Ruhende Quellnymphe

Ruhende Quellnymphe

Titel

Ruhende Quellnymphe

[Cat. Karlsruhe 1966, 94]

Malerei auf Metall (Kupfer, versilbert?)

Material / Technik

Malerei auf Metall (Kupfer, versilbert?)

[Exhib. Cat. Bremen 2009, 34]
[Cat. Karlsruhe 1966, 94]

Nur mit einem durchsichtigen Schleier bekleidet, der ihre Nacktheit mehr betont als verhüllt, liegt die Figur unter einem Baum. Bogen und Köcher hat sie dort aufgehängt. Das linke Bein ist angewinkelt, ebenso der linke Arm, der ihren Kopf stützt. Am rechten Rand ergießt sich eine Quelle in einen See, der

Nur mit einem durchsichtigen Schleier bekleidet, der ihre Nacktheit mehr betont als verhüllt, liegt die Figur unter einem Baum. Bogen und Köcher hat sie dort aufgehängt. Das linke Bein ist angewinkelt, ebenso der linke Arm, der ihren Kopf stützt. Am rechten Rand ergießt sich eine Quelle in einen See, der den Blick bis weit in den Bildraum auf eine weite Landschaft führt.

[Görres, cda 2012]

Zuschreibungen
Nachahmer von Lucas Cranach dem Jüngeren
Kopie nach Lucas Cranach dem Älteren oder dem Jüngeren

Zuschreibungen

Nachahmer von Lucas Cranach dem Jüngeren

[Jacob-Friesen, Exhib. Cat. Bremen 2009, 34]

Kopie nach Lucas Cranach dem Älteren oder dem Jüngeren

[Cat. Karlsruhe 1966, 94, 95]

Datierungen
um 1575 - 1625 (?)
um 1600 - 1750

Datierungen

um 1575 - 1625 (?)

"spätes 16. oder frühes 17. Jahrhundert (?)"
[Jacob-Friesen, Exhib. Cat. Bremen 2009, 34]

um 1600 - 1750

"vermutlich 17. Jahrhundert oder später" [Cat. Karlsruhe 1966, 94]

Maße
Maße Bildträger: 17,8 x 23,5 cm

Maße

  • Maße Bildträger: 17,8 x 23,5 cm

  • [Cat. Karlsruhe 1966, 94]

Signatur / Datierung

Keine

Inschriften und Beschriftungen

Inschrifttafel in der rechten oberen Ecke übermalt
[Jacob-Friesen, Exhib. Cat. Bremen 2009, 34]

Inschriften und Beschriftungen

Inschriften, Wappen:

  • Inschrifttafel in der rechten oberen Ecke übermalt

  • [Jacob-Friesen, Exhib. Cat. Bremen 2009, 34]

Eigentümer
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
Besitzer
Staatliche Kunsthalle Karlsruhe
Standort
Karlsruhe
CDA ID
DE_SKK_0895
FR (1978) Nr.
FR-none
Permalink
https://lucascranach.org/de/DE_SKK_0895/

Provenienz

  • Herkunft nicht belegt, möglicherweise zum alten markgräflich badischen Sammlungsbesitz gehörig
  • Übernommen um 1895 aus Großherzoglichem Privatbesitz
    [Cat. Karlsruhe 1966, 94]

Ausstellungen

Bremen 2009, Nr. 34

Quellen / Publikationen

Erwähnt auf Seite Katalognummer Tafel
Cat. Coburg 2018 92, fn. 20 under no. 15
Autor/inKlaus Weschenfelder
TitelCranach in Coburg. Gemälde von Lucas Cranach d.Ä., Lucas Cranach d.J., der Werkstatt und des Umkreises in den Kunstsammlungen der Veste Coburg
Ort der VeröffentlichungRegensburg
Jahr der Veröffentlichung2018
Exhib. Cat. Bremen 2009 34 34
Herausgeber/inRainer Stamm
TitelLucas Cranach der Schnellste
Ort der VeröffentlichungBremen
Jahr der Veröffentlichung2009
Cat. Karlsruhe 1966 94, 95
Autor/inJan Lauts
TitelStaatliche Kunsthalle Karlsruhe. Katalog Alter Meister bis 1800
Band1, 2
Ort der VeröffentlichungKarlsruhe
Jahr der Veröffentlichung1966

Forschungsgeschichte / Diskussion

„Späte, vielleicht schon dem 17. Jahrhundert angehörende Wiederholung einer Komposition, von der mehrere, nur in unwesentlichen Einzelheiten abweichende Repliken im gleichen kleinen Format bekannt sind; sie werden von Friedländer-Rosenberg [Friedländer, Rosenberg 1932, unter No. 324] (FR403) teilweise Lucas Cranach d. J. zugeschrieben (u. a. Kassel, Gemäldegalerie, Nr. 19; New York, Slg. Robert Lehmann, ehemals Slg. Chillingworth; Besancon, Musées de la Ville; vgl. FR403A-C). Ihnen liegt ein Bildgedanke Cranachs d. Ä. zugrunde, der im Gemälde des Leipziger Museums von 1518 (Nr. 757; FR119) zuerst Gestalt gefunden zu haben scheint. […]In der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre wird das Thema in einer Zeichnung (ehemals Dresden; [Rosenberg 1960, No. 40] und im Gemälde der Sammlung Thyssen in Lugano (FR120) in einer Art wieder aufgenommen, die der hier vorliegenden Fassung bereits nahekommt. Mit leichte Änderungen erscheint das Thema dann erneut nach 1537 (FR402; FR403; FR404).“

[Cat. Karlsruhe 1966, 94, 95]

Ruhende Quellnymphe

Lucas Cranach d. Ä. war neben Albrecht Dürer ein Bahnbrecher der Aktmalerei in Deutschland. 1509 schuf er eine lebensgroße Darstellung der stehenden, vollkommen unbekleideten Venus mit dem Amorknaben. Rund sechs Jahre später folgte ein liegender weiblicher Akt – die in freier Natur ruhende Quellnymphe. Cranach und seine Werkstattmitarbeiter haben beide Motive – die Venus und die Quellnymphe – mehrfach variierend wiederholt.[1] Für die Jahre nach 1530 kann man von einer Serienproduktion sprechen, obgleich sich die Fassungen selten exakt gleichen. Meist wurden die Bildelemente geschickt abgewandelt und auf neue Weise kombiniert. Die hier gezeigte Karlsruher Quellnymphe kommt den früher zu datierenden Versionen in New York und Kassel, die man Lucas Cranach d. J. zuschreibt, allerdings so nahe, dass man von einer Kopie sprechen möchte.[2] Das Zentrum nimmt die nackte Nymphe mit durchsichtigen Schleiern um Scham und Kopf ein. Die goldenen Halsketten und der Armschmuck scheinen zu einer Hofdame der Cranachzeit besser zu passen als zu einer antiken Naturgottheit. Der Bogen und der mit Pfeilen gefüllte Köcher erinnern daran, dass Nymphen zum Gefolge der Jagdgöttin Diana gehören. Gleichzeitig lassen sie an die Waffen Amors, des Begleiters der Venus, denken. Die Rebhühner zu Füßen der Nymphe verweisen als beliebte Beute ebenfalls auf den Bereich der Jagd. Sie sind aber auch als erotische Anspielung zu verstehen, waren sie doch nach zeitgenössischer Auffassung besonders triebhaft.[3] Da Nymphen in der Mythologie als sehr keusch gelten, dürften die Rebhühner nicht als Attribute der Liegenden, sondern als Warnzeichen für den begehrlich blickenden Betrachter gemeint sein. Im Mittelgrund ergießt sich der Wasserstrahl aus einer gefassten Quelle in einen Teich, hinten sind ein hoher Burgfelsen und eine an dessen Fuß liegende Phantasiestadt sichtbar.

Das Karlsruher Gemälde unterscheidet sich von den meisten bekannten Fassungen des Themas dadurch, dass es sehr kleinformatig und auf Metall gemalt ist. Es handelt sich um ein privates Kabinettbild, das nicht repräsentativen Zwecken genügen, sondern in der Nahsicht ästhetisches Wohlgefallen und erotischen Kitzel auslösen sollte. Die Nymphe ist besonders kindlich, ja puppenhaft dargestellt und weit entfernt vom entwickelten Körperideal eines Albrecht Dürer. Trotz des mythologischen Motivs ist von der Antikenbegeisterung der Renaissance hier nicht mehr viel zu spüren.

Die allmähliche Entfernung von der Natur einerseits, klassischen Vorbildern andererseits war eine Tendenz Cranachs, die er an seine Söhne und Mitarbeiter weitergab. Die ans Naive grenzende Stilisierung im vorliegenden Werk legt allerdings die Vermutung nahe, dass dieses nicht aus der Werkstatt Cranachs stammt, sondern von einem im späten 16. oder frühen 17. Jahrhundert arbeitenden Nachahmer. Dieser Maler legte offensichtlich Wert auf eine direkte Blickbeziehung zwischen Nymphe und Betrachter: Anders als bei Cranach schaut die Schöne mit weit geöffneten Augen aus dem Bild. Damit wird der Sinn des Epigramms konterkariert, das als Inschrift auf sämtlichen anderen Quellnymphenbildern zu lesen ist – die Aufforderung nämlich, die schlafende Nymphe nicht zu wecken.[4] Die Inschrift befindet sich auch auf dem Karlsruher Bild, und zwar in der rechten oberen Ecke. Nur durch Infrarotreflektographie lässt sie sich allerdings noch sichtbar machen, denn sie wurde in späterer Zeit übermalt. Die hellwach wirkende Nymphe mag den Anlass dazu gegeben haben.

Holger Jacob-Friesen

[1] Nur einige sind aufgenommen und abgebildet in: Max J. Friedländer/Jakob Rosenberg: Die Gemälde von Lucas Cranach, Basel, Boston, Stuttgart 1979, Nr. 119, 120, 259, 402, 403.

[2] Vgl. The Metropolitan Museum of Art, New York/The Robert Lehman Collection, Bd. 2: Fifteenth to Eighteenth-Century European Paintings, New York 1998, Nr. 10, S. 48-54; Bernhard Schnackenburg: Staatliche Museen Kassel/Gemäldegalerie Alte Meister. Gesamtkatalog, Bd. 1 (Text), Mainz 1996, Nr. GK 19, S. 97.

[3] Vgl. Franz Matsche: „Nympha super ripam Danubii“. Cranachs Quellnymphen und ihr Vorbild, in: Andreas Tacke (Hrsg.): Lucas Cranach 1553/2003. Wittenberger Tagungsbeiträge anlässlich des 450. Todesjahres Lucas Cranachs des Älteren, Leipzig 2007, S. 159-203, hier: S. 194f.

[4] „FONTIS NIMPHA SACRI SOMNVM NE RVMPE QVIESCO“ – Ich, die Nymphe der heiligen Quelle, ruhe, störe nicht meinen Schlaf.

  • Ruhende Quellnymphe, um 1575 - 1625 (?)

Abbildungen

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  • overall

Erhaltungszustand

Datum2009

Inschrifttafel in der rechten oberen Ecke übermalt

[Jacob-Friesen, Exhibit. Cat. Bremen 2009, 34]

Zitieren aus dem Cranach Digital Archive

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<Autorenname>, 'Ruhende Quellnymphe', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/DE_SKK_0895/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})
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