Die kleine Holztafel mit der Darstellung der Johanna von Cleve ist stabil. Der Holzbildträger ist zwar sehr dünn, weist aber keine Schäden auf. Beeinträchtigt wird das Erscheinungsbild dieser feinen Malerei durch einen sehr unterschiedlich stark aufgetragenen, vergilbten Firnis. Besonders im Hintergrund wirkt der Firnis vergilbt und streifig. Darunter sind schon mit bloßem Auge zahlreiche Verputzungen zu sehen, bei denen das Blau des Hintergrundes reduziert ist und die helle Grundierung durchscheint. Die auf den Fehlstellen liegenden historischen Retuschen sind farbverändert, verdunkelt und geben dem gesamten Gemälde ein sehr fleckiges Erscheinungsbild. Retuschen sind auf den ursprünglich umgefassten Bildrändern außerhalb der Ritzung, aber auch im Inkarnat unter den Augen sowie zwischen den Augenbrauen erkennbar. Das Gewand wirkt relativ geschlossen, hier ist nur links unter der linken Hand eine größere Fehlstelle erkennbar.
Die Malschicht zeigt ein auffälliges, vertikales Craquelée, wobei die Craqueléeränder geschlossen sind und die Malschicht stabil ist.
Mit einem Lösemittelgemisch aus Ethanol und Aceton konnte der vergilbte Firnis sowie die historischen Retuschen entfernt werden. Dabei waren die Retuschen auf den Bildrändern schwerer löslich. Diese mussten mechanisch unter dem Mikroskop entfernt werden. Nach der Abnahme von Firnis und Retuschen zeigte sich ein ausgeprägtes Schadensbild durch kleinere Fehlstellen und Verputzungen der sehr dünnen Malerei. Besonders in den blauen Hintergründen war die Farbe teilweise so stark gedünnt, dass die helle Grundierung auffällig durchscheint.
Bei Johanna von Cleve sind die Verputzungen und Fehlstellen besonders stark im Inkarnat unter den Augen sowie rechts am Bild neben dem Kopf. Am linken unteren Bildrand neben dem rechten Ärmel sind größere Fehlstellen bis auf den Holzbildträger erkennbar.
Die Ränder der Tafeln sind außerhalb der Ritzung nicht bemalt. Die Malerei läuft in diesen Bereichen aus, so dass die Grundierung frei liegt.
Nach der Abnahme von Firnis und Retuschen erfolgte die Kittung der holzsichtigen Fehlstellen. Danach wurden die Verputzungen sowie die gekitteten Fehlstellen mit Gouachefarben retuschiert. Den Abschluss bildete der Auftrag eines neuen Naturharzfirnis. Sehr vereinzelt wurden die Verputzungen nach dem Firnisauftrag mit Gamblin Conservation Colors lasierend korrigiert.
Bei den Gemälderahmen wurden kleinere Fehlstellen und Kratzer mit Gouachefarben retuschiert. Ebenso erfolgte partiell die Korrektur der beriebenen Goldleiste mit Streichgold mit Wachsbindemittel. Die Einrahmung erfolgte wieder mit kleinen Stahlstiften auf der Rückseite, wobei zwischen Stahlstift und Gemälde ein säurefreiem Karton zur Isolierung angebracht wurde.
siehe auch pdf
- restauriert von Johannes Schaefer