Das Blatt gehörte zur zweibändigen, 1541 auf Pergament gedruckten Luther-Bibel Johanns II. von Anhalt (1504-1551) [Libri in membr. impr. fol. 8 und 9] und ist dem zweiten Band vorgesetzt.
Der von Luther hervorgehobenen Differenzierung von Gesetz und Evangelium entsprechend, zeigt die Komposition einen dichotomen Aufbau. Die Bildfläche wird in der Mitte
Das Blatt gehörte zur zweibändigen, 1541 auf Pergament gedruckten Luther-Bibel Johanns II. von Anhalt (1504-1551) [Libri in membr. impr. fol. 8 und 9] und ist dem zweiten Band vorgesetzt.
Der von Luther hervorgehobenen Differenzierung von Gesetz und Evangelium entsprechend, zeigt die Komposition einen dichotomen Aufbau. Die Bildfläche wird in der Mitte durch einen Baum in zwei Hälften geteilt, der links vertrocknete und rechts grünende Äste trägt.
Von Tod und Teufel in die lodernden Flammen der Hölle gejagt, erscheint der verzweifelte, sündige Mensch auf der linken Seite. Sein Blick geht nach rechts, wo ihn Moses, in einer Gruppe von Propheten des Alten Testaments stehend, auf die Tafeln der zehn Gebote verweist. Mit Darstellungen des Sündenfalls und des Jüngsten Gerichts in der weiten Landschaft werden Ursprung und Strafe der menschlichen Verfehlung benannt. Die auf der rechten Seite dargestellte Szene der Erhöhung der ehernen Schlange - einer Episode des Alten Testaments, die für Luther eine große Rolle spielte und typologisch auf die Kreuzigung hindeutet - zeigt, wie das Volk der Israeliten vor dem Tod durch das Gift der Schlange gerettet wird, indem es der Weisung Gottes folgt.
Direkt rechts des Baumstamms ist Johannes der Täufer zusammen mit dem nackten Menschen der linken Seite zu sehen. Johannes als der letzte Prophet vor Christus steht für Luther zwischen Gesetz und Evangelium, weshalb ihm hier die Rolle des Vermittlers zukommt. Er lenkt die Aufmerksamkeit des Nackten, der vollkommen ruhig und mit gefalteten Händen dasteht, auf den Gekreuzigten am rechten Rand des Bildes. Von der Seitenwunde Christi geht ein Blutstrahl aus, der auf die Brust des Nackten niedergeht. In dem Blutstrahl erscheint die Taube des Heiligen Geistes. Hier zeigt sich, dass allein Christus, der stellvertretend für den Menschen gestorben ist und dessen frohe Botschaft vom Heiligen Geist übermittelt wird, die Verurteilung durch das Gesetz aufheben kann. Nur durch seinen Glauben, "sola fide", wird der Mensch der göttlichen Vergebung in Form des erlösenden Blutstrahls teilhaftig. Durch den auferstandenen Christus, der sich über die Grabeshöhle hinter dem Kreuz in den Himmel erhebt, sind Tod und Teufel, die den Sünder auf der linken Seite verfolgten, gebannt: Beide liegen besiegt zu Füßen Christi. Vor dem Kreuz ist das Lamm Gottes zusehen, das wie der Auferstandene die Siegesfahne trägt. In der rechten oberen Ecke sind nur noch die Füße des zum Himmel fahrenden Christus sichtbar. Vor den Toren der Stadt Bethlehem erscheint im Hintergrund der rechten Seite die Verkündigung an die Hirten. Auf der Grabeshöhle steht Maria, der aus einer Gloriole das Christuskind entgegen schwebt. Alle Szenen der rechten Seite verweisen auf das Anerkennen des Wort Gottes durch den Menschen. Für den Betrachter wird verdeutlicht, dass Gesetz und Evangelium die gleiche frohe Botschaft verkünden, die immer zu Christus hinführt.
Die Komposition wird von einer mit Blattgold versehenen, breiten Rahmung umgeben, die unten auch ein Schriftfeld definiert. Das Feld enthält ebenso Zitate aus dem Neuen Testament, von denen zwei auch oberhalb der Rahmung angebracht sind.
[Görres, cda 2015]
- Zuschreibung
- Lucas Cranach der Jüngere
Zuschreibung
Lucas Cranach der Jüngere | [Wahl 1935, 148] |
- Datierung
- um 1543 - 1544
Datierung
um 1543 - 1544 | [cda 2015] |
- Maße
- Maße Bildträger (Pergamentblatt): 40 x 27 cm
Maße
Maße Bildträger (Pergamentblatt): 40 x 27 cm
Maße Bildfläche: 24 x 21 cm
[Troschke 1939, 19]
- Signatur / Datierung
- Keine
- Inschriften und Beschriftungen
- Über der Rahmung, in zwei Spalten: Links: "Rom. i. Es wird offenbart Gottes zorn / von himel . über aller menschen gottlos …
Inschriften und Beschriftungen
Inschriften, Wappen:
- Über der Rahmung, in zwei Spalten: Links:
- "Rom. i. Es wird offenbart Gottes zorn / von himel . über aller menschen gottlos / wesen vnnd unrecht."
- Rechts:
- "Jesa. vii. Der herr wird euch selb ein zeich / en geben. Sihe eine Jüngfraw wird schwa= / ger sein . vnnd einen Son geperenn."
- Unter der bildlichen Darstellung, in zwei Spalten:
- Links:
- "Sie sind alle zumal sünder vnd mang / eln das sie sich Gottes nicht rhüm= / men mügen. Ro. iii.
- Die sünde ist des todes spies: aber das / gesetz ist der sünden krafft. i. Cor. i5.
- Das gesetz richtet nur zorn an. Ro. iiii.
- Durchs gesetz kombt erkentnis der / sünde. Ro. iii. Das gesetz vnnd / alle Propheten: gehen bis auff Jo= / hannis zeit. Mathei.xi."
- Rechts:
- "Der gerecht lebt seines glaubens. Ro.i. Wir hal= / ten das der mensch gerecht werde durch den / glauben: on des gesetzs werck. Ro.iii.
- Sihe: das ist Gottes lamb: welches der welth / sünde tregt. Jo.i. In der heiligüng des geistes: / zum gehorsam vnd besprengung des blutes / Jhesü Christi. i. Petri. i.
- Der tod ist verschlüngen ym sieg: Tod: wo / ist dein spies: helle: wo ist dein sieg: Gott / aber sey danck: der vns den sieg gibt: durch / Jhesüm Christüm vnsern herzen. i. Cor. 15."
- Eigentümer
- Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
- Besitzer
- Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Abt. Historische Drucke
- Standort
- Berlin
- CDA ID
- DE_SBB_fol-9-Ir
- FR (1978) Nr.
- FR-none
- Permalink
- https://lucascranach.org/de/DE_SBB_fol-9-Ir/