Martyrium des hl. Erasmus

Martyrium des hl. Erasmus

Titel

Martyrium des hl. Erasmus

[Exhib. Cat. Munich 2011, 142]

Malerei auf Lindenholz

Material / Technik

Malerei auf Lindenholz

[Exhib. Cat. Munich 2011, 142]
[Klein, Bericht 2006]

"Der hl. Erasmus, Bischof von Antiochien (gest. 303), wurde während der diokletianischen Christenverfolgung mehrfach verhaftet und gemartert. Eine der Martern bestand darin, dass man ihm die Gedärme mit einer Winde aus dem Leib zog. Darstellungen der Marter selbst sind selten. Zumeist finden wir das Gedärm auf einer Winde als Attribut

"Der hl. Erasmus, Bischof von Antiochien (gest. 303), wurde während der diokletianischen Christenverfolgung mehrfach verhaftet und gemartert. Eine der Martern bestand darin, dass man ihm die Gedärme mit einer Winde aus dem Leib zog. Darstellungen der Marter selbst sind selten. Zumeist finden wir das Gedärm auf einer Winde als Attribut an der Seite des heiligen Bischofs.

Der Künstler schildert den grausamen Vorgang als eher technisches Problem und beobachtet mit demselben sachlich-nüchternen Blick wie die Anwesenden, die sich - zu Pferd oder zu Fuß - in geringem Abstand davor zusammendrängen oder vom oberen Balkon herunterschauen. Am Himmel erscheint Christus als Schmerzensmann, um die Seele seines Blutzeugen in Empfang zu nehmen, der, auf der Bahre ausgestreckt, den Weg der Nachfolge Christi mit der Gelassenheit eines Heiligen zu Ende geht.

Der Auftraggeber des Gemäldes, Kardinal Albrecht von Brandenburg, ehrte mit dieser Darstellung den Patron seiner Familie, der brandenburgischen Hohenzollern. 1516 ließ Albrecht die Gebeine des Heiligen aus Magdeburg nach Halle überführen, um so den Kult des Heiligen zu beleben; die Tafel könnte aus diesem Anlass entstanden sein. Das Wappen wurde 1518 oder später - im Jahr 1518 erhielt Albrecht den roten Hut - zusammen mit den entsprechenden Kardinalsinsignien ergänzt."

[Exhib. Cat. Aschaffenburg 2007, 269, 270]

Zuschreibungen
Heinrich Vogtherr
Unbekannter Meister der Cranach-Werkstatt

Zuschreibungen

Heinrich Vogtherr

[Exhib. Cat. Munich 2011, 142]
[Exhib. Cat. Aschaffenburg 2007, 269, 270]
"[Walter] Gräffs nicht eigens publizierte Meinung und seine Auflösung des Monogramms als 'Heinrich Vogtherr d. Ä.' (latinisiert: Henricus Satrapitanus) fand eingang in den Katalog 1932, um ein Jahr später im Katalog 1933 teilweise wieder zurückgenommen zu werden ('Monogrammist H.S.')."
"Lucas Cranach d. Ä (Werkstatt, Heinrich Vogtherr d. Ä)" [Exhib. Cat. Chemnitz 2005, 287]
[Emmendörffer 1998, 207]

Unbekannter Meister der Cranach-Werkstatt

"Im wissenschaftlichen Katalog 1975 wurde das Bild - auch aufgrund der Provenienz - unter die 'Anonymen Meister der Schule Lucas Cranachs d. Ä.' subsumiert, wo es fraglos ein Fremdkörper ist."
[Exhib. Cat. Aschaffenburg 2007, 270]
"Lucas Cranach d. Ä (Werkstatt, Heinrich Vogtherr d. Ä)" [Exhib. Cat. Chemnitz 2005, 287]

Simon Franck

[Tacke 1992, 33, 41-169]

Datierung
1516

Datierung

1516

[datiert]

Maße
Maße Bildträger: 97,2 x 80,2 cm

Maße

  • Maße Bildträger: 97,2 x 80,2 cm

  • [Exhib. Cat. Munich 2011, 142]

Eigentümer
Bayerische Staatsgemäldesammlungen
Besitzer
Staatsgalerie im Schloss Johannisburg, Aschaffenburg
Standort
Aschaffenburg
CDA ID
DE_BStGS_6275
FR (1978) Nr.
FRSup005
Permalink
https://lucascranach.org/de/DE_BStGS_6275/

Provenienz

  • ursprünglich wohl Magdalenenkapelle der Moritzburg Halle [1]
  • bis 1541 vermutlich in der Stiftskirche Halle
  • in der Stiftskirche Aschaffenburg bis 1802/1803 [1]
    [1] [Exhib. Cat. Aschaffenburg 2007, 269]

[Exhib. Cat. Munich 2011, 142]

Ausstellungen

Halle 2006, Nr. 72

Quellen / Publikationen

Erwähnt auf Seite Katalognummer Tafel
Exhib. Cat. Munich 2011 142
Autor/inMartin Schawe
Herausgeber/inBayerische Staatsgemäldesammlungen
TitelCranach in Bayern
Ort der VeröffentlichungMunich
Jahr der Veröffentlichung2011
Exhib. Cat. Aschaffenburg 2007 269-270 No. 13 Fig. p. 272
Herausgeber/inGerhard Ermischer, Andreas Tacke
TitelCranach im Exil. Aschaffenburg um 1540. Zuflucht - Schatzkammer - Residenz. Ausstellungskatalog Schloss Johannisburg und Kunsthalle Jesuitenkirche
Ort der VeröffentlichungRegensburg
Jahr der Veröffentlichung2007
Frankhäuser 2007 205 Fig.9
Autor/inGernot Frankhäuser
TitelWie Dalberg Grünewald suchte und Cranach fand. Zur Beschäftigung mit altdeutscher Malerei in Mainz und Aschaffenburg um 1800.
Veröffentlichungin Gerhard Ermischer, Andreas Tacke, eds., Cranach im Exil. Aschaffenburg um 1540. Zuflucht, Schatzkammer, Residenz, Exhib. Cat. Aschaffenburg
Ort der VeröffentlichungRegensburg
Jahr der Veröffentlichung2007
Seiten197-213
Schawe 2007 A 215, 221 Fig. 1
Autor/inMartin Schawe
TitelCranach in Aschaffenburg. 1814 bis heute
Veröffentlichungin Gerhard Ermischer, Andreas Tacke, ed., Cranach im Exil- Aschafffenburg um 1540. Zuflucht, Schatzkammer, Residenz
Ort der VeröffentlichungRegensburg
Jahr der Veröffentlichung2007
Seiten215-225
Schawe 2007 B 236, 239, 241 Figs. 12, 13
Autor/inMartin Schawe
TitelVerborgene Meisterwerke. Die Unterzeichnungen auf den Cranach-Tafeln
Veröffentlichungin Gerhard Ermischer, Andreas Tacke, eds., Cranach im Exil - Aschafffenburg um 1540. Zuflucht, Schatzkammer, Residenz, Exhib. Cat. Aschaffenburg
Ort der VeröffentlichungRegensburg
Jahr der Veröffentlichung2007
Seiten235-241
Exhib. Cat. Halle 2006 157, 158 072 (see also no. 73) Pl. p. 160
Herausgeber/inThomas Schauerte
TitelDer Kardinal Albrecht von Brandenburg. Renaissancefürst und Mäzen. Bd. 1: Katalog
Ort der VeröffentlichungRegensburg
Jahr der Veröffentlichung2006
Exhib. Cat. Chemnitz 2005 287, 288 Fn.12 under No. 14 Fig. 128
Herausgeber/inHarald Marx, Karin Kolb, Ingrid Mössinger
TitelCranach Anlässlich der Ausstellung Cranach vom 13. November 2005 bis 12. März 2006 in den Kunstsammlungen Chemnitz. Eine Ausstellung in Kooperation mit der Gemäldegalerie Alte Meister der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden
Ort der VeröffentlichungCologne
Jahr der Veröffentlichung2005
Krischel 2003 18-22
Autor/inRoland Krischel
TitelCranach in Köln. Zum 450. Todestag des Schnellmalers von Wittenberg
ZeitschriftKölner Museums-Bulletin
Jahrgang2
Jahr der Veröffentlichung2003
Seiten4-22
Exhib. Cat. Aschaffenburg 2002 No. 159
Herausgeber/inRainhard Riepertinger, Evamaria Brockhoff, Katharina Heinemann, Jutta Schumann
TitelDas Rätsel Grünewald [Schloss Johannisburg, Aschaffenburg]
Ort der VeröffentlichungAugsburg
Jahr der Veröffentlichung2002
Emmendörffer 1998 207, 208 Fig. 22.4
Autor/inChristoph Emmendörffer
TitelDie selbständigen Cranachschüler
Veröffentlichungin Ingo Sandner, Wartburg-Stiftung Eisenach and Fachhochschule Köln, eds., Unsichtbare Meisterzeichnungen auf dem Malgrund. Cranach und seine Zeitgenossen, Exhib. Cat. Eisenach
Ort der VeröffentlichungRegensburg
Jahr der Veröffentlichung1998
Seiten203-228
Müller 1997 No. 30
Autor/inFrank Müller
TitelHeinrich Vogtherr l'Ancien. Un artiste entre Renaissance und Réforme
Ort der VeröffentlichungWiesbaden
Jahr der Veröffentlichung1997
Tacke 1992 33, 41-169
Autor/inAndreas Tacke
TitelDer katholische Cranach. Zu zwei Großaufträgen von Lucas Cranach d. Ä., Simon Franck und der Cranach-Werkstatt (1520 - 1540)
ReiheBerliner Schriften zur Kunst
Band2
Ort der VeröffentlichungMainz
Jahr der Veröffentlichung1992
Friedländer, Rosenberg 1979 No. Sup 5
Autor/inMax J. Friedländer, Jakob Rosenberg
Herausgeber/inG. Schwartz
TitelDie Gemälde von Lucas Cranach
Ort der VeröffentlichungBasel, Boston, Stuttgart
Jahr der Veröffentlichung1979
Cat. Aschaffenburg 1975 60-61
Autor/inn. a.
TitelBayerische Staatsgemäldesammlungen, Galerie Aschaffenburg. Katalog
Ort der VeröffentlichungMunich
Jahr der Veröffentlichung1975
Steinmann 1968 A 72f., 86
Autor/inUlrich Steinmann
TitelDer Bilderschmuck der Stiftskirche zu Halle. Cranachs Passionszyklus und Grünewalds Erasmus-Mauritius-Tafel
Band11
ZeitschriftForschungen und Berichte. Staatliche Museen zu Berlin
Ort der VeröffentlichungBerlin
Jahr der Veröffentlichung1968
Seiten69 - 104

Forschungsgeschichte / Diskussion

"Eine verguldte tafell mitt der Marter Erasmj ist im Kircheninventar von 1525 an einem Pfeiler neben dem Erasmusaltar im südlichen Seitenschiff der Hallenser Stiftskirche dokumentiert."

[Exhib. Cat. Aschaffenburg 2007, 270]

  • Martyrium des hl. Erasmus, 1516

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Kunsttechnologische Untersuchung

2007Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Infrarot-Reflektografie
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Unterzeichnung

"Einen ganz eigenen Charakter weist die Unterzeichnung des Heinrich Vogtherr d. Ä. zugewiesenen 'Martyriums des hl. Erasmus' auf. [1] Es handelt sich um eine ausgiebige und gut sichtbar zu machende Pinselzeichnung, ausgeführt wie eine selbstständige Handzeichnung, ohne dass die Formfindung damit abgeschlossen gewesen wäre: Zahlreiche Abweichungen gegenüber der Malerei sind besonders bei den Zuschauern im Hintergrund zu finden. Der vierte Turbanträger von links trug ursprünglich eine Kappe auf dem Kopf. Der aus dem Bild blickende Mohr neben dem Reiter mit offenem Visier war nur als amorphe Figur angelegt; der kleinwüchsige Rotgekleidete war ursprünglich mit Narrenkappe und Eselsohren versehen und schaute mürrisch aus dem Bild heraus. Die Zuschauer auf dem Balkon sind in ihrem physiognomischen Ausdruck allesamt verändert: Der Langbärtige, wohl Kaiser Diokletian, trug ursprünglich einen Turban. Die Krone ist demnach als Korrektur im Sinne der historischen Richtigkeit zu deuten. Der neben ihm Stehende, der sich in den Bart fasst, schaut in der Unterzeichnung - mitfühlend ?- zu diesem hin. Der porträthaft gegebene Kleriker rechts auf dem Balkon war ursprünglich als feiste, typisierte Gestalt angelegt."

[1] Ich verweise auf Iris Schaefer, Caroline von Saint-George, Zur Unterzeichnung von Gemälden Lucas Cranachs d. Ä. und seines Umkreises, in: Kölner Museums-Bulletin 2, 2003, 23-38, hier 35-38

[Schawe 2007 B, 239, 240]

30.03.2006Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Holzartenbestimmung / Dendrochronologie

Bildträger

Holzartenbestimmung: Lindenholz (Tilia sp.)

  • analysiert von Peter Klein

2006Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Infrarot-Reflektografie
  • irr

Unterzeichnung

BESCHREIBUNG

Zeichengeräte/Material:

- flüssiges schwarzes Zeichenmedium, Pinsel unterschiedlicher Breite

Typ/Duktus:

- detailreiche und freie Unterzeichnung in zwei Phasen; die eigentliche Unterzeichnung liegt über einer Erstanlage mit verdünntem Medium

- dünne bis breitere Linien; dunklere, dünne Linien dienen zur Präzisierung im Detail

- Schraffuren

- Lavuren

Funktion:

- verbindliche Vorgabe für die Malerei; Hauptkonturen, Binnenformen und Gesichtszüge angegeben; plastische Wiedergabe (Schraffuren und Lavuren)

Abweichungen:

- mehrere Präzisierungen der Form während des Malprozesses; auch Korrekturen zwischen der ersten und zweite Phase der Unterzeichnung; mehrere Änderungen (z.B. die Lanzen hinter den Soldaten, die Engelsköpfe um Christus)

INTERPRETATION

Zuschreibung:

- Heinrich Vogtherr d. Ä.

[Smith, Sandner, Heydenreich, cda 2013]

  • fotografiert von BStGS Doerner Institut

Zitieren aus dem Cranach Digital Archive

Eintrag mit Autor
<Autorenname>, 'Martyrium des hl. Erasmus', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/DE_BStGS_6275/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})
Eintrag ohne Autor
'Martyrium des hl. Erasmus', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/DE_BStGS_6275/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})

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