Taufe Christi (Kanzelbild der Schlosskapelle Augustusburg)

Taufe Christi (Kanzelbild der Schlosskapelle Augustusburg)

Titel

Taufe Christi (Kanzelbild der Schlosskapelle Augustusburg)

[Herrschaft, cda 2013]

Malerei auf Holz (vermutlich Lindenholz)

Material / Technik

Malerei auf Holz (vermutlich Lindenholz)

[Herrschaft 2013, 35]

Als zentrale Figur steht Jesus mittig im Vordergrund - nur mit einem Lendentuch bekleidet und die Hände zum Gebet gefaltet - bis zu den Knien im Wasser des Jordan. Rechts hinter ihm steht Johannes der Täufer ebenfalls im Wasser. Gekleidet in sein Fellgewand, hält er eine goldenen Schale in seiner

Als zentrale Figur steht Jesus mittig im Vordergrund - nur mit einem Lendentuch bekleidet und die Hände zum Gebet gefaltet - bis zu den Knien im Wasser des Jordan. Rechts hinter ihm steht Johannes der Täufer ebenfalls im Wasser. Gekleidet in sein Fellgewand, hält er eine goldenen Schale in seiner linken Hand und gießt mit der rechten Wasser über Jesus' Kopf. Über Jesus schwebt der Heilige Geist in Form einer Taube und darüber wiederum beobachtet Gott Vater das Geschehen vom Himmel aus und weist mit seiner rechten Hand hinab auf den Sohn.

Zahlreiche zeitgenössische und alttestamentarische Zeugen wohnen der Szene bei. Am linken Bildrand stehen Kurfürst August und seine Gemahlin Anna in Begleitung vier weiterer Personen. Das hinter dem Kurfürsten erkennbare Gesicht, könnte Moritz, den verstorbenen älteren Bruder von August darstellen. Am rechten Bildrand befindet sich eine Gruppe von Männern, bei denen es sich um alttestamentarische Propheten handelt. Zuvorderst in eine weiße Schaube gekleidet steht der Prophet Daniel mit einem Bergmannshäckel in der linken Hand und weist mit seiner Rechten auf Jesus. Neben ihm steht ein weiterer Prophet in einem roten, mit Hermelin besetzten Gewand und mit grauem Haar. In der Bildmitte gibt der Hintergrund den Blick auf eine bergige Landschaft frei.

[Herrschaft 2013, 19]

Zuschreibung
Lucas Cranach der Jüngere (und Werkstatt)

Zuschreibung

Lucas Cranach der Jüngere (und Werkstatt)

[Herrschaft, cda 2013]

Datierung
1573

Datierung

1573

[Kreuzigungsszene datiert]

Maße
Maße Bildträger: ca. 65,3 x 62 cm

Maße

  • Maße Bildträger: ca. 65,3 x 62 cm

  • Lichtmaß: 64 x 61 cm

  • [Herrschaft 2013, 36]

Signatur / Datierung

Kanzel auf der Kreuzigungsszene bezeichnet und datiert

Signatur / Datierung

  • Kanzel auf der Kreuzigungsszene bezeichnet und datiert

Eigentümer
Freistaat Sachsen
Besitzer
Schloss Augustusburg
Standort
Augustusburg
CDA ID
DE_SKAU_NONE-SKAU002C
FR (1978) Nr.
FR-none
Permalink
https://lucascranach.org/de/DE_SKAU_NONE-SKAU002C/

Provenienz

In einem Schreiben vom 27. April 1573 informiert Cranach d. J. Kurfürst August I. über die Fertigstellung der, für das neu erbaute Jagdschloss Augustusburg in Auftrag gegebenen, Kanzel. Diese wurde von einem Gesellen nach Dresden begleitet und von dort mit einem Fuhrwerk nach Augustusburg gebracht.
[Schade 1974, 450]
[Herrschaft 2013, 15]

Quellen / Publikationen

Erwähnt auf Seite Katalognummer Tafel
Herrschaft 2015 181-186, 188, 189 Figs. 1, 5
Autor/inJana Herrschaft
TitelMaltechnik und Materialwahl Lucas Cranach des Jüngeren am Beispiel der Kanzelbilder in der Kapelle auf Schloss Augustusburg (Sachsen)
Veröffentlichungin Elke A. Werner, Anne Eusterschulte, Gunnar Heydenreich, eds., Lucas Cranach der Jüngere und die Reformation der Bilder
Ort der VeröffentlichungMunich
Jahr der Veröffentlichung2015
Link https://lucascranach.org/application/files/7016/2097/3068/Herrschaft_Heydenreich_2014_A_Lucretia_by_Cranach_the_Elder.pdf
Seiten180-191
Sandner, Heydenreich, Smith-Contini 2015 135, 138, Fn. 84 Fig. 8
Autor/inGunnar Heydenreich, Ingo Sandner, Helen Smith-Contini
TitelVeränderungen beim Unterzeichnen in Cranachs Werkstatt und die Arbeitsweise von Sohn Lucas
Veröffentlichungin Elke A. Werner, Anne Eusterschulte, Gunnar Heydenreich, eds., Lucas Cranach der Jüngere und die Reformation der Bilder
Ort der VeröffentlichungMunich
Jahr der Veröffentlichung2015
Link https://lucascranach.org/application/files/5215/6337/7366/Heydenreich_Sandner_Smith-Contini_2015_-_Unterzeichnung.pdf
Seiten128-141
Werner 2015 13
Autor/inElke Anna Werner
TitelLucas Cranach der Jüngere und die Reformation der Bilder. Zur Einführung
Veröffentlichungin Elke A. Werner, Anne Eusterschulte, Gunnar Heydenreich, eds., Lucas Cranach der Jüngere und die Reformation der Bilder
Ort der VeröffentlichungMunich
Jahr der Veröffentlichung2015
Seiten8-16
Herrschaft 2013
Autor/inJana Herrschaft
TitelMaltechnik und Materialwahl Lucas Cranachs des Jüngeren am Beispiel der Kanzelbilder in der Kapelle auf Schloss Augustusburg (Sachsen). [Masterarbeit Fachhochschule Köln]
Ort der VeröffentlichungCologne
Jahr der Veröffentlichung2013
Eisbein, Kempe et al. 2009
Autor/inManfred Eisbein, Olaf Kempe, Thomas Löther, Björn Weiß
TitelDie Bildträgerkonservierung und statische Sicherung des Augustusburger Cranach-Altars
ZeitschriftVDR-Beiträge zur Erhaltung von Kunst- und Kulturgut
Jahrgang2
Jahr der Veröffentlichung2009
Seiten24-46
Sandner, Ritschel 1994 189
Autor/inIngo Sandner, Iris Ritschel
TitelArbeitsweise und Maltechnik Lucas Cranachs und seiner Werkstatt
Veröffentlichungin Claus Grimm, Johannes Erichsen, Evamaria Brockhoff, eds., Lucas Cranach. Ein Maler-Unternehmer aus Franken, Exhib. Cat. Kronach 1994
ReiheVeröffentlichungen zur bayerischen Geschichte und Kultur
Band26
Ort der VeröffentlichungAugsburg, Coburg
Jahr der Veröffentlichung1994
Seiten186-193
Rosenfeld, Zindel 1993
Autor/inJörg Rosenfeld, Christoph Zindel
TitelEin Holzrelief des späten 16. Jahrhunderts aus Wittenberg. Bemerkungen zu Lucas Cranach d.J. und Wolfgang Schreckenfuchs
ZeitschriftZeitschrift für Kunsttechnologie und Konservierung
Jahrgang7
Jahr der Veröffentlichung1993
Seiten311-322
Schade 1974 450
Autor/inWerner Schade
TitelDie Malerfamilie Cranach
Ort der VeröffentlichungDresden
Jahr der Veröffentlichung1974
Link http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/schade1974
Krause et al. 1972
Autor/inHans-Joachim Krause, Heinrich Magirius, Kristin-Barbara Ostmann
TitelSchloss Augustusburg 1572 - 1972. Baugeschichte und denkmalpflegerische Instandsetzung
Ort der VeröffentlichungDresden
Jahr der Veröffentlichung1972
Zimmermann E. H. 1953 214
Autor/inErnst Heinrich Zimmermann
TitelBeiträge zum Werk Lucas Cranachs d. J.
ZeitschriftZeitschrift für Kunstwissenschaft
JahrgangVol. 7, 3/4
Jahr der Veröffentlichung1953
Seiten209-215

Forschungsgeschichte / Diskussion

Die Kanzel befindet sich in der nach Süden ausgerichteten Kapelle auf der Ostseite am mittleren Pfeiler. In etwa 2,20 m Höhe ist die hölzerne Konstruktion, welche eine Gesamthöhe von 1,20 m aufweist auf einem massiven, steinernen Vorsprung montiert. Die linke Kanzelseite mit dem Aufgang folgt einer halbrunden Form, wohingegen die rechte Seite ab dem Rednerpult eine rechteckige Form hat.

Dekoriert ist die Kanzel mit sechs bildlichen Szenen aus dem Marienleben sowie aus dem Leben und der Passion Christi. Die einzelnen Darstellungen sind durch Pilaster mit geschnitzten Hermen getrennt.

Oberhalb der Bilder verläuft ein 34 cm hoher, geschnitzter Fries, in dem sich Putten in antikisierenden Gewändern, welche an Legionärsuniformen erinnern, mit verschiedenen Wappen abwechseln. Im Hintergrund der Schnitzereien sind grüne Ranken mit überwiegend roten Früchten aufgemalt. Unterhalb der bildlichen Darstellungen wird die Kanzel von einer umlaufenden Profilleiste und mit geometrischem Schnitzwerk von 14 cm Höhe abgeschlossen, welches kleine ebenfalls geschnitzte Köpfe rahmt.

Über der Kanzel ist ein Schalldeckel angebracht, dessen Unterseite mit einem Bild der Dreifaltigkeit auf goldenem Grund bemalt ist. Diese Darstellung ist umgeben von Engeln vor blauem Grund, welche die Marterwerkzeuge halten. Umrandet ist die Malerei von geschnitzten Eierstab-Ornamenten. Obenauf ist der Schalldeckel mit einer geschnitzten Bekrönung versehen.

Die sechs Kanzelbilder haben – von links nach rechts betrachtet – folgende Bildinhalte: Verkündigung an Maria, Geburt Christi und Anbetung durch die Hirten, Taufe Christi, Kreuzigung, Grablegung und Auferstehung. Auf der Höhe der Kreuzigungsszene befindet sich das Rednerpult des Predigers.

[Herrschaft 2013, 18-19]

Ikonografie:

Alle vier Evangelien berichten von der Taufe Christi durch Johannes den Täufer im Jordan. Während dieses Ereignisses bekannte Gott sich zu Jesus, indem sich der Heilige Geist in Gestalt einer Taube auf ihn senkte und eine himmlische Stimme sprach „Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe“ (Mt. 3,17). Obgleich die Taufe seit dem frühesten Christentum künstlerisch umgesetzt wurde, erfand Cranach d. J. die Szenerie neu, indem er sie in Anwesenheit adeliger Personen und bedeutender Reformatoren stattfinden lässt. Diese Neuerung macht die Taufe Christi zu einem der wichtigsten evangelischen Bekenntnisbilder.[1]

Das bekannteste Bild dieses Inhalts ist wohl das Gemälde im Besitz der Preußischen Schlösser und Gärten (Jagdschloss Grunewald) von 1556. Darauf wohnen Johann von Anhalt mit seinen Brüdern Georg und Joachim, Johann von Küstrin mit seiner Schwester Margarete sowie die Reformatoren Martin Luther und Philipp Melanchthon als auch Lucas Cranach d. Ä. der Taufe bei.[2]

Auf dem 17 Jahre später entstandenen Augustusburger Kanzelbild sind neben den adligen Personen – Kurfürst August mit Gemahlin Anna und vermutlich Bruder Moritz – keine Reformatoren sondern Propheten aus dem Alten Testament abgebildet. Der Prophet Daniel als Patron der Bergmänner ist auf diesem Bild wohl als Anspielung auf das große Interesse Kurfürst Augusts am Bergbau zu verstehen. Der neben ihm stehende und nicht näher zu bestimmende Prophet mit weißem Bart und rotem, hermelinbesetztem Gewand wurde oftmals neben Moses in den so genannten „Gesetz und Gnade“-Bildern dargestellt. Als Beispiele seien hier die Allegorie auf Gesetz und Gnade im Germanischen Nationalmuseum (nach 1529) und den Museen der Klassik Stiftung Weimar (um 1535 – 1540) genannt.

[Herrschaft 2013, 26 – 27]

[1] Ausst. Kat. Berlin 2009, S. 225.

[2] Ausst. Kat. Berlin 2009, S. 224.

  • Taufe Christi (Kanzelbild der Schlosskapelle Augustusburg), 1573

Abbildungen

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Kunsttechnologische Untersuchung

05. 2013Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • UV-Fluoreszenzfotografie

05. 2013Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Probenentnahme / Querschliff(e)

siehe pdf für Beschreibung

  • untersucht von Jana Herrschaft

2013Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Infrarot-Reflektografie
  • Lichtmikroskopische Oberflächenuntersuchung
  • Probenentnahme / Querschliff(e)
  • Instrumentelle Materialanalyse

Bildträger

Die Tafelbilder sind fest in die Kanzel eingebaut und auch rückseitig aufgrund der Vertäfelung mit Nadelholz nicht zugänglich, daher lassen sich nur bedingt Aussagen über die Trägerbeschaffenheit machen. Die wenigen holzsichtigen Bereiche lassen lediglich ein helles Holz erkennen.

Aus dem Untersuchungsbericht von 1990 zur Konservierung des Schalldeckels geht hervor, dass dessen Tafelbild auf Lindenholz gemalt ist. Auch der Träger des von Cranach d. J. geschaffenen Altarbildes der Schlosskapelle ist aus Lindenholz gefertigt. Es liegt daher die Vermutung nahe, dass die Kanzelbilder ebenfalls auf Lindenholz gemalt sind.

Im Streiflicht markiert sich eine Fuge, welche suggeriert, dass die Tafel aus mindestens zwei Brettern besteht.

[Herrschaft 2013, 35, 37]

Grundierung und Imprimitur

Auf die vorgeleimten Träger wurde mit dem Pinsel ein dünner Leim-Kreide-Grund aufgetragen. Am rechten und linken Bildrand der Tafel reicht die Grundierung bis zur Kante des Trägers. Ähnlich wie bei der Geburtsszene hat die Tafel der Taufe am oberen Rand mittig eine kleine Wulst von 2,6 cm Breite, an welcher die Befestigung während des Grundierungsprozesses erfolgt sein könnte.

Auf der Grundierung liegt eine dünne Bleiweiß-Imprimitur.

[Herrschaft 2013, 39]

Unterzeichnung

Die Unterzeichnung der Kanzelbilder wurde auf der Imprimitur angelegt. Die Unterzeichnungslinien sind mit einem trockenen Zeichenmedium ausgeführt. Hierbei könnte es sich um grauen / schwarzen Kreidestift handeln.

Die skizzenhafte Unterzeichnung ist in feinen Linien ausgeführt, deren Bogen-, Schlängel- und Zickzackformen von einer schwungvollen, fast nervösen Arbeitsweise künden. Insgesamt ist die Unterzeichnung nur partiell verbindlich. Dies trifft meist auf die Konturen zu, welche mitunter mehrfach nachgezeichnet wurden (z.B. linker Ellenbogen Jesus). Dagegen sind die sparsamen Binnenzeichnungen eher unverbindlich, wie der Faltenwurf der meisten Kleidungsstücke zeigt. Im Hintergrund sind die Stadt und die Burgen nur sehr vage angedeutet, ebenso wurden Bäume nur mit einigen Bogenlinien umrissen. Erst während des Malprozesses fanden zahlreiche Präzisierungen der Form statt. In kleinerem Ausmaß betrifft dies die bereits erwähnten Gewänder und den Hintergrund. Gänzlich anders wurde dagegen die Position der Beine von Johannes dem Täufer in der Unterzeichnung angelegt. Die Korrektur erfolgte jedoch nicht mehr in der Unterzeichnung sondern erst mit Ausführung der Malerei. Mit bloßem Auge sind in der Figurengruppe am rechten Bildrand einige, nicht mit Farbe bedeckte Unterzeichnungslinien sichtbar.

Die Kopfbedeckung des Propheten Daniel wurde vergessen farbig auszuführen, so dass die Unterzeichnung freiliegt. Bei dem Mann hinter den beiden Propheten endet die Farbschicht direkt an der Unterzeichnungslinie der Hutkrempe. Dadurch entsteht der Eindruck, der ausführende Maler hätte die dunkle Linie bewusst als Kontur sichtbar gelassen.

Ohne die Nutzung einer Vorzeichnung oder Vorlage ist die Ausführung der Malerei basierend auf diesen Unterzeichnungen kaum denkbar.

[Herrschaft 2013, 41, 43]

Farbschichten und Metallauflagen

Bei der Malschicht handelt es sich wahrscheinlich um Öl gebundene Pigmente (Ein Proteinnachweis fiel negativ aus). Auf allen Tafeln wurde die Malschicht an den seitlichen Rändern – ebenso wie die Grundierung – bis zur Tafelkante aufgetragen, während der Farbauftrag am oberen und unteren Rand noch vor der Grundierung endet.

Insgesamt weisen alle Tafeln eine sehr sparsame Malweise mit dünnem Farbauftrag auf, dennoch ist die Malschicht überwiegend deckend. Zudem gibt es aber auch lasierende Farbbereiche, in denen die Imprimitur stellenweise sichtbar ist und die Farbgebung der Tafeln beeinflusst.

Die Qualität der Malerei ist sehr gemischt und lässt die Mitarbeit mehrerer Personen an den einzelnen Tafeln erkennen. So sind viele der liebevoll ausgearbeiteten Details nur bei der Betrachtung aus unmittelbarer Nähe sichtbar, was angesichts der Verbauung in über zwei Meter Höhe eigentlich nie möglich ist. Andere Bildbereiche sind weniger präzise ausformuliert und mitunter sogar unfertig (dies gilt ebenso für die Dekorationsmalerei der Kanzel).

Von den sechs Kanzelbildern hat die Taufe die höchste malerische Qualität. Die Figuren von Jesus, Johannes, Gottvater und dem Kurfürstenpaar sind insgesamt sehr fein und detailliert ausformuliert ebenso die Gesichter der zwei Propheten am rechten Rand.

Das Kurfürstenpaar ist in bodenlange Schauben gekleidet, welche in dunklem Grau angelegt wurden. Mit einem helleren Grau wurden Falten modelliert und darauf folgten in feinen schwarzen Linien florale Ornamente, so dass der Eindruck von Samt entsteht.

Für das Fellgewand des Johannes wurden auf einem graubraun unterlegten Grund mit fleischfarbenem Pinselstrich Falten angelegt und nur am Saum des Kleidungsstückes ist mit helleren und dunkleren Pinselstrichen Fell gemalt worden. Dies suggeriert, dass Johannes sein Gewand mit der Lederseite nach außen trägt.

Die Gesichter von Jesus und Johannes sind sehr weich gemalt und lassen kaum einen Pinselduktus erkennen. Es sind keine konturgebenden Linien gemalt. Die Plastizität wird nur durch weiche Übergänge von brauner Farbe in Schatten und Vertiefungen, hellem Grau als Mittelton und dem Inkarnatton für lichte Partien und Höhungen gestaltet. Letzterer ist mitunter etwas pastoser aufgetragen und lässt einige Pinselstriche erkennen. Die Augen der beiden sind braun mit weißen Lichtpunkten bzw. -strichen. Schwarz wurde nur für die Pupillen und einen kurzen Lidstrich, der über die Pupille begrenzt ist, verwendet. In feinen Strichen sind die Haare der Augenbrauen und Wimpern bei Johannes aufgemalt, nicht jedoch bei Jesus. Die Körper folgen dem Prinzip der Gesichter. Neben einem Braun für dunkle und formgebende Partien wurde Grau als Mittelton und der Inkarnatston für helle Bereiche aufgetragen.

Dazu wurden die Farben nicht in mehreren Schichten lasierend übereinander gelegt, sondern eher in fließenden Übergängen nebeneinander gesetzt, so dass in hellen Bereichen die Imprimitur die Leuchtkraft des Inkarnates verstärken kann. Die Gesichter des Kurfürstenpaares und der Propheten sind in der gleichen Malweise umgesetzt.

Die Kopfbedeckung des Propheten Daniel hat einen Pelzbesatz, welcher durch kurzen braunen Pinselstrich imitiert wurde. Die restliche Kopfbedeckung ist allerdings grundiersichtig, da kein Farbauftrag erfolgte. Der Herr zwischen den beiden Propheten trägt einen Hut mit breiter, hochgeschlagener Krempe, der mit einer Lasur aus rotem Farblack versehen wurde und gelbe Lichtakzente aufweist.

[Herrschaft 2013, 52 – 55]

04. 2012Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Infrarot-Reflektografie
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BESCHREIBUNG

Zeichengeräte/Material:

- trockenes, schwarzes Zeichenmedium, dunkle Kreide, Stift

Typ/Duktus:

- freie Unterzeichnung

- feine, z. t. mehrfach angesetzte Linien mit Bogen, Schlängel- und Zickzackformen

Funktion:

- relativ verbindlich für die Malerei; Hauptkonturen, spärliche Binnenformen und Gesichtszüge sind angegeben; keine plastische Wiedergabe mit Schraffuren

Abweichungen:

- Präzisierungen der Form während des Malprozesses; kleine Änderungen

INTERPRETATION

Zuschreibung:

- Lucas Cranach der Jüngere

[Sandner, Smith-Contini, Heydenreich, cda 2016]

  • fotografiert von Gunnar Heydenreich
  • fotografiert von Ingo Sandner

Erhaltungszustand

Datum2013

Angesichts des Alters der Bilder, der klimatischen Bedingungen in der Kapelle und deren Nutzung in den vergangenen Jahrhunderten sind die Tafeln in einem bemerkenswert guten Zustand. Alle sechs Tafeln sind konservatorisch stabil, jedoch gibt es altersbedingte Veränderungen im Bildgefüge.

Träger: Verleimung einzelnen Bretter stabil; Ausfluglöcher von Schadinsektenbefall (inaktiv)

Bildschicht: Kohäsion von Grundierung und Malschicht intakt; Adhäsion der Malschicht zur Grundierung sowie von der Grundierung zum Träger stabil; Bildschicht fein craquelliert;

partiell kleinere Malschichtverluste an den Tafelrändern aufgrund von Trägerbewegungen innerhalb des Rahmenwerks; umfangreiche Pigmentveränderungen: Smalte entfärbt, rote und blaue Farblacke verblasst, Grünspan partiell verbräunt, Bleiweiß partiell verschwärzt

[Herrschaft 2013, 70-79]

  • untersucht von Jana Herrschaft

Restaurierungsgeschichte

  • Kanzelzugang in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erneuert [Schloss Augustusburg, revised 2008], vermutlich in diesem Zusammenhang auch partielle Überfassung des Schnitzwerks

  • in den 1950er Jahren Begasung der durch Schadinsektenbefall gefährdeten Ausstattung der Kapelle mit dem Blausäurepräparat Cyanol [EISBEIN et al. 2009, 25]

  • 1971/72 Fassungsfestigung und Retusche der Kanzel (durchgeführt von Hans Rudolph) und Holzergänzungen am Kanzeldeckel (durch Peter Makolies); [KRAUSE et al. 1972, 51] in diesem Zuge vermutlich auch die auf den Kanzelbildern befindlichen Übermalungen und die Überfirnissung ausgeführt (Übermalungen befinden sich ausschließlich auf den grau gewordenen Malschichtbereichen, wohl in der Absicht diese etwas zurückzudrängen)

  • zwischen 1972 und 2008 einige kleinere Retuschen in den Randbereichen der Bilder ausgeführt (betreffen Verkündigung, Geburt und Auferstehung)

  • 09.2008 Festigung der Kanzelfassung [Schloss Augustusburg, revised 2008]

[Herrschaft 2013, 67-70]

Zitieren aus dem Cranach Digital Archive

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