"Der hl. Erasmus, Bischof von Antiochien (gest. 303), wurde während der diokletianischen Christenverfolgung mehrfach verhaftet und gemartert. Eine der Martern bestand darin, dass man ihm die Gedärme mit einer Winde aus dem Leib zog. Darstellungen der Marter selbst sind selten. Zumeist finden wir das Gedärm auf einer Winde als Attribut
"Der hl. Erasmus, Bischof von Antiochien (gest. 303), wurde während der diokletianischen Christenverfolgung mehrfach verhaftet und gemartert. Eine der Martern bestand darin, dass man ihm die Gedärme mit einer Winde aus dem Leib zog. Darstellungen der Marter selbst sind selten. Zumeist finden wir das Gedärm auf einer Winde als Attribut an der Seite des heiligen Bischofs.
Der Künstler schildert den grausamen Vorgang als eher technisches Problem und beobachtet mit demselben sachlich-nüchternen Blick wie die Anwesenden, die sich - zu Pferd oder zu Fuß - in geringem Abstand davor zusammendrängen oder vom oberen Balkon herunterschauen. Am Himmel erscheint Christus als Schmerzensmann, um die Seele seines Blutzeugen in Empfang zu nehmen, der, auf der Bahre ausgestreckt, den Weg der Nachfolge Christi mit der Gelassenheit eines Heiligen zu Ende geht.
Der Auftraggeber des Gemäldes, Kardinal Albrecht von Brandenburg, ehrte mit dieser Darstellung den Patron seiner Familie, der brandenburgischen Hohenzollern. 1516 ließ Albrecht die Gebeine des Heiligen aus Magdeburg nach Halle überführen, um so den Kult des Heiligen zu beleben; die Tafel könnte aus diesem Anlass entstanden sein. Das Wappen wurde 1518 oder später - im Jahr 1518 erhielt Albrecht den roten Hut - zusammen mit den entsprechenden Kardinalsinsignien ergänzt."
[Exhib. Cat. Aschaffenburg 2007, 269, 270]