Venus

Venus

Titel

Venus

[http://www.colnaghi.co.uk/venus-0; accessed 10.02.2015]

Malerei auf Eichenholz

Material / Technik

Malerei auf Eichenholz

[Princely Collections, revised 2014]

Die Tafel zeigt die Göttin Venus als nackte Ganzfigur vor schwarzem Hintergrund, der das rosige Inkarnat der Nackten besonders stark hervorhebt. Venus trägt langes offenes Haar, ein aufwendig verziertes Halsband und vor ihrem Körper ein durchsichtigen Schleier, der ihre Blöße mehr betont als verhüllt. Das Standmotiv der Göttin zeichnet sich

Die Tafel zeigt die Göttin Venus als nackte Ganzfigur vor schwarzem Hintergrund, der das rosige Inkarnat der Nackten besonders stark hervorhebt. Venus trägt langes offenes Haar, ein aufwendig verziertes Halsband und vor ihrem Körper ein durchsichtigen Schleier, der ihre Blöße mehr betont als verhüllt. Das Standmotiv der Göttin zeichnet sich durch ein frontal zum Betrachter präsentiertes linkes Bein und ein bildparallel gesetztes rechtes Bein dahinter aus, woraus eine Wendung des Oberkörpers nach links resultiert.

[Görres, cda 2015]

Zuschreibungen
Imitation nach Lucas Cranach dem Älteren
Lucas Cranach der Ältere

Zuschreibungen

Imitation nach Lucas Cranach dem Älteren

[cda 2016]

Lucas Cranach der Ältere

[http://www.colnaghi.co.uk/venus-0; accessed 10.02.2015]

Datierung
nach 1560

Datierung

nach 1560

[1531 datiert, nicht authentisch, jüngere Imitation]

Maße
Maße Bildträger: 39,5 x 24,6 cm

Maße

  • Maße Bildträger: 39,5 x 24,6 cm

  • [Katherine Ara, Untersuchungsbericht, Jan. 2013]

  • 38,7 x 24,5 cm

  • [http://www.colnaghi.co.uk/venus 0; accessed 10.02.2015]

Signatur / Datierung

Signiert unten links mit dem Monogramm der geflügelten Schlange, datiert 1531.

Signatur / Datierung

  • Signiert unten links mit dem Monogramm der geflügelten Schlange, datiert 1531.

  • [nicht authentisch, cda 2016]

Eigentümer
Liechtenstein. The Princely Collections, Vaduz-Vienna
Besitzer
Liechtenstein. The Princely Collections, Vaduz-Vienna
Standort
Wien
CDA ID
AT_PCLW_GE2497
FR (1978) Nr.
FR-none
Permalink
https://lucascranach.org/de/AT_PCLW_GE2497/

Provenienz

  • Privatsammlung, Belgien, seit Mitte des 19. Jahrhunderts
    [http://www.colnaghi.co.uk/venus 0; accessed 10.02.2015,]
    [Angabe konnte vom cda bisher nicht überprüft werden.]
  • 2013 erworben von H.S.H. Prince Hans-Adam II. von und zu Liechtenstein für die Princely Collections, Vaduz - Wien
    [http://www.colnaghi.co.uk/venus-0; accessed 10.02.2015]

Forschungsgeschichte / Diskussion

Auszug aus der Beschreibung von Colnaghi (2014):

[...]

Unsere Venus, eine klassische Gottheit, deren wunderbar geformter Körper den Einfluss der italienischen Renaissancemalerei und der klassischen Bildhauerkunst auf Cranach erkennen lässt, auf einem eine Mondlandschaft suggerierenden gewölbten Felssockel kommt auch aus einer älteren und lokaleren deutschen mittelalterlichen Tradition der Darstellung von Planetengottheiten. Zu Cranachs frühesten Venusdarstellungen und zu seinen ersten Versuchen der Darstellung weiblicher Akte gehören das große Gemälde "Venus und Amor" aus dem Jahr 1509 in Wien und der mit 1506 datierte Holzschnitt mit demselben Sujet. Allerdings gehen die meisten Fachleute heute davon aus, dass auch dieses Werk 1509 entstand. In beiden Fällen ist die Gestalt der Venus deutlich von Dürers berühmtem Stich „Adam und Eva" und über Dürer auch von den klassischen Prototypen, wie der "Kapitolinischen Venus", beeinflusst. Der Körper der Göttin mit den breiten Hüften und dem runden vollen Busen ist letztlich römischer Abstammung und unterscheidet sich deutlich von den kleinbrüstigen Akten Cranachs in späterer Zeit. Die Wiener "Venus", das erste lebensgroße Gemälde der Göttin im Stil des Nordens, ist das Werk, mit dem Cranach den Konventionen des klassischen Akts am nächsten kommt, und sowohl ihre Anatomie als auch gewisse stilistische Züge lassen vermuten, wie Kenneth Clark anregt [18], dass Cranach selbst Prototypen der italienischen Renaissance gekannt haben dürfte. So könnte etwa der schwarze Hintergrund, der einen so wirkungsvollen Kontrast zum nackten Körper bildet (ein Thema, das Cranach bei der Frankfurter und der Colnaghi "Venus" wieder aufnahm), durchaus von Gemälden aus Botticellis Werkstatt, wie etwa der "Venus" in Berlin, oder von Werken von Lorenzo Costa oder Lorenzo di Credi inspiriert worden sein, die beide dieses Motiv verwendeten, um ihren gemalten Akten eine plastische Wirkung zu verleihen. Das Sfumato und das subtile Spiel des Lichts auf ihrem Körper gehen unübersehbar auf Leonardo zurück. [19] Aber selbst zu diesem frühen Zeitpunkt [20] entsprechen die Proportionen des Körpers der Wiener "Venus" nicht so exakt dem vitruvianischen Kanon wie etwa Dürers "Eva". Der vorstehende Bauch der Figur und der eher langgezogene Torso verweisen eher auf mittelalterliche Akt-Traditionen nördlich der Alpen, möglicherweise eine Auswirkung der Reise Cranachs in die Niederlande im Jahr 1508, bei der er vermutlich frühere Aktgemälde von Memling und die zeitgenössischen erotischen Darstellungen von "Adam und Eva" von Jan Gossaert kennenlernte, die Clark "curiously indecent" [21] (merkwürdig anstößig) fand. Eine weitere Anleihe bei diesen frühen nördlichen Traditionen sind die Wolken, von denen die Venus auf Cranachs Holzschnitt umgeben ist, eine Anspielung auf ihre Rolle als astrologische Planetengottheit. Der Stich zeigt Venus, die erfolglos ihre Scham mit einem Schleier zu verhüllen sucht, den ihr ein Windstoß entreißt, während sie den Knaben Amor davon abhält, den Bogen zu spannen - eine Ikonografie, die dem männlichen Betrachter eine ziemlich ambivalente Botschaft vermittelt - auf der einen Seite verführerisch erotisch und auf der anderen eindringlich mahnend. Ähnlich ambivalente Botschaften vermittelt das Gemälde "Venus und Amor" in Wien. Hier warnt das verführerische Bild der Göttin der Liebe, die gelassen ihren schießwütigen Sohn zügelt, mit den begleitenden moralisierenden lateinischen Versen den [vermutlich männlichen] Betrachter vor den Folgen der körperlichen Leidenschaft: "Bezwinge mit ganzer Anstrengung deine Liebesgelüste, damit nicht Venus dein umnebeltes Herz besitzt!" (Zitat Koepplin) [22] Nacktheit war offenbar in Wittenberg durchaus akzeptabel, sofern sie mit einem passenden moralisierenden Epitheton versehen oder durch einen klassischen oder biblischen Text legitimiert war.

[...]

[18] K. Clark, „The Nude", 1956 S. 319, S. 17-18

[19] Möglicherweise über eine der vielen Kopien der nunmehr verloren gegangenen "Leda"

[20] Für die deutlichste Herausarbeitung der Unterschiede in den Proportionen der klassischen bzw. mediterranen Darstellung weiblicher Akte, der Vergleich der "Cnidianischen Venus" mit der "Venus" von Memling in Wien (siehe Clark, op. cit., S. 17-18)

[21] Op. cit. S. 320

[22] Die Originalinschrift lautet: "PELLE CUPIDINEOS TOTO CONAIME LUXUS/NE TUA POSSIDEAT PECOTRA CECA VENUS."

[http://www.colnaghi.co.uk/venus-0; accessed 10.02.2015, translated and augmented by A. Hanzl, The Princely Collections 2014]

Mit der freundlichen Unterstützung durch die fürstlichen Sammlungen und die Bereitstellung einer hochauflösenden Abbildung veröffentlichte das Cranach Digital Archive am 03. März 2015 zusammen mit ca. 100 weiteren Werken auch das Gemälde "Venus" sowie ein weiteres Werk aus der Sammlung Liechtenstein in dem Forschungsarchiv. Das cda dokumentierte die vorliegende Zuschreibung und die Angaben zur Provenienz durch Colnaghi und wies die Quelle dieser Angabe eindeutig aus. Eine Überprüfung dieser Angaben durch das cda-Team erfolgte nicht.

In Folge der Beschlagnahmung des Gemäldes in Paris wurden am 7. März 2016 die Zweifel an der Authentizität und die nicht erfolgte Prüfung von Angaben zur Provenienz seitens des cda in dem Datenbankeintrag kenntlich gemacht. Zur Überprüfung der Angaben wurde das Gemälde in Abstimmung mit den fürstlichen Sammlungen vom 8. März 2016 bis zum 23. Mai 2016 zurückgesetzt.

Das Team des Cranach Digital Archive untersuchte in den zurückliegenden Jahren in Kooperation mit zahlreichen Partnerinstitutionen mehr als 1000 Gemälde mit modernen physikalischen Analysemethoden und konnte dabei u.a. einige spätere Kopien und Nachahmungen identifizieren. Das Gründungsmitglied Prof. Dr. Dieter Koepplin empfahl bereits in einem Schreiben vom 8. Februar 2013 eine eingehendere Untersuchung des Gemäldes „Venus“ durch Prof. Dr. Gunnar Heydenreich. Ebenfalls riet Dr. Bodo Brinkmann am 13. Feb. 2013 per E-Mail zu einer Untersuchung des Gemäldes durch Heydenreich. Eine entsprechende Untersuchung steht bisher aus.

2012/2013 wurde das Gemälde bereits durch Libby Sheldon, London und Katherine Ara, London analysiert und dokumentiert. Folgende Untersuchungsverfahren kamen zur Anwendung: Analyse von 10 Farbproben, Anfertigung von Farbquerschliffen und Elementanalyse mittels SEM/EDX, Polarisationslichtmikroskopie, Infrarot-Reflektografie, Röntgengrobstrukturanalyse (Courtauld Institute of Art), UV-Untersuchung, Mikroskopische Oberflächenuntersuchung.

Beide Berichte formulieren in den Schlussfolgerungen bereits Zweifel an der Authentizität des Werkes und empfehlen weiterführende Untersuchungen.

Mit freundlicher Unterstützung durch Vincent Noce, Katherina Ara und Libby Sheldon konnte das Team des Cranach Digital Archive am 25. April 2016 in die Untersuchungsberichte vom Dezember 2012 (F2271) und vom Januar 2013 Einblick nehmen und die Ergebnisse mit den Befunden an gesicherten Cranach-Werken vergleichen.

Nach dem Studium dieser Berichte und der vergleichenden Auswertung erachten wir das Gemälde "Venus" für eine Imitation eines Cranach-Gemäldes, da sich

  1. die mit modernen physikalischen Analyseverfahren nachgewiesenen Pigmente von den in der Cranach-Werkstatt üblicherweise verwendeten Pigmenten deutlich unterscheiden

  2. der technische Aufbau nicht den charakteristischen Praktiken in der Wittenberger Werkstatt entspricht

  3. stilistische und qualitative Unterschiede zu gesicherten Werken Cranachs und seiner Werkstattmitarbeiter bestehen und

  4. sich der Zustand deutlich von natürlich gealterten Werken Cranachs unterscheidet.

Im Einzelnen sind dies u.a. folgende Ergebnisse:

  • Die holztechnische Bearbeitung entspricht nicht den charakteristischen Praktiken, die an anderen Bildträgern Cranachs dokumentiert sind. Die Übertragung auf einen neuen Bildträger ist dabei nicht auszuschließen.

  • Die Unterzeichnung unterscheidet sich von den Befunden auf anderen Cranach-Gemälden (IRR).

  • Die Farbigkeit der Imprimitur unterscheidet sich von gesicherten Werken Cranachs.

  • In gelben Farben konnte kein Bleizinngelb nachgewiesen werden (EDX).

  • In einer Farbprobe von einer Perle der Kette wurde Titanweiß identifiziert. Eine Retusche ist hier nicht auszuschließen (EDX).

  • Mehrere Pigmente unterscheiden sich in Größe und Form von gesicherten Werken Cranachs (SEM).

  • Zwei Farbmischungen erscheinen im Vergleich mit anderen Werken Cranachs auffällig.

  • Die Technik des Farbauftrags und die Ausformung von Details (Haare, Augen u.a.) unterscheiden sich von der üblichen Werkstattpraxis (Röntgen, Mikroskop. Untersuchung)

  • Die Form und der mehrschichtige Aufbau von Signet und Datierung entsprechen nicht der üblichen Werkstattpraxis.

  • Die Craqueléform unterscheidet sich von gesicherten Werken und weist im Verhältnis zum Bildträger Unregelmäßigkeiten auf.

  • Die Schadensbilder an dem Gemälde erscheinen in der Form auffällig.

Gunnar Heydenreich, cda, 23.05.2016

  • Venus, nach 1560

Abbildungen

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Kunsttechnologische Untersuchung

Keine Untersuchung durch cda

Restaurierungsgeschichte

Datum2013 - 2014

Restaurierung 2013-2014

Zitieren aus dem Cranach Digital Archive

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<Autorenname>, 'Venus', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/AT_PCLW_GE2497/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})
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'Venus', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/AT_PCLW_GE2497/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})

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