Sebastians-Retabel der Dorfkirche Markgrafpieske: Hl. Leonhard, Hl. Nikolaus [recto]; Hl. Andreas, Hl. Georg [verso] (linker Flügel)

BESCHREIBUNG

Zeichengerät/Material:

- flüssiges, dunkles Zeichenmedium und Pinsel

Typ/Duktus:

- freie schematische Unterzeichnung (soweit sie sichtbar ist)

- dünne Linien

Funktion:

- verbindlich für die Malerei; die Linien grenzen die Konturen der Figuren ab und stellen Gesichtszüge und Binnenformen dar; keine plastische Wiedergabe

Abweichungen:

- kaum Präzisierungen der Form während des Malprozesses

INTERPRETATION

Zuschreibung:

- Werkstatt Lucas Cranach d. Ä.

Anmerkungen:

- eventuell nach einer Vorzeichnung oder Vorlage

BESCHREIBUNG [verso]

- wie oben

[Smith, Sandner, Heydenreich cda 2014]

- Tafel besteht aus einem Kernbrett aus Lindenholz mit stehenden Jahresringen; nur geringe Verwölbung

- in der Breite beschnitten

[Exhib. Cat. Berlin 1980 B, No. 10]

- etwa 0,5 mm starke Grundierung aus glutinhaltigem Bindemittel und Kreide; glatt geschliffen und mit nicht näher bestimmter dünner Isolierung versehen

[Exhib. Cat. Berlin 1980 B, No. 10]

- an wenigen Stellen Unterzeichnung mit bloßem Auge zu erkennen [Exhib. Cat. Berlin 1980 B, No. 10]

- Aufbau in Wechseltechnik: stellenweise flächig-lasierende Malweise und pastos eingesetzte Bildteile mit schwachem Oberflächenrelief; Nebeneinander von stark ölhaltigen und wässrigen Bindemitteln

[Exhib. Cat. Berlin 1980 B, No. 10]

- Neue Tafelumrahmungen nach originalen Cranach-Profilen, dabei wurde vorherige Rahmung aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts entfernt

[Exhib. Cat. Berlin 1980 B, No. 10]

• nur geringe Verwölbung

• Originalbreite ist wahrscheinlich bei der letzten Neurahmung verändert worden, Flügel bedecken im geschlossenen Zustand nicht mehr Mitteltafel

• der in dem früheren Originalrahmen liegende Falz abgeschnitten

• Malschichtränder bis zu mehrere Millimeter abgehobelt

• keine biologischen Holzerstörungen feststellbar

• an den Innenseiten größere Farbabhebungen

• zusammen mit Malschichtverlusten auch immer Grundierungsschichten verloren

• Retuschen und Übermalungen weit über den beschädigten Bereich hinaus; durchgehend übermalt: alle Himmelspartien und grauen Standflächen

• Dabei veränderten sich die Farbwerte in den Himmelpartien von einem ursprünglichen zarten Rosa (unter dem aufliegenden Rahmenfalz noch nachweisbar) in einen hellen gelblich-grünen Ton

• Firnisschichten in gleichmäßig dünnem, klarem Auftrag, mittelstark vergilbt

[Exhib. Cat. Berlin 1980 B, No. 10]

• Wegen beidseitiger Bemalung keine Begradigungsversuche der Verwölbungen

• an den Längsseiten der Tafeln Lindenholzleisten angesetzt, um ursprüngliche Breite wiederherzustellen

• Festigung lockerer Teile der Malschicht und Grundierung

• Firnis auf gleichmäßigen Stand gedünnt

• Retuschen und Übermalungen entfernt; Überkittungen auf eigentliches Maß der Fehlstelle reduziert oder komplett erneuert; dazu Reste der Originalgrundierung verwendet

• Totalretusche mit Aquarellfarben, Ergänzung durch Öllasuren in Retuschen der Himmelspartie bei der Andreasdarstellung

• Auftrag eines wachshaltigen Dammarharz-Schlussfirnisses

[Exhib. Cat. Berlin 1980 B, No. 10]

• Malschicht mit PVAc-Dispersion gefestigt; Firnis mit Ethanol in Terpentinöl abgenommen, dabei lösten sich bereits Retuschen und Übermalungen

• alte Kittungen wurden auf die eigentlichen Schadstellen reduziert und durch neue ersetzt

• Schließung der kleineren Fehlstellen mit Aquarellretuschen, teilweise mit Harzöllasuren

• Große Schadensfläche in rechter unterer Ecke provisorisch mit neutraler Trattegorieretusche angeglichen

• Abnahme des rückseitigen Sicherungsplättchens und der Verleimung der Risse

• Festigung der rechten unteren Ecke mit Methacrylat, rückseitig vorbeugender Anstrich mit "Bianobia"

• Provisorischer Dammar-Schlussfirnis

[Exhib. Cat. Berlin 1980 B, No. 10]