Bildträger
Die Holztafel (54,8 x 35,8 x 0,4 cm) besteht aus drei vertikal ausgerichteten und stumpf verleimten Brettern. Augenscheinlich handelt es sich um feinporiges Laubholz (Linde?). Auf der Bildseite ist die Tafel mit Fasermaterial (Werg) beklebt. Die Applikation der Fasern erscheint unregelmäßig über die Tafel verteilt und im oberen Teil in horizontalen Bahnen ausgerichtet. Die Tafel wurde in späterer Zeit auf eine Stärke von ca. 4 mm gedünnt und auf der Rückseite mit einem Flachparkett versehen. Eventuell wurden in diesem Zusammenhang auch die Ränder geringfügig beschnitten. [...] Proportion und Größe des Bildträgers entsprechen einem der in der Cranachwerkstatt gebräuchlichen Standardformate ("C", H: ca. 51 - 59 cm, B: ca. 34 - 40 cm). Laubholz (Linde und Buche) wurde als Bildträger in der Wittenberger Werkstatt besonders häufig verwendet. Entsprechende Wergbeklebungen sind auch auf anderen Tafeln Lucas Cranachs und seiner Werkstatt erhalten.
Grundierung und Imprimitur
Die Tafel ist weiß grundiert; augenscheinlich handelt es sich um einen Kreidegrund. Die Grundiermasse bedeckt die Vorderseite der Tafel vollständig. Grundierränder sind nicht vorhanden. Da die Ränder nachträglich leicht überarbeitet wurden, ist eine geringfügige Beschneidung nicht auszuschließen. Der originale Zierrahmen ist nicht erhalten.
Unterzeichnung
Auf dem Malgrund ließen sich mittels Infrarot-Reflektografie wenige Unterzeichnungslinien sichtbar machen. Die schwarze Pinselzeichnung fixiert wesentliche Konturlinien und Binnenformen und erscheint sicher ausgeführt.
Die Gemälde Lucas Cranachs und seiner Werkstatt sind mehrheitlich sparsam mit Pinsel und schwarzen Medien unterzeichnet. Die in der IR-Reflektografie des vorliegenden Gemäldes sichtbare Unterzeichnung gleicht den Kompositionsanlagen anderer Werke Lucas Cranachs und seiner Werkstatt. Aufgrund der wenigen sichtbaren Linienzüge erscheint jedoch eine weitere Zuordnung an den Meister oder Werkstattmitglieder nicht möglich.
Farbschichten und Metallauflagen
Der gesamte Hintergrund wurde ursprünglich auf rotem Poliment mit goldfarbenem Blattmetall gestaltet. Die Grenzen zwischen Malerei und Metallauflage sind mit feinen Ritzungen markiert. In Resten ist die ursprüngliche Goldauflage an den Übergängen zur Malerei erhalten.
Mittels RFA konnten folgende Elemente nachgewiesen und im Vergleich mit optischen Merkmalen Farbmaterialien bestimmt werden:
Signatur: (Pb, Sn) Bleizinngelb, Bleiweiß, (Ca) Calciumcarbonat, Fe (Eisenoxid)
Blaues Gewand: (Cu) vermutlich Azurit, Pb (Bleiweiß)
Grünes Gewand: (Cu) vermutlich Kupfergrün, (Pb, Sn) Bleiweiß, Bleizinngelb
Rotes Gewand: (Hg, S) Zinnober, Pb (Bleiweiß oder/und Mennige), Farblack nicht detektierbar
Die Modellierung der Gesichtsformen erfolgte mit einer hellen Ausmischung aus Bleiweiß und zinnoberroten Pigmenten. Schatten sind mit halbtransparenten bräunlichen Lasuren geformt und Lichtakzente mit hellerer Inkarnatfarbe aufgesetzt. Details und Konturzeichnung gingen aufgrund späterer unprofessioneller Restaurierungen weitgehend verloren.
Die Haare sind in unterschiedlicher Intensität bräunlich unterlegt und nachfolgend mit feinen Strichlagen in unterschiedlicher Farbigkeit differenziert. Dabei erscheinen die einzelnen Haare mit vergleichsweise geringer Präzision und Sicherheit gezeichnet.
Gewänder
Das blaue Kleid der Maria wurde auf einer grauen Untermalung mit feinkörnigem Azurit und Bleiweiß ausgeführt. Der Farbauftrag erfolgte in streichender und stupfender Weise. Die Modellierung des grünen Mantelinnenfutters erfolgte ebenfalls mehrschichtig unter Verwendung von Kupfergrün und Bleizinngelb. Das rote Kleid wurde mit roten Farblacklasuren auf einer differenzierten Untermalung aus Zinnober, Bleiweiß und rotem Farblack recht souverän ausdifferenziert. Die Borten des weißen Hemdes spiegeln vergleichsweise wenig Interesse am Detail.
Das Röntgenbild verdeutlicht, das der gesamte Malprozess relativ präzise geplant von statten ging. Alle Einzelformen wurden unter klarer Abgrenzung ausgeführt. Wesentliche Veränderungen sind nicht erkennbar. Die Wappen im linken und rechten Eckbereich wurden bereits mit dem ersten Farbauftrag berücksichtigt.
- untersucht von Gunnar Heydenreich