Martin Luther im Profil mit Doktorhut vor goldfarbenen Hintergrund

Martin Luther im Profil mit Doktorhut vor goldfarbenen Hintergrund

Titel

Martin Luther im Profil mit Doktorhut vor goldfarbenen Hintergrund

[KKL 2022]

Malerei auf Nadelholz

Die Darstellung zeigt Luther als Brustbild im Profil mit Mönchshabit und Doktorhut. Der Dargestellte ist hinter eine Brüstung gesetzt, auf der eine Inschrift angebracht ist. Sowohl Bildformular als auch Inschrift stellen direkte Übernahmen der von Daniel Hopfer 1523 geschaffenen Eisenradierung (I.4D3) dar, die ihrerseits auf die Komposition des Kupferstichs von

Die Darstellung zeigt Luther als Brustbild im Profil mit Mönchshabit und Doktorhut. Der Dargestellte ist hinter eine Brüstung gesetzt, auf der eine Inschrift angebracht ist. Sowohl Bildformular als auch Inschrift stellen direkte Übernahmen der von Daniel Hopfer 1523 geschaffenen Eisenradierung (I.4D3) dar, die ihrerseits auf die Komposition des Kupferstichs von Lucas Cranach d. Ä. von 1521 (I.4D1) zurückgeht. Allerdings wurde die Darstellung hinter der Brüstung etwas nach links gedreht, sodass Luther den Blick nicht mehr schräg nach oben, sondern geradeaus zu richten scheint.

Das Bildnis ist auf einer weiß grundierten, dünnen Tafel aus Nadelholz mit horizontalem Faserverlauf gemalt, deren Splintholzanteil im unteren Bereich nicht entfernt worden zu sein scheint, ein Hinweis darauf, dass bei der Auswahl des Bildträgers kein besonderer Wert auf eine hohe Qualität gelegt wurde.[4] Der streifige Pinselduktus der schräg vertriebenen Grundierung zeichnet sich heute im Oberflächenbild ab. [5] Die im Infrarot-Reflektogramm deutlich sichtbare Unterzeichnung zeigt ein relativ gleichmäßiges dünnes Strichbild, dessen Beschaffenheit auf ein trockenes Farbmedium schließen lässt. Die Gesichtskonturen sind nahezu deckungsgleich mit der Vorlage Daniel Hopfers.[6] Inkarnat und Schattierungen des Gesichts wirken heute ungewöhnlich dunkel. Die Lippen und das Innere der Ohrmuschel sind hellrot akzentuiert. Der Maler gestaltete Habit und Doktorhut schwarz, das am Kragen sichtbare Untergewand wirkt heute bräunlich-beige.

Augenfälligstes Merkmal ist der Goldgrund. Wie die kunsttechnologische Untersuchung zeigt, handelt es dabei um ein messinghaltiges Metall zur Imitation von Gold, das auf eine leuchtend rote Farbschicht aufgebracht wurde.[7]

Das Bildnis trägt rückseitig die Beschriftung:

„Das ist des martinus lutter getr[e]we bild- || nüs wie maister hopffer bei sein leben hat || gschaffet / nach ihmen dies hat gem[a]cht || Ambrois lüttzi dem fuggerischen Berg- || maister ze Schwatz. a. d. MDXXX / || Daß Gott mir helf!“

Unter der Schlussformel ist eine Hopfendolde sichtbar – das Signet Daniel Hopfers als ein direkter Hinweis auf die Vorlage des Werkes. Unter der Hopfendolde sind zwei weitere Symbole in der vertikalen Mittelachse der Tafel angeordnet, die sich im Infrarotreflektogramm deutlich erkennbar als Kreuz (oben), dessen Arme in Blattformen auslaufen, und eine stilisierte vierblättrige Blüte (unten) zeigen.

Die Beschriftung benennt neben dem Dargestellten auch die Vorlage, den Urheber des Bildes, den Auftraggeber bzw. Empfänger sowie ein Entstehungsjahr. Bereits die Identifizierung des Künstlers bereitet jedoch Schwierigkeiten, denn der Name Ambrosius Lüttzi ist bisher weder archivalisch noch durch weitere Werke belegt. Als Auftraggeber oder Empfänger des Gemäldes wird ein namentlich nicht genannter Bergmeister der Familie Fugger im Tiroler Bergbauzentrum Schwaz genannt. Hierbei könnte es sich um den aus Kaufbeuren stammenden Georg Hörmann handeln, der 1530 als Faktor der Fugger tätig war und deren Tiroler Bergwerke verwaltete.[8] Hörmann trat als Auftraggeber verschiedener Kunstwerke in Erscheinung und war auch Besitzer eines Doppelbildnisses Luthers und seiner Frau.[9] Im Jahr 1530 nahm er am Augsburger Reichstag teil, worin ein möglicher Anlass für das vorliegende Bildnis vermutet wurde.[10]

Dennoch werfen das Bild und die Zuschreibung eine Reihe von Fragen auf: zum einen ist zweifelhaft, ob ein Patrizier wie Hörmann, der sich in einem humanistisch geprägten Milieu bewegte, Medaillen prägen ließ und einen offenbar avancierten Kunstgeschmack besaß,[11] einen heute unbekannten Maler mit einem Luther-Bildnis beauftragte, das zumindest in seiner heutigen Erscheinung wenig qualitätvoll wirkt.[12] Zum anderen wäre der Goldgrund des Gemäldes für das Jahr 1530[13] und vor allem als Hintergrund eines Luther-Bildnisses mehr als ungewöhnlich.[14] Auch die Wahl messinghaltigen Metalls zur flächigen Goldimitation erscheint ungewöhnlich.[15] Schließlich spricht das völlige Fehlen eines Alterskrakelées für eine Entstehung der heute sichtbaren Malerei in jüngerer Zeit. Die Befunde lassen vermuten, dass die Tafel nicht im 16. Jahrhundert entstanden ist oder zumindest zu einem späteren Zeitpunkt ungewöhnlich stark überarbeitet wurde.[16] Das dumpfe Kolorit des Inkarnats könnte sogar als Versuch der Imitation einer entsprechend gealterten Farbschicht gedeutet werden.

Daniel Görres, Wibke Ottweiler


[1] Format beschnitten.

[2] Vgl. Torggler / Weigel 2021, S. 76.

[3] Eine fotografische Reproduktion im Bestand der Staatsbibliothek München (wohl 1917 erschienen, Signatur Biogr. 682 wor.), auf die bei Metzger 2009, S. 428, hingewiesen wird, vermerkt: „Das Original befindet sich j. Z. im Besitz des Volksschullehrers Jakob Beyhl in Würzburg“.

[4] Das Brett ist im unteren Bereich mehrfach über die gesamte Breite gerissen und in seiner Substanz stark geschwächt.

[5] Durch Bereibungen der obersten Farbschichten ist die Grundierung in Form diagonaler Streifen besonders in den Schattenpartien des Inkarnats sichtbar.

[6] Für den Vergleich wurde die Umzeichnung des Gemäldes und ein Abzug des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg (Inv.-Nr. K 722) verwendet.

[7] Vgl. dazu die Ergebnisse der Röntgenfluoreszenz-Analyse bei Raquet / Ottweiler 19.11.2018. Die Verwendung eines solchen messinghaltigen Metalls findet sich weder in entstehungszeitlichen Quellenschriften erwähnt, noch wurde es als Befund an Tafelbildern des 16. Jahrhunderts bislang nachgewiesen. Ob das Metall als Pulver oder in Form von Blättern (sog. Schlagmetall) aufgebracht wurde, ist aufgrund des beriebenen Zustandes der Oberfläche im Rahmen der mikroskopischen Untersuchung nicht zweifelsfrei zu ermitteln. Jedenfalls sind keine Blattgrenzen nachweisbar. Auf dem Metall befinden sich minimale Reste eines wohl entfernten, heute rot erscheinenden Überzuges. Ob es sich dabei um Reste einer späteren (möglicherweise nur partiell erfolgten) Umgestaltung handelt oder ob der Hintergrund ursprünglich flächig rot gelüstert war, bleibt unklar.

[8] Vgl. Torggler / Weigel 2021, S. 62.

[9] Das 1556 erstellte Nachlassinventar Hörmanns nennt ein solches Doppelbildnis, erlaubt aber keine weiteren Aussagen zu dessen Urheber (vgl. ebd., S. 83).

[10] Vgl. ebd., S. 77–83.

[11] Er beauftragte Christoph Amberger mit einem Porträt (vgl. ebd.).

[12] Sowohl die Bildträgerauswahl als auch die heute beurteilbare Malerei zeugen weder von hoher handwerklicher noch künstlerischer Qualität.

[13] Vgl. Beer 1983, S. 284–285.

[14] Vgl. zur Rezeptionsgeschichte der Metapher vom „Goldgrund” im Kontext der Lutherverehrung Seebass 1984.

[15] Üblicherweise wurde Gold in der Tafelmalerei durch edle Metalle wie Gold, Silber oder Zwischgold imitiert, die mit gefärbten Überzügen versehen sein konnten.

[16] Über möglicherweise unter den heute sichtbaren Schichten verborgene Reste einer älteren Malerei könnten weiterführende nicht-zerstörungsfreie Untersuchungsmethoden Aufschluss geben. Mikroskopisch ist unter der heute sichtbaren Metallauflage im Hintergrund eine bemerkenswert leuchtende rote Farbschicht nachweisbar. Die RFA-Analyse (vgl. Anm. 7) erbringt keinen Hinweis auf Reste von Gold oder Silber.

Quellen/Publikationen:

Ausst.-Kat. Augsburg 1996, S. 56–57, Nr. I.2; Metzger 2009, S. 428; Ausst.-Kat. Stuttgart 2017, S. 84–85, Nr. III.1; Torggler / Weigel 2021, S. 73–83.

Zuschreibungen
"Ambrois Lüttzi" (?)
Ambrosius Fütter

Zuschreibungen

"Ambrois Lüttzi" (?)

[KKL 2022]

Ambrosius Fütter

[Exhib. Cat. Augsburg 1996, 56-57]

Datierungen
Nach 1600 oder 19. Jahrhundert (?)
1530

Datierungen

Nach 1600 oder 19. Jahrhundert (?)

[KKL 2022]

1530

[rückseitig datiert, wahrscheinlich nicht authentisch]

Maße
Bildträger: 27,6 x 20,5 cm

Maße

  • Bildträger: 27,6 x 20,5 cm

  • [KKL 2022]

Signatur / Datierung

Keine, rückseitige Beschriftung "[...] Ambrois lüttzi a.[nno] d.[omini] MDXXX [...]"[1]

Signatur / Datierung

  • Keine, rückseitige Beschriftung "[...] Ambrois lüttzi a.[nno] d.[omini] MDXXX [...]"[1]

  • [KKL 2022]

  • [1]Vollständige Transkription unter "Inschriften, Stempel, Siegel, Beschriftungen"

Inschriften und Beschriftungen
  • Recto in Schriftfeld entlang des unteren Bildrands: „Des lutters gestalt mag wol verderbenn || Sein cristlich gemiet wirt nymer …

Inschriften und Beschriftungen

Inschriften, Wappen:

    • Recto in Schriftfeld entlang des unteren Bildrands:
  • „Des lutters gestalt mag wol verderbenn || Sein cristlich gemiet wirt nymer sterben“

  • [KKL 2022]

    • Verso mit schwarzer Farbe in der oberen Hälfte der Tafel:
  • "Das ist des martinus lutter getr[e]we[1] bild- || nüs wie maister hopffer[2] bei sein[3] leben hat || gschaffet / nach ihmen dies hat gem[a]cht[4] || Ambrois[5] lüttzi[6] dem fuggerischen Berg- || maister ze Schwatz. a.[nno] d.[omini] MDXXX / || Daß Gott mir helf!"

  • [1] "e" wegen Textbeschädigung nicht mehr sichtbar. Zum "w" vergleiche "wie" in Zeile 2.

  • [2] Daniel Hopfer, geb. um 1470 in Kaufbeuren, gest. 1536 in Augsburg. Harnischätzer, Radierer und Holzschneider. Lutherbildnis 1523 (Eisenradierung) nach Kupferstich Lucas Cranachs d. Ä.

  • [3] nämlich Luthers

  • [4] "a" fehlt in der Inschrift.

  • [5] Dialektale Variante für Ambrosius, vgl. französisch ‚Ambroise“.

  • [6] "z" ist verbessernd über einen anderen Buchstaben geschrieben (Korrektur des Schreibers). Der erste Buchstabe ist eindeutig ein "l" (kein "f"), das in diesem Text wiederholt mit einer verzierenden, bis hinter den Schaft gezogenen Schleife geschrieben ist; genauso geschrieben in Zeile 6 "helf"‚ ähnlich Zeile 1 "lutter", Zeile 2 "leben". "f" ist an keiner Stelle mit einer derartigen Schleife geschrieben, sondern erhält einen waagrechten Querstrich. Der letzte Buchstabe ist eindeutig ein "i", wie es in diesem Text in entsprechender Schreibweise mehrfach vorkommt. "lüttzi" (Lützi) dialektal für Lutz, einer Kurzform von Ludwig. Der in der Literatur auftauchende Nachname Fütter ist eine auf Fehlentzifferung zurückgehende Erfindung. Weder von einem "f" am Wortanfang noch von einem "r" am Wortende findet sich eine Spur.

  • [Ulrich Bubenheimer, 11.01.2019]

Eigentümer
Ev.-Luth. Deutschhauskirchengemeinde Würzburg
Besitzer
Martin von Wagner Museum der Universität Würzburg
Standort
Würzburg
CDA ID
DE_DHKW-MWMW_Z875
FR (1978) Nr.
FR-none
KKL-Nr.
I.4M-Sup01, Teil des KKL-Anhangs
Permalink
https://lucascranach.org/de/DE_DHKW-MWMW_Z875/

Provenienz

  • mutmaßlich aus Innsbrucker Kunsthandel[2]
  • um 1917 in der Sammlung des Würzburger Lehrers und Politikers Jakob Beyhl[3] erwähnt
  • heute im Besitz der Deutschhauskirche Würzburg
  • seit 2018 als Dauerleihgabe im Martin von Wagner Museum, Würzburg
    [KKL 2022]

[2] Vgl. Torggler / Weigel 2021, S. 76.
[3] Eine fotografische Reproduktion im Bestand der Staatsbibliothek München (wohl 1917 erschienen, Signatur Biogr. 682 wor.), auf die bei Metzger 2009, S. 428, hingewiesen wird, vermerkt: „Das Original befindet sich j. Z. im Besitz des Volksschullehrers Jakob Beyhl in Würzburg“.

Ausstellungen

Augsburg 1996, Nr. 1

Quellen / Publikationen

Erwähnt auf Seite Katalognummer Tafel
Exhib. Cat. Stuttgart 2017 III.17
TitelFreiheit - Wahrheit - Evangelium. Reformation in Württemberg. Katalog, Stuttgart, Kunstgebäude/ Kloster Maulbronn/ Kloster Bebenhausen/ Kloster Alpirsbach, 13. September 2017 - 19. Januar 2018
Ort der VeröffentlichungOstfildern
Jahr der Veröffentlichung2017
Exhib. Cat. Munich 2009 428
Autor/inChristof Metzger
TitelDaniel Hopfer - ein Augsburger Meister der Renaissance : Eisenradierungen - Holzschnitte - Zeichnungen - Waffenätzungen, München, Pinakothek der Moderne, 5. November 2009 - 31. Januar 2010
Ort der VeröffentlichungBerlin
Jahr der Veröffentlichung2009
Exhib. Cat. Augsburg 1996 56-57 1
Herausgeber/inHelmut Gier
TitelReformation und Reichsstadt - Luther in Augsburg, Augsburg, Staats- und Stadtbibliothek, 28 April - 11 August 1996
Ort der VeröffentlichungAugsburg
Jahr der Veröffentlichung1996
  • Martin Luther im Profil mit Doktorhut vor goldfarbenen Hintergrund, Nach 1600 oder 19. Jahrhundert (?)

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Kunsttechnologische Untersuchung

03.12.2020 - Technologische Untersuchung

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Bildträger

Nadelholz (augenscheinlich). Ein hochrechteckiges Brett mit horizontalem Faserverlauf. [1] Im heutigen Zustand ohne Fase und Falz. [2] Keine eindeutigen Werkspuren erkennbar. Rückseitig mit glänzend aufgetrocknetem Lack [3] überzogen.

Rückseite der Tafel mit Inschrift versehen. [4]

[1] Im unteren Teil der Tafel scheint der Splintholzanteil nicht entfernt worden zu sein.

[2] Das Brett wurde nachträglich allseitig beschnitten, so dass die ursprünglichen Randbereiche sind nicht erhalten sind.

[3] Das Bindemittel fluoresziert unter UV-Anregung orangefarben (Schellack?).

[4] Siehe dazu den Eintrag unter "Inschriften, Stempel, Siegel, Beschriftungen".

Grundierung und Imprimitur

Weiße dünne Grundierung mit streifigem Pinselduktus in diagonaler Ausrichtung. [1]

Optisch, auch unter Vergrößerung, zeigen sich keine Hinweise auf eine Imprimitur.

[1] Die Randbereiche der Tafel waren nicht einsehbar, da das Bildnis aufgrund seines fragilen Erhaltungszustandes nicht ausgerahmt wurde.

Unterzeichnung

Im Infrarotreflektogramm ist die Unterzeichnung der Gesichtskonturen deutlich erkennbar. Sowohl die Außen- wie auch wesentliche Binnenkonturen sind mit dünnem Strich angegeben. Das trockene Zeichenmedium erzeugte einen unregelmäßigen Abrieb auf der strukturierten Grundierung. Im Bereich des Kinns treten Doppelkonturen auf. Die Unterzeichnung ist nahezu deckungsgleich mit der 1523 von Daniel Hopfer entworfenen Eisenradierung [DH_HXV-96/] (KKL I.4D3). Auch die Subscriptio ist, wenngleich etwas vergrößert, exakt in der Malerei wiederholt. Zudem verweist die Inschrift auf der Rückseite der Bildtafel mit der dargestellten Hopfendolde direkt auf die Vorlage Hopfers. Die Stereotypie der Unterzeichnung, die Doppelkonturen und die auffällige Übereinstimmung mit einer Eisenradierung Daniel Hopfers sprechen für die Verwendung einer entsprechenden Griffelpause. Die Malerei folgt den Angaben der Unterzeichnung verbindlich.

Farbschichten und Metallauflagen

Der Farbauftrag ist zumeist ein- bis zweischichtig. Das Inkarnat ist über dünn angelegten Schattierungen in Rot und Braun aufgebaut. Dieser halbdeckende Braunton unterlegt auch den Bereich des Deckhaars. Der eigentliche ocker-rosafarbene Inkarnatston ist darüber nass in nass modelliert, wobei die Höhen pastoser aufgetragen sind. Insgesamt erscheint das Inkarnat in sehr gedämpfter Farbigkeit. Das braunrote Haar setzt sich optisch kaum von den angrenzenden braunroten Schattierungen im Inkarnat ab. Im Hintergrund bestimmt goldfarbenes Schlagmetall bzw. Metallpulver (Zink, Kupfer) über einer leuchtend roten Anlegeschicht die Farbigkeit. [1] Darauf befinden sich Reste eines wohl entfernten roten Überzuges, der mikroskopisch nachweisbar ist. [2] Hut und Mantel sind deckend schwarz angelegt, die Höhen grau ausgemischt. In allen Farbbereichen ist Zink nachweisbar.[3]

[1] Vgl. dazu die Ergebnisse der Röntgenfluoreszenz-Analyse, [analysis-report-XRF]. Aufgrund der Bereibungen der Oberfläche ist nicht klar erkennbar, ob es sich um eine Blattmetallauflage oder um Metallpulver (Feilicht) handelt.

[2] Ob es sich dabei um Reste einer späteren (möglicherweise nur partiell erfolgten) Überarbeitung handelt oder ob der Hintergrund ursprünglich flächig rot gestaltet war, konnte im Rahmen der Untersuchung nicht geklärt werden.

[3] Hohe Zinkwerte (RFA) an mehreren Messpunkten der Malerei könnten zwar auf das erst im 19. Jahrhundert gebräuchliche Zinkweiß als Bestandteil der Malerei hinweisen, sie könnten aber auch auf die Verwendung von Zinksulfat, sog. Weißen Vitriol, zurückzuführen sein, welches als Sikkativ für ölgebundene Farben schon im 16. Jahrhundert verwendet wurde. (Vgl. z.B. [UK_NGL_291], [UK_NGL_1925] und [BR_MASP_181P]. Vgl. auch Rafael Molari, Carlos Roberto Appoloni, A PXRF and TXRF study of The Portrait of a young gentleman (1539), by Lucas Cranach the Elder, In: Radiation Physics and Chemistry 165, 2019, S. 1 - 7)

Rahmung

Neuer Rahmen. [1]

[1] Zur Fassung des Rahmens vgl. die Ergebnisse der Röntgenfluoreszenz-Analyse, DE_DHKW-MWMW_Z875_FR-none_2018_XRF.

[Untersuchungsbericht Wibke Ottweiler, KKL 2022]

Erhaltungszustand

Datum2018 - 2021

Die Holztafel ist stark rissig, besonders im unteren Drittel. Die Risse verlaufen hier über die gesamte Breite, die Stabilität des Bildträgers ist vollständig verloren. Mehrere Risse waren ehemals rückseitig mit textilem Klebeband gesichert, das später größtenteils entfernt wurde. Die Tafel wurde offensichtlich auf das Maß des heutigen Rahmes angepasst und dazu umlaufend grob besägt. Die Kanten verblieben sägeroh. Die Rückseite ist heute mit glänzend aufgetrocknetem Lack überzogen. [1]

Die Malschicht ist stabil und zeigt kein Alterscraquelée. Die Oberfläche ist leicht verputzt, wodurch sich der markante Pinselduktus der Grundierung insbesondere in den nur dünn bemalten braunen Farbpartien markiert. Vereinzelte Reste eines stark verbräunten Überzugs verunklären das Inkarnat. Auf dem goldfarbenen Hintergrund finden sich Reste eines roten Farblacks. Der neue Firnis weist matte Stellen auf. Etliche Retuschen insbesondere in den schwarzen Flächen beeinträchtigen das Gesamtbild.

[1] Der orangefarbigen UV-Fluoreszenz nach könnte es sich um Schellack handeln.

  • untersucht von Wibke Ottweiler

Zitieren aus dem Cranach Digital Archive

Eintrag mit Autor
<Autorenname>, 'Martin Luther im Profil mit Doktorhut vor goldfarbenen Hintergrund', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/DE_DHKW-MWMW_Z875/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})
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'Martin Luther im Profil mit Doktorhut vor goldfarbenen Hintergrund', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/DE_DHKW-MWMW_Z875/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})

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