Bildträger
Die Flügelgemälde bestehen jeweils aus drei Brettern ähnlicher Breite in vertikaler Ausrichtung. Im Röntgenbild erscheint auch deren Holzstruktur der Mitteltafel sehr ähnlich, so dass wahrscheinlich für beide Flügel ebenfalls Tannenholz verwendet wurde. Mitteltafel und Flügelgemälde sind mit einer jüngeren Rahmenkonstruktion eingefasst, die eine weitere Untersuchung des Holzes der Flügel nicht zuließ. Die Röntgenaufnahmen zeigen, dass die Bildfläche der Flügelgemälde oben und unten durch die Rahmen teilweise abgedeckt werden. Mitteltafel und Flügel unterscheiden sich in der Höhe nur geringfügig.
Die Röntgenaufnahme lässt auch erkennen, dass auf die Bildseite der Mitteltafel vor dem Auftrag der Grundierung Fasermaterial in drei Bahnen am oberen Rand, am unteren Rand und in der Bildmitte quer zur Ausrichtung der Bretter appliziert wurde. Auch beide Flügelgemälde weisen entsprechende Faserapplikationen in drei horizontal ausgerichteten Bahnen oben, mittig und unten auf.
Grundierung und Imprimitur
Die Flügelgemälde wurden beidseitig grundiert. In den Röntgenaufnahmen sind Grundierränder sichtbar. In mehreren Bereichen lassen die Röntgenaufnahmen Bläschen in der Grundierschicht erkennen. Das Röntgenbild zeigt keine Hinweise für das Vorhandensein einer bleiweißhaltigen Imprimitur.
Unterzeichnung
Flügelinnenseiten:
Im Infrarotreflektogramm sind Unterzeichnungslinien erkennbar, die mit einem flüssigen grauschwarzen Medium und Pinsel ausgeführt wurden. Die partielle Verwendung einer Zeichenfeder ist nicht auszuschließen. Konturen und Binnenformen erscheinen mit schwungvollen Linien sicher umrissen. Parallelschraffuren dienten der Angabe von Schatten im Gesicht der Hl. Barbara.
In mehreren Bereichen gibt es geringfügige Abweichungen zwischen der zeichnerischen Kompositionsanlage und der malerischen Ausführung: So sind z.B. auf der Darstellung der Hl. Barbara die unterzeichneten Zinnen des Burgturms nicht mit Farbe ausgeführt.
Flügelaußenseiten:
Die Darstellungen von Maria und Christus auf den Flügelaußenseiten erscheinen mit zahlreichen suchenden Linien skizzenhafter umrissen als die Figuren auf der Mitteltafel. So ist z.B. die Position der gefalteten Hände der Maria zunächst mit mehreren einander teils überlagernden großen Linienschlaufen angegeben. Auch die Konturen der Gesichter und Gewänder wurden mehrfach korrigierend überzeichnet und schließlich erst mit dem Farbauftrag in ihrer finalen Form fixiert. Auf den Außenseiten scheinen sich die Linienzüge bei großer Vergrößerung teils in einzelne Punkte aufzulösen.
Farbschichten und Metallauflagen
Mittels RFA konnten folgende Elemente nachgewiesen und in Verbindung mit den optischen Merkmalen Signale für folgende Farbmaterialien ermittelt werden:
Gold Schrift MP 1: Pb, Cu, Ca, Fe, (Zn), Ag, Au, Sr
Pb: Bleiweiß; Cu: Kupferhaltiges Grün/ Blau (?); Ca: Kreide/ Gips (?); Fe: Eisenoxid/ Ocker (?); Au: Gold; Ag: Silber (Ag/Au: Zwischgold); Zn/ Cu: Messing (?); Sr: Bestandteil von „Kreide“ (?)
Gelb MP 2: Ca, Pb, Fe, Sn, Sr, (Zn?)
Ca: Kreide/ Gips (?); Pb: Bleiweiß; Pb/ Sn: Bleizinngelb; Fe: Eisenoxid/ Ocker; Sr: Bestandteil von „Kreide“ (?)
Grün hell MP 3: Pb, Cu, Ca, Sn, Sr, Zn, Fe
Pb: Bleiweiß; Pb/ Sn: Bleizinngelb; Cu: kupferhaltiges Grün / Blau (?); Ca: Kreide/ Gips (?); Zn: Zinkweiß/ Retusche (?); Fe: Eisenoxid/ Ocker (?); Sr: Bestandteil von „Kreide“ (?)
In den mikroskopisch und strahlendiagnostisch als entstehungszeitlich bewerteten Bildschichten der drei Tafeln konnten folgende Pigmente ermittelt werden: Bleiweiß, Bleizinngelb, gelber Ocker, rotes Eisenoxidpigment, Zinnober, Azurit, und kupferhaltiges Grünpigment. Als Blattmetallauflagen wurden Gold und Zwischgold bestimmt. In retuschierten Bereichen ist u.a. Messingpulver (Goldbronze) nachweisbar.
Flügelinnenseiten:
Die malerische Gestaltung von Inkarnaten und Gewändern der Heiligen auf den Flügelinnenseiten entspricht aus technischer Sicht weitgehend der Ausführung auf der Mitteltafel: Der grüne und auberginefarbene Samtstoff des Gewandes der Hl. Barbara sind jeweils mit Schwarz unterlegt, darauf mit grün bzw. grau die Falten modelliert und schließlich mit grünem bzw. rotem Farblack ausdifferenziert. Muster des Broktatstoffes sind auf bräunlicher Unterlegung mit Gelb und Weiß gezeichnet. Der Kelch war in der ersten Ausführung größer gemalt; Spuren des ursprünglichen oberen Randes sind heute noch erkennbar.
Flügelaußenseiten:
Die Außenseiten erscheinen insgesamt in weniger Arbeitsschritten und mit vergleichsweise geringerem malerischen Aufwand realisiert. Während das blaue Untergewand der Maria in grau unterlegt und darauf mit Azuritblau stupfend modelliert wurde, erscheint der graue Mantel in grau ausgemischten Nuancen weitgehend nass-in-nass fertiggestellt. Das gelbliche Kopftuch ist ebenso in Grautönen modelliert, dann mit Gelb gehöht und abschließend mit ockergelben Lasuren fertiggestellt. Die Inkarnate sind im Vergleich mit denen auf den Innenseiten etwas gröber ausgeführt.
[Blumenroth, Heydenreich, unveröffentlichter Untersuchungsbericht, 07.01.2024]
- untersucht von Diana Blumenroth
- untersucht von Gunnar Heydenreich