Büßender Hieronymus

Büßender Hieronymus

Titel

Büßender Hieronymus

[Exhib. Cat. Eisenach 1998, 154, No. 17.2]

Malerei auf Lindenholz (augenscheinlich)

Material / Technik

Malerei auf Lindenholz (augenscheinlich)

[unveröffentlichter Untersuchungsbericht G. Heydenreich 2008]

In einer bergigen Landschaft kniet der Heilige vor einem Kruzifix. Als Büßer und Eremit hat er seine Kardinalsinsignien, den roten Mantel und den breitkrempigen Hut, abgelegt und schlägt sich mit einem Stein auf die bloße Brust. Neben ihm liegt der Löwe, der als sein Attribut fungiert.

Zuschreibungen
Lucas Cranach der Ältere und Werkstatt
Lucas Cranach der Ältere

Zuschreibungen

Lucas Cranach der Ältere und Werkstatt

[Heydenreich, cda 2015]

Lucas Cranach der Ältere

[Exhib. Cat. Eisenach 1998, 154, No. 17.2]

Datierungen
um 1515 - 1518
um 1515

Datierungen

um 1515 - 1518

[unveröffentlichter Untersuchungsbericht G. Heydenreich 2008]

um 1515

[Exhib. Cat. Eisenach 1998, 154, No. 17.2] [Sandner 1998 B, 86]

Maße
Maße Bildträger: 34,7 x 23,5 cm

Maße

  • Maße Bildträger: 34,7 x 23,5 cm

  • [Exhib. Cat. Eisenach 1998, 154, no. 17.2]

Signatur / Datierung

Keine

Inschriften und Beschriftungen

Rückseitig auf der Parkettierung:

  • mit schwarzer Farbe: "KR 555"
  • mit rotem Stift: "X 7[?] 813"
    [unveröffentlichter Untersuchungsbericht G. Heydenreich …

Inschriften und Beschriftungen

Stempel, Siegel, Beschriftungen:

  • Rückseitig auf der Parkettierung:

    • mit schwarzer Farbe: "KR 555"
    • mit rotem Stift: "X 7[?] 813"
  • [unveröffentlichter Untersuchungsbericht G. Heydenreich 2008]

Eigentümer
Privatbesitz
Besitzer
Privatbesitz
CDA ID
PRIVATE_NONE-P104
FR (1978) Nr.
FR-none
Permalink
https://lucascranach.org/de/PRIVATE_NONE-P104/

Provenienz

  • Marquis de Menars, Conseiller d'Etat, Capitaine Gouverneur du Château et de la Ville de Blois, Versteigerung in Paris, 18. März bis 6. April 1782 (verschoben von Ende Februar)
  • Claude Tolozan, Versteigerung in Paris, 23. bis 26. Februar 1801
  • Fürst Czartoryski, Krakau, 1865
  • G. Walter Gasch, Versteigerung Dresden-Neustadt,1912, Kat.-Nr. 15
    (Die Provenienzangaben bis 1912 basieren auf den Angaben eines früheren Besitzers des Gemäldes und konnten nicht verifiziert werden.)
  • Auktion Lempertz, Köln, 26. April 1961, Kat.-Nr. 21
  • Auktion Christie's London, 6. Juli 1990, Kat.-Nr. 46
  • in schwedischer Privatsammlung
  • als Leihgabe zur Ausstellung im Cranachbereich in der ständigen Präsentation im Schlossmuseum Gotha, Stiftung Schloss Friedenstein Gotha, 29. Mai 2006 bis 6. Dezember 2007
    [Presseinformation Fischer Auktionen, Luzern 2008]

Ausstellungen

Eisenach 1998, Kat.-Nr. 17.2

Quellen / Publikationen

Erwähnt auf Seite Katalognummer Tafel
Exhib. Cat. Eisenach 1998 154, 155 No. 17.2 Figs. 17.2, 17.2a
Herausgeber/inWartburg-Stiftung, Eisenach, Fachhochschule , Ingo Sandner
TitelUnsichtbare Meisterzeichnungen auf dem Malgrund. Cranach und seine Zeitgenossen. Ausstellungskatalog und Tagungsband Katalogteil 1; 2: Werkstatt und Schüler Cranachs; 3: Süddeutsche Meister; 4: Albrecht Dürer und sein Kreis; 5: Rheinische Meister
Ort der VeröffentlichungRegensburg
Jahr der Veröffentlichung1998
Seiten229-240
Sandner 1998 B 86
Autor/inIngo Sandner
TitelCranach als Zeichner auf dem Malgrund
Veröffentlichungin Ingo Sandner, Wartburg-Stiftung Eisenach and Fachhochschule Köln, eds., Unsichtbare Meisterzeichnungen auf dem Malgrund. Cranach und seine Zeitgenossen, Exhib. Cat. Eisenach
Ort der VeröffentlichungRegensburg
Jahr der Veröffentlichung1998
Seiten83-95

Forschungsgeschichte / Diskussion

Cranachs Auseinandersetzung mit dem Thema des büßenden Kirchenvaters geht von Dürers gegen 1496 entstandenen Kupferstich aus. 1502 entwickelt er mit dem Hl. Hieronymus büßend in einer Landschaft (FR 4) eine expressive Neuinterpretation des Themas. Um 1515 gab es in Wittenberg offenbar ein größeres Interesse an der Darstellung des asketisch frommen Gelehrten, wofür die Gründe in den theologischen Auseinandersetzungen jener Jahre zu vermuten sind. Zwischen 1515 und 1520 entwickelte Cranach mindestens drei neue Kompositionen des Hl. Hieronymus in einer Landschaft, die jeweils in mehreren Fassungen überliefert sind.

[unveröffentlichter Untersuchungsbericht G. Heydenreich 2008]

  • Büßender Hieronymus, um 1515 - 1518

Abbildungen

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Kunsttechnologische Untersuchung

2008Technologische Untersuchung

  • Lichtmikroskopische Oberflächenuntersuchung
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Bildträger

Die Tafel besteht aus einem Brett (34,7 x 23,5 x 0,4 cm). Es handelt sich um Weichholz, wahrscheinlich Linde. Der Faserverlauf lässt auf einen tangentialen Brettschnitt schließen. Am oberen Bildrand ist ein kleiner Astansatz im Holz belassen. Die Tafel wurde in späterer Zeit auf der Rückseite geringfügig abgearbeitet und parkettiert. Eine nachträgliche Formatänderung ist nicht feststellbar. Der rückseitige Tafelrand ist oben und unten leicht abgeschrägt und weist Reste eines schwarzen Rückseitenanstriches auf.

Grundierung und Imprimitur

Die Tafel ist weiß grundiert, augenscheinlich handelt es sich um einen Kreidegrund. Der Auftrag der Grundiermasse erfolgte nicht bis zum Rand, d.h. die Tafel war in dieser Arbeitsphase in einem Rahmen fixiert. Im Bereich des Übergangs zwischen Tafel und ursprünglichem Rahmen gibt es einen Grundiergrat, dessen erhabene Form darauf schließen lässt, dass auch die Glättung des Grundes im Rahmen erfolgte. Hierfür diente eine Klinge, deren Kratzspuren im Röntgenbild sichtbar sind.

Zwischen Grundierung und Malschicht gibt es eine hellrot pigmentierte Zwischenschicht (Imprimitur). Nach mikroskopischer Untersuchung dürfte es sich dabei um eine Ausmischung aus Bleiweiß und Mennige handeln. Der Auftrag erfolgte mit einem Pinsel. Die primär vertikal ausgerichteten Auftragsspuren sind partiell auch in der Malschichtoberfläche erkennbar.

Unterzeichnung

Auf dem Malgrund ließ sich mittels Infrarot-Reflektografie eine sehr sparsame schwarze Pinselunterzeichnung sichtbar machen (vgl. Sandner 1998, 155). Die Zeichnung konzentriert sich auf die Fixierung wesentlicher Konturlinien sowie wenige Angaben von Binnenformen. Es ist anzunehmen, dass diese Unterzeichnung einer ersten Skizze mit einem nicht sichtbar zu machenden Zeichenmedium (Kohle oder Kreide) folgte, wie dies von Cranachs Entwurfszeichnungen auf Papier bekannt ist.

Zwischen Unterzeichnung und nachfolgender Malerei gibt es nur wenige Abweichungen. So ist z.B. der linke Unterarm des Hieronymus in der Unterzeichnung geringfügig höher angesetzt als im Oberflächenbild sichtbar und die Konturlinie des Baumstammes am linken Bildrand erscheint im Malprozess leicht nach links versetzt.

Farbschichten und Metallauflagen

Inkarnat

Das Inkarnat wurde mit einer hellen Ausmischung aus Bleiweiß und zinnoberroten Pigmenten angelegt. Schattenformen sind nachfolgend mit halbtransparenten braunen Lasuren modelliert und Lichtakzente mit einer helleren Inkarnatfarbe aufgesetzt. Der Farbauftrag erfolge in streichender und stupfender Weise. Das Absorptionsrelief ist vergleichsweise mäßig ausgeprägt und lässt auf einen routinierten Maler schließen. Die Verwendung einer detailreichen Vorlage bleibt zu vermuten.

Die Physiognomie des Hl. Hieronymus ist malerisch souverän erfasst. Die Augen erscheinen in kleinstem Maßstab sicher ausgeführt. Die winzige Andeutung des Augapfels erfolgte mit weißblauer Farbe. Die Karunkel ist rot eingezeichnet. Auf den schwarzen Pupillen sind jeweils weiße Reflexlichter eingetragen. Die Zeichnung der Augenbrauen und Wimpern erfolgte mit wenigen hellgrauen Haarlinien auf dunklem Grund. Ebenso ist die Christusfigur am Kreuz in kleinem Maßstab (Kopf ca. 1 cm) sicher modelliert.

Gewänder

Das rote Kardinalsgewand und der breitkrempige Hut wurden mit Zinnoberrot und Schwarz untermalt, darauf mit Weiß gehöht und nochmals mit Schwarz verschattet, bevor die abschließende Modellierung mit einem ganzflächig aufgetragenen intensiv roten Farblack erfolgte. Die weißen Tücher sind hingegen überwiegend nass in nass mit Weiß und Schwarzpigment (möglicherweise auch farbige Pigmente in den Falten) ausgeformt.

Die Anlage des Löwenfelles erfolgte mit brauner flächiger Untermalung. Darauf wurden mit dem Spitzpinsel einzelne Haare in dunkleren und helleren (Blei-Zinn-Gelb?) Ausmischungen gezeichnet.

Himmel und Landschaft

Der Himmel und die Hintergrundlandschaft sind mit grauer Farbe (Weiß und Schwarzpigment) untermalt. Dabei ist eine graduelle Tonwertabstufung zwischen Zenit (grau) und Horizont (weiß) feststellbar. Das Blaupigment wurde anschließend stupfend aufgetragen. Augenscheinlich handelt es sich um Azurit in sehr kleiner Korngröße. Der Horizont ist gelblich (Blei-Zinn-Gelb?) aufgelichtet.

Vorder- und Mittelgrundlandschaft sind verschiedenfarbig angelegt und flächig modelliert. Die Detailzeichnung erfolgte unter Verwendung verschiedener Pinsel, unterschiedlicher Farbkonsistenzen und Auftragsarten. Zur Darstellung von Baumrinde und Moos wurde die Farbe beispielsweise mit einem Borstenpinsel aufgestupft. Im Bereich des unteren Kreuzbalkens ist die Holzstruktur mit einem halblasierenden streifigen Farbauftrag unter Mitwirkung der Imprimitur erzeugt worden und mit dem Spitzpinsel sind feine Strukturen für Gras und Laubwerk netzartig über Boden und getupfte Blattgruppen gespannt.

Auffällig ist auf diesem Gemälde der qualitative Unterschied in der Modellierung der Falten zwischen den weißen Tüchern und dem roten Kardinalsgewand. Während das weiße Tuch des Hl. Hieronymus die Beleuchtungssituation differenziert reflektiert, ist der Faltenwurf des Gewandes vergleichsweise wenig überzeugend umgesetzt. Ebenso erfolgte die zeichnerische Darstellung von Gräsern und Laubwerk relativ schematisch.

Rahmung

Der originale Zierrahmen ist nicht erhalten.

[unveröffentlichter Untersuchungsbericht G. Heydenreich 2008]

2008Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Röntgengrobstrukturanalyse
  • x_radiograph
  • x_radiograph
  • x_radiograph
  • erstellt von Ingo Sandner

1998Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Infrarot-Reflektografie
  • irr

Unterzeichnung

BESCHREIBUNG

Zeichengeräte/Material:

- flüssiges, schwarzes Zeichenmedium, Pinsel; die sorgsam gezogenen Außenlinien weisen auf den Nachvollzug einer Vorlage hin

Typ/Duktus:

- sparsame freie Unterzeichnung

- dünne Linien

Funktion:

- relativ verbindlich für die Malerei; Hauptkonturen, manche Binnenformen und Gesichtszügen sind angegeben; keine plastische Wiedergabe

Abweichungen:

- kleine Präzisierungen der Form während des Malprozesses; kleine Änderungen (z.B. der linke Unterarm des Hieronymus ist geringfügig höher angesetzt, die Konturlinie des Baumstammes am linken Bildrand ist im Malprozess leicht nach links versetzt)

INTERPRETATION

Zuschreibung:

- Werkstatt Lucas Cranach des Älteren

[Sandner, Smith-Contini, Heydenreich, cda 2016]

  • fotografiert von Ingo Sandner

Erhaltungszustand

Datum2008 -

Das Gemälde befindet sich in einem relativ guten und stabilen Erhaltungszustand. In der rechten Bildhälfte gibt es einen älteren vom oberen bis zum unteren Tafelrand verlaufenden Riss in der Holztafel. Zudem weist die Tafel am unteren Rand einen und am oberen Rand zwei weitere Einlaufrisse auf.

Bei der feinkörnigen Struktur in den bleiweißhaltigen Bildbereichen handelt es sich vermutlich um Protrusionen, die durch Reaktion des Pigments mit dem Malöl verursacht sind. Im Inkarnat, in den Gewändern sowie in Hintergrundbereichen ist ein leichter Abrieb der Oberflächenfarbe, vermutlich durch frühere Firnisabnahmen feststellbar. Einige feinzeichnerische Details, wie z.B. das Gesicht und die Wunde auf der Brust des Hieronymus sowie das Laubwerk und das feine Astwerk am Felsen sind dadurch in ihrer Wirkung leicht beeinträchtigt.

  • untersucht von Gunnar Heydenreich

Zitieren aus dem Cranach Digital Archive

Eintrag mit Autor
<Autorenname>, 'Büßender Hieronymus', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/PRIVATE_NONE-P104/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})
Eintrag ohne Autor
'Büßender Hieronymus', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/PRIVATE_NONE-P104/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})

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