Bildträger
Die Holztafel (73,3 x 51,3 x 0,7 cm) besteht aus drei Fichtenholzseitenbrettern unterschiedlicher Breite, die in vertikaler Richtung miteinander verleimt sind. Eine Sicherung der Brettfugen mit
Leinwand oder Wergfasern ist nicht erkennbar.
Nach heutigem Kenntnisstand verwendete Lucas Cranach d.Ä. Fichtenholz nur während seines Aufenthaltes in Wien um 1502/03. In der Wittenberger Cranach-Werkstatt ist die Verwendung
von Fichtenholz als Bildträger bisher in keinem Fall belegt.
Grundierung und Imprimitur
Die Tafel ist weiß grundiert; augenscheinlich handelt es sich um einen Kreidegrund. Der Auftrag der Grundiermasse erfolgte rechts und unten nicht bis zum Tafelrand. Hier ist ein scharfkantiger Grundiergrat erhalten. Im Vergleich mit Werken aus der Cranach-Werkstatt erscheint die Grundierung auffällig hell und zudem unterscheidet sich der Grundiergrat durch seine spitze Form von gesicherten Cranach-Werken.
Unterzeichnung
Auf dem Malgrund ließ sich mittels Infrarot-Reflektografie partiell eine schwarze Unterzeichnung sichtbar machen. Das Zeicheninstrument konnte dabei nicht eindeutig identifiziert werden, möglicherweise fanden Pinsel und Stift Verwendung. Die lineare Zeichnung konzentriert sich auf die Fixierung wesentlicher Konturlinien und Binnenformen. Zwischen Unterzeichnung und nachfolgender Malerei gibt es keine auffälligen Abweichungen.
Im Vergleich mit authentischen Werken Lucas Cranachs d.Ä. erscheint die Linienführung relativ unsicher. Insbesondere im Bereich des Lendentuches ist die geringe Qualität der Unterzeichung sichtbar.
Farbschichten und Metallauflagen
Pigmente
Auf dem vorliegenden Gemälde wurden durch Heike Stege mittels Lichtmikroskopie und SEM/EDX folgende Pigmente und Füllstoffe nachgewiesen: Bleiweiß, Kreide, Bleizinngelb, orangefarbener Ocker, grüne Erde, Azurit und Kohlenstoffschwarz.[1] Kreide, Bleiweiß, Bleizinngelb, Azurit, und Kohlenstoffschwarz fanden in der europäischen Tafelmalerei einschließlich der Cranach-Werkstatt häufige Verwendung.
Grüne Erde konnte bisher auf keinem Werk aus der Werkstatt Lucas Cranachs nachgewiesen werden. Das Pigment ist ebenso wenig in Cranachs erhaltenen Farbabrechnungen verzeichnet. Auch die Verwendung von orangefarbenem Ocker mit Schwerspat und einer cerhaltigen Verbindung ist auf Cranach-Gemälden bisher nicht belegt.
Das im Bereich der Hintergrundlandschaft verwendete Azuritpigment ist auffällig grobkörnig. In der Cranach-Werkstatt wurden hingegen nur sehr feinkörnige Azuritfraktionen für die Gestaltung von Himmel und Hintergrundlandschaft verwendet.
Inkarnate
Die Inkarnate wurden mit einer hellen Ausmischung aus Bleiweiß und zinnoberroten Pigmenten angelegt. Schattenformen sind relativ grob mit halbtransparenten rotbraunen und grauen Lasuren modelliert und Lichter mit helleren Bleiweißausmischungen aufgesetzt. Das Röntgenbild erscheint sehr fleckig. Es verdeutlicht, dass der Malprozess präzise geplant und ohne größere Veränderungen vonstatten ging. Stilistisch und technisch unterscheidet sich die Ausführung der Inkarnate deutlich von gesicherten Werken Lucas Cranachs und seiner Werkstatt. Insbesondere die im Röntgenbild sichtbare Verteilung von Bleiweiß lässt eine abweichende Technik der Modellierung erkennen.
Himmel und Landschaft
Der Himmel wurde mit Bleiweiß und Azurit angelegt und nachfolgend mit rötlich-braunen Lasuren abgetönt. Die auf Cranach-Gemälden dieser Zeit in der Regel vorhandene graue Untermalung des Himmels ist auf dem vorliegenden Gemälde nicht nachweisbar. Die Gestaltung des Himmels mit rötlich-braunen Lasuren war in der Cranach-Werkstatt nicht üblich. Das Laubwerk im Bildmittelgrund ist mit rotbrauner Farbe angelegt. Darauf erfolgte die Modellierung einzelner Blätter mit dunkel- bis hellgrüner Farbe. Diese Technik ist für Lucas Cranach ebenfalls unüblich: Die auf Cranach-Gemälden häufiger zu beobachtenden bräunlichen Randbildungen an Blattwerk resultieren aus gebräunten Lasuren, die abschließend aufgetragen wurden.
Stilistisch und maltechnisch unterscheidet sich auch die Gestaltung der Architektur im Bildhintergrund von gesicherten Werken Lucas Cranachs und seiner Werkstatt. Insbesondere die konturbetonten Stadtansichten sind für Cranach ungewöhnlich.
[1] Poll-Frommel, Stege, Untersuchungsbericht (2009), S. 2.
Rahmung
Der Plattenrahmen ist über einer hellroten Grundierung schwarz gefasst und in den Eckbereichen mit rankenförmigen Motiven gestaltet. Auf der Platte sind rautenförmige Muster eingeritzt. Der Rahmen wurde unter Verwendung von altem Holz hergestellt. Bereits vor der Verarbeitung wies das Holz Schadinsektenbefall auf, was sich an angeschnittenen Fraßgängen erkennen lässt.
- untersucht von Gunnar Heydenreich