Bildträger
Der Bildträger besteht aus einer einteiligen 0,5 cm starken Pappelholztafel mit vertikalem Holzfaserverlauf.
Das originale Format sowie die originale Rückseite sind nicht mehr erhalten.
Aufgrund von allseitigen Leistenansetzungen und der damit verbundenen Unzugänglichkeit der Stirnholzkanten lassen sich keine Aussagen zur Schnittrichtung der Tafel machen.
Grundierung und Imprimitur
Weiße Grundierung (Füllstoff und Bindemittel nicht analysiert).
Durch die allseitige Beschneidung des Bildträgers können keine Aussagen zur ursprünglichen Rahmung und Beschaffenheit der Tafelränder gemacht werden.
Unterzeichnung
Im Infrarotreflektogramm lässt sich eine Unterzeichnung nicht durchgehend, jedoch in jenen Bereichen, in denen die malerische Ausführung von den vorbereitenden Angaben abweicht, beobachten. Beispielsweise war der vom Baum herabhängende Kranz etwas höher positioniert, die Kette mit runderer Form angegeben. In der Hintergrundlandschaft am Horizont wurde der Turm rechts, nahe dem Felsen, höher konzipiert als später malerisch umgesetzt.
Die Personifikation der Tugend wurde vor Beginn des Malprozesses ebenfalls mit groben Konturlinien umrissen, diese erscheinen jedoch dicker und stärker pigmentiert. Die Konturen des mit Blättern bewachsenen Plateaus des Felsens wurden mit schwungvollen Pinsellinien definiert, die heute auch für das freie Auge durch die Himmelfarbe hindurch sichtbar sind. Diese wurden ebenso wie manche Konturen der Felsenspitzen etwas großzügiger angegeben als während des Malprozesses ausgeführt (siehe im Bereich des Schriftzuges VIRTUS).
Anhand des Infrarotreflektogramms lässt sich auch zum Teil die Reihenfolge des Malprozesses durch Aussparungen und Überlappungen von Farbbereichen nachvollziehen. Die helle Untermalung des Himmels wurde – unter Aussparung der Fläche für den Baum – aufgetragen. Der Borstenpinsel scheint stellenweise zickzack-förmig über die Bildoberfläche geführt worden zu sein. Die Aussparung sah einen schlankeren Stamm und eine kleinere Baumkrone vor.
Ein Pentiment lässt sich bei der Kopfhaltung des Geistlichen im Bildvordergrund beobachten. Im IRR ist an der Kopfhaltung erkennbar, dass er ursprünglich seinen Blick nicht - wie die anderen Figuren/Soldaten im Bildvordergrund - nach oben wandte und auch mit freiem Auge ist eine abweichende erste malerische Ausführung erkennbar.
Des Weiteren ist anhand des Infrarotreflektogramms ersichtlich, dass die Konturen von Armen und Beinen des Herkules rechts vorne nach Auftrag der Inkarnatfarbe nochmals mit der angrenzenden Farbschicht der Landschaft korrigiert bzw. verschmälert wurden (siehe linker Arm, rechter Unterschenkel, linker Fuß).
Farbschichten und Metallauflagen
Was die Reihenfolge des Malschichtauftrags betrifft, so lässt sich sagen, dass für größere Formen wie dem Baum in der Bildmitte oder der Herkulesfigur im Vordergrund in den zuerst aufgebrachten Farbschichten eine Reserve ausgespart wurde, bei den Soldaten kleineren Maßstabs im Bildvordergrund diese jedoch über den – zum Teil auch pastosen – Malschichten (siehe Torbogen) ausgeführt wurden. Der Himmel wurde vor dem Felsen und dem Vordergrund gemalt. Der blaue Farbauftrag im Himmel erfolgte mit sichtbaren Borstenpinselstrichen in horizontaler Richtung. Die Blätter des Baumes wurden in die noch feuchte Farbe des Himmels hineingemalt.
Die Landschaft wurde über einer grauen Untermalung aufgetragen, welche die im weiteren Malvorgang noch folgenden hellen Bildpartien wie die Figur des Herkules aussparte, stellenweise jedoch etwas über die Form hinausgeführt wurde (vgl. auch IRR).
Die kleinteiligen Figuren im Vordergrund sowie die Architektur wurden in sehr grafischer Malweise ausgeführt, Dächer und Fenster mit minimalen linearen Angaben definiert.
Der Pinsel wurde in mehreren Bereichen sgraffito-artig eingesetzt und die noch feuchte Farbe herausgewischt um den Blick auf die darunter liegende trockene Schicht freizugeben wie beispielsweise im Bereich der Rüstung und der rechten Hand des Herkules, wo die Adern in die noch feuchte Inkarnatfarbe gezogen wurden.
Eine nachträgliche Korrektur lässt sich in der weiblichen Figur beobachten. Ihre linke Schulter wurde etwas verbreitert.
Anhand des Absorptionsverhaltens der Malschichten in der Röntgenaufnahme lassen sich Hinweise auf die verwendeten Pigmente gewinnen: Die Untermalung des Himmels und die Wolken wurden vermutlich mit Bleiweiß ausgemischt, ebenso der Fluss im Hintergrund und der Wappengrund rechts unten, die Rüstung des Herkules sowie das Gewand der personifizierten Tugend sind vermutlich mit Blei-Zinn-Gelb gehöht, die Lanzen und das pastose Blattwerk im Bildvordergrund absorbieren die Röntgenstrahlung ebenfalls stark.
Rahmung
- untersucht von Ute Tüchler