Selbstbildnis

"Die Tafel hat ihre Signatur und Datierung auf das Jahr 1531 im Röntgenbild sichtbar werden lassen und war außerdem nach technischer Untersuchung an der Unterseite um ca. 6 cm größer, ist aber nicht aus einer größeren Darstellung herausgeschnitten worden, sondern war von Anfang an als autonomes Selbstbildnis konzipiert."

[Sebastian Dohe, Exhib. Cat. Gotha, Kassel 2015, 92, no. 1]

"Zusammen mit den Farben Weiß, Rot und Gelb gehörte Schwarz zu den vier Farben, mit denen nach Plinius berühmte Maler wie Apelles ihre besten Werke schufen (Plin. Nat. hist., 35, 50) - auch Cranachs farbig reduziertes Bildnis lässt sich in seinem Aufbau aus Schwarz-, Grau-, Braun- und Fleischtönen nur aus Mischungen dieser vier Farben herstellen. Der aus Quellen zu ziehende Deutungshorizont lässt das Selbstbildnis also als Zeugnis professioneller Identität verstehen und nicht als einer das eigene Gemüt befragenden Momentaufnahme."

[Sebastian Dohe, Exhib. Cat. Gotha, Kassel 2015, 92, No. 1]

Das Selbstbildnis von Lucas Cranach dem Älteren misst heute 45,4 x 35,6 cm. Die Buchenholztafel ist am unteren Rand, wo die an den anderen Kanten erhaltene Abfasung fehlt, deutlich beschnitten. Diese Beobachtung ermöglicht in Verbindung mit der Kenntnis des Standardformats "C" eine Schätzung der urspünglichen Tafelgröße von etwa 51-52 x 35,6 cm. Weder Koepplins Vermutung, dass das Porträt aus einer größeren Tafel herausgeschnitten wurde [1], noch Rosenbergs Annahme, dass es sich um eine Kopie aus dem 17. Jahrhundert handelt [2], konnte durch die technologische Untersuchung bestätigt werden. Alle Untersuchungsergebnisse, einschließlich einer geflügelten Schlange und der Datierung "1531", die durch Röntgenuntersuchungen unter den Übermalungsschichten entdeckt wurden, [3] bestätigen Schades frühere Annahme [4], dass es sich bei diesem Werk um ein eigenständiges und authentisches Porträt von Lucas Cranach dem Älteren handelt.

[1] Koepplin (Koepplin, Falk 1974, 76–78, No.25).

[2] Friedländer, Rosenberg 1978, 111, No. 214A.

[3] Ich bedanke mich bei Jutta Waschke, Landesamt für Denkmalpflege Rheinland Pfalz, Mainz, für die gemeinsame Untersuchung.

[4] Schade 1972 D, 368–375.

[Heydenreich 2007 A, 47, Übersetzung aus dem Englischen]