Bildträger
"Die Holztafel (35,9 x 23,3 cm) besteht aus zwei Brettern unterschiedlicher Breite. Es handelt sich um Laubholz, sehr wahrscheinlich Buchenholz. Auf der Rückseite ist umlaufend an den Rändern ein Falz erhalten, der auf zwei Seiten nachträglich mit Holzleisten aufgefüllt wurde. Die Rückseite weist originale horizontal ausgerichtete Schropphobelspuren auf. [...]
Bei dem Bildträger handelt es sich um eine Buchenholztafel im Standardformat „B“. Entsprechende Holztafeln wurden in der Cranach-Werkstatt seit den 1520er Jahren häufig verwendet."
Grundierung und Imprimitur
"Die Tafel ist weiß grundiert. Ein Grundiergrat ist am oberen und am unteren Rand vorhanden."
Unterzeichnung
"Mittels Infrarot-Reflektografie ließen sich keine eindeutigen Unterzeichnungslinien visualisieren. Bei der mikroskopischen Untersuchung wurden hingegen in mehreren Bereichen rote Linien sichtbar (oberhalb der Oberlippe, am Haaransatz u.a.) bei denen es sich um rote Stiftlinien (Rötel) handeln könnte. Ebenfalls gibt es am seitlichen Haaransatz einzelne dunkle Sift(?)linien. [..]
Auf zahlreichen Gemälden Lucas Cranachs und der Werkstatt lässt sich mittels IR-Reflektografie keine Unterzeichnung nachweisen. Die auf dem vorliegenden Gemälde vorhandenen roten Unterzeichnungslinien (Rötel?) wurden auch auf anderen Werken aus der Cranach-Werkstatt und insbesondere bei Werken Lucas Cranachs d. J. beobachtet."
Farbschichten und Metallauflagen
"Mittels RFA konnten in den Farben enthaltene Elemente detektiert und im Vergleich mit optischen Merkmalen folgende Farbmaterialien bestimmt werden:
Bleiweiß, Bleizinngelb, Eisenoxid, Zinnober, Azurit, Smalte, Kohlenstoffschwarz.
Der Nachweis von Calcium lässt eine Verwendung von Calciumcarbonat (Kreide) in der Grundierung oder/und als Füllstoff annehmen.
Cobalt wurde im Hintergrund an vier Messpunkten bestimmt. Mikroskopisch ließ sich hier ein zweischichtiger Aufbau erkennen. Sehr wahrscheinlich wurde Smalte in der Untermalungsschicht verwendet und nachfolgend mit Azurit/Bleiweiß abgedeckt.
Im Labor Jägers konnte zusätzlich Mennige identifiziert werden.
Der Auftrag der blauen Hintergrundfarbe erfolgte zweischichtig auf einer gräulichen Untermalung (mit breitem Pinsel). Die Inkarnattöne sind überwiegend stupfend modelliert. Alle Einzelformen wurden unter klarer Abgrenzung und geringfügiger wechselseitiger Überschneidung der Farbflächen ausgeführt. Wesentliche Veränderungen der Komposition sind nicht erkennbar. [...]
Die nachgewiesenen Pigmente fanden in der europäischen Tafelmalerei vor 1750 und auch in der Cranach-Werkstatt häufig Verwendung. Während Lucas Cranach d. Ä. meist Azurit als Blaupigment nutzte, präferierte Lucas Cranach d. J. nach heutigem Kenntnisstand Smalte.
Die Techniken des Farbauftrags (Stupftechnik) entsprechen der üblichen Praxis in der Cranach-Werkstatt. Formen und Gestaltungsmittel lassen sich auch auf anderen Werken aus den 1540er Jahren der Wittenberger Werkstattproduktion erkennen. In der Ausführung von Details, wie Augen und Haaren sowie in der Technik des Farbauftrags im Inkarnat unterscheidet sich das vorliegende Werk jedoch von den allgemein als eigenhändig anerkannten Werken Lucas Cranachs d. Ä."
[unveröffentlichter Untersuchungsbericht G. Heydenreich, 2015]