Die Malschicht erscheint an der Oberfläche emailartig glatt. Nur im Steiflicht können leicht pastose Lichter, helle, akzentuierende und konturierende Linien wahrgenommen werden.
Eine weitere Ausnahme von dieser Glätte ist im Vordergrund an den Fußbodenplatten zu erkennen, deren Oberflächengestaltung sich nicht mit dem Verlauf der Pinselgrate in der darunterliegenden Malschicht deckt.
Die sehr dünn aufgetragene, altersbedingt partiell transparent gewordene Malschicht lässt partiell die Unterzeichnung mit dem bloßen Auge erkennen. Weniger bildbestimmende Motive sind auf einen äußerst verkürzten, zwei- bis dreilagigen, meist sehr dünnen Farbschichtenaufbau rationalisiert.
Die Inkarnatpartien wurden zuerst gemalt. Dann folgte der rote Mantel mit Hut, Ärmel und Hemd. Darauf der Bereich des Kruzifix‘ mit dem Schreibpult, anschließend der Leuchter. Der gesamte Hintergrund wurde als vorletzte Detailgestaltung ausgeführt: Weißhöhen der Bruchsteinmauer überlappen alle angrenzenden Farbbereiche. Zu allerletzt sind die Gewandkordel und der Löwe gemalt worden, denn die gemalten Haare liegen auf dem Inkarnat der Hände des Hieronymus und dem Hintergrund.
Inkarnat Gesicht
Das Gesicht des Hieronymus ist mit einem dünn deckenden rosafarbenen (Rot-Weißausmischung) Inkarnatton unterlegt. Darauf wurden die Gesichtsformen in Form von Höhen und Schatten mit hauchfeinen Lasuren moduliert, die partiell durch Verputzungen verloren gegangen sind. Das Ober- und Unterlid wurde mit einem hellen, deckenden Ockerton geformt, der Augapfel mit Bleiweiß ausgemalt , auf der Höhe des linken Tränensacks wurde eine transparente hellrote Lasur gestrichen, die dem Auge Leben verleiht. Zwischen dem Bleiweiß des Augapfels und der roten Lasur wurde nochmals eine verbindende weißgraue Lasur vertrieben. Aus der roten Lasur im Tränensack wurde die schwarze Kontur des Oberlides gezogen, aus der heraus die schwarzen Wimpern mit neu aufgenommener schwarzer Farbe mittels eines feinen Spitzpinsels aus der noch nicht getrockneten Farbe gezogen wurden. Die Verschattung des rechten Augenwinkels wurde mit einer verdünnten braunen Farbe in Form von feinen Strichen parallel zu den dunklen Wimpern generiert. Das Bindemittel dieser abschließenden Verfeinerung scheint dasselbe zu sein, das auch abschließend hauchfein weißgrau bis dunkelgrau im Gesicht modulierend aufgetragen wurde. Durch Verputzungen ist es hier allerdings größtenteils verlorengegangen. So muss man sich das Erscheinungsbild des Gesichts doch leicht kompakter und nicht wie heute mild „transparent“ vorstellen. Der porzellanhafte, helle, transparente Charakter des Inkarnats wird auch durch die altersbedingte Transparens der dünnen, hellen Malschicht verstärkt.
Das Bindemittel (vermutlich ein Ölfirnis) der feinen hellgrauen Barthaare konnte den älteren Reinigungseingriffen im Gegensatz zu dem der hellen Lasuren widerstehen und neigt auch nicht zum Gilben.
Gekonnt gesetzte feine, kurze tief rosafarbene Farbstriche auf dem aus hauchfeinen Lasuren gemalten Mund, dessen Lippenspalte mit einem kräftigen dunkelbraunen geschwungenen Strich gestaltet ist, vermutlich mit braunen Krapplack, lassen diesen sinnlich und lebendig erscheinen.
Inkarnat Hände
Auf dem heute semitransparent erscheinenden Inkarnatgrundton (Unterzeichnung schimmert schwach durch) wurden die Formen der Finger mit hellen und dunklen hauchfeinen Lasuren moduliert.
Die Nägel wurden mit einer weißen dünnen Farbschicht gestaltet, an deren Ende ein brauner feiner Strich sicher gezogen wurde, der die Plastizität der Fingerkuppen erzeugt und gleichzeitig auch Schmutz darstellen könnte.
Um noch einmal die Körperhaftigkeit zu betonen, wurden die Finger mit einer 0,4 – 0,5 mm breiten Kielfeder in brauner Farbe konturiert.
Gewand
Das Gewand des HL. Hieronymus wurde mit einer dünnen deckenden zinnoberfarbenen Schicht mit Aussparung der weißen Bereiche untermalt.
Darauf wurden die Schattenzonen in einer Rotschwarzausmischung gelegt. Anschließend wurden Körpervolumina und Faltenhöhen mit einer roten Bleiweißausmischung mit einem breiten Pinsel aufgetragen. Pinselstriche sind in Nahsicht sichtbar. Hell- und Dunkelzonen wurden nach Trocknung mit einem Mittelton verbunden, wobei die Höhen durch Auswischen wieder herausgearbeitet wurden.
Auf diese gut getrockneten Schichten folgte eine hauchdünne semitransparente rote Lasur(vermutlich Krapp oder ein andere roter Farblack), der auf den roten Höhen ausgewischt wurde. Abschließend wurde der Schattenbereich des Gewandes und des Hutes mit ein bis zwei dunkelroten bis schwarzen Lackschichten lasiert.
Um dem Gewand nochmals eine raumverbindliche Form und zusätzliche Plastizität zu verleihen, wurden partiell die Falten, besonders aber die Außenkonturen mit hellen und dunklen roten Konturlinien je nach Licht und Schatten konturiert.
Nach Fertigstellung des roten Gewandes wurden die hellen Ärmel und Hemd (Grundton – Schatten – Licht – Mittelton) gestaltet.
Zuletzt wurde die rote Kordel mit den Quasten in einer sehr lockeren souveränen Malweise aufgetragen, deren hell-dunkel-Nuancen variierend aufleuchten. Am oberen Ansatz auf der linken Seite des Gewandes sind einzelne unsaubere Striche der Kordel-Ausmalung auch auf dem ockerfarbenen Hintergrund zu sehen.
Der Gekreuzigte
Auf die semitransparente inkarnatfarbene Imprimitur wurde ein deckender rosafarbener (Rotweißausmischung) Inkarnatton in sehr lockerer flotter Malweise gestrichen.
Die Höhen und Schattierungen der Volumina wurden in einem dünnen weiß-grau oder dunklen Ton fein vertreibend ausgestrichen. Die Höhe der Nase ist deckend weiß gestaltet, auch Nägel und Krone wurden locker flüssig deckend aufgetragen.
Eine Besonderheit stellt die farbliche und malerische Gestaltung des Gesichts des Gekreuzigten dar: Die Unterlippe wurde mit einer hauchfeinen semitransparenten Lasur und fein darauf gesetztem Licht geformt. Die innere Kontur des geöffneten Mundes wurde mit einer extrem feinen, exakt gezogenen, krappfarbenen Kontur gemalt, die Verwendung einer Rohrfeder ist hier zu vermuten. Zusammen mit den anschließend in gelbem Ocker flott gesetzten Barthaaren und den angrenzenden Blutspuren erzeugt dieser Bereich eine intensive farbliche Wirkung.
Löwe
Die Löwengestalt wurde in einem Sienaton unterlegt. Die Schnauze und äußere Augenform wurde mit Bleiweiß recht einfach, leicht ungelenk anmutend, deckend gestaltet.
Die Feingestaltung der Schnauze erfolgte in Weiß und Grau nass in nass.
In die weiße Augenumrandung wurde der Augapfel mit deckendem Ocker ausgemalt, das darauf schwarz deckend konturiert wurde. In die noch nicht getrocknete ockerfarbene Malschicht des Augapfels wurde eine schwarzfarbene Iris gemalt, die weiß konturiert wurde. Auf die Iris wurde nochmals ein brauner Strich gesetzt und zuletzt ein Licht in Form eines winzigen feinen pastosen Weißstrichs.
Erscheint die Konturierung der Augen relativ ungelenk, überzeugt die mit verschiedenen Bindemitteln und variierenden Pinseln unterschiedlicher Stärke (Spitzpinsel, Fächerpinsel) äußerst differenzierte Fellgestaltung: Auch dieser Qualitätsunterschied könnte für zwei verschiedene Mitarbeiterhände sprechen.
Der Schwanz ist mit zwei sehr dünnen schnelltrocknenden sienafarbenen Schichten unterlegt, auf die mit einem stumpfen Pinsel braune Farbe aufgestupft wurde. Hier wurde eine zeitsparende, sehr effiziente Technik angewandt, die einen wirklichkeitsnahen Ausdruck vermittelt, der besonders auf Fernsicht ausgerichtet ist. Die
gleiche Technik ist auch am Stein unterhalb des Kruzifixes zu beobachten.
Die einzelnen feinen Fellhaare liegen sowohl auf den Abschlusskonturen der Finger als auch auf der weiß-hellgrauen Bruchsteingestaltung.