahls beschäftigt, erscheint neu. Wenn dieser Altar im Auftrag eines Stifters zur Errettung des Seelenheils gemalt wurde, so steht das Bildprogramm in deutlicher Diskrepanz zur Liturgie einer Seelenmesse. Da ein Altarist, im Gegensatz zu einem Priester[3], nicht die Befugnis hatte, das Sakrament der Eucharistie zu feiern und gleichsam die Seelenmesse lediglich eine stille Andacht des Altaristen ohne Gemeinde beinhaltete[4], wirkt die Darstellung des Abendmahls, bezogen auf die Tätigkeiten des Altaristen, widersprüchlich. Ausgehend von diesem Wissensstand lassen sich drei Theorien ableiten:

  1. Der Stifter des Altars wünschte sich ausdrücklich, dass die Szenen des Abendmahls auf seinem Altar abgebildet werden, weil der Altarist die Eucharistie nicht zelebrieren durfte und er zumindest das damit verbundene Sakrament im Bildprogramm festgehalten haben wollte. Vielleicht sollte die Abendmahlszene zudem an das Viaticum, die Wegzehr, erinnern, welche der Sterbende in der Stunde des Todes erhielt.[5]

  2. Der Stifter wünschte sich, dass der Altarist trotz der eingeschränkten Befugnisse hier eine Heilige Messe, also auch das Abendmahl, feierte.

  3. Hermsdorff stiftete diesen Altar zu Lebzeiten und ließ das Abendmahl darauf abbilden, weil er als Altarist nie das Sakrament der Eucharistie zelebrieren durfte. Das Bildprogramm zeigt somit, was er im Leben nicht erreichte, sich jedoch sehnlich wünschte.

[Vgl. Thiepold 2013, 38-39]

Dass der Altar zunächst einem anderen Zweck diente, ist auszuschließen. Aufgrund seiner mäßigen Größe und der Tatsache, dass ein Epitaphaltar in der Regel gestiftet werden musste, damit vor ihm zu Ehren des Stifters Seelenmessen abgehalten werden konnten, ist auszuschließen, dass der Altar zunächst als Hauptaltar einer Kirche fungierte.

[Vgl. Thiepold 2013, 39]

Es ist aufgrund mehrerer Indizien davon auszugehen, dass die Epitaphseiten nachträglich zum Tode des Ambrosius Hermsdorff, wohl im Jahr 1521, gemalt wurden. Dafür spricht zunächst die Epitaphinschrift, die besagt, dass Hermsdorff Altarist dieses Altars war. Dies würde bedeuten, dass das Retabel bereits zuvor existiert haben muss. Man könnte auch davon ausgehen, dass mit der Aussage „dißes Altars“ [Thiepold 2013, 36] nicht das Altarretabel, sondern die Altarmensa gemeint war, die wohl seltener ausgetauscht wurde. Wahrscheinlicher erscheint jedoch, wie im anschließenden noch aufgezeigt wird, die nachträgliche Bemalung der Epitaphseite bzw. Altarrückseiten. Auch der wohl damalige und heutige Aufstellungsort des Altars spricht für den nachträglichen Zusatz der Epitaphseite. Da es sich wohl um einen Seitenaltar handelt, konnte dieser aufgrund der architektonischen Voraussetzungen in der Kunigundenkirche nur so aufgestellt werden, dass die Rückseite des Altars an der Wand des nördlichen Seitenschiffs stand. Es scheint ganz so, als habe man in Kauf genommen, dass die Epitaphinschrift lediglich auf der Rückseite zu sehen ist und nicht von jedermann immerwährend gelesen werden konnte. Dies lässt die Vermutung zu, dass Hermsdorff nicht der eigentliche Stifter beziehungsweise Auftraggeber des Altars war, sondern er als Altarist dieses Altars lediglich die Möglichkeit hatte, seine Epitaphinschrift und sein Abbild auf der Mitteltafelrückseite hinterlassen zu dürfen.

[Vgl. Thiepold 2013, 41-42]

Es besteht eine deutliche Diskrepanz im malerischen Duktus zwischen den Vorder- und Rückseiten des Epitaphaltars. Dies lässt sich zunächst deutlich am Faltenstil der Gewänder aufzeigen. Es scheint ganz so, als habe der Maler der Epitaphseite, den Maler der eventuell bereits zuvor existierenden Bildfelder imitiert. Die Darstellungen der Wege mit Gräsern und Steinen wirken ähnlich, sind auf den Altarrückseiten jedoch von schlechterer malerischer Qualität. Auch die Physiognomien der Engel erinnern an den typischen markanten Stil des Pflockschen Meisters, erinnern jedoch gleichsam wenig, an die Cranachschule.

[Vgl. Thiepold 2013, 49-65]

Wie bereits im obigen Abschnitt erläutert, sind die Kopfformen und Physiognomien auf den Altarinnenseiten in typischer Manier des Pflockschen Meisters gemalt. Die Gesichter sind überlang dargestellt, die Stirn extrem hoch. Die Köpfe sind meist schmal und lang, wogegen die Schädeldecke kugelförmig erscheint. Dies lässt sich besonders bei der Darstellung des Judas in der Abendmahlsszene aufzeigen. Es muss an dieser Stelle jedoch darauf hingewiesen werden, dass sich dieses Bildfeld stark an Dürers Abendmahlsszene aus der Kleinen Passion orientiert, auf welcher die Physiognomien gleichsam ein wenig eigentümlich erscheinen. Neben den Physiognomien sind auch Körperhaltung und Faltenwürfe äußerst charakteristische Merkmale in den Gemälden des Pflockschen Meisters. Das Knie des Spielbeins tritt bei den Dargestellten häufig aus der Kontur des Gewandes hervor. Dabei sitzt die Kniescheibe zu tief, sodass der Oberschenkel deutlich zu lang erscheint. Besonders bei Jakobus in der Ölbergszene und Christus in der Fußwaschungsszene wird deutlich, dass der Maler Schwierigkeiten hatte, den Übergang vom Kopf zur Hals-Nacken-Partie anatomisch korrekt wiederzugeben.

[Vgl. Thiepold 2013, 51-62]

Innerhalb des Retabels lassen sich unterschiedliche malerische Qualitäten aufzeigen. Die Außenseiten der Altarflügel, die Johannes den Täufer und den heiligen Erasmus zeigen, sind von deutlich besserer Qualität, als die übrigen Bildfelder. Dies lässt die Vermutung zu, dass diese vom Meister selbst gemalt wurden. Die Bildfelder der Abendmahlsvorbereitungen und des Abendmahls könnten eventuell von Meister und Werkstattmitarbeiter gemalt worden sein. Die Bildfelder mit den Darstellungen des Ölbergs und der Fußwaschung könnten aufgrund ihrer stilistischen Differenzen zu den übrigen Altarvorderseiten von einem Werkstattmitarbeiter des Pflockschen Meisters entstanden sein. Die Rückseite des Altars, die Epitaphseite, ist eventuell ebenfalls von einem Werkstattmitarbeiter gemalt worden.

[Vgl. Thiepold 2013, 70], [Thiepold, cda 2014]

Die Verbindung zu Dürers Werk lässt sich, abgesehen von der Abendmahlsszene, auch für eine weitere Darstellung des Retabels, die Ölbergszene, belegen. Hier übernimmt der Maler nahezu identisch Dürers Anordnung und Wiedergabe der Apostel Petrus, Johannes und Jakobus aus der Ölbergszene der Kupferstich-Passion von 1508[6].

[Vgl. Thiepold 2013, 44]

[1] Vgl. Heine, Samuel Gottlieb, ed., Historische Beschreibung der alten Stadt und Grafschaft Rochlitz in Meißen, Leipzig (1719) 161

[2] Vgl. Harbison, Craig, ‘The northern altarpiece as a cultural document’, in P. Humfrey, M. Kemp, The altarpiece in the Renaissance, Cambridge (1990) 49-75

[3] Vgl. Kasper, Walter, ‘Skandal einer Trennung - Offene Kommunion als Zeichen der Hoffnung’, In: Publik-Forum, Heft 45 (1970) 23

[4] Vgl. Sander, Kai Gallus, Email an Laura Thiepold, 21.08.2013, verfasst von Prof. dr. theol. Kai Gallus Sander (Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen, Campus Paderborn)

[5] Vgl. Angenendt, Arnold, Geschichte der Religiosität im Mittelalter, 2. Aufl., Darmstadt (2000) 668

[6] Vgl. Schoch, Rainer et al.: Albrecht Dürer - Das druckgraphische Werk, Bd. 1, Kupferstiche, Eisenradierungen und Kaltnadelblätter, München (2001) 131

  • Flügelaltar des Stifters A. Hermßdorff [linker Flügel], um 1518 - 1520

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Kunsttechnologische Untersuchung

04. 2012Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Infrarot-Reflektografie
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Unterzeichnung

Außen Seite:

Johannes der Täufer

BESCHREIBUNG

Zeichengeräte/Material:

- erste Anlage der Komposition vermutlich mit einem Stift; anschließend flüssiges, schwarzes Zeichenmedium, Pinsel und Feder

Typ/Duktus:

- besonders detaillierte Unterzeichnung

- dünne bis breitere Linien

- Schraffuren

- Heiligenschein, feine Linien mit einem Zirkel

Funktion:

- verbindlich für die Malerei; Hauptkonturen, Binnenformen und Gesichtszügen sind angegeben; plastische Wiedergabe mit Schraffuren

Abweichungen:

- kleine Präzisierungen der Form während des Malprozesses; kaum Änderungen

INTERPRETATION

Zuschreibung:

- Meister der Pflockschen Altars (Gemeinschaftswerk zweier Cranachschüler außerhalb der Cranachwerkstatt)

Innenseite: Vorbereitung auf das Abendmahl bzw. Passamahl

Oben: Jesus erteilt Petrus und Johannes den Auftrag in die Stadt zu gehen

BESCHREIBUNG

Zeichengeräte/Material:

- flüssiges, schwarzes Zeichenmedium, Pinseln unterschiedlicher Breite und vermutlich auch Feder; eventuell erster Grobentwurf mit einem trockenen Zeichenmedium

Typ/Duktus:

- sehr detaillierte Unterzeichnung

- dünne bis breitere Linien

- Schraffuren

Funktion:

- verbindlich für die Malerei; Hauptkonturen und Gesichtszügen sind angegeben; plastische Wiedergabe mit Schraffuren

Abweichungen:

- kleine Präzisierungen der Form während des Malprozesses; kleine Änderungen

INTERPRETATION

Zuschreibung:

- Meister des Pflockschen Altars (Gemeinschaftswerk zweier Cranachschüler außerhalb der Cranachwerkstatt)

Unten: Petrus und Johannes treffen, wie von Jesus prophezeit, auf den Mann mit den Wasserkrügen

BESCHREIBUNG

Zeichengeräte/Material:

- flüssiges, schwarzes Zeichenmedium, Pinseln unterschiedliche Breite, vermutlich auch Feder; eventuell erste Grobentwurf in einem trockenen Zeichenmedium

Typ/Duktus:

- sehr detaillierte Unterzeichnung

- dünne bis breitere Linien

- Schraffuren

Funktion:

- verbindlich für die Malerei; Hauptkonturen und eventuell Gesichtszügen sind angegeben; plastische Wiedergabe mit Schraffuren

Abweichungen:

- kleine Präzisierungen der Form während des Malprozesses; kleine Änderungen

INTERPRETATION

Zuschreibung:

- Meister des Pflockschen Altars (Gemeinschaftswerk zweier Cranachschüler außerhalb der Cranachwerkstatt)

[Smith, Sandner, Heydenreich, cda 2016]

  • fotografiert von Gunnar Heydenreich
  • fotografiert von Ingo Sandner
  • Infrarot-Reflektografie

Unterzeichnung

Flügelinnenseite:

Auf den Bildfeldern der Flügelinnenseiten wurde ein Grobentwurf vorgenommen. Sandner geht davon aus, dass es sich um einen weich zeichnenden Stift handelt – "[...] wie Holzkohlestäbchen oder Naturkreide [...]" Über diesem Grobentwurf befindet die eigentliche Unterzeichnung. Sandner geht davon aus, dass die Details im Bildhintergrund sowie an den Köpfen und Händen mit einer ungeschlitzten Rohrfeder gezeichnet wurden. Aufgrund der Linienform und der Farbdichte handelt es sich auf jeden Fall um ein stiftartiges Zeichengerät. Neben der Rohrfeder wurde bei der endgültigen Unterzeichnung auch ein feiner Spitzpinsel benutzt. Dies lässt sich besonders gut an den Linien heller Farbflächen aufzeigen, beispielsweise an den Gewandkonturen.

[Vgl. Sandner 2005 23]

[Vgl. Thiepold 2012 74-75]

Flügelaußenseite:

"Betrachtet man die Unterzeichnung des linken Außenflügels, so lassen sich bereits auf den ersten Blick deutliche Unterschiede zu den bereits untersuchten Bildfeldern [...] ausmachen. Zwar wurde ebenso wie bei den Flügelinnenseiten der Grobentwurf mit einem Stift vorgenommen, doch zeigt hier auch die endgültige Unterzeichnung eine äußerst feine Linienführung und eine sehr dezente Anlage der Binnenformen. Dies lässt sich besonders im Gesicht, auf dem zum Segensgestus erhobenen Arm sowie in der Anlage des Lamms nachweisen [...]. Sandner geht davon aus, dass es sich bei diesen besonders feinen Unterzeichnungen um das Zeicheninstrument einer Feder handeln könnte.[1] [...] Im Gegensatz zu den Änderungen der Unterzeichnungen auf den Bildfeldern der Innenflügel weist der linke Außenflügel keine Korrekturen auf. Die endgültige Unterzeichnung wurde relativ genau über den Linien des Grobentwurfs vorgenommen."

[Thiepold 2013, 76-77]

[1] Vgl. Sandner 2005, 27

Farbschichten und Metallauflagen

Flügelinnenseite (unteres Bildfeld):

Der Farbauftrag am Gewand des Apostels Johannes (Übergang vom grünen zum rosafarbenen und roten Stoff) ist relativ flächig und weist keine direkten Pinselspuren vor.

[Vgl. Thiepold 2013, 68-69]

Flügelaußenseite:

Die Höhungen im grünen Innenstoff lassen deutliche, gestrichene Pinselspuren erkennen.

[Thiepold, cda 2014]

Rahmung

Flügelinnenseite:

Bei dem Rahmen der linken Flügelinnenseite handelt es sich um einen Plattenrahmen mit Wasserschlag. Das vergoldete, reliefierte Rankenornament auf der Platte wird von einem schmucklosen, rotbraun gefassten Profil umschlossen. Über der unteren Rahmenplatte befindet sich ein braun gefasster Wasserschlag. Bei den drei übrigen Rahmenleisten folgt nach dem Rankenmotiv eine blau gefasste Hohlkehle, die von einem vergoldeten Rundstab zur Bildtafel hin abgeschlossen wird. Die häufige Verwendung von Blattgold sowie der Wasserschlag sind Indizien für einen katholischen Altar. Die Darstellungen innerhalb der Malerei bestätigen diesen Eindruck.

[Vgl. Thiepold 2013, 32].

Flügelaußenseite:

"Bei den beiden Rahmen der Flügelaußenseiten [...] handelt es sich um schmucklose, schwarz gefasste Rahmen, die nach innen abgeschrägt sind."

[Thiepold 2013, 33]

Restaurierungsgeschichte

Datum2007 -

Vorzustand (vor der Restaurierung) :

Flügelinnenseite:

Der Flügel weist vorderseitig erneuerte Schmuckrahmenleisten auf.

" [...] weisen in etwa den gleichen Zustand auf, wie die Mitteltafel. Es gibt kaum Retuschen auf den Gemälden und nur sehr kleine Farbverluste. Der Firnis auf dem oberen Gemälde des linken Flügels ist sehr matt."

Flügelaußenseite:

"Die Bildtafel weist rückseitig rechts eine größere Anzahl von Anobienlöchern auf, ist ansonsten jedoch intakt. Rückseitig ist an der linken oberen Rahmenecke ein massiver Metallwinkel eingesetzt. [...]

Die Rahmen der Flügelrückseiten wurden ebenfalls übergrundiert und überfasst. Im Gegensatz zur Mitteltafel war hier die erste Fassung ebenfalls ein Schwarz. Die Rahmenaußenseite war ursprünglich rot gestrichen. Die derzeitige Fassung weist etliche Abplatzungen auf. Das Silber auf dem Wasserschlag ist weitestgehend abgerieben. [...]

Auch hier ist die Malschicht sehr stark verschmutzt und mit Spritzern bedeckt. Im Gegensatz zum rechten Flügel ist die Malschicht fest und weist bedeutend weniger Abplatzungen entlang der Holzmaserung auf. Im unteren Bereich liegen mehrere störende, weil unpassende farbliche Ausbesserungen und alte Kittungen vor."

[Sommer, Ulrike/ Mai, Arne, Restaurierungsbericht zum Hermßdorff-Epitaphaltar für die Kirchengemeinde Rochlitz, unveröffentlicht, 31.08.2007, 4-7]

Metallteile:

Alle Metallwinkel und Bänder, die an sichtbaren Stellen eingelassen waren, wurden entfernt. "Alle verbliebenen Metallteile wurden entrostet, mit Roststopper behandelt und mit schwarzem Acryllack gestrichen." Die unsichtbare Befestigung des Bogenfeldes am oberen Rahmen der Mitteltafel erfolgte eine Verbindung aus Edelstahldornen und -hülsen.

Holz:

"Die durch die früher eingesetzten Metallwinkel entstandenen Fehlstellen wurden mit Lindenholz ausgesetzt. Da am Aufsatz durch das Verlängern der Tafel bei einer früheren Restaurierung beidseits ein Stück profilierter Rahmen an den unteren Enden fehlt, wurden dort ebenfalls entsprechend profilierte Teile aus Lindenholz angesetzt.

Kleinere Ausbrüche in der Holzsubstanz wurden gleichfalls mit Lindenholz ausgesetzt oder mit Holzkitt geschlossen (Deckplatte, Rahmen Mitteltafel, Predella).

Zum Verleimen aller Ergänzungen sowie gelöster Leisten und Fugen kam Fischleim zur Anwendung. Zur besseren Wandelbarkeit der Flügel wurde ein ca. 5 mm starkes Distanzbrett unter der Mitteltafel eingesetzt."

Malschicht:

Die partielle Festigung der Malschicht erfolgte mit französischem Hasenhautleim (50:1000). Die gesamte Rückseite des rechten Flügels musste durchgefestigt werden. In allen anderen Bereichen erfolgten partielle Festigungen.

An einigen Stellen war keine Festigung mit Leim möglich, weshalb dort neutralisiertes Acronal zum Einsatz kam. "Die Reinigung der Oberflächen erfolgte mittels Feinporschwamm bzw. Wattestäbchen und Wasser ohne Zusätze." In einigen Bereichen war dennoch eine Schaumbildung zu beobachten.

Die Kittung der Malschicht erfolgte mit Kreidegrund (50:1000). Die Retuschen wurden mit Künstlergouache der Firma Schmincke vorgenommen. Neben Fehlstellen wurden an einigen Stellen auch stark verfärbte alte Retuschen abgedeckt - an den Gewändern im Bildfeld der Predella, im unteren Bereich der Flügelrückseiten, im unteren Bereich der Epitaphseite und am Gewand des Judas auf der Mitteltafel.

Störende holzsichtige Ränder, die durch Schrumpfung der Tafel verursacht wurden, wurden ebenfalls eingetönt.

"In Bereichen, wo verschwärztes Silber vorliegt, wurde der Gouache etwas Zinnschliff zugesetzt. Die vergoldeten Bereiche wurden mit einer bolusfarbenen Gouacheunterlage und Muschelgold geschlossen, lediglich auf den Rahmenverlängerungen des Aufsatzes kam Poliment und Blattgold zur Anwendung. Zur Egalisierung des Glanzgrades an matten Stellen und Retuschen wurde Dammar in Testbenzin verwendet."

[Vgl. Sommer, Ulrike/ Mai, Arne, Restaurierungsbericht zum Hermßdorff-Epitaphaltar für die Kirchengemeinde Rochlitz, unveröffentlicht, 31.08.2007, 3-9]

  • restauriert von Ulrike Sommer
  • restauriert von Arne Mai

Datum1904 -

Laut dem Restaurierungsbericht von 2007 wurden in der ersten Restaurierung die Rahmen des Altars überarbeitet. Teile des Holzes wurden ersetzt und Metallbänder zur Fixierung der Altarteile untereinander sowie Metallwinkel zur Stabilisierung eingebaut. Gleichsam wurden auch die Scharniere, Ösen und Schließen erneuert.

[Vgl. Sommer, Ulrike/ Mai, Arne, Restaurierungsbericht zum Hermßdorff-Epitaphaltar für die Kirchengemeinde Rochlitz, unveröffentlicht, 31.08.2007, 3]

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