Bildträger
- Holztafel, Laubholz, vermutlich Nussbaum
- Es liegt ein Tangentialschnitt vor
- Die Holztafel ist nahezu astrein, zwei Astlöcher sind festzustellen
- Die Tafel besteht aus einem Stück, es liegt keine Formatveränderung vor
- Die Tafel wurde nach Abnahme des rückseitigen Pergaments gedünnt, zu erkennen an angeschnittenen Fraßgängen auf der Rückseite des Herrenbildnisses
- Oben rechts wurde eine Fehlstelle im Holzträger durch eine Ergänzung in Sperrholz stabilisiert
Grundierung und Imprimitur
- Es liegt eine weiß pigmentierte Grundierung vor, Aussagen über Material und Auftragsweise lassen sich auf Grund der Uneinsichtbarkeit nicht treffen, vermutlich handelt es sich um leimgebundenen Kreidegrund
- Der Grundierungsauftrag erfolgte während die Holztafel bereits in einem genuteten Rahmen o.ä. montiert war: es ist ein umlaufender, wulstartiger Grundiergrat vorhanden, außerdem liegt ein umlaufend, ursprüngl. holzsichtiger, Rand vor (variiert in der Breite zwischen 0,6 – 0,8 cm)
- Es sind nahezu umlaufend blasige Grundierungsreste auf dem ursprüngl. holzsichtigen Rand festzustellen, vermutlich ist Grundierungsmasse während des Auftragens zwischen Holztafel und Rahmen gezogen
- Die Grundierungsreste und der holzsichtige Randbereich wurden zu einem späteren Zeitpunkt – möglicherweise einhergehend mit der Umrahmung des Gemäldes – dunkel eingefärbt
- Eine Imprimitur ist nicht erkennbar
Unterzeichnung
Eine Unterzeichung ist vorhanden, die Komposition des Bildnis wurde mit einem Pinsel und einem grauen bzw. schwarzen Farbton auf den weißen Grund aufgebracht; die Farbe der Pinselstriche läuft an den Enden z. T. heller aus, z. T. ist ein leichtes An- und Abschwellen der Linien zu beobachten
Farbschichten und Metallauflagen
- Vermtl. ölgebundenes Farbsystem, die Farben sind fein gerieben, nur in einigen dunkel ausgemischten Bereichen ist eine leichte aber sichtbare Körnung festzustellen
- Der Farbauftrag gestaltet sich als überwiegend deckend, durch den Prozess des Durchsichtiger Werdens von ölgebundenen Malschichten tritt die helle Grundierung im Bereich des Inkarnats in die Farbwirkung mit ein
- Die Farbigkeit des Bildnisses bewegt sich vom hellen, fast durchscheinenden Inkarnatston und weiß über ocker- und braunfarbene Strichführungen bis hin zum fast plakativ aufgetragenen schwarz des Gewands und des Hintergrunds; bei der Gestaltung des Fells wurden auf hellem Untergrund braune Striche angelegt, unter Verwendung mit mehr Bindemittel und weniger Pigment wurde in der Helligkeit variiert
- Der Farbauftrag gestaltet sich überwiegend fein und ebenmäßig, in einzelnen Bereichen mit Höhen, Lichtern und Beschneidungen sind leichte Pinselspuren und kleinere Pastositäten festzustellen
- Auftragsabfolge der Darstellung: auf die Unterzeichnung wurden – vermtl. nach eine Lösche des Malgrundes – zunächst Gesicht und Hände farbig ausgeführt, im Bereich des Fellbesatzes und der Mütze wurden farblich entsprechende Farbflächen angelegt. Anschließend erfolgte die Ausarbeitung von Hemd, Gewand und Haar, zuletzt wurde die Fellstruktur in einzelnen nebeneinander und leicht kreuzweise angeordneten Pinselstrichen herausgearbeitet und in einigen Bereichen Lichter aufgesetzt
- Pinselbreiten: im Bereich des Inkarnats ist kein Pinselduktus zu erkennen, die Fläche wurde durch feines Ineinandermalen gestaltet, Haar und Fell wurden mit feinen Haarpinseln ausgearbeitet; die dunklen Flächen des Gewands und des Hintergrunds wurde zunächst flächig ausgeführt, teilweise mit eher breiteren Pinselstrichen und fast plakativ. Das Gewand erhielt durch ein grau gefärbtes Muster eine leichte Struktur, Falten wurden mit weichen breiten Pinselstrichen angedeutet; es scheint, dass der Schwerpunkt der Ausarbeitung in Bereichen des Inkarnats und Fellmütze und Fellbesatz des Gewands liegt.
Rahmung
Es handelt es sich um eine neuere Rahmung, jedes Bildteil ist separat in einem profilierten, holzsichtigen Eichenholzrahmen gerahmt. Möglicherweise stammt die Rahmung aus den 1960er Jahren, als das bemalte Pergament von der Rückseite der Holztafel getrennt wurde.
Beide Rahmen wurden vor gut einem Jahr miteinander verbunden und werden nun auf einem Sockel stehend präsentiert um die Beidseitigkeit der ehemaligen Holztafel anzudeuten bzw. wahrnehmbar zu machen.
[Anke Preußer, Gemälderestauratorin Kunsthalle Bremen, November 2012]