Christus als Schmerzensmann

Christus als Schmerzensmann

Titel

Christus als Schmerzensmann

[cda 2023]

Malerei auf Holz

Material / Technik

Malerei auf Holz

(augenscheinlich Lindenholz) [Blumenroth, Heydenreich, unveröffentlichter Untersuchungsbericht, 18.07.2023]

Die Darstellung zeigt den Schmerzensmann als Halbfigur vor schwarzem Grund. Er sitzt auf einer Steinbrüstung, die vermutlich eine Wand des geöffneten Sarkophags repräsentiert. Der nur mit einem Lendentuch bekleidete Körper ist mit Wundmalen übersäht. In der linken Hand hält Christus Rute und Geißel.

[Blumenroth, Heydenreich, unveröffentlichter Untersuchungsbericht, 18.07.2023]

Zuschreibung
Lucas Cranach der Ältere und Werkstatt

Zuschreibung

Lucas Cranach der Ältere und Werkstatt

[Lempertz online, accessed 10.11.2023]; [Blumenroth, Heydenreich, unveröffentlichter Untersuchungsbericht, 18.07.2023]

Datierung
um 1537 – 1540

Datierung

um 1537 – 1540

[Blumenroth, Heydenreich, unveröffentlichter Untersuchungsbericht, 18.07.2023]

Maße
Maße Bildträger: 85,6 x 57,5 x 1,2 cm (abgerundet)

Maße

  • Maße Bildträger: 85,6 x 57,5 x 1,2 cm (abgerundet)

  • [Blumenroth, Heydenreich, unveröffentlichter Untersuchungsbericht, 18.07.2023]

Signatur / Datierung

Bezeichnet am linken Bildrand: Schlangensignet mit liegenden Flügeln, nach rechts ausgerichtet, in roter Farbe

Signatur / Datierung

  • Bezeichnet am linken Bildrand: Schlangensignet mit liegenden Flügeln, nach rechts ausgerichtet, in roter Farbe

Inschriften und Beschriftungen

keine

Inschriften und Beschriftungen

Inschriften, Wappen:

  • keine

Eigentümer
Privatbesitz
Besitzer
Privatbesitz
CDA ID
PRIVATE_NONE-P619
FR (1978) Nr.
FR-none
Permalink
https://lucascranach.org/de/PRIVATE_NONE-P619/

Provenienz

Forschungsgeschichte / Diskussion

"Wesentliche Merkmale des Bildträgers finden Entsprechung in anderen authentischen Werken aus der Werkstatt Lucas Cranachs d. Ä. Die Größe der Tafel gleicht dem in der Cranach-Werkstatt häufig verwendeten Standardformat „D“. Die mit einem trockenen Medium frei gezeichnete Kompositionsanlage auf dem Malgrund lässt sich in ähnlicher Form auf anderen Werken Lucas Cranachs d. Ä. erkennen. Die nachgewiesenen Pigmente fanden in der Cranach-Werkstatt wie auch in anderen Malerwerkstätten der frühen Neuzeit sowie in jünger Zeit häufige Verwendung. Die Technik des Farbauftrags entspricht den charakteristischen Praktiken in der Wittenberger Werkstatt Lucas Cranachs d. Ä. zwischen ca. 1535 und 1550. Nach unserer Einschätzung ist dieses Werk um 1537 - 1540 in der Werkstatt Lucas Cranachs d. Ä. entstanden.

Das untersuchte Gemälde zeichnet sich in wesentlichen Bildbereichen (Hände, Gesicht, Augen, Dornenkrone...) durch eine hohe malerische Qualität aus, während z.B. die Barthaare etwas weniger sicher ausgeführt erscheinen. Hierbei könnte es sich möglicherweise um Hinweise auf eine arbeitsteilige Ausführung handeln. Diese Praxis ist in der Cranach-Werkstatt mehrfach belegt [..]

Im Ergebnis dieser Untersuchungen erachten wir das vorliegende Gemälde Christus als Schmerzensmann als ein qualitätsvolles Werk von Lucas Cranach d. Ä. und Werkstatt."

[Blumenroth, Heydenreich, unveröffentlichter Untersuchungsbericht, 18.07.2023]

  • Christus als Schmerzensmann, um 1537 – 1540

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Kunsttechnologische Untersuchung

18.07.2023Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Lichtmikroskopische Oberflächenuntersuchung
  • UV-Fluoreszenzfotografie
  • Instrumentelle Materialanalyse
  • Infrarot-Reflektografie
  • Röntgengrobstrukturanalyse

Bildträger

Bildträger ist eine Holztafel aus vier in vertikaler Richtung stumpf verleimten Laubholzbrettern (unten von links 17 / 8,2 / 17,9 / 14,1 cm). Augenscheinlich handelt es sich um Lindenholz. Rückseitig wurde die Tafel mit einem Schropphobel quer zur Faserrichtung geglättet. Umlaufend an den Rändern ist ein Falz mit einer Tiefe von ca. 0,7 cm und einer variierenden Breite von 0,4 – 1,7 cm eingearbeitet. Die Brettfugen wurden vorder- und rückseitig mit Fasern beklebt. Die Rückseite erscheint holzsichtig. Der umlaufende Falz lässt eine ursprüngliche Einfassung in einem heute nicht mehr erhaltenen Falzrahmen vermuten.

Grundierung und Imprimitur

Auf der Bildseite ist die Tafel ist weiß grundiert. Am unteren Rand ist die Grundiermasse nicht bis zum Tafelrand aufgetragen. Eine hier erhaltene schwarze gemalte Randeinfassung könnte entstehungszeitlich sein. Ritzungen sind nicht erkennbar.

Unterzeichnung

Im Infrarotreflektogramm sind partiell dunkelgraue Unterzeichnungslinien sichtbar, die vermutlich mit einem trockenen Medium (Stift, dunkle Kreide?) ausgeführt wurden. Die Konturen der Figur sind mit wenigen und teils längeren schwungvollen Linienzügen skizzenhaft angelegt. Eine Präzisierung der einzelnen Formen erfolgte mit dem nachfolgenden Farbauftrag. Signifikante Änderungen der Komposition zwischen Unterzeichnung und malerischer Ausführung sind nicht zu erkennen.

Farbschichten und Metallauflagen

Mittels RFA konnten folgende Elemente nachgewiesen und in Verbindung mit den optischen Merkmalen Signale für folgende Farbmaterialien ermittelt werden:

Rot: Ca, Pb, Fe, Sr (Hg)

Ca: Kreide/ Gips (?); Pb: Bleiweiß/Mennige (?); Fe: Eisenoxid/ Ocker (?); Hg: Zinnober (?)

Braun hell: Ca, Pb, Fe, Sr, Hg

Ca: Kreide/ Gips (?); Pb: Bleiweiß/ Mennige (?); Fe: Eisenoxid/ Ocker (?); Hg: Zinnober (?)

Inkarnat: Pb, Ca, Hg, Fe, Sr

Pb: Bleiweiß/ Mennige (?); Ca: Kreide/ Gips (?); Hg: Zinnober; Fe: Eisenoxid/ Ocker (?)

Weiß: Pb, Ca, Fe, Sr, Cr

Pb: Bleiweiß; Ca: Kreide/ Gips (?); Fe: Eisenoxid/ Ocker (?); Cr: Chromhaltiges Gelb/Grün (?) Retusche?

Gelb: Ca, Pb, Fe, Sr (Cu)

Ca: Kreide/ Gips (?); Pb: Bleiweiß (?); Fe: Eisenoxid/ Ocker (?); Cu: Kupferhaltiges Blau Grün/ Sikkativ?

Rotbraun Sign.: Ca, Pb, Fe, Sr

Ca: Kreide/ Gips (?); Pb: Bleiweiß; Fe: Eisenoxid/ Ocker (?)

Rot verblasst: Pb, Ca, Fe, Sr

Pb: Bleiweiß; Ca: Kreide/ Gips (?); Fe: Eisenoxid/ Ocker (?); organ. Farblack?

Der Farbauftrag erfolgte deckend bis lasierend mit Pinseln in mehreren Schichten. Eine helle Ausmischung aus Bleiweiß und Zinnober diente für die Anlage der Inkarnattöne. Schatten sind mit braun-grau ausgemischten Tönen sowie halbtransparenten bräunlichen Lasuren geformt und Lichtakzente mit hellerer Inkarnatfarbe aufgesetzt. Das Röntgenbild spiegelt die sichere Modellierung. Es sind keine wesentlichen Kompositionsänderungen im Malprozess erkennbar. Details, wie Augen und Tränen erscheinen sicher gemalt. So wurden z.B. die kreisrunden Pupillen zuerst mit schwarzer Farbe angelegt, darauf mit zwei vertikal ausgerichteten Linienzügen weiße Reflexlichter gezeichnet und diese nachfolgend routiniert mit schwarzer Farbe horizontal geteilt sowie konturiert, so dass der Eindruck eines gespiegelten Fensterkreuzes entsteht. Die Haare sind in unterschiedlicher Intensität bräunlich unterlegt und nachfolgend mit feinen

Strichlagen in unterschiedlicher Farbigkeit differenziert. Dabei erscheinen die einzelnen rotbraunen Barthaare mit unterschiedlicher Präzision und Sicherheit gezeichnet.

[Blumenroth, Heydenreich, unveröffentlichter Untersuchungsbericht, 18.07.2023]

Erhaltungszustand

Datum18.07.2023 -

Zustandsveränderungen am oberen Tafelrand:

Der rückseitig eingearbeitete Falz ist am oberen halbrunden Rand im Vergleich mit den anderen Tafelrändern wesentlich breiter und die Faserauflagen auf der Rückseite sind in diesem Bereich deutlich angeschnitten, d.h. der Falz wurde oben erst nach der Beklebung mit den Fasern in die Tafel eingearbeitet. Am unteren Tafelrand enden die Faserbeklebungen hingegen kurz vor dem Falz, d.h. sie wurden wahrscheinlich aufgeleimt, nachdem der Tafelrand hier schon mit einem Falz gedünnt worden war. Am linken, rechten und oberen Rand erscheinen die Grundierung und partiell auch die Malerei angeschnitten. Vermutlich wurde die Tafel an drei Seiten nach Fertigstellung der Malerei beschnitten. Ein originaler Dorn der Krone endet kurz vor dem oberen Tafelrand, so dass er von einem Falzrahmen teilweise abgedeckt worden wäre.

Diese Beobachtungen könnten als Indizien gewertet werden, dass die Tafel erst zu einem späteren Zeitpunkt einen runden oberen Abschluss erhielt und an den seitlichen Rändern geringfügig beschnitten wurde. Unklar bleibt allerdings, warum bei einer möglichen nachträglichen halbrunden Beschneidung des oberen Randes rückseitig auch ein Falz eingearbeitet wurde. Bisher sind keine Darstellungen des Schmerzensmanns aus der Werkstatt Lucas Cranachs d. Ä. mit einem halbrunden oberen Abschluss bekannt.

Darüber hinaus sind am oberen Tafelrand Veränderungen aus zweifelsfrei jüngerer Zeit erkennbar: Die Röntgenaufnahme zeigt, dass die Holztafel hier zwischenzeitlich in einer mehrfach gegenläufig geschwungenen Form abgesetzt war. In diesem Bereich wurden in jüngerer Vergangenheit ein Stück Holz eingeleimt und die Darstellung ergänzt. Die zeitweilig geschwungene Form des oberen Tafelrandes und hier erhaltene Spuren von Goldauflagen lassen vermuten, dass die Tafel zeitweilig von einer stark profilierten und vergoldeten Rahmung mit volutenförmigen Schmuckelementen eingefasst war. Möglicherweise handelte es sich um eine barocke Architekturrahmung.

[Blumenroth, Heydenreich, unveröffentlichter Untersuchungsbericht, 18.07.2023]

Datum18.07.2023 -

Das Gemälde befindet sich derzeitig in einem geschädigten und instabilen Zustand. Die Tafel ist leicht konvex gewölbt und weist älteren inaktiven Anobienbefall auf. Die zweite und die dritte Brettfuge von links sind am unteren Rand jeweils über mehrere Zentimeter geöffnet. Die Bildschicht weist eine ausgeprägte und feinteilige Alterssprungbildung auf. Über die Bildfläche verteilt gibt es aufstehende Farbschollen und zahlreiche sehr kleine Fehlstellen. Partiell gibt es auch Verputzungen (z. B. im Bereich der Steinbank), Retuschen und Übermalungen; so sind z.B. das Wundmal an der linken Hand überarbeitet und die obere Dornenkrone ergänzt. Der vermutlich jüngere Firnis erscheint vergilbt.

[Blumenroth, Heydenreich, unveröffentlichter Untersuchungsbericht, 18.07.2023]

Zitieren aus dem Cranach Digital Archive

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<Autorenname>, 'Christus als Schmerzensmann', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/PRIVATE_NONE-P619/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})
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'Christus als Schmerzensmann', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/PRIVATE_NONE-P619/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})

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