Martin Luther als Augustinermönch im Ordenshabit, Halbfigur nach rechts, mit Buch, vor einer Wandöffnung mit Bogen

Martin Luther als Augustinermönch im Ordenshabit, Halbfigur nach rechts, mit Buch, vor einer Wandöffnung mit Bogen

Druckgrafik, Holzschnitt

Der unbekannte Entwerfer/Formschneider nimmt sich ganz eindeutig Hans Baldung Griens Holzschnitt I.2D2 zum Vorbild, welcher auf die Zeit nach Oktober 1520 zu datieren ist. In Form und Zeichnung stimmt dieser Nachschnitt weitgehend mit seiner Vorlage überein.[1] Auf die engen Verwandtschaftsverhältnisse verweist auch die diplomatisch genaue, typographische Übernahme der vierzehnzeiligen Subscriptio:

Der unbekannte Entwerfer/Formschneider nimmt sich ganz eindeutig Hans Baldung Griens Holzschnitt I.2D2 zum Vorbild, welcher auf die Zeit nach Oktober 1520 zu datieren ist. In Form und Zeichnung stimmt dieser Nachschnitt weitgehend mit seiner Vorlage überein.[1] Auf die engen Verwandtschaftsverhältnisse verweist auch die diplomatisch genaue, typographische Übernahme der vierzehnzeiligen Subscriptio: „Numina coelestem nobis pepere Lutherum || Nostra diu maius sæcla uidere nihil || Quem si Pontificium crudelis deprimit error || Non seret irratos impia terra Deos“. Nur der untere Bildrand ist um wenige Millimeter verkürzt, weitere Abweichungen zeigen sich in weniger fein aufgelösten Binnenschraffuren und einem auf der Buchinnenseite eingefügten Textrand sowie den dunkel gehaltenen Pupillen Luthers.

Die vermutlich erste Verwendung dieses Druckstocks ist in der unfirmierten Druckschrift a) „De Captivitate Babylonica“[2] zu finden. Als Druckort kann möglicherweise Basel angenommen werden,[3] da zumindest auf einem in Weimar unikal überlieferten Einblattdruck von demselben Druckstock Basel als Druckort angegeben ist.[4]

Eine zweite Verwendung findet sich in der Druckschrift b) „Antwort auf den Pfingsttag“, die die im Rahmen des Wormser Reichstages gehaltene Rede Luthers in der Übersetzung Spalatins bietet. Eine Datierung nach dem Lutherverhör (18. April 1521) ist evident, eine Zuschreibung nach Basel ist wiederum naheliegen. Das Bildnis wird verso des Titelblatts verwendet und trägt die Subscriptio „AETERNA IPSA SVAE MENTIS SIMVLACHRA LVTHERVS || EXPRIMIT AT VVLTVS CERA LVCAE OCCIDVOS.“ Die größte Übereinstimmung hat diese Subscriptio mit dem zweiten Zustand des Holzstocks von Hans Weiditz (I.2D8.2) in der unfirmierten und undatierten Druckschrift Antwort auf den Pfingsttag, die der Offizin Sigmund Grimm und Max Wirsung zugeschrieben werden kann.[5] Von I.2D8.2 dürfte der Holzschnitt auch das wenig sinnvolle „IPSA“ statt „IPSE“ sowie das Satzzeichen nach „occidvos“übernommen haben. So ist zu vermuten, dass der Holzschnitt Hans Baldung Griens (I.2D2) als Vorlage für die Darstellung und der Holzschnitt I.2D8.2 als Vorlage für die Subscriptio von I.2D3a dienten.

Eine dritte Verwendung findet der Druckstock in einer Version des Einblattdrucks c) „Christianae Liberatis Propvgnatoribvs“, den bisher ausschließlich Ficker erwähnte.[6] Das in Weimar unikal überlieferte Exemplar zeigt Luther und Ulrich von Hutten in einem Doppelbildnis einander zugewandt.[7] Die typografischen Superscriptiones „M. LVTHERO“ sowie „VL. AB HVTTEN“ in Majuskeln und die Subscriptio „Numina coelestem nobis pepere Lutherum || Nostra diu maius sæcla uidere nihil || Quem si Pontificium crudelis deprimit error || Non seret irratos impia terra Deos“ sind identisch mit jener der Druckstöcke I.2D2 und I.2D3a. Unterhalb der Subscriptiones ist der Einblattdruck mit „M.D.XXI.“ datiert und mit „Basiliæ“ (Basel) firmiert.

Die geringe Anzahl von insgesamt nur drei im Zuge des KKL erschlossenen erhaltenen Abzügen des vorliegenden Holzschnitts spricht möglicherweise für eine im Vergleich I.2D2, I.2D4a und I.2D5 deutlich geringere Verbreitung.[8]

Verwendung in Druckschriften:

a) DE CA||PTIVITATE || BABYLO||NICA || ECCLESIAE || PRAELUDIUM || Martini Lutheri.||

VD16 L 4188; Benzing 707

Format: Quart

Erscheinungsdatum: nach Oktober 1520 [KKL 2022]

Offizin: unbekannt, Basel [KKL 2020]; Cratander, Basel [Ficker 1934, Nr. 8]; Johann Singriener [VD16; Benzing], Johann Prüss [Schottenloher 1913, S. 222][9]

Position des Bildnisses im Buchverbund: A1v

b) Doctor Martini Luthers aygne ant || wort auf Pfintztag: den .xviij. tag ||Aprilis. im̃. M.D.xxi. vor Kay. ||Maiest. vñ den Churfursten: || Fursten vnd andern vil der ||stennd des Reychs. zu || Wurmbs offenlich || beschehen.||

VD16 L 3663; Benzing 927

Format: Quart

Erscheinungsdatum: ab 18. April 1521 [KKL 2020]

Offizin: unbekannt, Basel [KKL 2020]; Johann Singriener [VD16, Benzing]

Position des Bildnisses im Buchverbund: A1v

Verwendung für Einblattdrucke:

c) CHRISTIANAE LIBERTATIS || PROPVGNATORIBVS.

Klassik Stiftung Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Inv. Gr.-2008/4835

Erscheinungsdatum: 1521 [Impr.]

Firmierung: Basel [Impr.]

Amalie Hänsch, Thomas Klinke


[1] Hagelstange 1907 und Schottenloher 1913 erkannten diesen Druck noch nicht als eigenständigen Druckstock.

[2] VD16 L 4188; Benzing 707; WA 6, S. 489D.

[3] Gegen Benzing 1966, Nr. 707, und VD16 L 4188, die den Druck Johann Singriener in Wien zuschreiben.

[4] Vgl unten.

[5] Dort lautet die zentriert gesetzte typografische Subscriptio „AETERNA IPSA SVAE MENTIS SIMVLACHRA LVTHERVS || EXPRIMIT AT VVLTVS CERA LVCAE OCCIDVOS.“

[6] Vgl. Ficker 1934, S. 115, Nr. 12.

[7] Bislang konnte keine weitere Verwendung nachgewiesen werden. Er ist nicht identisch mit den Druckstöcken, der in den Schriften VD16 H 6239 (fol. A1v), VD16 H 6342 (fol. 3v), VD16 H 6353 (fol. A1v [Subscriptio: VERTE]) sowie in Einblattdrucken (Staatsbibliothek Berlin, Sign. A II 34; HAB Wolfenbüttel, Sign. Bibel 2° 248 [hinterer Spiegel]) verwendet wurde. Zum Bildnis Huttens mit Zuschreibung an Hans Baldung Grien oder Hans Weiditz siehe Mende 1978, Nr. 452, und Kaufmann 2019, S. 271, sowie Ausst.-Kat Schlüchtern 1988, S. 126f.

[8] Dagegen konnten von I.2D2 48, von I.2D4a neun und von I.2D5 zwölf Exemplare autopsisch überprüft werden.

[9] Gegen Johann Prüss als Drucker spricht freilich die Tatsache, dass diesem der Holzstock I.2D2 für seinen firmierten und datierten Druck von VD16 E 1511 zur Verfügung stand.

Quellen / Publikationen:

Schottenloher 1913, S. 222; Ficker 1920; Ficker 1934, S. 115, Nr. 8.

Zuschreibung
Unbekannt nach Hans Baldung Grien, Inventor*in

Zuschreibung

Unbekannt nach Hans Baldung Grien, Inventor*in

[KKL 2022]

Datierungen
nach Oktober 1520
ab 18. April 1521

Datierungen

nach Oktober 1520

"De Captivitate Babylonica", [VD16 L 4188]

1521

Einblattdruck "CHRISTIANAE LIBERTATIS || PROPVGNATORIBVS", Klassik Stiftung Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Inv.-Nr. Gr.-2008/4835

ab 18. April 1521

"Martin Luthers eigene Antwort auf den Pfingsttag", [VD16 L 3663]

Maße
Darstellung: 150 (+/-2) x 116 (+/-1) mm

Maße

  • Darstellung: 150 (+/-2) x 116 (+/-1) mm

  • [Thomas Klinke, KKL 2022]

Signatur / Datierung

Keine

CDA ID
ANO_H-NONE-018
KKL-Nr.
I.2D3a, Teil der Bildnisgruppe I
Permalink
https://lucascranach.org/de/ANO_H-NONE-018/

Quellen

Position im Band
VD16 L 3663 title verso
Autor/inGeorg Spalatin
TitelMartin Luthers eigene Antwort 18. April
Ort der VeröffentlichungVienna; Straßburg
Jahr der Veröffentlichung1521
BuchformatQuart
ReferenzenVD 16 L 3663, Benzing, Claus 1989 927, Weimarer Ausgabe WA 7, 863M
VD16 L 4188 title
Autor/inMartin Luther
TitelDe Captivitate Babylonica
Ort der VeröffentlichungVienna
Jahr der Veröffentlichung1520
BuchformatQuart
ReferenzenVD 16 L 4188, Benzing, Claus 1989 707, Weimarer Ausgabe WA 6, 489D

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