Dargestellt ist das gewaltsame Ende Johannes' des Täufers aufgrund der Intrige zweier Frauen, der Herodias und ihrer Tochter Salome, nach dem biblischen Bericht bei zwei Synoptikern. Der Vierfürst Herodes hatte seine Schwägerin Herodias zur Frau genommen und den von ihm eigentlich geschätzten Johannes einkerkern lassen, als dieser die Verbindung öffentlich
Dargestellt ist das gewaltsame Ende Johannes' des Täufers aufgrund der Intrige zweier Frauen, der Herodias und ihrer Tochter Salome, nach dem biblischen Bericht bei zwei Synoptikern. Der Vierfürst Herodes hatte seine Schwägerin Herodias zur Frau genommen und den von ihm eigentlich geschätzten Johannes einkerkern lassen, als dieser die Verbindung öffentlich kritisierte. Bei seiner Geburtstagsfeier bezaubert Salome den Fürsten mit einem Tanz so sehr, dass er schwört, ihr jeden Wunsch zu erfüllen. Auf Anweisung ihrer Mutter bittet Salome um das Haupt des Täufers auf einer Schüssel, und Herodes kommt widerwillig der Bit te nach. Während die Evangelien betonen, dass Salome die Schüssel ihrer Mutter präsentiert, wird der Akzent auf der Tafel im Städel etwas verschoben: Hier betritt Salome anscheinend gerade den Raum, von der Hinrichtung kommend, und Herodes reagiert mit Entsetzen auf die grausige Folge seines Versprechens. Die schöne junge Frau im grünen Goldbrokatkleid, ausstaffiert mit perlenbestickter Haarhaube, goldenem Halsband und zwei Hobelspanketten, schreitet in der vordersten Bildebene im Profil nach links, dabei die Mittelachse der Komposition markierend. Etwa auf Kniehöhe wird sie vom unteren Bildrand abgeschnitten; vollständiger als ein Kniestück ist keine Figur im Bild gegeben. Mit ausgestreckten Armen hält Salome vor der Brust einen großen Servierteller aus Zinn, auf dem der abgetrennte bärtige Lockenkopf des jugendlichen Täufers mit dem Gesicht nach oben liegt, so dass der Betrachter dem Blick der halb geschlossenen Augen ausgesetzt ist. Ein Nimbus aus dünnen konzentrischen Kreislinien mit der Umschrift "S. IOHANES" hinterfängt den Kopf. Unmittelbar hinter der Protagonistin befindet sich der fast quadratische Block des unter einem blütenweißen Tischtuch verborgenen Tisches, der die Figurenverteilung bestimmt. An der linken Tischkante sitzt, vom linken Bildrand angeschnitten, der Fürst Herodes, dessen Silhouette von der üppig fallenden hellroten Schaube verbreitert wird. Seinen Kopf schmückt ein breites weinrotes Barett. Die Hände zu instinktiver Abwehr erhoben, starrt er auf das abgeschlagene Haupt. Die hintere Tischseite besetzen Herodias und ein Greis rechts neben ihr. Die Fürstin, ausgezeichnet durch Schmuck und Haarhaube, wirft mit schräg nach links geneigtem Haupt ihrem Gatten einen vielsagenden Seitenblick zu, den ein maliziöses Lächeln begleitet. Ihre Hände hat sie auf dem Tisch übereinandergelegt. Der einfach gekleidete kurzhaarige Greis mit langem Vollbart neben ihr beugt sich alarmiert nach links in Richtung des Geschehens; seine geöffnete rechte Hand liegt auf dem Tisch, während er mit der linken nach einem Zinnbecher voll Wein greift. Hinter den Figuren ist von der rechten Tischkante bis über den linken Bildrand hinaus ein grünes Ehrentuch aufgespannt, das über 2/3 der Gesamtbreite den Hintergrund des Bildes einnimmt. Über dem Tisch wird es von einem Baldachin aus dem gleichen Tuch ergänzt, dessen Vorderkante am oberen Bildrand auftaucht. Im rechten Drittel bildet eine blaugraue Wandfläche den Hintergrund, vor der vier Figuren des Hofstaats erscheinen, die paarweise im Gespräch die Köpfe zusammenstecken. Links sind es zwei vollbärtige Würdenträger, rechts ein fast verdeckter Kopf mit Kardinalshut, der sich einem im Profil nach links gesehenen, bartlosen Mann in Schwarz mit schwarzem Barett zuwendet. Vor dieser Gruppe tritt ein blondgelockter Page in einer orangefarbenem Livree an die unbesetzte rechte Seite des Tisches, der aus den Augenwinkeln Blickkontakt mit dem Betrachter aufnimmt. In unverkennbarer Parallele zur Aktion der Hauptfigur reicht er mit beiden Händen eine große runde Platte mit Obst an, auf der helle und dunkle Weinreben, Äpfel, Birnen und Nüsse zu erkennen sind. Der Tisch ist mit Korkbrettchen und Messern eingedeckt; ein Brötchen und ein Glas mit Weißwein sind an der vorderen Kante unterhalb des Tellers mit dem Johanneshaupt plaziert.
[Cat. Frankfurt 2005, 196-203]