Jesus segnet die Kinder (Epitaphbild für die Familie des Theologen Dr. Caspar Cruciger)

Anhand weiterer Portraits von der Hand Lucas Cranachs d.J. kann die schwarz gewandete männliche Figur der linken Bildhälfte als Dr. Caspar Cruciger d.Ä. (1504-1548), Wittenberger Theologe sowie Weggefährte Luthers und Melanchtons, identifiziert werden.

Cruciger war in erster Ehe mit Elisabeth von Meseritz verheiratet, die 1535 starb. 1536 heiratete er Apollonia Günterode, die 1557 starb. Die beiden schwarz gekleideten Frauen, die portraithafte Züge aufweisen, können als die beiden Ehefrauen identifiziert werden. Die linke, im Profil dargestellte ist wahrscheinlich nachträglich in die Komposition eingefügt worden, was ihre gedrängte Position erklärt. Es könnte sich demnach um Apollonia handeln, die 1557 und damit wohl in der Entstehungszeit des Bildes starb. Bei dem Knaben im Vordergrund links und dem Säugling, der Jesus auf einem schwarzem Tuch präsentiert wird, könnte es sich um jung verstorbene Söhne Crucigers handeln.

Cruciger hatte zwei Söhne und eine Tochter aus erster, einen Sohn und drei Töchter aus zweiter Ehe. Drees vermutet, in den vier dargestellten jungen Frauen mit Säuglingen seien die Töchter und in dem jüngsten Jünger am linken oberen Bildrand der dritte Sohn, Caspar Cruciger d.J., zu sehen.

Die Tafel war ursprünglich möglicherweise für die Wittenberger Stadtpfarrkirche gedacht, in der Cruciger 1548 begraben wurde.

Das Bildthema der Kindersegnung ist vor der Reformation unbekannt. Es ist als Reaktion auf die Ablehnung der Kindstaufe durch die Wiedertäufer zu sehen. Luther berief sich zur Rechtfertigung dieser auf die am oberen Bildrand zitierte Bibelstelle Mk 10.

In der Cranach-Werkstatt wurden zahlreiche Bilder dieses Themas geschaffen, wobei keine zwei identisch sind. Auch in der herzoglichen Kunstsammlung von Schloss Gottorf hatte sich einst eines dieser Gemälde befunden [DK_SMK_KMS2087], FR 362F: Es war als Mitgift der sächsischen Prinzessin Maria Elisabeth, die im Jahr 1630 Herzog Friedrich III. von Schleswig-Holstein-Gottorf heiratete, dorthin gelangt.

Die vorliegende Tafel unterscheidet sich von den übrigen Darstellungen dieses Bildtthemas einerseits durch die Hinzufügung von Stifterportraits, andererseits durch das Material des Bildträgers, das Kupfer ist. Es handelt sich um eines der frühesten bekannten Beispiele für Malerei auf Kupfer in Deutschland.

[Daria Dittmeyer, Schloss Gottorf 2013]