Bildträger:
Die Bildnisse wurden auf Holztafeln mit den Maßen H. 51 cm x Br. 36 cm x T. 0,48 cm gemalt. Die Bildträger sind stabil und zeigen keinen Malschichtverlust oder Risse. Die Bretter weisen eine vertikal verlaufende Maserung auf. Beide Tafeln wurden parkettiert mit fünf vertikalen Streben und fünf beweglichen horizontalen Streben. Die Rückseiten zeigen keine Inschriften oder Markierungen außer den Inventarnummern des Museums: "39.5" beim Luther, "39.6" bei der Katharina. Drendrochronologische Untersuchungen zeigen die Verwendung von Buchenholz (Fagus sp.) als Trägermaterial.
Grundierung:
Die Grundierung wurde dünn und gleichmäßig auf beide Tafeln aufgetragen, wahrscheinlich mit Weiß, das heute leicht verfärbt erscheint. Der Kalkgrund setzt sich scheinbar aus Kalziumkarbonat zusammen und ist intakt. Es lassen sich keine Bereiche finden, wo die Grundierung als Unterton der Malschicht eingesetzt wurde, wenn auch ein etwas hellere Konturlinie in der oberen rechten Ecke der Bora-Tafel zu beobachten ist. Der Grund verläuft über die rechte und linke Kante beider Bildnisse hinweg: 0,63 cm am oberen und unteren Rand zeigen keine Grundierung.
Malschicht:
Die dünnen Malschichten wurden gleichmäßig aufgetragen. Die Malschicht ist im Ganzen gesichert, auch wenn kleine Ablösungen entlang der Kanten beobachtet werden können, die von früheren Rahmungen stammen. In diesen Bereichen ist die Grundierung sichtbar.
Die Hintergründe wurden mit sorgfältigen Pinselstrichen ohne Übergänge angelegt. Generell sind die Fleisch- und Gewandtöne dicker aufgetragen und legen eine sorgfältige Modellierung mit durchscheinenden Farbschichten nahe. Keine sichtbaren Pentimenti festzustellen.
Übermalungen:
Im ultravioletten Licht zeigen sich Hinweise auf zurückliegende Restaurierungen. Organische Firnisse leuchten Gelb-grün. Wo Retuschen auf den Firnis aufgetragen wurden, zeigen diese sich schwarz im UV-Licht, was als "primäre Fluoreszenz" bezeichnet wird. Wenn ein Gemälde mehrmals gefirnisst wurde und die Retuschen innerhalb der Firnisschichten eingeschlossen sind, erscheinen sie als schwarze Schatten im UV-Licht ("sekundäre Fluoreszenz"). Falls sich die Retuschen unter dem Firnis befinden, leuchtet die Oberfläche gleichmäßig und kann zu einem falschen Befund führen.
Die Untersuchung unter UV-Licht zeigt sekundäre Fluoreszenz in allen Bereichen beider Tafeln, besonders deutlich im Bereich der Hintergründe und der unteren linken Ecke des Luther-Bildnisses. Nur kleinere Hinzufügungen zeigen sich bei den Inkarnaten, was nicht ungewöhnlich ist, da das harte Bleiweißpigment, das dort vorherrscht, weniger anfällig für Abnutzung ist. Die Museumsdokumentation verzeichnet keine vorhergehenden Maßnahmen.
Firnis:
Die Malfläche wurde mit drei Schichten gefirnisst. Eine verschmutzte Schicht liegt auf zwei organischen Firnisschichten. Diese Firnisse verfärben sich mit der Zeit gelb und verdunkeln, wodurch der originale Gesamteindruck des Gemäldes verfälscht werden kann. Außerdem tendieren sie dazu die räumliche illusion eines Gemäldes zu verflachen. Die visuellen Qualitäten beider Bildnisse wurden durch die Firnisse negativ beeinflusst.
Dendrochronologische Untersuchung vom Forest Products Laboratory, Madison, Wisconsin. Ergebnisse wurden in einem Brief vom 11. März 2014 übermittelt.
Stout, George. 'Classes of Simple Paint Structure.' Technical Studies, Bd. VI. 1938. S.231.
Sicherung
Einzelne Bereich wurden mit 1:10-Gelatin gesichert. Die Flüssigkeit wurde warm mit einem kleinen sicherförmigen Pinsel aufgetragen. Dieser anfängliche Schritt erlaubte es, im Folgenden ohne das Risiko weiterer Verluste zu arbeiten.
Säuberung
Die Materialien zur Säuberung waren bei beiden Tafeln gleich. Die Schmutzfilm wurde mit pH-neutralem Reinigungsmitteln entfernt und die Firnisschichten gelöst. Wasserfarbenlasuren wurden im Bereich der dunklen Farbtöne eingesetzt um kleinere Bereibungen auszugleichen. Während der Säuberung kam im oberen rechten Quadranten ein Bereich einer ausgehärteten weißen Übermalung zum Vorschein, die den Einsatz des Skalpells notwendig machte.
Ganze Bereiche der Gemälde wurden übermalt und verdekcen längst vergessene Bildinhalte. Nur kleine Teile davon können nach Jahrhunderten der Überarbeitung rekonstruiert werden. Beim Lutherbildnis konnte die Silhouette eines ausgekratzten Wappens oder Siegels und zwei Zeilen einer Inschrift im unteren Bereich ausgemacht werden.
Auch im oberen Bereich konnten Buchstaben ausgemacht werden. Nur wenige Buchstaben der ersten Zeile einer möglicherweise fünf- oder sechszeiligen Inschrift sind lesbar: "D O C T O R A R T V S L V". Alle anderen Buchstaben sowie die gesamte Inschrift des Bora-Bildnisses bleiben unleserlich. Es ist naheliegend, das die Inschrift ursprünglich "DOCTOR MARTINVS LVTHER" lautete.
Röntgen- und Infrarotfotografie
Diese Untersuchungen wurden zur Klärung einer möglichen Inschrift herangezogen. Röntgenaufnahmen erlauben dem Restaurator Einsichten zur Geschichte des Gemäldezustands. Röntgenstrahlen durchdringen die meisten Materialien, werden aber von manchen Pigmenten, die Schwermetalle enthalten absorbiert (z. B. Bleiweiß). Diese Bereiche erscheinen auf der Röntgenaufnahme weiß. Leider konnte die Röntgenaufnahme keine weiteren Hinweise auf die Inschrift liefern. Nur das Bora-Bildnis erbrachte ein brauchbares Ergebnis, auch wenn die Parkettierung die Bewertung sehr erschwerte.
Infrarotfotografie kann genutzt werden um in die Schichten des Gemäldes zu "sehen" um Informationen zu liefern, die dem menschlichen Auge verborgen bleiben, wie die Unterzeichnungen, Änderunge der Komposition oder eben schwer lesbare Inschriften. Das Verfahren kann kohlestoffhaltige Materialien und verschiedene Schwarzpigmente aufspüren.
Die Aufnahme schärfte das Bild der leserlichen Buchstaben in der ersten Zeile der Luther-Inschrift und erbrachte zusätzliche Informationen zur zweiten Zeile. Dort könnte das Wort "P R O P H E T ", möglicherweise "PROPHETA" gelesen werden, dem lateinischen Wort für Prophet. Außerdem ein zusätzliches "S". Die Untersuchung der anderen unklaren Bereiche ergab keine neuen Ergebnisse.
Füllungen
Kleinere Bereiche wurden mit Gesso gefüllt, einer Mischung aus Marmorpulver und einem 1:7-Gelatin-Lösungsmittel.
Firnis
Ein mit Pinsel aufgetragener Überzug eines nicht vergilbenden Winsor & Newton- Firnisses wurde auf die Malschicht aufgetragen.
Retuschen
Alle Retuschen wurden mit Maimeri-Pigmenten ausgeführt. Diese Pigmente sind farb- und lichtstabil um einen gleichbleibendes Ergebnis zu gewährleisten. Des weiteren sind die Pigmente alkohollöslich und können daher leicht abgelöst werden, ohne Gefahr zu laufen die Malschicht zu beschädigen.
Ms. Jane Connell, Direktorin der Sammlung und des Ausstellungsbereichs und leitende Kuratorin im Muskegon Museum of Art leitet die Retuschen an: der beriebene obere Teil mit der Ischrift wurde belassen; die obere rechte Ecke des Frauenbildnisses wurde leicht retuschiert um den visuellen Eindruck an das Umfeld anzugleichen; die gesamte Retusche des ausgekratzten Wappens auf dem Luther-Bildnis wurde als dominant und störend empfunden.
Abschluss
Nach den Retuschen wurde ein abschließender, nicht-vergilbender Sprayfirnis aufgetragen, der die neunmonatige Maßnahme an diesen Tafeln abschloss.
Die Bildnisse wurden bei 56 Kilovolt and 3,3 Milliampere für 6 Millisekunden geröntgt am 18. Auggust 2013 von Ms. Tracy O'Brien und Mr. Thomas Daus in der Radiologie des Shriners Hospital for Children in Chicago, Illinois.
Infrarotuntersuchungen wurden mit Hilfe von Mr. Joe Barabe am 29. März 2013 durchgeführt.
Die Maßnahmen des Auffüllens, Firnissen und Retuschierens wurden beschrieben nach Bradley, Morton C. The Treatment of Pictures. Cosmos Press, Cambridge, Massachusetts. 1950.
E-mail vom 20. November 2013.
- restauriert von Barry Bauman