Gnadenstuhl mit den Fürsten Joachim und Wolfgang von Anhalt

Gnadenstuhl mit den Fürsten Joachim und Wolfgang von Anhalt

Titel

Gnadenstuhl mit den Fürsten Joachim und Wolfgang von Anhalt

[Exhib. Cat. Dessau 2015, No. 68]

Malerei auf Leinwand, auf Hartfaserplatte übertragen

Material / Technik

Malerei auf Leinwand, auf Hartfaserplatte übertragen

[Exhib. Cat. Dessau 2015, No. 68]

Im Originalzustand wohl rechteckig, zeigt das heute in einem Halbrund abschließende Gemälde den Stifter, gemeinsam mit seinem bereits 1561 verstorbenen Vetter Joachim betend, dem Kirchenraum zugewandt. [...] Hinter den Fürsten, einer zweiten Bildebene zugehörig, war ursprünglich, der Frömmigkeitsausrichtung Wolfgangs entsprechend, eine Trinitätsdarstellung als der Thema der fürstlichen Kontemplation zu sehen.

[Exhib.

Im Originalzustand wohl rechteckig, zeigt das heute in einem Halbrund abschließende Gemälde den Stifter, gemeinsam mit seinem bereits 1561 verstorbenen Vetter Joachim betend, dem Kirchenraum zugewandt. [...] Hinter den Fürsten, einer zweiten Bildebene zugehörig, war ursprünglich, der Frömmigkeitsausrichtung Wolfgangs entsprechend, eine Trinitätsdarstellung als der Thema der fürstlichen Kontemplation zu sehen.

[Exhib. Cat. Dessau 2015, No. 68]

Zuschreibung
Lucas Cranach der Jüngere

Zuschreibung

Lucas Cranach der Jüngere

[Exhib. Cat. Dessau 2015, No. 68]

Datierung
um 1566

Datierung

um 1566

[Exhib. Cat. Dessau 2015, No. 68]

Maße
Maße Bildträger: 161 x 223 cm

Maße

  • Maße Bildträger: 161 x 223 cm

  • [Exhib. Cat. Dessau 2015, No. 68]

Signatur / Datierung

Keine

Inschriften und Beschriftungen

Im aufgeschlagenen Buch auf der Altarmensa (der Übermalung zugehörig): "Ev. Matth.
XXVI Cap.
Vers 26,
27 u. 28"

Inschriften und Beschriftungen

Inschriften, Wappen:

  • Im aufgeschlagenen Buch auf der Altarmensa (der Übermalung zugehörig):

  • "Ev. Matth.

  • XXVI Cap.

  • Vers 26,

  • 27 u. 28"

  • [cda 2016]

Eigentümer
Evangelische Kirchengemeinde St. Bartholomäi, Zerbst
Besitzer
Evangelische Kirchengemeinde St. Bartholomäi, Zerbst
Standort
Zerbst
CDA ID
DE_KBZ_NONE-KBZ002
FR (1978) Nr.
FR-none
Permalink
https://lucascranach.org/de/DE_KBZ_NONE-KBZ002/

Provenienz

Für die Kirche St. Bartholomäi in Zerbst geschaffen
[Hönig, Dokumentation zur Voruntersuchung, Nov. 2014, 5]

Ausstellungen

  • Dessau 2015, Nr. 68

Quellen / Publikationen

Erwähnt auf Seite Katalognummer Tafel
Hönig 2016
Autor/inSilke Hönig
TitelBildnis der Fürsten Wolfgang und Joachim von Anhalt in der Kirche St. Bartholomäus in Zerbst
Veröffentlichungin Elisabeth Rüber-Schütte, ed., Lucas Cranach in Sachsen-Anhalt. Forschungen und Berichte aus der Denkmalpflege.
ReiheKleine Hefte zur Denkmalpflege
Band10
Ort der VeröffentlichungHalle
Jahr der Veröffentlichung2016
Seiten225-236
Rüber-Schütte 2016 225-236
Herausgeber/inElisabeth Rüber-Schütte
TitelLucas Cranach in Sachsen-Anhalt
ReiheKleine Hefte zur Denkmalpflege
Band10
Ort der VeröffentlichungHalle
Jahr der Veröffentlichung2016
Exhib. Cat. Dessau 2015 254-255 68
Herausgeber/inNorbert Michels
TitelCranach in Anhalt. Vom alten zum neuen Glauben
Ort der VeröffentlichungPetersberg
Jahr der Veröffentlichung2015
Hönig 2014
Autor/inSilke Hönig
TitelDokumentation zur Voruntersuchung. Konzepterstellung zur Konservierung und Restaurierung des Gemäldes "Bildnis der Fürsten Wolfgang und Joachim von Anhalt" von Lukas Cranach dem Jüngeren
Ort der VeröffentlichungHalle
Jahr der Veröffentlichung2014
Findeisen 2001 184-185
Autor/inPeter Findeisen
TitelBildnisse des Fürsten Wolfgang und Joachim von Anhalt Zerbst, Dessau und Köthen
Veröffentlichungin, ES THVN IHER VIEL FRAGEN. Kunstgeschichte in Mitteldeutschland. Hans-Joachim Krause gewidmet
ReiheBeiträge zur Denkmalkunde in Sachsen-Anhalt
Band2
Ort der VeröffentlichungPetersberg
Jahr der Veröffentlichung2001
Seiten171-186
Beckmann 1710-1716 215 (vol. 2)
Autor/inJohann Christoph Beckmann
TitelHistorie des Fürstentums Anhalt, Zerbst 1710-1716, Neudruck, 3 Bde.
Ort der VeröffentlichungDessau
Jahr der Veröffentlichung1993
  • Gnadenstuhl mit den Fürsten Joachim und Wolfgang von Anhalt, um 1566

Abbildungen

Abbildungen vergleichen
  • overall
  • overall
  • irr
  • irr
  • detail
  • detail

Kunsttechnologische Untersuchung

10. 2015Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Infrarot-Reflektografie
  • irr
  • irr

Unterzeichnung

BESCHREIBUNG

- Eine Unterzeichnung ist nur z. T. sichtbar (Gefäße auf dem Altar, Hände)

Zeichengeräte/Material:

- trockenes dunkles Zeichenmedium, Stift bzw. dunkle Kreide

Typ/Duktus:

- relativ detaillierte und nachvollziehende Unterzeichnung

- feine, zarte Linien

Funktion:

- verbindliche Vorgabe für die Malerei; Hauptkonturen und Binnenformen sind angegeben; kaum plastische Wiedergabe durch Schraffuren

Abweichungen:

- kaum Präzisierungen der Form während des Malprozesses

INTERPRETATION

Zuschreibung:

- Lucas Cranach der Jüngere oder Werkstatt

[Sandner, Smith-Contini, Heydenreich, cda 2017]

  • fotografiert von Gunnar Heydenreich
  • fotografiert von Ingo Sandner

26.11.2014Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Probenentnahme / Querschliff(e)

Untersuchungsmethoden: Mikroskopie am Querschliff, FT-IR-Spektrometrie Fourier-Transform Infrarot, Polarisationsmikroskopie

Zusammenfassung der Ergebnisse (im PDF):

Probe Nr. 2

Beschreibung: Himmel ohne Übermalung

Methode: PLM

Ergebnis: Viel Smalte, wenig Azurit und Malachit, Pflanzenkohle u.a.

Probe Nr. 3

Beschreibung: Mantel/Ornament

Querschliff Nr.: 10829

Methode: Mikroskopie: Dunkelfeld und schräges Auflicht; UV-Fluoreszenz

Interpretation:

11: dünner Überzug

10: Malschicht (Lasur)

9: Überzug

8: grüne Malschicht mit rel. grobem Pigment

7: weiß/graue Malschicht (1-2 Schichten)

5+6: Bindemittelschicht (Anlegeschicht oder Überzug+Blattmetall goldfarben)

4: weiße Malschicht

3: rote Malschicht

2: vorwiegend weiß pigmentierte Malschicht (Grundierung)

1: milchig-transparente Bindemttelschicht, auch teilweise zwischen Schichten 4 und 7 zu sehen (Festigungs-/Klebemittel?)

„3. Schicht“: weiße Schicht unter Gold (in der Stratigraphie QS 10829: Schicht 4):

Methode: FTIR

Bienenwachs bzw. – Wachspaste (H inweis auf Festigungsmittel)

„4. Schicht graue Übermalung (in der Stratigraphie QS 10829: Schicht 7) “:

Methode: FTIR;PLM

Ergebnisse: Bleiweiß, etwas Gips, trocknendes Öl (teilweise verseift: Bleiseifen) Überwiegend Bleiweiß, Bleizinngelb, Eisenoxidrot, Pflanzenkohle

Probe Nr. 4

Beschreibung: unterhalb Kopf Gottvater

Querschliff Nr.: 10830

Methode: Mikroskopie: Dunkelfeld und schräges Auflicht; UV-Fluoreszenz

Interpretation:

9: Reste weiße Malschicht (im Bild links)

8: transparenter Überzug

7: rel. dicke, weiß/schwarz pigmentierte Malschicht

6: grüne Malschicht mit rel. grobem Pigment

5: Überzug

4: dünne graue (?) Malschicht

3: weiß pigmentierte Malschicht (Grundierung)

2: Malschicht (Inkarnatton?)

1: Reste Malschicht+Überzug

Probe Nr. 5

Beschreibung: Himmel links neben Freilegung

Querschliff Nr.: 10831

Methode: Mikroskopie: Dunkelfeld und schräges Auflicht; UV-Fluoreszenz

Interpretation:

9: milchig-transparentes Material (ähnlich Schicht 1 Probe 3, Festigungsmittel?)

7+8: Malschichten bunt pigmentiert mit groben, dunklen blauen Pigmentanteilen

6: dunkle, braun/grüne Malschicht

5: bräunlicher Überzug?

4: graue (?) Malschicht, heller als 3

3: graue (?) Malschicht

1+2: weiß und blau pigmentierte Malschicht mit splitrig blauem Pigment (Hinweis auf Smalte), darüber Überzug (2)

Probe Nr. 6

Beschreibung: Himmel links neben Taube

Methode: PLM

Ergebnisse: Smalte, Pflanzenkohle u.a.

[Annegret Fuhrmann, Bericht, Labor für Archäometrie, Hochschule für Bildende Künste, Dresden, 2014] (siehe PDF)

11. 2014Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

Bildträger

Die Gemäldeleinwand besteht aus zwei großen horizontal zusammengenähten Stücken und einem kleinen Stück, welches rechts an dem oberen Stück angesetzt ist. Es handelt sich um eine dicht gewebte Leinwand mit einer Fadendichte von 16-18 Kettfäden horizontal und 14 Fäden Schußfäden vertikal. Am Verlauf der Spannverzerrungen lässt sich die originale Nagelung in Teilbereichen ablesen. Der Abstand der Nagelung lag zwischen 7 bis 9 cm. Spanngirlanden lassen sich im linken freigelegten Bereich sehr gut ablesen. Während im linken unteren Leinwandstück bis zur Naht deutlich Spannverzerrungen vorhanden sind, lässt sich weiter oben im Bereich der halbkreisförmigen Rundung nur noch eine geringfügige Spannverzerrung nachweisen. Daraus kann man schließen, dass die Leinwand in den oberen Randbereichen beidseitig erheblich beschnitten worden sind. Sehr wahrscheinlich hat eine Formatveränderung von einer rechteckigen Form auf die jetzige halbrunde Form stattgefunden.

Beide Formate sind für Lucas Cranach den Jüngeren belegt. Am unteren Rand lassen sich nur sehr geringfügige Spannverzerrungen feststellen, welche jedoch wohl der letzten Aufspannung zuzuschreiben sind. Die auffällige Darstellung der Stifter als Brustbild, während auf Vergleichsdarstellungen Cranachs des Jüngeren die Stifter immer ganzfigurig abgebildet sind, lässt auch hier eine erhebliche Einkürzung des Formates vermuten. Vorstellbar ist, dass die originale Darstellung in einem rechteckigen Hochformat vorhanden war, die Leinwand aus drei horizontal zusammengefügten Leinwandstücken bestand und das untere Stück verloren gegangen ist.

Farbschichten und Metallauflagen

Die originale Malerei war vermutlich von hoher Qualität und feiner Ausführung. Sie lässt sich annähernd nur noch im Bereich der Stifter ablesen. Sie wurde mehrschichtig mit Lasuren und Höhungen ausgeführt. Grundierung und Malschicht sind sehr dünn und glatt aufgetragen, so dass die Leinwandstruktur sichtbar blieb. Pastositäten finden sich in Weißhöhungen (Haare, Spitze) und Verzierungen (Krone). Labortechnisch wurde eine vorwiegend weiß pigmentierte Grundierung nachgewiesen, für welche wahrscheinlich Kreide und Warmleim verwendet wurde. Als Pigment für das Himmelsblau konnte vorwiegend Smalte mit Azurit und Malachitbestandteilen in Ausmischung mit Pflanzenkohle nachgewiesen werden. Bindemittel für die Malerei war vermutlich Öl. Die ursprüngliche Farbigkeit ist durch die Übermalung nicht sichtbar. Auf den freigelegten Bereichen im Mantel Gottvaters und den Flügeln der Engel ist ein kräftiges Rot und dunkles Grün (vmtl. Kupfergrün) ablesbar. Die Verwendung von Farblacken lässt sich vermuten.

Goldauflagen sind in Resten auf den Engelflügeln und dem Mantelsaum Gottvaters erhalten. Vergoldungen finden sich auch auf den Medaillons der Stifter, den Mantelschließen bzw. dem Ärmelband Joachims, wo über einer roten Malschicht, gelbe Höhungen und dann die Vergoldung aufgetragen wurde.

Rahmung

Der originale Schmuckrahmen ist nicht mehr vorhanden. Sein Aussehen ist nicht überliefert. Folgt man der Vorstellung des Originals in einem Hochformat ist ein architektonischer Rahmen mit Konsole ähnlich des sich in der Kirche befindlichen Holztafelgemäldes "Taufe Christi" denkbar. Als Altarretabel hat es vermutlich einen schlichteren Rahmen besessen. In der Beschreibung als Aufsatz über dem "Sarggemälde" ist von einem vergoldeten Rahmen die Rede.

  • untersucht von Silke Hönig

Erhaltungszustand

Datum11. 2014

Träger:

Der originale Spannrand ist nicht mehr vorhanden. Die Leinwand wurde mindestens um ca. 4 bis 8 cm umseitig gekürzt.

Durch die Marouflierung ist der Leinwandträger in einem stabilen Zustand, hat jedoch seine ursprüngliche Funktion und Eigenschaften als Leinwand verloren.

Im Vorzustand von 1956 war die Leinwand stark verbeult und wies stark verzweigte Risse sowie große Leinwandfehlstellen besonders im Bereich der Stifterporträts auf. Durch Knicke in den frei herabhängenden Leinwandfetzen ist es dort zu großen Malschichtverlusten gekommen. Die zum Teil auseinanderklaffenden Risse sind mit dem Aufkleben auf der Hartfaserplatte in dieser Lage fixiert worden. Die zahlreichen Löcher sind mit Leinwandflicken ausgesetzt und ohne Verbindung zur Originalleinwand auf dem Hintergrund geklebt worden. Für die Flicken wurde strukturgleiche Leinwand verwendet. Allerdings sind viele Flicken in der Größe nicht passgenau zur Fehlstelle, so dass ein Abstand zwischen Flicken und Originalleinwand besteht. Diese Lücken sind zum Teil mit dem Wachs-Harz-Gemisch des Klebemittels ausgefüllt oder zeigen die Hartfaserplatte. An einigen Aussetzungen ist die Fadenrichtung beim Aufkleben nicht korrekt eingehalten wurden. Im Gesicht des linken Stifters klebt ein Flicken diagonal zur Fadenrichtung des Leinwandträgers. Die Naht ist in den Randbereichen im gerissenen Zustand auf dem Untergrund fixiert.

Grundierung / Malschicht:

  • Verschmutzung:

Das Gemälde zeigt sich aufgrund einer allgemeinen Verschmutzung in einem matten Erscheinungsbild. Die Malschicht ist besonders im mittleren Bildbereich sehr verschmutzt. Dort gibt es dunkelbraune matte (vermutlich) Ruß- oder Stockflecken, Laufspuren von ausgetretenem Klebemittel im rechten Bildbereich, Firnislaufspuren im Bereich der Kanne. Auf dem Vorhang ist eine Kreide"zeichnung" auszumachen. Am Kreuz und dem Stiftergewand gibt es Spuren von Retuschefarben (Inkarnatton / Grün, Rot).

  • Schäden:

Die Malerei der Abendmahlsdarstellung weist ein stark kleinteiliges Craquelé auf, mit aufstehenden Schollenrändern im Bereich Kreuz, Buch Hintergrund, Tischtuch. Dort gibt es viele kleine Ausbrüche bis auf die Originalgrundierung mit Verlusten auch der Originalmalerei. Akute Lockerungen wurden nicht festgestellt. Die mit Wachs-Harz getränkte Malschicht zeigt sich in einem konservatorisch stabilen Zustand.

Originale Malerei:

Die originale Malerei liegt, ausgenommen der Stifter und der Freilegungen, unter den Übermalungen. Inwieweit diese sich unter den Überarbeitungen erhalten hat, ist nicht sicher. In Bereichen von Ausbrüchen der oberen Schichten lassen sich intakte, wie auch desolate Bereiche feststellen.

In freigelegten Bereichen ist die originale Malschicht nur fragmentär erhalten. Zusammenhängende Malschichtbereiche haben sich in roten, grünen und auch gelben und weißen Farbpartien wie dem Mantel Gottvaters, den Flügeln der Engel und der Taube erhalten. Die Malerei des Himmels und der Inkarnate der Engel, Christus und Gottvaters sind in freigelegten Bereichen nur noch in kleineren mehr oder weniger zusammenhängenden Farbschollen erhalten. Die Bestimmung des Ausmaßes und der Lage der originalen Malschicht im Bereich des oberen freigelegten Feldes ist schwierig. Über der wenig erhaltenden originalen Malerei wurden die Köpfe und der Hintergrund rekonstruiert, so dass vermutlich auch originale Malschicht übermalt wurde. Mit Bestimmtheit im originalen Zustand mit wenigen Retuschen kann die Krone, die Taube und der "halb" sichtbare Engel angesehen werden, sowie die Aureole um Gottvater und die Taube und blaue Himmelbereiche um den Engel.

Verputzte Malschicht mit freiliegenden Leinwandkuppen lassen sich in den Fehlstellen und freigelegten Bereichen sowie den Stiftern feststellen. Lasuren und Goldauflagen sind (vermutlich bei der Freilegung und beim Aufbügeln/Marouflieren) bis auf Reste verloren gegangen. Die Stifterfiguren sind von Übermalungen nicht betroffen. Ältere Retuschen sind vorhanden. Die Risse und Löcher haben in den Gesichtern größere Malschichtverluste verursacht. Betroffen ist auch die Augenpartie besonders Joachims und der Bart Wolfgangs.

Es gibt sichtbare Reste der Übermalungen (grüner Bereich aufschwingendes Gewand-graue Reste/ rotes Gewand links neben Wolfgang-grüne und graue Reste) in freigelegten Bereichen.

[Dokumentation zur Voruntersuchung, Silke Hönig, Nov. 2014]

  • untersucht von Silke Hönig

Restaurierungsgeschichte

Datum12. 2014 - 06. 2015

Konservierungsmaßnahmen:

Trägerplatte:

  • Die stabilisierende Sperrholzplatte wurde entfernt.

  • Da das Gemälde einen neuen Schmuckrahmen erhalten soll, der seinem jetzigen halbrunden Format folgt, wurde die Trägerplatte der Marouflage ab einer Höhe von ca. 50 cm in einem Halbrund beschnitten. Dabei bleiben ca. 1 bis 2 cm der Hartfaserplatte überstehend sichtbar.

  • Am oberen Rand wurde der fehlende Bereich unter Verwendung der abgeschnittenen Originalplatte ergänzt. Dabei erfolgte die Verleimung stumpf aufeinander, rückseitig wurde ein 2 mm starkes Holzfurnier aufgeleimt (Verleimung mit PVAC-Leim (Ponal), da Tischlerheißleim nicht die nötige Stabilität bei der relativ kleinen Klebefläche erbracht hätte).

  • Die Leinwand wurde auf die vorhandenen Reste der Wachs-Kolophonium-Masse aufgebügelt, wo es nötig war, wurden diese mit neuem Wachs ergänzt.

  • Beim Einrahmen des Gemäldes in den neu anzufertigenden Schmuckrahmen wurde die Hartfaserplatte durch eine 8 mm starke Tischlerplatte, die in den Rahmen eingelegt wurde, stabilisiert. Die Befestigung erfolgte durch Holzleisten, die in den Rahmen eingeschraubt wurden. Der Rahmenfalz wurde zum Schutz der aufliegenden Malschicht mit Polyesterfilz ausgefilzt.

Oberflächenreinigung:

  • Oberflächenreinigung der Rückseite trocken durch Absaugen

  • Reinigung der Malschichtoberfläche leicht feucht (gesamt)

  • Abnahme von dunklen Schmutzverkrustungen im beigen Hintergrundbereich der Abendmahlsdarstellung: mechanisch mit dem Skalpell, Nachreinigung leicht feucht

  • Abnahme einer glänzenden Firnislaufspur sowie von punktförmigen Verkrustungen und aufliegenden kleinen Malschichtschollen (wohl von der Marouflierung) mechanisch mit dem Skalpell

  • Abnahme von partiellen Schmutzverkrustungen auf dem grünen Vorhang: mehrfaches feuchtes Anweichen und schichtenweise Abnahme, mit Zwischentrocknung.

Nach der Oberflächenreinigung zeichnete sich in einigen Bereichen ein weißlicher Schleier ab. Dabei handelt es sich vermutlich um Reste eines Oberflächenüberzuges/ Firnis, der erste Zersetzungstendenzen zeigt.

  • Regenerierung dieser Bereiche durch einmaliges Überrollen mit leicht Aceton getränktem Wattestäbchen

Abnahme der Übermalungsreste im unteren Bereich des freigelegten roten Mantels des Gottvaters

  • Erweichen mit Essigsäure (25%ig) (nach der im Untersuchungsbericht aufgeführten Methode der Freilegung der Jahre 1959 bis 1965), danach Abnahme mechanisch mit dem Skalpell; mehrfaches Bearbeiten einer Partie mit Zwischentrocknung; partiell konnte auch eine Erweichung mit DMSO erreicht werden.

Die Abnahme war sehr aufwendig und besonders in Bereichen, an denen das Original unter der Übermalung stark geschädigt ist, sehr zeitintensiv. Hier waren aufgrund der zerstörten Malschicht der Kontakt und damit die Haftung der Übermalungen mit dem Bildträger stark ausgeprägt.

Bei der Übermalungsabnahme wurde zunächst die dunkelgrüne Abschlußschicht/-lasur abgenommen, danach die kompakte graue Untermalungsschicht.

Restaurierungsmaßnahmen:

Kittung der Malschichtfehlstellen

Bei der Kittung sollten nur die großen, auffälligen Malschichtfehlstellen in den Riss- und Lochbereichen geschlossen werden. Innerhalb der bereits mit Leinwandintarsien ergänzten Bereiche soll die Kittung in Form einer Grundierung erfolgen, um hier eine Strukturierung durch das Leinwandkorn zu erreichen.

  • Zunächst wurden die beiden nicht fadengerechten Intarsien im Bildträger mit strukturgleicher Leinwand und dem Fadenverlauf folgend ersetzt.

  • Vorleimung der Malschichtfehlstellen mit Hasenhautleim (70:1000)

  • Kittung tiefer Fehlstellen mit spachtelbarem Kreidegrund (Champagnerkreide/Hautleim 70:1000, leicht gelblich pigmentiert zur Angleichung an freiliegende Grundierungsbereiche)

  • Grundierung der flächigen Fehlstellen mit flüssigem Kreidegrund (Champagnerkreide/Hautleim 70:1000, leicht gelblich pigmentiert zur Angleichung an freiliegende Grundierungsbereiche)

  • anschließend feuchtes Schleifen zur Angleichung der Oberfläche

  • Ablöschen der Kittungsbereiche mit Schellack

Retusche:

Konzeption zur Retusche:

Der Umfang und die Art der Retusche sowie die Verwendung der unterschiedlichen Retuschemedien wurden mit Fr. Dr. Danz bei einem Vororttermin am 28.04.2015 gemeinsam mit Herrn Pfarrer Lindemann als Vertreter des Eigentümers abgestimmt. Die Retusche soll größtenteils lasierend erfolgen, im Bereich des Vorhangs in aqua-sporca-Manier. Damit bleibt es möglich, den stark fragmentarischen und geschädigten Charakter des Bildes weiterhin zu erkennen; es wird jedoch eine optische Schließung der einzelnen Bereiche erreicht. Fehlstellen in der Übermalung des Vorhangs, die die darunterliegende Original-darstellung erkennen lassen, sollen nicht retuschiert werden.

Ausführung der Retusche:

  • Abendmahlsdarstellung (Übermalung Beck 1853): Aquarellfarbe, in hellen Hintergrundbereich in Mischung mit weißer Temperafarbe zur Erreichung des hellen Farbtons

  • Grüner Vorhang: abgemagerte Mussini-Harzölfarbe mit Terpentin als Malmittel, partieller Glanzausgleich mit Dammar in Terpentin (1:8)

  • Figuren des Wolfgang und Joachim (original erhaltene Bereiche): Auftrag eines dünnen Dammarfirnis (1:8) zur Vertiefung der überwiegend dunklen Bereiche; Retusche mit abgemagerter Mussini-Harzölfarbe mit Terpentin als Malmittel

  • Freigelegte Originalbereiche (roter Mantel, Hintergrund): abgemagerte Mussini-Harzölfarbe mit Terpentin als Malmittel, partieller Glanzausgleich mit Dammar in Terpentin (1:8)

Nach der Einrahmung lag im unteren Bereich der Rundung rechts und links jeweils ein Streifen der Rückseitenplatte von maximal 2 cm Breite frei. Dieser Bereich wurde ebenfalls mit abgemagerter Mussini-Harzölfarbe mit Terpentin als Malmittel retuschiert.

Fazit:

Es konnte eine optische Beruhigung der Darstellung erreicht werden. Wie aber bereits Frau S. Hönig in ihrer Restaurierungskonzeption festgestellt hat, wird für den Betrachter (vor allem an seinem endgültigen Standort in der St. Bartholomäi-Kirche) eine beigegebene Erläuterung des Zustandes sehr hilfreich sein. Das Gemälde hat durch seinen heutigen Zustand einen eher dokumentarischen Charakter und exemplarische historische Aussagekraft.

Neue Erkenntnisse zur Objektgeschichte:

[...]

Zur Übermalung der Dreifaltigkeit:

Im zweiten Abschnitt dieses Kapitels werden schriftlichen Quellen aufgeführt, die zumindest indirekt auf eine Veränderung am Gemälde hindeuten könnten:

  1. 1596 - das Gemälde der Dreifaltigkeit wurde ausgelöscht und stattdessen eine Wolke gemalt

  2. 1662 - die Taufe Christi sollte entfernt oder verblendet werden

  3. 1699 - Auffrischung des Sarggemäldes, das in der Stadtchronik von 1758-1823 als unter dem Gemälde befindlich erwähnt wird)

Es käme also die Zeit zwischen 1596 und 1699 für eine Übermalung der Dreifaltigkeit in Frage. Der Alterungs- und Erhaltungszustand und die bei der Abnahme einzelner Über-malungsbereiche gemachten Beobachtungen konnten den Zeitpunkt allerdings nicht genauer bestimmen, da sich innerhalb dieses Zeitraums keine wesentlichen Veränderungen der Maltechnik/Materialnutzung ereigneten. Auch der Alterungs-zustand wäre sowohl für das Ende des 16. als auch des 17.Jh.s typisch. Was jedoh ausgeschlossen werden kann, ist das Vorhandensein einer "Wolke" unter der Vorhangübermalung. Bei der Abnahme der Übermalungsresten rechts neben der Figur des Wolfgang wurde zunächst die obere, dunkelgrüne Lasurschicht entfernt. Die dabei zutage tretende Untermalungsschicht stellt einen in weiß bis grau ausgeführten Faltenwurf dar, der durch die grüne Abschlußlasur lediglich vollendet wurde und durch sie hindurch scheint (wie im Rest des Gemäldes immer noch zu beobachten). Diese Schicht ist sehr kompakt und liegt direkt auf der Original-oberfläche des Bildes.

Zur Übermalung mit der Abendmahlsdarstellung:

Als gesichert kann gelten, dass das Gemälde im Jahr 1853 vom Hofmaler Beck überarbeitet wurde. Die ihm zugeschriebene Darstellung des Abendmahls wurde auf einer hellen, relativ dicken Zwischengrundierungsschicht ausgeführt, die zunächst auf den Bereich zwischen den beiden Vorhanghälften und den beiden Stifterfiguren aufgetragen und dann mit der Abendmahlsdarstellung bemalt wurde. Der Charakter der Malerei ist hier ein deutlich anderer als auf dem Rest des Gemäldes, die Oberfläche erscheint matter und vermutlich mit einem Anteil an Temperabindemittel ausgeführt (bei der Oberflächenreinigung wurde eine leichte Feuchtigkeitsempfindlichkeit festgestellt). An Krakeleespalten und Malschichttrennungen ist der darunter befindliche, dunkle Vorhang erkennbar. Ebenfalls erwähnte Freilegungsversuche von Beck konnten nicht gefunden werden, sind aber (falls sie vorhanden wären) wohl von der Grundierungsschicht verdeckt. Hier decken sich meine Beobachtungen vollständig mit den Untersuchungsergebnissen von Frau Hönig.

Beobachtungen im unteren Freilegungsbereich:

Am unteren Bildrand unter dem von Beck stammenden Abendmahlstisch zeichnen sich im freigelegten Bereich nach der Oberflächenreinigung dunkel erscheinende Schatten ab, die nicht alle mit den Resten des Fußes des Jesus, die sich hier befinden, in Einklang zu bringen sind. Eventuell könnte es sich hier um vom Bindemittel hervorgerufene Schatten einer anderen Übermalung handeln. Das Phänomen ließ jedoch nicht zweifelsfrei einordnen.

[Dokumentation zur Konservierung und Restaurierung, Grit Jehmlich Juni 2014]

  • restauriert von Grit Jehmlich

Datum1959 - 1965

Zwischen 1959 und 1965 wurde das Gemälde in der Restaurierungswerkstatt des damaligen Institutes für Denkmalpflege Halle bearbeitet. Das Gemälde war stark verbeult und verschmutzt. Die Gesichter der Fürsten waren von großen Zerstörungen der Leinwand und Malschicht betroffen. Es erfolgte eine Konservierung und die Untersuchung des Gemäldes. Die Oberfläche wurde von aufliegenden Schmutz gereinigt. Die Douplierleinwand mit aufliegender Malerei in den Ecken wurde entfernt. Aufgrund der großen Schäden entschloss man sich, das Gemälde auf eine Hartfaserplatte zu marouflieren. Als Klebemittel für die Übertragung und die Festigung der Malschicht wurde ein Wachs-Harz-Gemisch (Wachs + Kolophonium + Venezianer Terpentin) verwendet. In die größeren Leinwandfehlstellen wurden strukturgleiche Leinwandflächen eingeklebt.

Die Tatsache der Übermalung war bekannt, so dass Röntgenaufnahmen der gesamten Fläche eine Klärung hinsichtlich der sich darunter befindlichen Darstellung bringen sollten. Aufgrund der Ergebnisse, welche einen weitgehend guten Zustand der Malerei vermuten ließen, wurde beschlossen eine Freilegung der originalen Malerei zu versuchen. Begonnen wurde mit dem linken Bereich, danach wurden Proben im unteren Bereich durchgeführt und zuletzt das obere Feld freigelegt. Nach Austestung verschiedener Lösungsmittel wurde mit verdünnte Essigsäure

gearbeitet. Im unteren und oberen Feld nur vorgeweicht und unter mikroskopischer Beobachtung mit dem Skalpell die Übermalung entfernt. Die Freilegung wurde von Beginn an kontrovers diskutiert. Aufgrund der Aufdeckung eines immer wieder fragmentären Zustandes und großer Fehlbereiche wurde das Freilegungsvorhaben 1965 abgebrochen.

Das obere Feld wurde rekonstruierend retuschiert. (Wachskreidegrund über Fehlstellen, Aquarellfarben, zweifacher Überzug mit Mastix-Terpentin 1:3, Mussini-Ölfarben). Darunter befindliche originale Farbbereiche sind heute nur noch schwer auszumachen.

[Dokumentation zur Voruntersuchung, Silke Hönig, Nov. 2014]

Datum1853

Durch die Quellen belegt ist die letzte Überarbeitung von 1853 vom Dessauer Hofmaler Beck. Vermutlich war das Gemälde zu diesem Zeitpunkt schon halbrund zugeschnitten und unten gekürzt und wurde als erhaltende Maßnahme auf eine rechteckige Leinwand doupliert, neu aufgespannt und die Ecken der Doublierleinwand mit dem neugotischen Maßwerk als Ergänzung zur Vorhangdraperie bemalt. Beck malte die mittlere Abendmahlsszene auf und überarbeitete den Vorhang mit Lasuren. Beck unternahm zuvor Freilegungsversuche auf das Original, die den Quellen nach erfolglos blieben.

[Dokumentation zur Voruntersuchung, Silke Hönig, Nov. 2014]

Zitieren aus dem Cranach Digital Archive

Eintrag mit Autor
<Autorenname>, 'Gnadenstuhl mit den Fürsten Joachim und Wolfgang von Anhalt', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/DE_KBZ_NONE-KBZ002/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})
Eintrag ohne Autor
'Gnadenstuhl mit den Fürsten Joachim und Wolfgang von Anhalt', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/DE_KBZ_NONE-KBZ002/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})

Helfen Sie uns das Cranach Digital Archive zu verbessern.

Bitte kontaktieren Sie uns, wenn Sie einen Fehler bemerkt haben.