Der Heilige Hieronymus im Gehäus

Der Heilige Hieronymus im Gehäus

Titel

Der Heilige Hieronymus im Gehäus

[Cat. Mainz 1999, No. 2]

Der Heilige Hieronymus in der Zelle

[Cat. Mainz 1889, No. 313]

Hieronymus als Kardinal in seiner Studierstube

[Parthey 1861/64, 410]

Malerei auf Fichtenholz

Material / Technik

Malerei auf Fichtenholz

[Cat. Mainz 1999, No. 2]

Die Studierstube, das "Gehäus" des Hl. Hieronymus ist ein spärlich möblierter, holztonnengewölbter Raum. An der linken Seite und in der Rückwand befindet sich je ein Fenster mit Butzenscheiben; letzteres gewährt einen begrenzten Ausblick in eine Landschaft. [...] Der Gelehrte sitzt an einem schräg in den Raum gestellten breiten Schreibpult, auf

Die Studierstube, das "Gehäus" des Hl. Hieronymus ist ein spärlich möblierter, holztonnengewölbter Raum. An der linken Seite und in der Rückwand befindet sich je ein Fenster mit Butzenscheiben; letzteres gewährt einen begrenzten Ausblick in eine Landschaft. [...] Der Gelehrte sitzt an einem schräg in den Raum gestellten breiten Schreibpult, auf dem die diversen Utensilien für seine Arbeit liegen: sein Schreibzeug, ein aufgeschlagenes Buch auf einem Lesepult sowie ein weiteres Buch mit prächtigem Einband. Ganz rechts steht ein Kruzifix mit Steinen und Knochen am Kreuzesfuß. An dem sechsarmigen Kerzenleuchter links hinter dem Heiligen hängt unten ein Wappenschild mit den kursächsischen Wappen (Schwarz und Silber geteilt mit zwei roten gekreuzten Schwertern).

[Cat. Mainz 1999, No. 2]

Zuschreibungen
Werkstatt Lucas Cranach der Ältere
Lucas Cranach der Ältere

Zuschreibungen

Werkstatt Lucas Cranach der Ältere

[Cat. Mainz 1999, No. 2]

Lucas Cranach der Ältere

[Cat. Mainz 1876, No. 292]
[Cat. Mainz 1917, No. 304]

Johann van Eyck

[Cat. Mainz 1845, No. 29]
[Parthey 1861/64, 410]

Datierungen
um 1520
um 1525

Datierungen

um 1520

[Cat. Mainz 1999, No. 2]

um 1525

[Schreiben von Christoph Emmendörffer, Augsburg, 17.06.1998]

Maße
Maße Bildträger: 120 x 102 x 0,4 cm

Maße

  • Maße Bildträger: 120 x 102 x 0,4 cm

  • Maße mit Rahmen: 127,2 x 102,7 x 5 cm

  • [Landesmuseum Mainz, revised 2016]

Signatur / Datierung

Keine

Eigentümer
Landeshauptstadt Mainz
Besitzer
Landesmuseum Mainz
Standort
Mainz
CDA ID
DE_LMM_439
FR (1978) Nr.
FR-none
Permalink
https://lucascranach.org/de/DE_LMM_439/

Provenienz

1841 Vermächtnis von Martin von Metzler
[Cat. Mainz 1999, No. 2]

Quellen / Publikationen

Erwähnt auf Seite Katalognummer Tafel
Cat. Mainz 1999 24-29 2
Autor/inSusanne Kern
TitelDeutsche Malerei des 15. und 16. Jahrhunderts im Landesmuseum Mainz. Ausgewählte Werke
ReiheMuseum im Taschenformat
Band4
Ort der VeröffentlichungMainz
Jahr der Veröffentlichung1999
Sandner 1998 B 85
Autor/inIngo Sandner
TitelCranach als Zeichner auf dem Malgrund
Veröffentlichungin Ingo Sandner, Wartburg-Stiftung Eisenach and Fachhochschule Köln, eds., Unsichtbare Meisterzeichnungen auf dem Malgrund. Cranach und seine Zeitgenossen, Exhib. Cat. Eisenach
Ort der VeröffentlichungRegensburg
Jahr der Veröffentlichung1998
Seiten83-95
Cat. Mainz 1924
Autor/inErnst Neeb, Karl Schumacher
TitelKurzer Führer durch die Sammlungen im Kurfürstlichen Schloß zu Mainz
Ort der VeröffentlichungMainz
Jahr der Veröffentlichung1924
Cat. Mainz 1917 304
TitelVerzeichnis der Gemälde-Sammlung der Stadt Mainz
Ort der VeröffentlichungMainz
Jahrgang12th edition
Jahr der Veröffentlichung1917
Flechsig 1900 A 172 p. 173
Autor/inEduard Flechsig
TitelCranachstudien
Band1
Ort der VeröffentlichungLeipzig
Jahr der Veröffentlichung1900
Link http://www.archive.org/stream/cranachstudien01flecuoft
Cat. Mainz 1889
TitelVerzeichniss der Gemälde in der städtischen Gallerie zu Mainz
Ort der VeröffentlichungMainz
Jahrgang2nd edition
Jahr der Veröffentlichung1889
Cat. Mainz 1881
Autor/inCarl Hellermann
TitelMuseum der Stadt Mainz. Führer durch die Sammlungen im ehem. kurfürstlichen Schlosse
Ort der VeröffentlichungMainz
Jahr der Veröffentlichung1881
Cat. Mainz 1876 292
Autor/inUnbekannt
TitelMuseum der Stadt Mainz. Verzeichniss der Sammlungen
Ort der VeröffentlichungMainz
Jahr der Veröffentlichung1876
Cat. Mainz 1863
TitelFührer in dem Museum der Stadt Mainz
Ort der VeröffentlichungMainz
Jahr der Veröffentlichung1863
Parthey 1863 415
Autor/inGustav Parthey
TitelDeutscher Bildersaal: Verzeichniss der in Deutschland vorhandenen Oelbilder verstorbener Maler aller Schulen; in alphabetischer Folge zusammengestellt. Erster Band: A - K
Ort der VeröffentlichungBerlin
Jahr der Veröffentlichung1863
Link https://doi.org/10.11588/diglit.22413
Cat. Mainz 1845 29
Autor/inJohann Wirth
TitelKatalog des Museums der Stadt Mainz
Ort der VeröffentlichungMainz
Jahr der Veröffentlichung1845
Müller 1834
Autor/inNikolaus Müller
TitelTaxiertes Verzeichnis der Städtischen Gemäldesammlung in Mainz im Stande von 1834 [Stadtarchiv Mainz, 7075726, Nr. 48, Manuskript]
Jahr der Veröffentlichung1834

Forschungsgeschichte / Diskussion

Inventar der Sammlung Metzler, 01.05.1841, Stadtarchiv Mainz, NL M. v. Metzler 679, 1:

„Nr. 115 In einem Zimmer sitzt der heilige Hieronymus und zieht einem Löwen einen Stachel aus der Datze, geschätzt 1200 Gulden"

[Landesmuseum Mainz, revised 2016]

Unterhalb des Leuchters hängt das kursächsische Wappen – womit die These, die Tafel sei der Cranachwerkstatt zuzuordnen, unterstützt wird, da Cranach kursächsischer Hofmaler war.

Hieronymus wird hier nicht in erster Linie als humanistischer Gelehrter dargestellt, sondern, indem er ein furchteinflößendes Tier zähmt, im übertragenen Sinne als Friedensstifter. Aus diesem Grund könnte die Tafel als Geschenk eines Mitgliedes des kursächsischen Hofes an eine Person gedacht gewesen sein, die eine friedensstiftende Handlung entweder bereits vollbracht hatte oder zu einer solchen aufgefordert werden sollte.

Die räumliche Komposition ist auf das sich im linken oberen Bildbereich befindende kursächsische Wappen ausgerichtet und auf Untersicht konzipiert. Somit liegt es nahe, dass die Tafel ursprünglich zu einem Flügelaltar gehörte und den linken Flügel darstellte.

[Manuela Fürstenau, Landesmuseum Mainz, Dezember 2016]

  • Der Heilige Hieronymus im Gehäus, um 1520

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Kunsttechnologische Untersuchung

12. 2016Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

Bildträger

Fichtenholz, Astansätze deutlich sichtbar.

7 Bretter mit senkrecht verlaufender Faserrichtung.

Grundierung und Imprimitur

Die zweischichtige Grundierung wurde sorgsam geglättet.

Nur am oberen Bildrand ist die Grundierung gut sichtbar. Die übrigen Tafelränder sind von dem Rahmen bedeckt. Das Bild kann z. Zt.(Dez. 2016) aus konservatorischen Gründen nicht ausgerahmt werden.

Eine semitransparente, sehr dünne hellockerfarbene Imprimitur ist vermutlich auf das gesamte Bild aufgetragen worden (mittels Lupe gut sichtbar am großen Zeh des Gekreuzigten und links neben dem oberen Balken des Kreuzes).

Farbschichten und Metallauflagen

Die Malschicht erscheint an der Oberfläche emailartig glatt. Nur im Steiflicht können leicht pastose Lichter, helle, akzentuierende und konturierende Linien wahrgenommen werden.

Eine weitere Ausnahme von dieser Glätte ist im Vordergrund an den Fußbodenplatten zu erkennen, deren Oberflächengestaltung sich nicht mit dem Verlauf der Pinselgrate in der darunterliegenden Malschicht deckt.

Die sehr dünn aufgetragene, altersbedingt partiell transparent gewordene Malschicht lässt partiell die Unterzeichnung mit dem bloßen Auge erkennen. Weniger bildbestimmende Motive sind auf einen äußerst verkürzten, zwei- bis dreilagigen, meist sehr dünnen Farbschichtenaufbau rationalisiert.

Die Inkarnatpartien wurden zuerst gemalt. Dann folgte der rote Mantel mit Hut, Ärmel und Hemd. Darauf der Bereich des Kruzifix‘ mit dem Schreibpult, anschließend der Leuchter. Der gesamte Hintergrund wurde als vorletzte Detailgestaltung ausgeführt: Weißhöhen der Bruchsteinmauer überlappen alle angrenzenden Farbbereiche. Zu allerletzt sind die Gewandkordel und der Löwe gemalt worden, denn die gemalten Haare liegen auf dem Inkarnat der Hände des Hieronymus und dem Hintergrund.

Inkarnat Gesicht

Das Gesicht des Hieronymus ist mit einem dünn deckenden rosafarbenen (Rot-Weißausmischung) Inkarnatton unterlegt. Darauf wurden die Gesichtsformen in Form von Höhen und Schatten mit hauchfeinen Lasuren moduliert, die partiell durch Verputzungen verloren gegangen sind. Das Ober- und Unterlid wurde mit einem hellen, deckenden Ockerton geformt, der Augapfel mit Bleiweiß ausgemalt , auf der Höhe des linken Tränensacks wurde eine transparente hellrote Lasur gestrichen, die dem Auge Leben verleiht. Zwischen dem Bleiweiß des Augapfels und der roten Lasur wurde nochmals eine verbindende weißgraue Lasur vertrieben. Aus der roten Lasur im Tränensack wurde die schwarze Kontur des Oberlides gezogen, aus der heraus die schwarzen Wimpern mit neu aufgenommener schwarzer Farbe mittels eines feinen Spitzpinsels aus der noch nicht getrockneten Farbe gezogen wurden. Die Verschattung des rechten Augenwinkels wurde mit einer verdünnten braunen Farbe in Form von feinen Strichen parallel zu den dunklen Wimpern generiert. Das Bindemittel dieser abschließenden Verfeinerung scheint dasselbe zu sein, das auch abschließend hauchfein weißgrau bis dunkelgrau im Gesicht modulierend aufgetragen wurde. Durch Verputzungen ist es hier allerdings größtenteils verlorengegangen. So muss man sich das Erscheinungsbild des Gesichts doch leicht kompakter und nicht wie heute mild „transparent“ vorstellen. Der porzellanhafte, helle, transparente Charakter des Inkarnats wird auch durch die altersbedingte Transparens der dünnen, hellen Malschicht verstärkt.

Das Bindemittel (vermutlich ein Ölfirnis) der feinen hellgrauen Barthaare konnte den älteren Reinigungseingriffen im Gegensatz zu dem der hellen Lasuren widerstehen und neigt auch nicht zum Gilben.

Gekonnt gesetzte feine, kurze tief rosafarbene Farbstriche auf dem aus hauchfeinen Lasuren gemalten Mund, dessen Lippenspalte mit einem kräftigen dunkelbraunen geschwungenen Strich gestaltet ist, vermutlich mit braunen Krapplack, lassen diesen sinnlich und lebendig erscheinen.

Inkarnat Hände

Auf dem heute semitransparent erscheinenden Inkarnatgrundton (Unterzeichnung schimmert schwach durch) wurden die Formen der Finger mit hellen und dunklen hauchfeinen Lasuren moduliert.

Die Nägel wurden mit einer weißen dünnen Farbschicht gestaltet, an deren Ende ein brauner feiner Strich sicher gezogen wurde, der die Plastizität der Fingerkuppen erzeugt und gleichzeitig auch Schmutz darstellen könnte.

Um noch einmal die Körperhaftigkeit zu betonen, wurden die Finger mit einer 0,4 – 0,5 mm breiten Kielfeder in brauner Farbe konturiert.

Gewand

Das Gewand des HL. Hieronymus wurde mit einer dünnen deckenden zinnoberfarbenen Schicht mit Aussparung der weißen Bereiche untermalt.

Darauf wurden die Schattenzonen in einer Rotschwarzausmischung gelegt. Anschließend wurden Körpervolumina und Faltenhöhen mit einer roten Bleiweißausmischung mit einem breiten Pinsel aufgetragen. Pinselstriche sind in Nahsicht sichtbar. Hell- und Dunkelzonen wurden nach Trocknung mit einem Mittelton verbunden, wobei die Höhen durch Auswischen wieder herausgearbeitet wurden.

Auf diese gut getrockneten Schichten folgte eine hauchdünne semitransparente rote Lasur(vermutlich Krapp oder ein andere roter Farblack), der auf den roten Höhen ausgewischt wurde. Abschließend wurde der Schattenbereich des Gewandes und des Hutes mit ein bis zwei dunkelroten bis schwarzen Lackschichten lasiert.

Um dem Gewand nochmals eine raumverbindliche Form und zusätzliche Plastizität zu verleihen, wurden partiell die Falten, besonders aber die Außenkonturen mit hellen und dunklen roten Konturlinien je nach Licht und Schatten konturiert.

Nach Fertigstellung des roten Gewandes wurden die hellen Ärmel und Hemd (Grundton – Schatten – Licht – Mittelton) gestaltet.

Zuletzt wurde die rote Kordel mit den Quasten in einer sehr lockeren souveränen Malweise aufgetragen, deren hell-dunkel-Nuancen variierend aufleuchten. Am oberen Ansatz auf der linken Seite des Gewandes sind einzelne unsaubere Striche der Kordel-Ausmalung auch auf dem ockerfarbenen Hintergrund zu sehen.

Der Gekreuzigte

Auf die semitransparente inkarnatfarbene Imprimitur wurde ein deckender rosafarbener (Rotweißausmischung) Inkarnatton in sehr lockerer flotter Malweise gestrichen.

Die Höhen und Schattierungen der Volumina wurden in einem dünnen weiß-grau oder dunklen Ton fein vertreibend ausgestrichen. Die Höhe der Nase ist deckend weiß gestaltet, auch Nägel und Krone wurden locker flüssig deckend aufgetragen.

Eine Besonderheit stellt die farbliche und malerische Gestaltung des Gesichts des Gekreuzigten dar: Die Unterlippe wurde mit einer hauchfeinen semitransparenten Lasur und fein darauf gesetztem Licht geformt. Die innere Kontur des geöffneten Mundes wurde mit einer extrem feinen, exakt gezogenen, krappfarbenen Kontur gemalt, die Verwendung einer Rohrfeder ist hier zu vermuten. Zusammen mit den anschließend in gelbem Ocker flott gesetzten Barthaaren und den angrenzenden Blutspuren erzeugt dieser Bereich eine intensive farbliche Wirkung.

Löwe

Die Löwengestalt wurde in einem Sienaton unterlegt. Die Schnauze und äußere Augenform wurde mit Bleiweiß recht einfach, leicht ungelenk anmutend, deckend gestaltet.

Die Feingestaltung der Schnauze erfolgte in Weiß und Grau nass in nass.

In die weiße Augenumrandung wurde der Augapfel mit deckendem Ocker ausgemalt, das darauf schwarz deckend konturiert wurde. In die noch nicht getrocknete ockerfarbene Malschicht des Augapfels wurde eine schwarzfarbene Iris gemalt, die weiß konturiert wurde. Auf die Iris wurde nochmals ein brauner Strich gesetzt und zuletzt ein Licht in Form eines winzigen feinen pastosen Weißstrichs.

Erscheint die Konturierung der Augen relativ ungelenk, überzeugt die mit verschiedenen Bindemitteln und variierenden Pinseln unterschiedlicher Stärke (Spitzpinsel, Fächerpinsel) äußerst differenzierte Fellgestaltung: Auch dieser Qualitätsunterschied könnte für zwei verschiedene Mitarbeiterhände sprechen.

Der Schwanz ist mit zwei sehr dünnen schnelltrocknenden sienafarbenen Schichten unterlegt, auf die mit einem stumpfen Pinsel braune Farbe aufgestupft wurde. Hier wurde eine zeitsparende, sehr effiziente Technik angewandt, die einen wirklichkeitsnahen Ausdruck vermittelt, der besonders auf Fernsicht ausgerichtet ist. Die

gleiche Technik ist auch am Stein unterhalb des Kruzifixes zu beobachten.

Die einzelnen feinen Fellhaare liegen sowohl auf den Abschlusskonturen der Finger als auch auf der weiß-hellgrauen Bruchsteingestaltung.

Rahmung

Die Tafel wurde in den 50er Jahren in einen neuen Zierrahmen gesetzt. Zuvor besaß sie einen Rahmen aus dem 19. Jahrhundert, der mit Gaze vergoldet war.

  • untersucht von Manuela Fürstenau

1998Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Infrarot-Fotografie

Unterzeichnung

Infrarot-Fotografie mit NIR 1000 durchgeführt

Das zentrale Bildmotiv, der Kopf des Hieronymus, wurde mittels einer Pause vermutlich mit einem Bleigriffel (0,1 mm) auf den hellen Malgrund übertragen. Eine feine, bleifarbene, feste und hart erscheinende Linie, die links das Gesicht von der Stirn über die Wange bis zum Kinn rahmt, ist als Pauslinie zu erkennen. Sie wurde nicht in einem Stück durchgezogen, sondern mehrmals abgesetzt und dann wieder stumpf angesetzt weitergezogen. Im zweiten Arbeitsgang wurde diese Vorgabe mit einem Pinsel und verdünnter schwarzer Farbe frei nachgezogen. Auf der Höhe der linken Wange wurde diese Außenkontur ein zweites Mal nach innen gezogen, was aber in der malerischen Ausführung nicht berücksichtigt wurde. Als dritter Arbeitsgang erfolgte eine frei aufgetragene Binnengestaltung in Form von kurzen Halb - und Doppelschwüngen, die zwei Aufgaben haben konnten: Sie konnten wie Kürzel mehr oder weniger verbindlich die formbildenden Schattierungen vorgeben oder sie gaben die Kontur an, indem sie beispielsweis die Oberlippe skizzierten. Eine gegriffelte Vorzeichnung für die weiteren Bildbereiche konnte nicht festgestellt werden. Es ist nur eine wie im zweiten Arbeitsgang mehr oder weniger formverbindliche schemenhafte Pinselunterzeichnung zu sehen, die fei aufgetragen wurde; oft ist sie mit dem bloßen Auge zu sehen.

In ganz anderer Weise ist die Unterzeichnung des Kruzifixes ausgeführt. Sehr lebendig flott sind die Konturen und Details mit einem Pinsel und verdünnter Tusche nach einer Vorlage aufgetragen. Vermutlich war eine für die Größe und Perspektive geeignete Vorlage nicht vorhanden. Um eine solche zu erstellen, hätte mehr Zeit gebraucht und Kosten verursacht. Der Maler hat offenbar versucht, anatomische und perspektivische Unsicherheiten direkt auf dem Bildträger zu korrigieren (s. u.a. Füße, Festlegung der Brustwarze, Durchstreckung der Oberschenkel).

Eine zweite Überarbeitung mit einem etwas stärkeren Pinseldruck und dunklerer Farbe in Form von kurzen Halbschwüngen im Bereich der Knie, im oberen Bereich des Unterschenkels, des Bartes sowie von langgezogenen Linien im Lendentuchbereich diente zu einer weiteren Präzisierung.

Ob diese zweite Überarbeitung von einer weiteren Person ausgeführt wurde, ist an dieser Stelle nicht abschließend zu klären, ist aber nicht auszuschließen.

Offensichtlich ist die Form des Lendentuchs in der Unterzeichnung und der malerischen Ausführung in einen anderen Typus umgestaltet worden: Die Lendentuchbindung auf der rechten Seite war zunächst offenbar als straff gespannt gedacht , wie die drei parallel gezogenen Strichen vermuten lassen, und ist danach erst in eine nach unten fallenden bogenförmigen Stoffform umgewandelt worden.

Die Faltenführung der Außenkontur des unteren Stoffknäuels wurde in der malerischen Ausführung vollkommen umgestaltet, indem die nach außen gehenden Spitzen links und rechts glatt verkürzt wurden.

Das INRI-Schild wurde perspektivisch auf den Fluchtpunkt, das untere Ende des Wappens hin korrigiert.

Die Außenkontur des Löwen wurde am Schwanzende nach oben versetzt und das linke Auge ein wenig nach Außen zur Wange gezogen.

Das Fell des Löwen wurde um das Maul herum summarisch in kurzen Halbschwüngen einer Girlande gleich vorgegeben, die somit eine zeitsparende effiziente Arbeitsweise widerspiegelt.

Die detailreich vorgezeichneten Krallen des Löwen sind in der malerischen Ausführung nicht sichtbar.

Ob sie bei grobausgeführten Reinigungen weggeputzt wurden, ist mehr als unwahrscheinlich: Bei Verputzungen in dunklen Farbbereichen konnten in anderen Bildbereichen immer noch Farbspuren festgestellt werden. Vielleicht wurden sie unter Zeitdruck schlicht vergessen – oder der Löwe sollte als besonders friedfertig dargestellt werden. Jedenfalls ließe sich dieser deutliche Unterschied in Unterzeichnung und malerischer Ausführung als Argument für zwei ausführende Mitarbeiter heranziehen.

Die Falten des linken Ärmels sind in der ersten Ausführung nicht sehr präzise, sondern nur durch flüchtig hintereinander aufgetragene Pinselstriche mit hakenförmigen und halbrund auslaufenden Enden angedeutet. Auch dies ist ein typisches Kürzel in der Cranachwerkstatt.

  • untersucht von Manuela Fürstenau

Erhaltungszustand

Holzergänzungen finden sich auf der rechten Seite oben und unten sowie an der linken oberen Bildecke. Zahlreiche Risse im Holz führten zu Rissen und Ausbrüchen in der Malschicht. Besonders stark sind die Schäden im mittleren Bereich des Kardinalsgewandes. Vom linken Arm bis zur Fensteröffnung am oberen Bildrand verlaufen mehrere kleine Risse über eine Länge von 32 cm. Von der linken Schulter bis zum oberen Rand ziehen sich Risse in einer Länge von 50 cm hin. Weitere Risse von insgesamt 33 cm Länge durchziehen den rechten unteren Bildbereich (Schreibpult, Lesepult und unterer Teil des Lendentuches Christi) sowie den linken unteren Bildbereich (vom Schwanzende bis zur erhobenen Tatze des Löwen). Im Hintergrund, zwischen dem Hl. Hieronymus und dem Löwen, finden sich bis zum unteren Bildrand hin mehrere kleine +/- 4 cm lange Risse. Diese Schadensbereiche, zum Teil auch die Fugen, weisen kleine bis großflächige Retuschen auf, die stellenweise gedunkelt sind. Im gesamten Bildbereich markieren sich kleine, 3-5 mm messende Äste. Trotz der genannten Schäden ist die Malerei, namentlich das Inkarnat des Hieronymus, in einem recht guten Zustand.

Die Rückseite, die im Leisten- und Klötzchensystem parkettiert ist, wurde mehrmals stark und ungleichmäßig gedünnt. Sie weist Sägespuren auf, Spuren von älterem Schädlingsbefall sowie ältere und neuere Kittungen. Die gesamte Fläche ist mit einem weißlichen, kittartigen Anstrich übergangen worden. Vermutlich wurde die Tafel in den 50er/60er Jahren zum letzten Mal restauriert.

[Cat. Mainz 1999, 27-28]

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