Bildträger
Der Bildträger besteht aus zwei Brettern, die verleimt wurden (oben v.l. 9,6 / 19,7 cm, unten v.l. 9 / 20,3 cm).
Augenscheinlich handelt es sich um Laubholz.
Grundierung und Imprimitur
Die Grundierung ist sehr dünn und weiß. Mittels RFA (Niton XLt) wurden Blei (Bleiweiß) und Calzium (vermutlich Kreide) als Bestandteile bestimmt. Optisch deuten zahlreiche Protrusionen auf Alterungsreaktionen zwischen Bleiweiß und Öl und lassen vermuten, dass es sich um eine ölhaltige Grundierung handelt.
Aufgrund der bleihaltigen Grundiermasse sind die Holzporen im Röntgenbild (Seifert ERESCO 150KV/0,5mA/Examion CR 3X-pro) deutlich sichtbar.
Umlaufend gibt es einen ca. 0,7 cm breiten, nicht grundierten holzsichtigen Rand, der darauf schließen lässt, dass die Tafel während des Auftrags der Grundierung gerahmt war.
Entsprechend dünne Bleiweißgrundierungen sind auf Wittenberger Cranach-Werken bisher nicht nachgewiesen.
Unterzeichnung
Die Bildkomposition wurde zuerst mit einem Pinsel und einem schwarzen flüssigen Zeichenmedium aufgezeichnet.
Sie folgt dem Cranach-Holzschnitt von 1524 mit kleiner Abweichungen wie z.B. in der Kleidung der Frau und dem Kopf des linken Mannes, dennoch unterscheidet sich die detailreiche Unterzeichnung von anderen Werken Cranachs.
Farbschichten und Metallauflagen
Mittels RFA (Niton XLt) konnten folgende Elemente nachgewiesen und im Vergleich mit optischen Merkmalen Farbmaterialien bestimmt werden:
Rot: Pb: Bleiweiß; Zn: Zinkweiß (?); Hg: Zinnober; Fe: Eisenoxid/ Ocker; Cu: Cu-haltiges Blau-, Grünpigment; Ca: Kreide/ Gips
Weiß: Pb: Bleiweiß; Hg: Zinnober; Fe: Eisenoxid/ Ocker; Ca: Kreide/ Gips
Grün: Pb: Bleiweiß; Sn, Pb: Bleizinngelb I; Fe: Eisenoxid/ Ocker; Cu: Cu-haltiges Blau-, Grünpigment; Ca: Kreide/ Gips
Gelb: Pb: Bleiweiß; Zn: Zinkweiß (?); Sn, Pb: Bleizinngelb I; Hg: Zinnober; Fe, Mn: Eisenoxid/ Ocker; Cu: Cu-haltiges Blau-, Grünpigment; Ca: Kreide/ Gips
Inkarnat: Pb: Bleiweiß; Zn: Zinkweiß (?); Hg: Zinnober; Cu: Cu-haltiges Blau-, Grünpigment; Ca: Kreide/ Gips
Hellgrün: Pb: Bleiweiß; Sn, Pb: Bleizinngelb I; Cu: Cu-haltiges Blau-, Grünpigment; Ca: Kreide/ Gips
Braun: Pb: Bleiweiß; Zn: Zinkweiß (?); Hg: Zinnober; Fe: Eisenoxid/ Ocker; Cu: Cu-haltiges Blau-, Grünpigment; Ca: Kreide/ Gips
Folgende Pigmente fanden Verwendung: Bleiweiß, Zinnober, Ocker, Kupfergrün und Bleizinngelb. Nicht alle Farbmaterialien konnten bestimmt werden. Spuren von Zink in einzelnen Bildbereichen lassen die Verwendung von Zinkweiß als Retuschefarbe vermuten.
Der Farbauftrag erfolgte konzentriert und in dünnen Schichten mit flachen und spitzen Pinseln. Nur in wenigen Details lassen sich Abweichungen zwischen Unterzeichnung und Malerei erkennen. So wurde z.B. der Kopf eines Reiters im Hintergrund nicht in Farbe ausgeführt.
Auf flächigen Untermalungen erfolgte nur wenig Modellierung von Licht und Schatten mit Farbe. Konturen und Binnenzeichnung wurden überwiegend mit einem feinen Pinsel und schwarzer Farbe grafisch akzentuiert. So ist z. B. das Gewand des Mannes am rechten Bildrand auf einer ockerfarbigen Anlage mit wenigen hellgelben Faltenstegen (Bleizinngelb) ausdifferenziert. Schatten sind nachfolgend mit schwarzer Farbe schraffierend gezeichnet. Inkarnate wurden ebenso auf partiell gräulicher Anlage mit wenig Fleischfarbe in unterschiedlichen Helligkeitsabstufungen angelegt und überwiegend mit schwarzer Zeichnung präzisiert. Die Modellierung des Laubwerks erfolgte hingegen auf schwarzer flächiger Untermalung mit grüner Farbe und abschließenden Grünlacklasuren.
Die nachgewiesenen Pigmente fanden in Malerwerkstätten des Mittelalters und der frühen Neuzeit wie auch in der Cranach-Werkstatt häufige Anwendung. Der Nachweis von Bleizinngelb lässt auf eine Entstehung des Gemäldes vor 1750 oder nach 1940 schließen. Nach 1750 kam Bleizinngelb aus der Mode, erst um 1940 wurde es wiederentdeckt. Aber die auffällige graphische Kontur- und Binnenzeichnung in der Malerei ist für Cranach untypisch. Vermutlich ist dieses qualitätsvolle Gemälde nicht in der Cranach-Werkstatt entstanden.
[unveröffentlichter Untersuchungsbericht, Blumenroth, Dietz, Heydenreich 18.03.2018]
- untersucht von Diana Blumenroth
- untersucht von Gunnar Heydenreich
- untersucht von Stephanie Dietz