"Das Andachtsbild in der Tradition der vera icon, das den Christuskopf mit Dornenkrone vor schwarzem Hintergrund zeigt, ist konzipiert für eine nahsichtige Betrachtung. Die Dornenkrone nimmt das obere Drittel der Bildfläche ein, in Feinmalerei und mit großer Plastizität sind die einzelnen Dornen herausgearbeitet, die Christus in seiner Marter erdulden musste.
"Das Andachtsbild in der Tradition der vera icon, das den Christuskopf mit Dornenkrone vor schwarzem Hintergrund zeigt, ist konzipiert für eine nahsichtige Betrachtung. Die Dornenkrone nimmt das obere Drittel der Bildfläche ein, in Feinmalerei und mit großer Plastizität sind die einzelnen Dornen herausgearbeitet, die Christus in seiner Marter erdulden musste. Das hellrote Blut der Wunden betont zusätzlich die Passion des Heilands. Ungewöhnlich intim wirkt die Geste des leicht geöffneten Mundes, der veristisch die Zähne offenbart. Durch Details der Komposition wie das leicht nach links gedrehte Gesicht und den in Gegenrichtung gewandten Blick wird eine Momentaufnahme in der Bewegung suggeriert. Die Lichtreflexe auf den Blutstropfen und in den Pupillen verleihen dem kleinen Bild zudem eine starke räumliche Präsenz. Die Konzentration auf das Leiden Christi in der Glaubensausübung ist das zentrale Modell der Passionsfrömmigkeit. Die überstarke Herausstellung der Dornenkrone legt nahe, den Entstehungskontext des Bildes konkret im Umfeld der Wittenberger Reliquiensammlung von Kurfürst Friedrich dem Weisen zu verorten. Dort befand sich auch ein Dorn aus der Dornenkrone Christi, der als Geschenk des französischen Königs Philipp
VI. bereits im 14. Jahrhundert nach Sachsen gekommen war. Im Infrarotreflektogramm zeigt sich, dass die Tafel ursprünglich für eine andere Darstellung konzipiert war, zeichnen sich hier doch deutlich zwei männliche Figuren im Profil ab."
[Horký, Exhib. Cat. Düsseldorf 2017,171, No. 80]