Geburt Mariae

Wie zahlreiche andere Episoden aus der Kindheitsgeschichte der Maria wird ihre Geburt in der Bibel nicht erwähnt. Als Quelle für die Darstellung des Ereignisses dienten daher die apokryphen Texte, wenngleich auch sie von der Geburt der Maria nur summarisch und ohne ausschmückende Motive berichten.

Im Einklang mit der Bildtradition findet das dargestellte Geschehen im Innenraum statt. Ein hochgeraffter roter Vorhang gewährt einen Einblick in eine bürgerlich ausgestattete Wochenstube. Gestützt durch Kissen und geborgen unter einer grünen Samtdecke, sitzt die Hl. Mutter Anna in einem Baldachinbett, das in bildparalleler Anordnung über die gesamte Bildbreite geführt ist. Mit ausgestreckten Armen nimmt sie ihr gewickeltes Kind von der Hebamme entgegen. Deren aufgekrempelte Ärmel sowie die Holzbadewanne und die ebenfalls hölzerne Deckelkanne im Bildvordergrund geben zu erkennen, dass dem Neugeborenen soeben das erste Bad zubereitet wurde. Eine auf der anderen Bettseite zusammengedrängte Gruppe von vier Besucherinnen, die wie die Wöchnerin weiße Kopfhauben tragen, wohnt dem Vorgang mit feierlichem Ernst bei.

[Elsbeth Wiemann, Staatsgalerie Stuttgart, revised 2015]