Lukretia

Lukretia

Titel

Lukretia

[Historisches Museum Regensburg, revised 2010]

Malerei auf Holz

Material / Technik

Malerei auf Holz

[Historisches Museum Regensburg, revised 2010]

Das Gemälde präsentiert die Römerin Lukretia in jugendlicher Schönheit, nach Mode der Renaissance vornehm gekleidet und frisiert, unmittelbar vor ihrem Suizid. Ihr prächtiges Gewand ist an der Vorderseite geöffnet und gibt so den Blick auf ihren nackten Oberkörper frei, gegen den sie, den ornamentierten Griff mit beiden Händen fassend, die

Das Gemälde präsentiert die Römerin Lukretia in jugendlicher Schönheit, nach Mode der Renaissance vornehm gekleidet und frisiert, unmittelbar vor ihrem Suizid. Ihr prächtiges Gewand ist an der Vorderseite geöffnet und gibt so den Blick auf ihren nackten Oberkörper frei, gegen den sie, den ornamentierten Griff mit beiden Händen fassend, die spitze Klinge eines Dolches gerichtet hat. Der hinter Lukretia zur Seite geraffte Vorhang gewährt Ausblick auf eine hoch gelegene Burganlage, welche im Zusammenhang mit der ihr durch den römischen Königssohn Sextus widerfahrenen Gewalttat wohl als Königspalast zu interpretieren ist: nach der Überlieferung durch Livius galt die edle Lukretia als Inbegriff der Tugendhaftigkeit im Rom der vorrepublikanischen Zeit (6. Jh.). Von Sextus vergewaltigt, beging sie Selbstmord, um ihre moralische Vorbildfunktion zu wahren.

[Historisches Museum Regensburg, revised 2010]

Zuschreibungen
Nachahmer von Lucas Cranach der Ältere
Werkstatt Lucas Cranach der Ältere

Zuschreibungen

Nachahmer von Lucas Cranach der Ältere

"Schule"
[Jehle, Exhib. Cat. Regensburg 2010, 511]

Werkstatt Lucas Cranach der Ältere

[Heydenreich, CDA 2010]

Datierung
vor 1553

Datierung

vor 1553

[Jehle, Exhib. Cat. Regensburg 2010, 511]

Maße
Maße Bildträger: 62 x 41 cm

Maße

  • Maße Bildträger: 62 x 41 cm

  • Maße mit Rahmen: 76 x 54 cm

  • [Historisches Museum Regensburg, revised 2010]

Signatur / Datierung

Keine

Eigentümer
Bundesrepublik Deutschland
Besitzer
Historisches Museum der Stadt Regensburg
Standort
Regensburg
CDA ID
DE_BRD-HMR_L6337
FR (1978) Nr.
FR-none
Permalink
https://lucascranach.org/de/DE_BRD-HMR_L6337/

Provenienz

  • Slg. Salomon Kohn (?) (Privatbesitz Schweiz) [1]
  • von Galerie Schmidlin, Zürich, am 5.11. 1942 für sfrs. 5.500 an Hermann Göring (Inventar: RM1240)
    [Göring Report, 115, No. 2] [MFA&A 239/159] [2]
  • MCCP (Munich Central Collecting Point, Nr. 6337); 20.04.1949 an Ministerpräsident; Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen, Berlin [3]
  • Leihgabe aus Bundesbesitz

zu FR (sollte es sich um Nr. 358A handeln):

  • (1932) Van Diemen & Co., Berlin
    [Friedländer, Rosenberg 1979, 141, No. 358A]

[1]Kunstsammlung Göring: DHM Datenbank:
http://www.dhm.de/datenbank/goering/dhm_goering.php?seite=5&fld_0=RMG00521
[2]http://www.badv.bund.de/DE/OffeneVermoegensfragen/Provenienzrecherche/Provenienzen/Daten/6000_6999/6337.html (accessed 30.01.2015)
[3][Yeide 2009, 389, No. A1254]

Für weitere Diskussion siehe 'Beschreibung/Interpretation'

Ausstellungen

Regensburg 2010, Nr. 351

Quellen / Publikationen

Erwähnt auf Seite Katalognummer Tafel
Exhib. Cat. Regensburg 2010 511-513 No. 351
Herausgeber/inChristoph Wagener, Klemens Unger
TitelBerthold Furtmeyr - Meisterwerke der Buchmalerei und die Regensburger Kunst in der Spätgotik und Renaissance
Ort der VeröffentlichungRegensburg
Jahr der Veröffentlichung2010
Follak 2002
Autor/inJan Follak
TitelLucretia zwischen positiver und negativer Anthropologie: Coluccio Salutatis Declamatio Lucretie und die Menschenbilder im exemplum der Lucretia von der Antike bis in die Neuzeit
Ort der VeröffentlichungKonstanz
Jahr der Veröffentlichung2002
Link http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:352-opus-9144

Forschungsgeschichte / Diskussion

Unter den über 50 Darstellungen der Lucretia im Oeuvre Cranachs sind bisher nur wenige Lucretien bekannt, die den Dolch ebenfalls in beiden Händen halten (z. B. FR122, FR240J).

Stilistisch ähnelt dieses Werk jedoch mehr zwei Bildern, die um 1529/30 entstanden (FR240B, FR237), auf denen Lucretia ebenfalls im kostbaren Gewand, mit dem Dolch nach oben gegen sich gerichtet und vor einem Fenster dargestellt ist. Gemälde, auf denen sich der Hintergrund in eine Landschaft und einen Vorhang aufteilt, sind bislang tendenziell ehemaligen Cranach-Schülern bzw. dem Umfeld Cranachs zugeordnet.

[Herrschaft, CDA 2012]

In Bundesbesitz befinden sich 17 Gemälde, die von Lukas Cranach d.Ä. oder seiner Werkstatt gefertigt wurden.

Die TVK München ermittelte zur Provenienz des Gemäldes, dass das Gemälde von der Züricher Galerie Schmidlin an Hermann Göring für sfrs. 5.500 verkauft wurde.[1] Aus dem erwähnten Göring Report, den die amerikanischen Kunstschutzoffiziere erstellt hatten, ist zu erfahren, dass die Galeristin Schmidlin das Gemälde „Lukretia“ im September 1942 an Walter Andreas Hofer verkauft hatte.[2]

Schmidlin, die deutsche Staatsbürgerin war, lebte und arbeitete in Zürich und war mit einem Schweizer Regierungsbeamten verheiratet.[3] Aus dem Göring Report geht ferner hervor, dass sie von dem Stuttgarter Kunsthändler F.C. Valentien zur Spionage, im Zusammenhang mit der Tätigkeit ihres Ehemanns, aufgefordert worden sei. Dies habe sie zwar nicht getan, stand aber unter Beobachtung. Jedenfalls habe sie Valentien und Hofer miteinander bekannt gemacht. Es wird die Vermutung geäußert, dass Hofer als Mittelsmann zwischen Valentien und Schmidlin fungiert habe. Über die Kunsthändlerin wurde ausgesagt, dass sie Kunstwerke für Hofer in der Schweiz verkauft habe. Dies bestritt Hofer in seiner Anhörung, gab jedoch zu, dass er sie immer besuchte, wenn er in der Schweiz weilte. Außerdem war sie mit der Münchener Galerie Heinemann in Kontakt. Hofer nahm an, dass der Galerist [dabei muss es sich um Zinckgraf handeln, Anm. d. Verf.] Schmidlin mit sehr guten Kunstobjekten versorgte. Neben dem Gemälde „Lukretia“ verkaufte Schmidlin am 29. Oktober 1940 auch die Tafel „Christus mit der Samariterin am Brunnen“ (Mü-Nr. 5924) von Lukas Cranach d.Ä., die sich heute ebenfalls in Bundesbesitz befindet.[4]

In den Unterlagen des Bundesarchivs in Koblenz befinden sich weitere Archivalien, welche zusätzliche Hinweise zur Provenienz des Gemäldes „Lukretia“ geben.[5] Im Juli 1952 teilte der Antragsteller der TVK München mit, dass er 1939 über die Schweiz in die USA emigriert sei. Das hier interessierende Bild sowie weitere Kunstwerke, u.a. das Cranach-Gemälde „Christus mit der Samariterin am Brunnen“ (Mü-Nr. 5924) habe er bei einem Dr. Walter F. Schnyder in Solothurn/Schweiz zur Aufbewahrung hinterlassen. Dieser habe die Bilder ohne sein Wissen der Galeristin Schmidlin zur Ansicht gegeben, für einen eventuellen Verkauf auf Kommissionsbasis. Die Kunsthändlerin habe das Gemälde an Hofer verkauft; einen Kaufpreis habe der Antragsteller jedoch nicht erhalten.

Nach Auffassung der TVK handelte es sich bei dem Rückgabebegehren des Antragstellers nicht um einen Anspruch nach dem Rückerstattungsrecht, sondern nach dem BGB. Daher wurde die Angelegenheit an das Auswärtige Amt abgegeben. Weitere Akten konnten nicht ermittelt werden. Ein Rückerstattungsverfahren ist seinerzeit nicht eingeleitet worden.

Vorausgesetzt, dass der Antragsteller im Jahre 1939 überhaupt der Eigentümer des Gemäldes war, steht sein vermuteter Eigentumsverlust in keinem unmittelbaren Zusammenhang mit gegen ihn gerichtete Verfolgungsmaßnahmen des NS-Regimes. Zum Zeitpunkt des Vermögensverlustes befanden sich das Gemälde und der mutmaßliche Eigentümer im neutralen Ausland und damit nicht im Einflussbereich der Nationalsozialisten. Somit konnte der Verkauf des Gemäldes durch sie nicht erzwungen werden.

Eine Rückgabe des Gemäldes kommt in diesem Zusammenhang nicht in Betracht. Weitere Details zur Provenienz des Gemäldes konnten bisher nicht ermittelt werden.

Stand: 2003

[1] BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 6337.

[2] Göring Report, S. 115.

[3] Haase 2000, S. 99.

[4] BADV Berlin, Property Card, Mü-Nr. 5924.

[5] Für das Folgende vgl. BArch, B323/374, An die Treuhandverwaltung von Kulturgut beim Auswärtigen Amt.

[http://www.badv.bund.de/DE/OffeneVermoegensfragen/Provenienzrecherche/Provenienzen/Daten/6000_6999/6337.html] (accessed 30.01.2015)

  • Lukretia, vor 1553

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Kunsttechnologische Untersuchung

2010Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

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Bildträger

Laubholz

Maße: 62 x 42 x 0,8 cm

Grundierung und Imprimitur

Weißlich, Leimkreidegrund in dünnem Auftrag

Grundierrand erhalten

Ringsum ca. 5-10 mm breiter Tafelrand (Falzrand)

Unterzeichnung

IR-Reflektografie durch Dr. Ingo Sandner, Dr. Gunnar Heydenreich im Oktober 2009:

- Graue-schwarze Pinselunterzeichnung

- Sichtbare Pentimenti links in der Mauer

Farbschichten und Metallauflagen

Malrand i.W. deckungsgleich mit Grundierrand;

Ölig-harziges Malmittel in flächigem Auftrag, darauf vereinzelte Differenzierungen/ Höhungen in eher wässrigen Systemen.

Farbauftrag dünn-lasierend, teilw gestupft; pastoser Pinselauftrag zur Darstellung von Stofflichkeit (Fell, Haare, Puffärmel , Schmuck..) ; glatte Inkarnate

Firnis neu, ältere Firnisreste minimal vorhanden

Rahmung

Neu, in der Art eines Renaissancerahmens

wohl 2. H. 20. Jh

76 x 54 x 4 cm

  • verfasst von Annette Kurella

10. 2009Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Infrarot-Reflektografie
  • irr
  • irr

Unterzeichnung

BESCHREIBUNG

Zeichengerät / Material:

- flüssiges schwarzes Zeichenmedium, Pinsel

Typ/Duktus:

- freie Unterzeichnung

- dünne Linien; lang und durchgezogen

Funktion:

- verbindliche Unterzeichnung für die Malerei; Hauptkonturen und Binnenformen sowie Gesichtszüge angegeben; keine plastische Wiedergabe

Abweichungen:

- wenige Präzisierungen der Form während des Malprozesses und kleine Änderungen: Hände und Mauer

INTERPRETATION

Zuschreibung:

- Werkstatt (Simon Franck?)

[Smith, Sandner, Heydenreich, cda 2012]

  • fotografiert von Ingo Sandner
  • fotografiert von Gunnar Heydenreich

Erhaltungszustand

Datum2000

Die Tafel stark gedünnt, dabei auch die Ränder seitlich ringsum begradigt und parkettiert (Flachparkett 6 senkr/ 5 hor)

  • verfasst von Yvonne Geisler

Zitieren aus dem Cranach Digital Archive

Eintrag mit Autor
<Autorenname>, 'Lukretia', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/DE_BRD-HMR_L6337/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})
Eintrag ohne Autor
'Lukretia', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/DE_BRD-HMR_L6337/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})

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