Epitaphgemälde für Franziskus Oldehorst: Die Auferweckung des Jünglings zu Nain

Epitaphgemälde für Franziskus Oldehorst: Die Auferweckung des Jünglings zu Nain

Titel

Epitaphgemälde für Franziskus Oldehorst: Die Auferweckung des Jünglings zu Nain

[Harasimowicz in: Harasimowicz, Seyderhelm 2015, 149]

Malerei auf Laubholz,

Material / Technik

Malerei auf Laubholz,

[Harasimowicz in: Harasimowicz, Seyderhelm 2015, 149]

Das Epitaphgemälde stellt die Auferweckung des Jünglings von Nain aus dem siebten Kapitel des Lukasevangeliums (Lk 7, 11-16) dar. Das Ereignis fand in der Nähe der Stadt Nain statt, als Christus mit seinen Jüngern und zahlreichen Anhängern dorthin ging. Als sie sich den Stadttoren näherten, kam ihnen gerade ein Trauerzug

Das Epitaphgemälde stellt die Auferweckung des Jünglings von Nain aus dem siebten Kapitel des Lukasevangeliums (Lk 7, 11-16) dar. Das Ereignis fand in der Nähe der Stadt Nain statt, als Christus mit seinen Jüngern und zahlreichen Anhängern dorthin ging. Als sie sich den Stadttoren näherten, kam ihnen gerade ein Trauerzug entgegen, der einen verstorbenen Jüngling, den einzigen Sohn einer armen Witwe, zum Ort der ewigen Ruhe begleitete. Christus hieß die Männer, die dessen Leiche auf der Totenbahre trugen, anhalten und befahl die Witwe "Weine nicht". Dann sagte er zu dem Toten: "Jüngling, ich sage dir, steh auf!". [...]

Die Wahl dieses biblischen Ereignisses war gut begründet, Franziskus Oldehorst war nicht nur Jüngling sondern auch der einzige Sohn seiner Mutter. [...] Ungewöhnlich ist die Szenerie: Die biblische Stadt Nain ist hier Wittenberg, links im Bild dargestellt. Durch das offene Stadttor kommt ein langer Leichenzug. [...] Vor dem Friedhofstor warten schon ein Lehrer und eine Gruppe von Schülern, die an der Bestattungszeremonie teilnehmen sollen. An der Friedhofsmauer werden zwei Totengräber sichtbar. [...] Jesus fasst die rechte Hand des Jünglings, ihn aus der Lethargie des Todes erweckt und gelichseitig nach der Mutter greift. Die Worte aus dem Evangelium: "Er gab ihn seiner Mutter" werden dargestellt. Unter den Teilnehmer befinden sich Joachim und Heinrich Moller, die dicht an der Totenbahre stehen, Johann Moller mit seiner Frau Anna, der im Leichenzug der Mutter folgt und schließlich einige Persönlichkeiten aus der Wittenberger Kirchengemeinde mit Paul Eber (1511-1569) und Georg Major (1502-1574) an der Spitze [jetzt nicht mehr erhalten].[...] Der Alltag geht im üblichen Rhythmus weiter: Eine Kutsche mit einem großen Herrn nähert sich der Stadt, ein Angler fängt Fische im Stadtgraben, ein Bettler streckt die Hand nach Almosen aus. [...] Eine Stadt am anderen Ufer des Flusses kann als Hamburg identifiziert werden.

[Harasimowicz in: Harasimowicz, Seyderhelm 2015, 149]

Zuschreibungen
Lucas Cranach der Jüngere
Peter Spitzer

Zuschreibungen

Lucas Cranach der Jüngere

und Peter Spitzer
[Harasimowicz in: Harasimowicz, Seyderhelm 2015, 149]

Peter Spitzer

und Lucas Cranach d. J.
[Harasimowicz in: Harasimowicz, Seyderhelm 2015, 149]

Datierung
nach 1565 (1573?)

Datierung

nach 1565 (1573?)

[Harasimowicz in: Harasimowicz, Seyderhelm 2015, 149]

Maße
Maße Bildträger: 149 x 97 x 1,8 cm

Maße

  • Maße Bildträger: 149 x 97 x 1,8 cm

  • [Harasimowicz in: Harasimowicz, Seyderhelm 2015, 149]

Signatur / Datierung

Keine

Inschriften und Beschriftungen

Ehemals unter dem Gemälde: HAEC TIBI GAMBRIVIA IANVS MOLLERVS IN VRBE,
DVM TV LEVCOREA CONDITVS VRBE IACES:
HAEC FRANCISCE …

Inschriften und Beschriftungen

Inschriften, Wappen:

  • Ehemals unter dem Gemälde:

  • HAEC TIBI GAMBRIVIA IANVS MOLLERVS IN VRBE,

  • DVM TV LEVCOREA CONDITVS VRBE IACES:

  • HAEC FRANCISCE TVIS MONVMENTA PARAVIMVS VMBRIS,

  • LEGITIMO SOROR EST CVI TVA IVNCTA THORO.

  • TE CLARVM INGENIO CLARI GENVERE PARENTES

  • VIRTVTE, OFFICIIS, RELIGIONE, FIDE.

  • HORVM IGITVR CVM TV VIRTVTIS SEMINA HABERES

  • AVXISTI STVDIIS MOX TAMEN ILLA BONIS:

  • VTQ[ue] FORENT OLIM REBVS COMMVNIBVS VSV,

  • FIRMASTI EXEMPLIS ET PATRIS ET PATRIAE.

  • NEC TAMEN HAEC SVMMVM STATVEBAS ESSE SALVTI

  • FINEM QVO DICI VITA BEATA QVEAT:

  • VERA TIBI VIRTVS SACRIS E FONTIBVS HAVSTA EST,

  • QVAE CREDIT VERBIS OPTIME CHRISTE TVIS.

  • ERGO ERAT HIC LONGE DONIS MAIORIBVS AVCTVS,

  • QVAM VEL ARISTIDES, VEL SACER ESSE NVMA.

  • NAM LVX IPSE PATRIS ***** HOC IN PECTORE VERAM

  • ERGO CREATOREM VENERANS ET DEBITOR HVIVS

  • TRANSEGIT CASTOS ET SINE LABE DIES.

  • AC VT ERAT FLATVS SACRI MENS VIVIDA SEDES:

  • SIC REXIT MORES HIC SINE LABE SVOS.

  • HEI MIHI QVAE SPES EST PATRIAE PRAEREPTA, QVOD ILLAM

  • OFFICIIS POTERAT; REQ[ue] IVVARE SVA.

  • SED MELIOR CAELVM PATRIA EST, VBI LVCE PERENNI

  • SPLENDIDVS AETERNI CONSPICIT ORA DEI.

  • CORPVS HVMI DORMIT; SOCIAE DVM REDDITA MASSAE

  • MENS SIT PERETVIS LAETA FVTVRA BONIS

  • MORTVVS EST FRANCISCVS OLDENHORST HAMBVRGENSIS

  • CALENDIS IANVARII ANNO CHRISTI M. D. LXV. AETATIS SV AE XXI.

  • [Harasimowicz in: Harasimowicz, Seyderhelm 2015, 149]

Eigentümer
Evangelische Stadtkirche St. Marien, Wittenberg
Besitzer
Evangelische Stadtkirche St. Marien, Wittenberg
Standort
Wittenberg
CDA ID
DE_ESKStMW_NONE-ESKStMW003
FR (1978) Nr.
FR-none
Permalink
https://lucascranach.org/de/DE_ESKStMW_NONE-ESKStMW003/

Provenienz

  • 1604 bildete es den zentralen Teil eines Epitaphs, das sich in der Stadtkirche St. Marien am vierten Südpfeiler befand
  • das Epitaph ist heute verloren; lediglich das Gemälde blieb erhalten; wann es abgenommen wurde, steht nicht fest, gegen Ende des 19. Jahrhunderts war sein Zustand aber dermaßen schlecht, dass es [...] nach Halle verbracht wurde
  • 1928 leihweise an das Museum für Hamburgische Geschichte in Hamburg gegeben; der Zweite Weltkrieg [...] verhinderte jahrzehntelang die Rückgabe des Gemäldes
  • 1998 holte das Institut für Denkmalpflege in Halle das Bild zurück
  • ca. 2001 kehrte das Bild in die Stadtkirche St. Marien in Wittenberg zurück
    Harasimowicz in: [Harasimowicz, Seyderhelm 2015, 150]

Quellen / Publikationen

Erwähnt auf Seite Katalognummer Tafel
Harasimowicz, Seyderhelm 2015 149-162
Herausgeber/inJan Harasimowicz, Bettina Seyderhelm
TitelCranachs Kirche. Begleitbuch zur Landesausstellung Sachsen-Anhalt Cranach der Jüngere 2015
Ort der VeröffentlichungMarkkleeberg
Jahr der Veröffentlichung2015

Forschungsgeschichte / Diskussion

Franziskus Oldehorst, dem das Epitaphgemälde gewidmet wurde, war Student an der Universität Wittenberg. Er war dort am 9. Juli 1564 in die Matrikel eingetragen worden. Seine akademische Karriere war jedoch kurz, denn er starb bereits nach wenigen Monaten am 1. Januar 1565 und wurde in der Stadtkirche St. Marien bzw. auf dem anliegenden Friedhof beigesetzt. Er stammte aus Hamburg und war der Sohn von Franziskus Oldehorst d. Ä. und dessen zweiter Ehefrau Katharina, Tochter des Hamburger Stadtrats Godeke Tode. Nach seiner Ankunft in Wittenberg war er in das Haus des ebenfalls aus Hamburg stammenden Heinrich Moller (1530-1589) gezogen, der Professor für Hebraistik [...]. Er hat zwei Brüder, Johann (1529-1590), Domherr in Hamburg, und Joachim (1521-1588), Kanzler und fürstlicher Rat in Lüneburg. Der Erstgenannte war mit Franziskus‘ älterer Tochter Anna vermählt und hat sich um die Beisetzung seines Schwagers gekümmert. Alle drei Moller Brüder hatten in Wittenberg studiert als Schüler Melanchthons. Dies blieb sicherlich nicht ohne Auswirkung auf das Bildprogramm und beeinflusste die Auswahl der Personen, die darauf abgebildet wurden.

[Harasimowicz in: Harasimowicz, Seyderhelm 2015, 150]

  • Epitaphgemälde für Franziskus Oldehorst: Die Auferweckung des Jünglings zu Nain, nach 1565 (1573?)

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