Innerhalb einer vielfigurigen Komposition wird die Erweckung des Lazarus durch Christus geschildert. In der Bildmitte sitzt der erweckte Lazarus am Rande seines geöffneten Grabes, den linken Fuß auf die untere Schmalseite, das rechte Bein auf eine Kante des Grabes gestützt. Lazarus trägt noch immer das Leichentuch, welches Schoß, Rücken und
Innerhalb einer vielfigurigen Komposition wird die Erweckung des Lazarus durch Christus geschildert. In der Bildmitte sitzt der erweckte Lazarus am Rande seines geöffneten Grabes, den linken Fuß auf die untere Schmalseite, das rechte Bein auf eine Kante des Grabes gestützt. Lazarus trägt noch immer das Leichentuch, welches Schoß, Rücken und Stirn verhüllt. Die Hände wie zum Gebet zusammengeführt, blickt er andächtig zu Christus empor, der ihm an der unteren Schmalseite des Grabes gegenüber steht. Das Grab des Lazarus wurde auf Geheiß Christi geöffnet, dessen rechter Fuß auf der steinernen Grabplatte ruht. Die daraus resultierende Schrittstellung verleiht Christus ebenso einen Habitus der Aktivität wie der Segensgestus der linken Hand, der ebenfalls ein Hindeuten auf den Erweckten gelesen werden kann. Die Grabplatte trägt die Jahreszahl 1558 und das Schlangensignet mit Vogelflügeln. Christi Gesichtszüge verraten eine ruhige Sanftmut, sein Haupt umgibt ein unauffälliger Strahlenkranz. Direkt hinter dem Grab finden sich fünf Frauen, die das Erweckungswunder auf die Knie hat sinken lassen; voller Ehrfurcht blicken die beiden Vordersten, die wohl als die Schwestern des Lazarus, Martha und Maria, zu identifizieren sind, zu Christus hinauf. Auch die Gruppe der Jünger hinter Jesus ist angesichts des vollbrachten Wunders in Aufruhr zu sehen. [...]
Im Gemälde schließt die Gruppe der Jünger kompositorisch mit Paulus an deren linkem Rand ab. Während er sich nach rechts zur Gruppe hinwendet, deutet er mit der rechten Hand in die entgegengesetzte Richtung. Mit dieser Geste schafft Cranach nicht nur einen Bezug zur Gruppe der knienden Frauen, sondern wiederholt in leichter Abwandlung den Gestus, den Christus vollzieht. Diese Doppelung bindet die beiden Eckpunkte dieser Figurengruppe in ein konsistentes Gefüge und grenzt sie gegenüber weiteren männlichen Figuren im Hintergrund ab. Diese Gruppe hat das Areal durch ein Renaissanceportal betreten, von dem sich nach beiden Seiten eine mit Weinranken bewachsene Mauer erstreckt. Jenseits der Mauer wird links ein weiter Landschaftsausblick und rechts auf einem Hügel sehr prominent eine Schlossanlage sichtbar. Eine Figur in der Mitte der Gruppe verhüllt Mund und Nase mit ihrem Gewand, um sich vor dem Leichengestank zu schützen, von dem das Johannesevangelium explizit berichtet.
Den Vordergrund nimmt die kniende Stifterfamilie ein. Links der Mitte kniet mit zum Gebet gefalteten Händen das 1555 verstorbene Familienoberhaupt Michael Meyenburg. Der 1491 im hessischen Steinau geborene Meyenburg begann nach juristischem Studium seine Laufbahn als Unterstadtschreiber und wurde als Syndicus und ab etwa 1540 Bürgermeister eine prägende Figur für die freie Reichsstadt Nordhausen. Cranach schildert ihn mit ebenso ruhigen wie ernsten Gesichtszügen. An vorderster Bildkante erscheint das von Kaiser Karl V. verliehene Wappen Meyenburgs. Hinter ihm versammeln sich seine acht männlichen Nachkommen. Wie die Darstellung zeigt, starben drei seiner Söhne im Kindesalter. [...] Die rechte Seite des Vordergrunds nimmt der weibliche Zweig der Familie Meyenburg ein. Zuvorderst und damit dem Vater gegenüber, kniet die Tochter Ursula, hinter ihr die beiden Ehefrauen Meyenburgs. In den Hintergrund gerückt, kniet Meyenburgs erste Frau Ursula Lachenbeck, Tochter des Fuggerschen Hüttenfaktors Matthias Lachenbeck aus Gotha. [...] Die rechte untere Ecke des Bildes nimmt, Anna Reinicke, die Tochter von Luthers Jugendfreund, dem Eisenacher Hüttenmeister und Kupferhändler Johannes Reinicke und zweiten Ehefrau Meyenburgs zusammen mit ihrem Familienwappen ein. Die gesamte Familie kniet auf einem schmalen Streifen am vorderen Bildrand, der sich durch besonderen vegetabilen Detailreichtum deutlich von der kargen Bodenbeschaffenheit der Begräbnisstätte abhebt, mit diesem aber trotzdem einen konsistenten gemeinsamen Bildraum bildet.
Ebenfalls diesem Bildraum angehörig, wenn auch kompositorisch klar von den restlichen Figuren getrennt, schließt sich links an die biblische Handlung eine Gruppe von prominenten Vertretern der Reformation und des Humanismus an. In erster Reihe treten, einander gegenüber gestellt, Martin Luther und Philipp Melanchthon auf, links von Melanchthon reihen sich die Bildnisse des Caspar Cruciger, Justus Jonas, Erasmus von Rotterdam und Johannes Bugenhagen aneinander. Diese sind anhand ihrer Bildnisse ebenso eindeutig zu identifizieren wie Johann Forster, der mit Vollbart und Pelzschaube direkt hinter Luther zu sehen ist. Weniger eindeutig erscheint die Identifizierung der restlichen drei Männer, deren Gesichter zudem teilweise stark angeschnitten sind. Sehr wahrscheinlich kann das Gesicht, welches zwischen Forster und Luther zu sehen ist, als jenes des Georg Spalatins identifiziert werden.
[Görres 2015 A, 245-247]
- Zuschreibung
- Lucas Cranach der Jüngere
Zuschreibung
Lucas Cranach der Jüngere | [cda 2015] |
- Datierung
- 1558
Datierung
1558 | [datiert] |
- Maße
- Maße Bildfläche: 223 x 200 cm
Maße
Maße Bildfläche: 223 x 200 cm
[Exhib. Cat. Berlin 1937, No. 139]
- Signatur / Datierung
Bezeichnet mittig an der Grabplatte mit dem Schlangensignet mit Flügeln in schwarz nach rechts gewandt und der Jahreszahl "1558"
Signatur / Datierung
Bezeichnet mittig an der Grabplatte mit dem Schlangensignet mit Flügeln in schwarz nach rechts gewandt und der Jahreszahl "1558"
[cda 2015]
- Eigentümer
- Evangelische Kirchengemeinde St. Blasii, Nordhausen
- Besitzer
- Gemälde nicht erhalten
- CDA ID
- DE_BKN-Lost_NONE-001
- FR (1978) Nr.
- FR-none
- Permalink
- https://lucascranach.org/de/DE_BKN-Lost_NONE-001/