Bildnis eines Mannes

„[Die Untersuchung] belegt, dass am oberen Bildrand über die gesamte Breite der Tafel mit schwarzer Farbe eine Inschrift angebracht war, die bis auf wenige Spuren sorgsam getilgt wurde und somit heute bis auf einzelne Buchstaben und Ziffern nicht mehr lesbar ist. Ebenfalls zeigen die Infrarot-Aufnahme und das Röntgenbild im rechten unteren Bildbereich eindeutig die Spuren eines großen gemalten Wappens, welches in späterer Zeit mit rotbrauner Farbe abgedeckt wurde. Mit diesen Maßnahmen wurden Hinweise auf die tatsächliche Identität des Dargestellten entfernt bzw. abgedeckt.“

[Heydenreich 2010 A, 74]

BESCHREIBUNG

Zeichengeräte/Material:

- flüssiges, schwarzes Zeichenmedium

Typ/Duktus:

- nachvollziehende bis freie Unterzeichnung

- dünne Linien

Funktion:

- relativ verbindlich für die Malerei; Hauptkonturen angegeben; keine plastische Wiedergabe

Abweichungen:

- kleine Präzisierung der Form während des Malprozesses

INTERPRETATION

Zuschreibung:

- nicht möglich

Anmerkungen:

- vermutlich nach einer Vorzeichnung übertragen

[Smith, Sandner, Heydenreich, cda 2012]

„Bildträger ist eine aus zwei Buchenholzbrettern verleimte Tafel in dem von Cranach häufig verwendeten Standardformat ‘C’. Die Brettfuge ist in üblicher Weise mit Fasermaterial abgeklebt.”

[Heydenreich 2010 A, 73]

"Weiße Grundierung"

[Heydenreich 2010 A, 74]

„Auf der weißen Grundierung erfolgte eine Unterzeichnung mit einem schwarzen, flüssigen Zeichenmedium. Sie beschränkt sich auf die Angabe von Umrisslinien und wenigen sparsamen Binnenformen. Auffällig sind zwei Schriftzeichnen im Bereich des weißen Hemdes und des roten Untergewandes. Die z-förmige Markierung entspricht in Cranachs und anderen zeitgenössischen Handschriften dem Buchstaben ‚r‘ und steht für Rot. Die einem ‚h‘ ähnliche Form repräsentiert ein ‚w‘ und steht für Weiß. Die Buchstaben bezeichnen die Farben der nachfolgend rot und weiß gemalten Gewänder. Entsprechende Farbangaben für Kleidungsstücke sind in der Malerei des 16. Jahrhundert nicht unüblich, wurden aber auf anderen Cranach-Gemälden bisher nicht nachgewiesen.“

[Heydenreich 2010 A, 74]

„Die Barthaare erscheinen in der ersten Anlage relativ unsicher aufgetragen und wurden nachfolgend mit sicherer Hand überarbeitet. Auch sind die Augen und die Lippen in einer späteren Phase der Bildentstehung mit leichten Korrekturen vergleichsweise souverän konturiert.

Der Hintergrund wurde mit blauer Farbe in zwei Schichten ausgeführt. Dabei ist die erste Schicht relativ glatt und die zweite Schicht mit erkennbarem Pinselduktus aufgetragen. Es ließe sich vermuten, dass die zweite Schicht nicht original ist, doch liegen einzelne sicher gezeichnete Kopfhaare auch auf dieser zweiten blauen Schicht.

[…]

Das am linken Bildrand sichtbar mit schwarzer Farbe ausgeführte Schlangensignet und die Jahreszahl 1529 liegen auf der zweiten blauen Hintergrundfarbschicht. Indizien für eine wesentlich spätere Hinzufügung sind nicht erkennbar. Die schwarze Farbe ist nicht in das Craquelé der blauen Farbschicht hineingelaufen. Auffällig ist jedoch, dass sich das Signet und auch die Schreibweise der Ziffern von andern Cranach-Gemälden aus der Zeit um 1529 deutlich unterscheiden.“

[Heydenreich 2010 A, 74]