Bildträger
Nach Auskunft des Eigentümers wurde Lindenholz (Tilia sp.) als Bildträger bestimmt (Dr. Klein, Hamburg). Die Tafel besteht aus zwei in senkrechter Richtung stumpf gefügten Seitenbrettern (Brettbreiten: von oben links 21,3/18,8 cm; von unten links 20,5/19,6 cm). Beide Bretter sind auf ihrer linken, d.h. der kernabgewandten Seite bemalt. Die Fugenbereiche tragen keine Leinwand- oder Wergkaschierung. Wenige kleine Astansätze sind in der Tafel erhalten. Proportion und Größe des Bildträgers orientieren sich an einem der in der Cranachwerkstattt gebräuchlichen Standardformate ("C", H: 51 - 59 cm, B: 34 - 40 cm).
Die Rückseite ist mit einem Schropphobel in Faserlängsrichtung geglättet. Die maximale Breite der Hobelspuren beträgt ca. 1,8 cm. Der obere und der untere Rand sind breit abgeschrägt, die seitlichen Ränder gerade. Die Tafelstärke beträgt hier ca. 0,8 cm. Nachträgliche Formatänderungen sind nicht feststellbar. Die Rückseite ist holzsichtig belassen.
Grundierung und Imprimitur
Bei dem weißen Grundiermaterial handelt es sich um Calziumcarbonat in Form von Kreide. Für den Grundierungsauftrag war die Tafel in einem Arbeitsrahmen fixiert. Den umlaufend erhaltenen Grundiergrat begleitet eine mit einem relativ stumpfen Gegenstand erzeugte Ritzung. Der Auftrag erfolgte in mehreren Schichten.
Weder der Röntgenaufnahme noch den Farbquerschliffen sind Hinweise auf das Vorhandensein einer ganzflächig aufgetragenen und pigmentierten Isolierschicht (Imprimitur) zu entnehmen.
Unterzeichnung
Die Unterzeichnung wurde mit einem schwarzen flüssigen Zeichenmedium und einem Pinsel ausgeführt. Oberhalb der rechten Schulter ist sie aufgrund der beriebenen Hintergrundfarbe bereits im Normallicht sichtbar. Konturlinien und Binnenformen des Gesichts wurden mit auffällig langen Pinselzügen sorgsam umrissen. Der Duktus läßt eine der sichtbar zu machenden Unterzeichnung vorausgehende Formenangabe vermuten. Enge Parallelschraffuren markieren die Schatten an Wange, Jochbein und Nasenwurzel.
Innerhalb der Unterzeichnung gibt es keine sichtbaren Korrekturen. Abweichungen zwischen dieser und der malerischen Ausführung sind nur am Oberlippenbart erkennbar. Dieser ist in der Kompositionsanlage - der Bautzner Porträtstudie vergleichbar - weiter nach unten hängend gezeichnet. Im Vergleich mit dem Gesicht sind Kopfbedeckung und Gewand auffällig frei unterzeichnet. Nach der gültigen Form suchend, ist die Konturlinie des Baretts mit mehreren breiten Linienzügen geformt.
Der Unterzeichnungsstil unterscheidet sich deutlich von eigenhändigen Werken Lucas Cranachs d.Ä. Auch untersuchte zeitgleiche Werkstattarbeiten weichen in der Ausführung der Kompositonsanlage von dem vorliegenden Gemälde ab. Projeziert man die Unterzeichnung des vorliegenden Bildnisgemäldes und die 1:1-Durchzeichnung der Bildnisstudie Philipp von Solms (Bautzen, Stadtmuseum) aufeinander, so zeigen beide Werke weitgehende Deckungsgleichheit. Die Größe und Form der Augen sowie der Abstand zwischen Augen und Mund sind auf beiden Abbildungen identisch. Abweichend sind auf dem Gemälde lediglich die Nase verkleinert und der Bart kürzer geschnitten.
Farbschichten und Metallauflagen
Inkarnat
Die Modellierung der Gesichtsformen begann mit dem deckenden Auftrag einer hellen Ausmischung aus Bleiweiß und sehr feinen zinnoberroten Pigmenten. In dieser Schicht sind Schattenformen durch Zusatz von schwarzen (Pflanzenschwarz?) und braunen Pigmenten vertieft. Nachfolgend aufgetragene zinnoberrote Lasuren verstärken die rote Färbung von Wangen und Nase, und nur wenige unvermittelt hell aufgesetzte Glanzlichter heben die Stirn- und Augenfalten hervor. Das Röntgenbild spiegelt diese von einem hellen Inkarnatgrundton ausgehende und zügige Modellierung der Gesichtsformen wider. Die am rechten Auge mit kurzen horizontalen Strichen gesetzten Lichter finden sich auch auf dem Bildnis in Nieder-Weidbach.
Gewand und Schmuck
Die Gestaltung des schwarzen Gewandes erfolgte mit einer Ausmischung aus feinteiligem Ruß(?)schwarz und Bleiweiß. Im Farbquerschnitt sichtbare bräunlich transparente Einschlüsse mit gelber Fluoreszenz in UV-Anregung lassen auf den Zusatz eines Naturharzes schließen. Der Harzzusatz zum Öl erlaubte es, die Falten weich zu modellieren und verringerte die Trockenzeit.
Ausgehend von einem dunklen Ton erfolgte der Farbauftrag in kaum mehr als zwei Schichten streichend und stupfend. An den Konturlinien des Baretts ist die zweischichtige Modellierung mit bloßem Auge erkennbar. Während der erste Ton vor der grünen Hintergrundfarbe aufgetragen ist, liegt die modellierende Schicht auf dem Grün. Ein derartiges wechselseitiges 'Überlappen' der Farbschichten zeugt davon, daß unter Ausnutzung der Trockenzeiten gleichzeitig an verschiedenen Bildbereichen gearbeitet wurde, anstatt ein Detail nach dem anderen fertigzustellen.
Ketten, Ringe und Halsschmuck sind ockerfarben unterlegt (gelber Ocker(?) und Zinnober(?), nachfolgend Muster und Reflexlichter vor allem mit Bleizinngelb (mit typisch glasigen Einschlüssen) aufgetragen. Zur Abbildung der halbtransparenten Steine dienten rote und grüne Farblacke. Die Reflexlichter sind hier Weiß. Das mit Bleizinngelb und Zinnober(?) angelegte Wappenschild war ursprünglich nicht braun, sondern grün eingefasst. Reste eines grünen Farblackes lassen sich bei mikroskopischer Betrachtung erkennen. Zur Abbildung der beiden Greifen diente ein Blaupigment mit ungewöhnlich geringer Korngröße.
Hintergrund
Die Hintergrundfarbe ist aus grünen (Grünspan?), hellgelben (Bleizinngelb), dunkelgelben (Ocker), weißen (Bleiweiß) und roten (Zinnober?) Pigmenten in unterschiedlichen Anteilen ausgemischt. Die Korngröße der Pigmente ist hier relativ groß. Aufliegende Reste von rötlich bis bräunlich gefärbten halbtransparenten Schichten lassen auch auf den Einsatz von ursprünglich grünen und vielleicht auch roten Farblacken schließen. Obwohl die Malschicht stark geschädigt ist, besteht kein Zweifel, daß die diagonal verlaufenden rötlichen Tönungen Falten eines Stoffes angeben. Röntgenbild und Farbquerschliff belegen, dass diese rötlichen Formen durch verstärkten Zusatz von ockergelben und zinnoberroten Pigmenten bereits mit dem ersten Farbauftrag angelegt sind. Sie sind mit einem breiten stumpfen Pinsel zügig modelliert.
Inschrift, Monogramm und Datierung
Inschrift, Monogramm und Datierung wurden mit Bleizinngelb ausgeführt. Das Alter des Dargestellten ist von "50" zu "51" Jahren korrigiert. Die Abdeckung der "0" erfolgte mit einer grünen Farbe, die in ihrer Zusammensetzung der übrigen Hintergrundfarbe gleicht. Demnach erfolgten die Anbringung und die Korrektur der Beschriftung zeitgleich mit der Fertigstellung des Gemäldes.
Rahmung
Zu dem Gemälde ist ein sehr wahrscheinlich originaler genuteter Plattenrahmen erhalten. Die Platte und die zum Bild führenden Profile (Rundstab und Kehle) sowie der nach außen angrenzende Viertelstab sind aus einem Stück Nadelholz gearbeitet. Der Karnis ist mit Holznägeln aufgeblendet. In den Eckbereichen ist die Platte einfach überblattet, rückseitig nach oben und unten gesperrt und gegratet. Die Verbindungen sind in der Vorderansicht vollständig und in der Rückansicht partiell auf Gehrung abgesetzt. Der Rahmen erhielt einen schwarzen Anstrich (Rußschwarz) ohne Grundierung. Die Platte trägt Ornamentverzierungen; sie sind mit einem rötlich-gelben ölhaltigen Anlegemittel (Bleiweiß, Mennige u.a.) aufgemalt und anschließend vergoldet. Ebenso tragen die unmittelbar an die Platte anschließenden Profile Blattgoldauflagen.
[unveröffentlichter Untersuchungsbericht G. Heydenreich 1999]