Madonna mit Kind vor einem von Engeln gehaltenen Vorhang

Madonna mit Kind vor einem von Engeln gehaltenen Vorhang

Titel

Madonna mit Kind vor einem von Engeln gehaltenen Vorhang

[Cat. Frankfurt 2005, 173-180]

Malerei auf Buchenholz (Fagus sylvatica)

Material / Technik

Malerei auf Buchenholz (Fagus sylvatica)

[Cat. Frankfurt 2005, 173-180]
[Klein, Bericht 1995]

Vor einem neutralen blauen Fond breiten zwei Putten einen mittelgrünen Vorhang aus, hinter dem sie selber teilweise verborgen bleiben. Der eine von beiden befindet sich in der linken oberen Ecke und zieht das Tuch mit der hoch erhobenen linken Hand fast an den oberen Bildrand, während er es mit

Vor einem neutralen blauen Fond breiten zwei Putten einen mittelgrünen Vorhang aus, hinter dem sie selber teilweise verborgen bleiben. Der eine von beiden befindet sich in der linken oberen Ecke und zieht das Tuch mit der hoch erhobenen linken Hand fast an den oberen Bildrand, während er es mit der rechten Hand etwa auf Brusthöhe hält. Der schräge Verlauf der zwischen seinen Händen gespannten Kante des Stoffes lässt eine dreieckige Fläche in der Ecke frei, in der Kopf, Oberkörper und Flügel des Puttos Platz finden. Zudem schiebt sich das rechte Bein des Puttos am linken Bildrand vor den Stoff; sein verdecktes linkes Knie zeichnet sich oberhalb des Christuskopfes im Vorhang ab. Wesentlich stärker verhüllt wird der zweite Putto am oberen Bildrand rechts in der Ecke. Er fasst den Vorhang von hinten, so dass nur seine Finger bis zum Knöchel oberhalb des Saumes zum Vorschein kommen, und zieht ihn bis zu seiner Nasenspitze hoch. Lediglich mit den Flügeln und der oberen Kopfhälfte überragt er die Draperie. Vor dem grünen Vorhang ist die Muttergottes mit Kind sitzend als Kniestück dargestellt. Maria sitzt beinahe frontal, ist jedoch in einer leichten Wendung des ganzen Körpers nach links begriffen: Ihr linkes Knie erscheint ganz in die vorderste Bildebene gerückt, das linke Bein hat sie schräg links aufgestellt, während ihr rechtes

Bein offenbar entspannt ausgestreckt ist. Auch ragt ihr linker Ellenbogen nach vorn, wohingegen die rechte Hand zurückgenommen ist. Schließlich dreht sie auch den Kopf nach links, den sie gleichzeitig in dieselbe Richtung neigt. Mit dieser Bewegung wendet sie sich dem von ihr gehaltenen Christusknaben zu. Mit der linken Hand greift sie stützend unter seinen rechten Oberschenkel, die rechte hat sie hingegen schützend um seine dem Betrachter zugewandte Seite gelegt. Das Kind ist vollständig nackt und wird annähernd im Profil gezeigt. Mit seinem durchgedrückten linken Bein steht der Knabe auf dem rechten Oberschenkel der Mutter; sein angewinkeltes rechtes Bein stützt er auf ihre linke Hand. Kletternd reckt sich das Kind so dem Gesicht der Mutter entgegen, das es mit der Hand an der Wange berührt, während seine geöffnete rechte ihren Hals betastet. Auch der Blick des Knaben geht schräg nach rechts oben zu den Augen der Mutter; treffend drückt er die mit Neugier vermischte Zärtlichkeit des Kleinkinds aus. Maria trägt über einem einfachen Rock in blauer Farbe ein zinnoberrotes Manteltuch, das die linke Schulter und die Knie bedeck, während sein grünes lnnenfutter auf der linken Bildseite als Folie den erhobenen Arm und das Kind hinterfängt. Einen weiteren farblichen Akzent setzen die weiten Überärmel des Rocks, welche außen in dem selben Blau wie die Unterärmel gehalten sind. Über diesen sind sie aber an beiden Armen großflächig zurückgeschlagen, so dass die leuchtende orangerote Farbe des Futters sichtbar wird. Das lange blonde Haar Mariens fältt in üppigen Locken herab; bis auf eine einzelne Strähne hinter das Ohr gekämmt, säumt es breitfächig die linke Schulter Mariens. An der Komposition fällt besonders das Bestreben des Malers auf, die vom Thema her naheliegende symmetrische Aufteilung der Bildfläche zu durchbrechen und Spannung und Bewegung in die statische Figurengruppe zu bringen. Symptomatisch dafür ist die geradezu kontrapunktische Behandlung der beiden vorhanghaltenden Putti in den Bildecken. Aber auch die seitwärts gewandte Sitzhaltung der Madonna, die Verschiebung des Bewegungszentrums nach links und die Asymmetrien der Farbverteilung dienen diesem Zweck. Zwar ist eine leichte Öffnung nach links festzustellen; doch betonen andererseits die herabhängenden Stoffmassen der Gewandung, der schützende Griff der Mutter und die Ausrichtung des Kindes die Geschlossenheit der Figurengruppe. Obwohl die Asymmetrie im Vergleich zu anderen Cranach-Madonnen - man betrachte nur das Erfurter Bild - auffällt, ist daher wohl nicht an eine Ergänzung durch eine zweite Tafel, etwa mit dem Bildnis eines betenden Stifters zu denken.

[Cat. Frankfurt 2005, 173-180]

Zuschreibung
Lucas Cranach der Ältere

Zuschreibung

Lucas Cranach der Ältere

[Cat. Frankfurt 2005, 173-180]

Datierung
um 1527 - 1530

Datierung

um 1527 - 1530

[Cat. Frankfurt 2005, 173-180]

Maße
Maße Bildträger: 82,2 x 56,4 x 1,1 cm

Maße

  • Maße Bildträger: 82,2 x 56,4 x 1,1 cm

  • [Cat. Frankfurt 2005, 173-180]

  • Maße Bildfläche: 81,4 x 56,4 cm

  • [Cat. Frankfurt 2005, 173-180]

Signatur / Datierung

Bezeichnet am linken Bildrand mit der geflügelten Schlange mit steil aufgerichteten Flügeln

Signatur / Datierung

  • Bezeichnet am linken Bildrand mit der geflügelten Schlange mit steil aufgerichteten Flügeln

  • [Cat. Frankfurt 2005, 173-180]

Inschriften und Beschriftungen

Rückseite:

  • blau umrahmter Klebezettel mit Aufdruck "No", darin mit schwarzer Tinte "847".

[Cat. Frankfurt 2005, 173-180]

Inschriften und Beschriftungen

Stempel, Siegel, Beschriftungen:

  • Rückseite:

    • blau umrahmter Klebezettel mit Aufdruck "No", darin mit schwarzer Tinte "847".
  • [Cat. Frankfurt 2005, 173-180]

Eigentümer
Städel Museum Frankfurt a.M.
Besitzer
Städel Museum Frankfurt a.M.
Standort
Frankfurt am Main
CDA ID
DE_SMF_847
FR (1978) Nr.
FR162A
Permalink
https://lucascranach.org/de/DE_SMF_847/

Provenienz

Am 2.7.1833 bei dem Kunsthändler Metzler in Mainz erworben.
[Cat. Frankfurt 2005, 173-180]

Ausstellungen

  • Dresden 1899, Nr. 83

Quellen / Publikationen

Erwähnt auf Seite Katalognummer Tafel
Brinkmann 2017 A 93
Autor/inBodo Brinkmann
TitelDie Cranach-Forschung im digitalen Zeitalter - Von Friedländer/Rosenberg zum Cranach Digital Archive
Veröffentlichungin Gunnar Heydenreich, Daniel Görres, Beat Wismer, eds., Lucas Cranach der Ältere. Meister - Marke - Moderne. [Exhib. Cat. Düsseldorf 2017]
Ort der VeröffentlichungMunich
Jahr der Veröffentlichung2017
Seiten92-96
Sandner, Heydenreich, Smith-Contini 2015 132, Fn. 32
Autor/inGunnar Heydenreich, Ingo Sandner, Helen Smith-Contini
TitelVeränderungen beim Unterzeichnen in Cranachs Werkstatt und die Arbeitsweise von Sohn Lucas
Veröffentlichungin Elke A. Werner, Anne Eusterschulte, Gunnar Heydenreich, eds., Lucas Cranach der Jüngere und die Reformation der Bilder
Ort der VeröffentlichungMunich
Jahr der Veröffentlichung2015
Link https://lucascranach.org/application/files/5215/6337/7366/Heydenreich_Sandner_Smith-Contini_2015_-_Unterzeichnung.pdf
Seiten128-141
Exhib. Cat. Frankfurt 2007 254 p. 254
Herausgeber/inBodo Brinkmann
TitelCranach der Ältere, [Frankfurt, Städel Museum, 23 Nov 2007 - 17 Feb 2008]
Ort der VeröffentlichungOstfildern
Jahr der Veröffentlichung2007
Cat. Frankfurt 2005 173-180
Autor/inStephan Kemperdick, Bodo Brinkmann
Herausgeber/inStädelsches Kunstinstitut
TitelDeutsche Gemälde im Städel 1500 - 1550
Ort der VeröffentlichungMainz
Jahr der Veröffentlichung2005
Cat. Frankfurt 1999 29 pl. 15
Autor/inBodo Brinkmann, Jochen Sander
TitelDeutsche Gemälde vor 1800 im Städel
Ort der VeröffentlichungFrankfurt
Jahr der Veröffentlichung1999
Friedländer, Rosenberg 1979 103 162A
Autor/inMax J. Friedländer, Jakob Rosenberg
Herausgeber/inG. Schwartz
TitelDie Gemälde von Lucas Cranach
Ort der VeröffentlichungBasel, Boston, Stuttgart
Jahr der Veröffentlichung1979
Wolters 1938 124 Figs. 75, 76
Autor/inChristian Wolters
TitelDie Bedeutung der Gemäldedurchleuchtung mit Röntgenstrahlen für die Kunstgeschichte. Dargestellt an Beispielen aus der niederländischen und deutschen Malerei des 15. und 16. Jahrhunderts
ReiheVeröffentlichungen zur Kunstgeschichte
Band3
Ort der VeröffentlichungFrankfurt am Main
Jahr der Veröffentlichung1938
Friedländer, Rosenberg 1932 138B
Autor/inMax J. Friedländer, Jakob Rosenberg
TitelDie Gemälde von Lucas Cranach
Ort der VeröffentlichungBerlin
Jahr der Veröffentlichung1932
Link http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/friedlaender1932
Michaelson 1902 63, 67, 86
Autor/inHedwig Michaelson
TitelLukas Cranach der Ältere. Untersuchung über die stilistische Entwicklung seiner Kunst
Ort der VeröffentlichungLeipzig
Jahr der Veröffentlichung1902
Cat. Frankfurt 1900 74-75 86
Autor/inHeinrich von Weizsäcker
TitelCatalog der Gemälde-Gallerie des Städelschen Kunstinstituts in Frankfurt am Main
Ort der VeröffentlichungFrankfurt
Jahr der Veröffentlichung1900
Flechsig 1900 A 253, 278
Autor/inEduard Flechsig
TitelCranachstudien
Band1
Ort der VeröffentlichungLeipzig
Jahr der Veröffentlichung1900
Link http://www.archive.org/stream/cranachstudien01flecuoft
Cat. Dresden 1899 60 83
Autor/inKarl Woermann
TitelKatalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Dresden. Grosse Ausgabe
Ort der VeröffentlichungDresden
JahrgangFourth edition
Jahr der Veröffentlichung1899
Link https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/91887/7
Janitschek 1890 492
Autor/inHubert Janitschek
TitelGeschichte der deutschen Malerei
ReiheGeschichte der deutschen Kunst
Band3
Ort der VeröffentlichungBerlin
Jahr der Veröffentlichung1890
Link https://archive.org/details/geschichtederdeu03jani
Schuchardt 1851 C 59 298
Autor/inChristian Schuchardt
TitelLucas Cranach des Aeltern Leben und Werke. Zweiter Theil
Ort der VeröffentlichungLeipzig
Jahr der Veröffentlichung1851
Link http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/schuchardt1851bd2
  • Madonna mit Kind vor einem von Engeln gehaltenen Vorhang, um 1527 - 1530

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Kunsttechnologische Untersuchung

03. 2013Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Infrarot-Reflektografie
  • irr

Unterzeichnung

BESCHREIBUNG

Zeichengerät/Material:

- flüssiges Zeichenmedium, Pinsel und Stift?

Typ/Duktus:

- freie schematische Unterzeichnung (soweit sie sichtbar ist)

- dünne Linien (sichtbar am Fuß des Christuskind und im Faltenwurf links)

Funktion:

- relativ verbindlich für die Malerei; keine plastische Wiedergabe

Abweichungen:

- kaum Präzisierungen der Form während des Malprozesses

INTERPRETATION

Zuschreibung:

- Werkstatt Lucas Cranach d. Ä

Anmerkungen:

- Brinkmann, Kemperdick [Cat. Frankfurt 2005, 173–174] haben zudem eine Rötelunterzeichnung gefunden

[Smith, Sandner, Heydenreich cda 2014]

  • fotografiert von Städel Museum Frankfurt a.M.

2005 - Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Röntgengrobstrukturanalyse

[Cat. Frankfurt 2005, 173-180]

2005 - Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Holzartenbestimmung / Dendrochronologie

Bildträger

Die dendrochronologische Untersuchung ergab einen jüngsten Jahrring von 1513. Da beide Bretter der Tafel aus demselben Baum garbeitet worden sind wie die Bretter I und II von Cranachs Gemälde 'Adam und Eva' [DE_smbGG_566_FR198C] in Berlin und dort der jüngste Jahresring aus dem Jahr 1525 stammt, kann die­ses Jahr als frühestes Fälldatum angenommen werden. Weil bei Buchenholz normalerweise der gesamte Querschnitt genutzt wurde, könnte die Tafel unter Vorausset­ zung einer Mindestlagerzeit von zwei Jahren ab 1527 entstanden sein.

[Cat. Frankfurt 2005, 173-180]

2005Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Infrarot-Reflektografie
  • reverse

Bildträger

Zwei Bretter, senkrechte Maserung (Breiten von links nach rechts):

Brett I: oben 23,5; unten 24,4 cm

Brett II:oben 33,2; unten 32,6 cm, seitlich an beiden Kanten ist eine rechtwinklige Nut ausgenommen

Unterzeichnung

Auf der lnfrarot-Reflektografie ist keinerlei Unterzeichnung zu entdecken; mit bloßem Auge lassen sich hingegen stellenweise rotbraune Linien aus, welche die ausgeführten Konturen mit unruhigem Strich mehr oder weniger präzise bgleiten. Am deutlichsten tritt dieses Phänomem an der linken Hand Mariens auf. Es lässt auf auf eine Unterzeichnung mit Rötel schließen, wie ihn Cranach gelegentlich für diesen Zweck benutzt hat. Rötel ist im Infrarotbereich nicht sichtbar zu machen.

Rahmung

modern

[Cat. Frankfurt 2005, 173-180]

08.02.1995Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Holzartenbestimmung / Dendrochronologie

Bildträger

Holzbestimmung: Buche

[Klein Bericht, 08.02.1995]

  • analysiert von Peter Klein

Erhaltungszustand

Datum2005

Sehr schlecht. In den Inkarnaten wie auch in einzelnen Gewandpartien bis zur Unkenntlichkeit verputzt und übermalt, besonders deutlich am Hals sowie an Nase und Brauen der Maria und am linken Arm des Kindes.

[Cat. Frankfurt 2005, 173-180]

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