Bildträger
Die Holztafel (40,6 x 26,7 x 0,5 cm) besteht aus zwei Brettern unterschiedlicher Breite (oben
11,2/15,5, unten 11,7/15 cm). Es handelt sich um Weichholz, wahrscheinlich Linde. In der
Röntgenaufnahme ist die bildseitige Beklebung der Brettfuge mit Fasern sichtbar.
Die Tafel wurde in späterer Zeit auf der Rückseite geringfügig gedünnt und parkettiert. Eine
nachträgliche Formatänderung ist nicht feststellbar.
Proportion und Größe des Bildträgers entsprechen annähernd einem der in der Cranach-
Werkstatt gebräuchlichen Standardformate ("B", H: ca. 33,5 - 39 cm, B: ca. 23,5 - 30 cm).
Grundierung und Imprimitur
Die Tafel ist weiß grundiert; augenscheinlich handelt es sich um einen Kreidegrund. Der Auftrag der Grundiermasse erfolgte an drei Seiten nicht bis zum Rand, d.h. die Tafel war in dieser Arbeitsphase in einem Rahmen fixiert. Am linken Rand ist die Grundierung bis zum Tafelrand aufgetragen. Da hier allerdings der Grundierungs- und Farbauftrag auch auf dem seitlichen Tafelrand nachweisbar sind, wurde die Tafel sehr wahrscheinlich ungleichmäßig in den Arbeitsrahmen gesetzt und nicht nachträglich beschnitten. Im Bereich des Übergangs zwischen Tafel und ursprünglichem Rahmen gibt es einen Grundiergrat, dessen erhabene Form darauf schließen lässt, dass auch die Glättung des Grundes im Rahmen erfolgte.
Zwischen Grundierung und Malschicht gibt es eine hellrot pigmentierte Zwischenschicht (Imprimitur). Nach mikroskopischer Untersuchung dürfte es sich dabei um eine Ausmischung aus Bleiweiß und Mennige handeln.
[Heydenreich, examination report, 2008, 1-2, 3]
Unterzeichnung
Auf dem Malgrund ließ sich mittels Infrarot-Reflektografie eine mit schwarzer Tusche ausgeführte Unterzeichnung sichtbar machen (Untersuchungsbericht Sandner 2008). Vermutlich diente eine Kielfeder als Zeicheninstrument. Die skizzenhafte Zeichnung der Figuren mit meist kurzen geschwungenen Linienzügen konzentriert sich auf die Fixierung wesentlicher Konturlinien und Binnenformen. Gesichter, Gewänder und Schmuck sind dabei relativ präzise festgelegt; der Hintergrund verblieb hingegen im Zustand einer groben Skizze. Der Baumstamm und die Felsformationen wurden nur mit lockeren Linienzügen angedeutet. Ob es sich bei dem auffälligen vertikalen Linienzug am linken Bildrand um die Angabe für einen zweiten Baum handelt lässt sich deshalb nur schwer deuten. Vermutlich folgte diese Unterzeichnung einem ersten Grobentwurf mit einem nicht sichtbar zu machenden Zeichenmedium (Kohle oder Kreide), wie dies von Cranachs Entwurfszeichnungen auf Papier bekannt ist.
Zwischen Unterzeichnung und nachfolgender Malerei gibt es mehrere geringfügige Abweichungen. So zeigt z.B. das Gewand der hl. Barbara in der Unterzeichnung Schlitzungen an den Oberarmen und ist zudem mit einem breiten Gürtel verziert. Auf diese Details sowie auf den Halsreif mit einem Schmuckanhänger wurde in der malerischen Ausführung zugunsten eines hoch geschlossenen Seidenhemdes verzichtet. Zudem scheint die Blickrichtung der hl. Barbara geändert: Offenbar richtete sie in der Unterzeichnung ihren Blick noch auf Christus, dem sie die Frucht reicht, während sie sich in der malerischen Ausführung von der Szenerie abwendet. Ein breiter Schmuckgürtel und aufwendiger Halsschmuck sind auf den anderen erhaltenen Versionen aus der Cranach-Werkstatt jeweils Attribute der Hl. Katharina. Wohlmöglich orientierte sich die Unterzeichnung der Hl. Barbara auf dem vorliegenden Gemälde an der Figur der Hl. Katharina, wie sie z.B. mit der Budapester Variante erhalten ist und erst mit dem Malprozess erfolgte eine Anpassung des Kostüms.
Das Gewand der hl. Dorothea ist auch im Bereich des Turmes mit breiten Falten unterzeichnet. Zugleich kreuzen diese Faltenlinien hinter dem Kopf der hl. Barbara eine zweite gezeichnete Fensteröffnung im Mauerwerk, die nicht mit Farbe ausgeführt wurde. Demnach wurde der Turm offenbar erst mit der zeichnerischen Kompositionsanlage zwischen den Heiligen Dorothea und Barbara positioniert. Dieses Vorgehen zeugt von einem kreativen Arbeitsprozess auf dem Malgrund. Es scheint damit unwahrscheinlich, dass die Unterzeichnung einer detaillierten Vorzeichnung oder einem anderen ausgereiften Vorbild folgte. Vielmehr sind diese Befunde Indizien, dass die Bildkomposition auf dem Malgrund entwickelt wurde.
[Heydenreich, examination report, 2008, 2]
Farbschichten und Metallauflagen
Inkarnate
Die Inkarnate wurde mit einer hellen Ausmischung aus Bleiweiß und zinnoberroten Pigmenten angelegt. Schattenformen sind gleichförmig mit halbtransparenten braunen Lasuren modelliert und Lichtakzente mit einer helleren Inkarnatfarbe aufgesetzt. Das Röntgenbild spiegelt eine zügig ausgeführte Modellierung der Gesichtsformen wider. Das Absorptionsrelief erscheint vergleichsweise fleckig und wenig auf Formen und Beleuchtungsverhältnisse konzentriert. Die Augen mit feinen schwarzen Wimpern sind in kleinstem Maßstab vergleichsweise sicher erfasst. Formal und in der technischen Ausführung sehr ähnliche Köpfe gibt es auf einigen kleineren Tafeln Lucas Cranachs und seiner Werkstatt, u.a. auf der Hl. Anna Selbdritt (um 1520, FR 105) und der Kreuzigung in Mahlis/Sachen.
Gewänder
Das grüne Samtgewand der Hl. Katharina und das purpurne Kleid der Hl. Dorothea wurden zuerst flächig schwarz untermalt. Darauf sind grüne bzw. violette Faltenstege modelliert und abschließend die Übergänge mit farbigen Lasuren harmonisiert. Das rote Armgewand der Maria erscheint hingegen mit Zinnoberrot und Schwarz untermalt und darauf mit Weiß gehöht. Die Falten des roten Kleides der hl. Margareta sind nahezu ausschließlich mit dem Spitzpinsel und weißer Farbe auf der roten Untermalung modelliert. Der blaue Mantel der Maria ist augenscheinlich mit Azurit mehr streichend als stupfend ausgeführt. Die Röntgenaufnahme verdeutlicht, dass die blaue Farbe nach dem ersten Inkarnatfarbe aufgetragen und damit der Halsausschnitt partiell abgedeckt wurde.
Das Goldbrokatgewand der Hl. Barbara folgt einer verbreiteten Praxis, indem die mit gelbbrauner Farbe modellierten Falten mit linearen Brokatmustern überzogen wurden, ohne dabei auf die Faltenbildung Rücksicht zu nehmen. Die nachfolgend eingetragenen gelben und rötlichen ‚Goldfäden’ betonen schließlich die Faltenmodellierung. Glasige Einschlüsse in der gelben Farbe und die starke Absorption von Röntgenstrahlen lassen die Verwendung von Bleizinngelb vermuten.
Himmel und Landschaft
Der Himmel und Teile der Hintergrundlandschaft sind mit grauer Farbe (Weiß und Schwarzpigment) untermalt. Dabei ist eine graduelle Tonwertabstufung zwischen Zenit (grau) und Horizont (weiß) feststellbar. Das Blaupigment wurde anschließend stupfend aufgetragen. Augenscheinlich handelt es sich um Azurit in sehr kleiner Korngröße. Mittel- und Hintergrundlandschaft sind verschiedenfarbig angelegt und flächig modelliert. Die Detailzeichnung erfolgte unter Verwendung verschiedener Pinsel, unterschiedlicher Farbkonsistenzen und Auftragsarten. Zur Darstellung von Baumrinde und Moos wurde beispielsweise über einer flächigen Untermalung helle Farbe mit dem Borstenpinsel aufgestupft. Darüber liegen schwarze kalligraphische Strukturen und betonen die Rindenstruktur. Ebenso wurde die Hintergrundlandschaft zuerst mehr oder weniger deckend modelliert und dann mit dem Spitzpinsel grafisch überarbeitet. [...] Das Röntgenbild verdeutlicht, dass der Malprozess präzise geplant und ohne größere Veränderungen vonstatten ging. Die Grenzlinien zwischen den einzelnen Farbflächen sind bereits in der Untermalung fixiert. Wesentliche Veränderungen oder Korrekturen im Malprozess sind nicht erkennbar.
[Heydenreich, examination report, 2008, 3-4]
Rahmung
Der originale Zierrahmen ist nicht erhalten.
[Heydenreich, examination report, 2008, 2]
- untersucht von Gunnar Heydenreich