Mystische Vermählung der heiligen Katharina im Kreis der heiligen Jungfrauen

Mystische Vermählung der heiligen Katharina im Kreis der heiligen Jungfrauen

Titel

Mystische Vermählung der heiligen Katharina im Kreis der heiligen Jungfrauen

[Heydenreich, examination report, 2008, 1]

Malerei auf Holz (wahrscheinlich Lindenholz)

Material / Technik

Malerei auf Holz (wahrscheinlich Lindenholz)

[Heydenreich, examination report, 2008, 1]

Das Gemälde zeigt die mystische Vermählung der heiligen Katharina im Kreis der heiligen Jungfrauen.

[Heydenreich, examination report, 2008, 1]

Zuschreibung
Lucas Cranach der Ältere und Werkstatt

Zuschreibung

Lucas Cranach der Ältere und Werkstatt

[Heydenreich, examination report, 2008, 7]

Datierung
um 1520

Datierung

um 1520

[Heydenreich, examination report, 2008, 7]

Maße
Maße Bildträger: 40,6 x 26,7 x 0,5 cm

Maße

  • Maße Bildträger: 40,6 x 26,7 x 0,5 cm

  • [Heydenreich, examination report, 2008, 1]

Signatur / Datierung

Keine

Eigentümer
Privatbesitz
Besitzer
Privatbesitz
CDA ID
PRIVATE_NONE-P052
FR (1978) Nr.
FR085A
Permalink
https://lucascranach.org/de/PRIVATE_NONE-P052/

Provenienz

  • Privatbesitz
    [Heydenreich, examination report, 2008, 1]

Quellen / Publikationen

Erwähnt auf Seite Katalognummer Tafel
Friedländer, Rosenberg 1979 85A
Autor/inMax J. Friedländer, Jakob Rosenberg
Herausgeber/inG. Schwartz
TitelDie Gemälde von Lucas Cranach
Ort der VeröffentlichungBasel, Boston, Stuttgart
Jahr der Veröffentlichung1979
  • Mystische Vermählung der heiligen Katharina im Kreis der heiligen Jungfrauen, um 1520

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Kunsttechnologische Untersuchung

23.08.2008Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Lichtmikroskopische Oberflächenuntersuchung
  • Infrarot-Reflektografie
  • Röntgengrobstrukturanalyse
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Bildträger

Die Holztafel (40,6 x 26,7 x 0,5 cm) besteht aus zwei Brettern unterschiedlicher Breite (oben

11,2/15,5, unten 11,7/15 cm). Es handelt sich um Weichholz, wahrscheinlich Linde. In der

Röntgenaufnahme ist die bildseitige Beklebung der Brettfuge mit Fasern sichtbar.

Die Tafel wurde in späterer Zeit auf der Rückseite geringfügig gedünnt und parkettiert. Eine

nachträgliche Formatänderung ist nicht feststellbar.

Proportion und Größe des Bildträgers entsprechen annähernd einem der in der Cranach-

Werkstatt gebräuchlichen Standardformate ("B", H: ca. 33,5 - 39 cm, B: ca. 23,5 - 30 cm).

Grundierung und Imprimitur

Die Tafel ist weiß grundiert; augenscheinlich handelt es sich um einen Kreidegrund. Der Auftrag der Grundiermasse erfolgte an drei Seiten nicht bis zum Rand, d.h. die Tafel war in dieser Arbeitsphase in einem Rahmen fixiert. Am linken Rand ist die Grundierung bis zum Tafelrand aufgetragen. Da hier allerdings der Grundierungs- und Farbauftrag auch auf dem seitlichen Tafelrand nachweisbar sind, wurde die Tafel sehr wahrscheinlich ungleichmäßig in den Arbeitsrahmen gesetzt und nicht nachträglich beschnitten. Im Bereich des Übergangs zwischen Tafel und ursprünglichem Rahmen gibt es einen Grundiergrat, dessen erhabene Form darauf schließen lässt, dass auch die Glättung des Grundes im Rahmen erfolgte.

Zwischen Grundierung und Malschicht gibt es eine hellrot pigmentierte Zwischenschicht (Imprimitur). Nach mikroskopischer Untersuchung dürfte es sich dabei um eine Ausmischung aus Bleiweiß und Mennige handeln.

[Heydenreich, examination report, 2008, 1-2, 3]

Unterzeichnung

Auf dem Malgrund ließ sich mittels Infrarot-Reflektografie eine mit schwarzer Tusche ausgeführte Unterzeichnung sichtbar machen (Untersuchungsbericht Sandner 2008). Vermutlich diente eine Kielfeder als Zeicheninstrument. Die skizzenhafte Zeichnung der Figuren mit meist kurzen geschwungenen Linienzügen konzentriert sich auf die Fixierung wesentlicher Konturlinien und Binnenformen. Gesichter, Gewänder und Schmuck sind dabei relativ präzise festgelegt; der Hintergrund verblieb hingegen im Zustand einer groben Skizze. Der Baumstamm und die Felsformationen wurden nur mit lockeren Linienzügen angedeutet. Ob es sich bei dem auffälligen vertikalen Linienzug am linken Bildrand um die Angabe für einen zweiten Baum handelt lässt sich deshalb nur schwer deuten. Vermutlich folgte diese Unterzeichnung einem ersten Grobentwurf mit einem nicht sichtbar zu machenden Zeichenmedium (Kohle oder Kreide), wie dies von Cranachs Entwurfszeichnungen auf Papier bekannt ist.

Zwischen Unterzeichnung und nachfolgender Malerei gibt es mehrere geringfügige Abweichungen. So zeigt z.B. das Gewand der hl. Barbara in der Unterzeichnung Schlitzungen an den Oberarmen und ist zudem mit einem breiten Gürtel verziert. Auf diese Details sowie auf den Halsreif mit einem Schmuckanhänger wurde in der malerischen Ausführung zugunsten eines hoch geschlossenen Seidenhemdes verzichtet. Zudem scheint die Blickrichtung der hl. Barbara geändert: Offenbar richtete sie in der Unterzeichnung ihren Blick noch auf Christus, dem sie die Frucht reicht, während sie sich in der malerischen Ausführung von der Szenerie abwendet. Ein breiter Schmuckgürtel und aufwendiger Halsschmuck sind auf den anderen erhaltenen Versionen aus der Cranach-Werkstatt jeweils Attribute der Hl. Katharina. Wohlmöglich orientierte sich die Unterzeichnung der Hl. Barbara auf dem vorliegenden Gemälde an der Figur der Hl. Katharina, wie sie z.B. mit der Budapester Variante erhalten ist und erst mit dem Malprozess erfolgte eine Anpassung des Kostüms.

Das Gewand der hl. Dorothea ist auch im Bereich des Turmes mit breiten Falten unterzeichnet. Zugleich kreuzen diese Faltenlinien hinter dem Kopf der hl. Barbara eine zweite gezeichnete Fensteröffnung im Mauerwerk, die nicht mit Farbe ausgeführt wurde. Demnach wurde der Turm offenbar erst mit der zeichnerischen Kompositionsanlage zwischen den Heiligen Dorothea und Barbara positioniert. Dieses Vorgehen zeugt von einem kreativen Arbeitsprozess auf dem Malgrund. Es scheint damit unwahrscheinlich, dass die Unterzeichnung einer detaillierten Vorzeichnung oder einem anderen ausgereiften Vorbild folgte. Vielmehr sind diese Befunde Indizien, dass die Bildkomposition auf dem Malgrund entwickelt wurde.

[Heydenreich, examination report, 2008, 2]

Farbschichten und Metallauflagen

Inkarnate

Die Inkarnate wurde mit einer hellen Ausmischung aus Bleiweiß und zinnoberroten Pigmenten angelegt. Schattenformen sind gleichförmig mit halbtransparenten braunen Lasuren modelliert und Lichtakzente mit einer helleren Inkarnatfarbe aufgesetzt. Das Röntgenbild spiegelt eine zügig ausgeführte Modellierung der Gesichtsformen wider. Das Absorptionsrelief erscheint vergleichsweise fleckig und wenig auf Formen und Beleuchtungsverhältnisse konzentriert. Die Augen mit feinen schwarzen Wimpern sind in kleinstem Maßstab vergleichsweise sicher erfasst. Formal und in der technischen Ausführung sehr ähnliche Köpfe gibt es auf einigen kleineren Tafeln Lucas Cranachs und seiner Werkstatt, u.a. auf der Hl. Anna Selbdritt (um 1520, FR 105) und der Kreuzigung in Mahlis/Sachen.

Gewänder

Das grüne Samtgewand der Hl. Katharina und das purpurne Kleid der Hl. Dorothea wurden zuerst flächig schwarz untermalt. Darauf sind grüne bzw. violette Faltenstege modelliert und abschließend die Übergänge mit farbigen Lasuren harmonisiert. Das rote Armgewand der Maria erscheint hingegen mit Zinnoberrot und Schwarz untermalt und darauf mit Weiß gehöht. Die Falten des roten Kleides der hl. Margareta sind nahezu ausschließlich mit dem Spitzpinsel und weißer Farbe auf der roten Untermalung modelliert. Der blaue Mantel der Maria ist augenscheinlich mit Azurit mehr streichend als stupfend ausgeführt. Die Röntgenaufnahme verdeutlicht, dass die blaue Farbe nach dem ersten Inkarnatfarbe aufgetragen und damit der Halsausschnitt partiell abgedeckt wurde.

Das Goldbrokatgewand der Hl. Barbara folgt einer verbreiteten Praxis, indem die mit gelbbrauner Farbe modellierten Falten mit linearen Brokatmustern überzogen wurden, ohne dabei auf die Faltenbildung Rücksicht zu nehmen. Die nachfolgend eingetragenen gelben und rötlichen ‚Goldfäden’ betonen schließlich die Faltenmodellierung. Glasige Einschlüsse in der gelben Farbe und die starke Absorption von Röntgenstrahlen lassen die Verwendung von Bleizinngelb vermuten.

Himmel und Landschaft

Der Himmel und Teile der Hintergrundlandschaft sind mit grauer Farbe (Weiß und Schwarzpigment) untermalt. Dabei ist eine graduelle Tonwertabstufung zwischen Zenit (grau) und Horizont (weiß) feststellbar. Das Blaupigment wurde anschließend stupfend aufgetragen. Augenscheinlich handelt es sich um Azurit in sehr kleiner Korngröße. Mittel- und Hintergrundlandschaft sind verschiedenfarbig angelegt und flächig modelliert. Die Detailzeichnung erfolgte unter Verwendung verschiedener Pinsel, unterschiedlicher Farbkonsistenzen und Auftragsarten. Zur Darstellung von Baumrinde und Moos wurde beispielsweise über einer flächigen Untermalung helle Farbe mit dem Borstenpinsel aufgestupft. Darüber liegen schwarze kalligraphische Strukturen und betonen die Rindenstruktur. Ebenso wurde die Hintergrundlandschaft zuerst mehr oder weniger deckend modelliert und dann mit dem Spitzpinsel grafisch überarbeitet. [...] Das Röntgenbild verdeutlicht, dass der Malprozess präzise geplant und ohne größere Veränderungen vonstatten ging. Die Grenzlinien zwischen den einzelnen Farbflächen sind bereits in der Untermalung fixiert. Wesentliche Veränderungen oder Korrekturen im Malprozess sind nicht erkennbar.

[Heydenreich, examination report, 2008, 3-4]

Rahmung

Der originale Zierrahmen ist nicht erhalten.

[Heydenreich, examination report, 2008, 2]

  • untersucht von Gunnar Heydenreich

2008Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Röntgengrobstrukturanalyse
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  • erstellt von Gunnar Heydenreich

11. 2007Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Infrarot-Reflektografie
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Unterzeichnung

BESCHREIBUNG

Zeichengerät/Material:

- flüssiges schwarzes Zeichenmedium; Kielfeder

Typ/Duktus:

- freie Unterzeichnung, dünne Linien; relativ ausführlich

Funktion:

- relativ verbindlich für die Malerei (die Landschaft im Hintergrund nur summarisch angelegt); die Linien grenzen die Konturen der Figuren ab und geben die Gesichtszüge an; keine plastische Wiedergabe

Abweichungen:

- kaum Präzisierungen der Form während des Malprozesses; Änderungen (z.B. das Gewand der hl. Barbara; ihre Blickrichtung; das Gewand der hl. Dorothea ist auch im Bereich des Turmes mit breiten Falten unterzeichnet, in diesem Bereich hinter dem Kopf der hl. Barbara ist eine zweite gezeichnete Fensteröffnung im Mauerwerk angelegt, die nicht mit Farbe ausgeführt wurde.

INTERPRETATION

Zuschreibung:

- Lucas Cranach d. Ä.

Anmerkungen:

- die Vorgehensweise zeugt von einem kreativen Arbeitsprozess auf dem Malgrund. Es scheint damit unwahrscheinlich, dass die Unterzeichnung einer detaillierten Vorzeichnung oder einem anderen ausgereiften Vorbild folgte.

[Smith, Sandner, Heydenreich cda 2014]

Erhaltungszustand

Datum23.08.2008

Das Gemälde befindet sich derzeitig in einem relativ stabilen jedoch sichtbar geschädigten

und partiell überarbeiteten Zustand. In der Bildoberfläche markieren sich die Brettfuge und

mehrere Einlaufrisse. Bei der feinkörnigen Struktur, die insbesondere in den braunen

Bildbereichen mit bloßem Auge sichtbar ist, handelt es sich um punktförmige

Malschichtveränderungen (Protrusionen), die sehr wahrscheinlich durch Reaktion

bleihaltiger Pigmente mit dem Malöl verursacht sind. In Gesichtern, Haaren,

Gewändern und Hintergrundbereichen führten diese Protrusionen zusammen mit einer oder mehreren früheren Firnisabnahmen zu einer deutlich sichtbaren Bereibung der

Bildoberfläche in deren Ergebnis einige feinzeichnerische Details, wie z.B. die Augen der

Heiligen heute in Teilen verloren oder zumindest deutlich geschädigt sind. Diese

Schäden sowie die durchscheinende Unterzeichnung (verursacht durch natürliche

Verseifungsprozesse in der Malschicht) waren vermutlich der Grund für partielle Retuschen.

Insbesondere das Gesicht der Hl. Barbara ist sichtbar in seiner Wirkung entstellt. Die Qualität der Malerei erscheint hierdurch augenscheinlich gemindert. Dies wird durch

den Vergleich zwischen dem rechten Auge der Hl. Katharina auf dem vorliegenden Gemälde und dem entsprechenden Auge auf der Budapester Tafel besonders deutlich. Vergleichbare Schäden durch Protrusionen sind auch auf anderen Cranach-Gemälden

nachweisbar. Bei dem hellen Fleck im Ohr der Hl. Katharina handelt es sich um eine

Fehlstelle.

[Heydenreich, examination report, 2008, 5]

  • untersucht von Gunnar Heydenreich

Zitieren aus dem Cranach Digital Archive

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