Bildträger
Die Holztafel (99,5 x 72 cm) besteht aus drei Brettern unterschiedlicher Breite, die in vertikaler Ausrichtung verleimt wurden. Augenscheinlich handelt es sich um Laubholz. Am linken oberen Bildrand ist ein Astansatz erhalten. Eine weitere Schadstelle im Holz wurde mit einer Holzintarsie ersetzt und die Rückseite mit einem Zahnhobel geglättet. Die Ränder sind auf der Rückseite umlaufend unregelmäßig abgeschrägt.
Grundierung und Imprimitur
Die Tafel erhielt keine weiße Grundierung. Eine dünne graue „Grundierschicht“ wurde mit breiten Pinselspuren großflächig appliziert. Im Röntgenbild sind die Auftragsspuren in horizontaler und diagonaler Ausrichtung deutlich sichtbar. Diese graue Schicht enthält einen hohen Anteil an Bleiweiß. Ein Grundierrand ist nicht sichtbar.
Unterzeichnung
Mittels der Infrarot-Reflektografie ließen sich keine Unterzeichnungslinien visualisieren. Auffällig erscheint im Infrarot-Reflektogramm der hohe Anteil an dunklen Grauwerten im Inkarnat.
Farbschichten und Metallauflagen
Mittels RFA konnten in den Farben enthaltene Elemente detektiert und im Vergleich mit optischen Merkmalen folgende Farbmaterialien bestimmt werden:
Bleiweiß, Eisenoxid, Zinnober, Cu-Pigment, Co-Pigment (wahrscheinlich Smalte).
Die graue Grundierschicht enthält auffällig große weiße Partikel. Der Nachweis von Blei und Calcium lässt eine Verwendung von Bleiweiß und Calciumcarbonat und/oder Gips als Füllstoff annehmen. Bei den nachgewiesenen geringen Spuren an Zink könnte es sich um natürliche Verunreinigungen oder Retuschen handeln. Bleizinngelb konnte nicht identifiziert werden. Im Bereich der Geissel sind Blei und Antimon (Neapelgelb?) nachweisbar. Hierbei könnte es sich ebenfalls um das Pigment in der Retuschierfarbe handeln, die mikroskopisch deutlich erkennbar ist.
Inkarnattöne wurden auf der grauen Untermalung mit rosa Farbtönen und unter Mitwirkung der Untermalung in den Schattenbereichen modelliert. Das Röntgenbild verdeutlicht, dass die malerische Ausführung primär mit einem breiten Pinsel und ohne deutliche Korrekturen im Malprozess erfolgte.
Im oberen linken Eckbereich ist ein Schlangensignet nach links mit liegenden Vogelflügeln vorhanden. Die hellgelbe Farbe füllt teilweise die Schwundrissbildung in der dunklen Hintergrundfarbe auf. In der Form entspricht die Schlange nicht den üblichen Signets auf Gemälden der Cranach-Werkstatt. Der Schlangenkörper ist ungewöhnlich breit gezogen.
Die nachgewiesenen Pigmente wurden in der europäischen Tafelmalerei und auch in der Cranach-Werkstatt häufig verwendet. Für die flächig graue Grundierung/Untermalung mit auffällig großen weißen Partikeln ist im Werkbestand Cranachs bisher kein Vergleichsbeispiel bekannt. In der Qualität der Ausführung der Malerei gibt es zwischen Werken Lucas Cranachs und dem vorliegenden Werk ebenfalls erhebliche Unterschiede. Die graue Grundierung und die Verwendung von Smalte lassen eine Entstehung des Bildes im 17. oder frühen 18. Jahrhundert vermuten.
- untersucht von Gunnar Heydenreich