Vor einem neutralen blauen Fond breiten zwei Putten einen mittelgrünen Vorhang aus, hinter dem sie selber teilweise verborgen bleiben. Der eine von beiden befindet sich in der linken oberen Ecke und zieht das Tuch mit der hoch erhobenen linken Hand fast an den oberen Bildrand, während er es mit
Vor einem neutralen blauen Fond breiten zwei Putten einen mittelgrünen Vorhang aus, hinter dem sie selber teilweise verborgen bleiben. Der eine von beiden befindet sich in der linken oberen Ecke und zieht das Tuch mit der hoch erhobenen linken Hand fast an den oberen Bildrand, während er es mit der rechten Hand etwa auf Brusthöhe hält. Der schräge Verlauf der zwischen seinen Händen gespannten Kante des Stoffes lässt eine dreieckige Fläche in der Ecke frei, in der Kopf, Oberkörper und Flügel des Puttos Platz finden. Zudem schiebt sich das rechte Bein des Puttos am linken Bildrand vor den Stoff; sein verdecktes linkes Knie zeichnet sich oberhalb des Christuskopfes im Vorhang ab. Wesentlich stärker verhüllt wird der zweite Putto am oberen Bildrand rechts in der Ecke. Er fasst den Vorhang von hinten, so dass nur seine Finger bis zum Knöchel oberhalb des Saumes zum Vorschein kommen, und zieht ihn bis zu seiner Nasenspitze hoch. Lediglich mit den Flügeln und der oberen Kopfhälfte überragt er die Draperie. Vor dem grünen Vorhang ist die Muttergottes mit Kind sitzend als Kniestück dargestellt. Maria sitzt beinahe frontal, ist jedoch in einer leichten Wendung des ganzen Körpers nach links begriffen: Ihr linkes Knie erscheint ganz in die vorderste Bildebene gerückt, das linke Bein hat sie schräg links aufgestellt, während ihr rechtes
Bein offenbar entspannt ausgestreckt ist. Auch ragt ihr linker Ellenbogen nach vorn, wohingegen die rechte Hand zurückgenommen ist. Schließlich dreht sie auch den Kopf nach links, den sie gleichzeitig in dieselbe Richtung neigt. Mit dieser Bewegung wendet sie sich dem von ihr gehaltenen Christusknaben zu. Mit der linken Hand greift sie stützend unter seinen rechten Oberschenkel, die rechte hat sie hingegen schützend um seine dem Betrachter zugewandte Seite gelegt. Das Kind ist vollständig nackt und wird annähernd im Profil gezeigt. Mit seinem durchgedrückten linken Bein steht der Knabe auf dem rechten Oberschenkel der Mutter; sein angewinkeltes rechtes Bein stützt er auf ihre linke Hand. Kletternd reckt sich das Kind so dem Gesicht der Mutter entgegen, das es mit der Hand an der Wange berührt, während seine geöffnete rechte ihren Hals betastet. Auch der Blick des Knaben geht schräg nach rechts oben zu den Augen der Mutter; treffend drückt er die mit Neugier vermischte Zärtlichkeit des Kleinkinds aus. Maria trägt über einem einfachen Rock in blauer Farbe ein zinnoberrotes Manteltuch, das die linke Schulter und die Knie bedeck, während sein grünes lnnenfutter auf der linken Bildseite als Folie den erhobenen Arm und das Kind hinterfängt. Einen weiteren farblichen Akzent setzen die weiten Überärmel des Rocks, welche außen in dem selben Blau wie die Unterärmel gehalten sind. Über diesen sind sie aber an beiden Armen großflächig zurückgeschlagen, so dass die leuchtende orangerote Farbe des Futters sichtbar wird. Das lange blonde Haar Mariens fältt in üppigen Locken herab; bis auf eine einzelne Strähne hinter das Ohr gekämmt, säumt es breitfächig die linke Schulter Mariens. An der Komposition fällt besonders das Bestreben des Malers auf, die vom Thema her naheliegende symmetrische Aufteilung der Bildfläche zu durchbrechen und Spannung und Bewegung in die statische Figurengruppe zu bringen. Symptomatisch dafür ist die geradezu kontrapunktische Behandlung der beiden vorhanghaltenden Putti in den Bildecken. Aber auch die seitwärts gewandte Sitzhaltung der Madonna, die Verschiebung des Bewegungszentrums nach links und die Asymmetrien der Farbverteilung dienen diesem Zweck. Zwar ist eine leichte Öffnung nach links festzustellen; doch betonen andererseits die herabhängenden Stoffmassen der Gewandung, der schützende Griff der Mutter und die Ausrichtung des Kindes die Geschlossenheit der Figurengruppe. Obwohl die Asymmetrie im Vergleich zu anderen Cranach-Madonnen - man betrachte nur das Erfurter Bild - auffällt, ist daher wohl nicht an eine Ergänzung durch eine zweite Tafel, etwa mit dem Bildnis eines betenden Stifters zu denken.
[Cat. Frankfurt 2005, 173-180]