"Das Motiv der Erscheinung des leidenden Christus vor dem hl. Papst Gregor dem Großen (vor 540-604) tritt erst im 15. Jahrhundert in der Kunst auf. Das Wunder der Verwandlung von Brot und Wein in Fleisch und Blut Christi während des Messopfers ließ sich damit gleichsam bildlich beweisen [...] Ausgangspunkt der
"Das Motiv der Erscheinung des leidenden Christus vor dem hl. Papst Gregor dem Großen (vor 540-604) tritt erst im 15. Jahrhundert in der Kunst auf. Das Wunder der Verwandlung von Brot und Wein in Fleisch und Blut Christi während des Messopfers ließ sich damit gleichsam bildlich beweisen [...] Ausgangspunkt der Darstellungen war die berühmte Mosaikikone von Santa Croce in Gerusalemme in Rom, um die sich die - zur Legitimation der Verehrung der Ikone dienende- Legende rankte, Papst Gregor der Große habe eines Tages während der Messfeier Christus in Gestalt des Schmerzensmanns (Imago Pietatis) gesehen. [...] Die Grunddisposition der Komposition aus der Cranach-Werkstatt ist Albrecht Dürers Holzschnitt von 1511 entlehnt, doch sehr selbstständig umgesetzt. Die perspektivischen Eigenheiten des Bildes sind wohl im Sinne der guten Sichtbarkeit aller Details [...]. Papst Gregor, ein Diakon und Subdiakon knien vor den Stufen des Altars. Darauf steht die Tiara, die dreifache Papstkrone, als Zeichen der imperialen Macht des Bischofs von Rom neben den zur Messfeier notwendigen Utensilien, Messbuch, Kelch, Corporale und Patene. Über dem Altar erscheint Christus als Erlöser mit den Wundmalen, der Dornenkrone und ausgebreiteten Armen, als würde er dem Sarkophag entsteigen wollen. Hier kommt sicher zum Tragen, dass Predellen in zeitgenössischen Quellen als 'Sarg' bezeichnet werden könnten. Die Doppelbedeutung wird durch die Vera Ikon, das wahre Antlitz Christi, an der Vorderwand unterstrichen. Die Vision ersetzt das Altarbild. Hinter und über Christus erscheinen die sogenannten Arma Christi, Motive seiner Leidensstationen: Leiter, Geißelsäule, Lanze, Details der 'Handwaschung des Pilatus', des 'Verhörs Christi', der 'Leugnung Petri' etc. in einem von Cherubim belebten Gewölk.
Die Knienden vor dem Altar nehmen offenbar von der wunderbaren Erscheinung keine Notiz; auch Albrecht von Brandenburg kommt nicht in den Genuss der Vision [...]. Das Bildnis Albrechts scheint wie auch mehrere andere gemalte Porträts nach dem Vorbild des von Cranach 1520 geschaffenen Stichs gestaltet worden zu sein. Über der Rückwand des Gestühls, das in ausgeprägten Renaissanceformen gehalten ist, steht das Wappen mit den Herrschaftsgebieten des geistlichen Kurfürsten. Im Hintergrund singen Chorknaben unter der Anleitung eines tonsurierten Präceptors.
Ein bestimmter Augenblick im Verlauf der Messfeier ist hier nicht erkennbar und auch wohl nicht gemeint"
[Exhib. Cat. Aschaffenburg 2007, 271]
- Zuschreibungen
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Unbekannter Meister der Cranach-Werkstatt
Simon Franck
Zuschreibungen
Unbekannter Meister der Cranach-Werkstatt | [Exhib. Cat. Munich 2011, 141] |
Simon Franck | [Tacke 1992, 33, 41-169] |
Meister der Gregorsmesse | [Emmendörffer 1998, 203][Friedländer, Rosenberg 1979, No. Sup012] |
Hans Cranach | [Flechsig 1900 A, 283] |
- Datierungen
- um 1520 - 1525
um 1520
Datierungen
um 1520 - 1525 | [Exhib. Cat. Munich 2011, 141] |
um 1520 | [Emmendörffer 1998, 203] |
- Maße
- Maße Bildträger: 150,2 x 110 cm
Maße
Maße Bildträger: 150,2 x 110 cm
[Exhib. Cat. Munich 2011, 141]
- Eigentümer
- Bayerische Staatsgemäldesammlungen
- Besitzer
- Staatsgalerie im Schloss Johannisburg, Aschaffenburg
- Standort
- Aschaffenburg
- CDA ID
- DE_BStGS_6270
- FR (1978) Nr.
- FRSup012
- Permalink
- https://lucascranach.org/de/DE_BStGS_6270/