Das ungleiche Paar

Das ungleiche Paar

Titel

Das ungleiche Paar

[http://www.duesseldorf.de/kultur/kulturamt/dkult/index.shtml (5.12.2010)]

Ungleiches Paar: Junges Mädchen und Greis

[Exhib. Cat. Frankfurt, London 2007/08, 308]

Ungleiches Liebespaar (Greis und Dirne)

[Koepplin, Exhib. Cat. Basel 1974, 567]

Malerei auf Buchenholz

Material / Technik

Malerei auf Buchenholz

[Heydenreich, cda 2011]

Das Genrebild des "Ungleichen Paares" zeigt ein junges Mädchen im Arm eines alten, hässlichen Mannes. Die beiden unterscheiden sich nicht nur in Alter und Schönheit, sondern auch in ihrer Reaktion auf einander. Während der Mann das Mädchen lüstern grinsend an sich zieht, krault es ihm mit emotionslosem Gesichtsausdruck den Bart.

Das Genrebild des "Ungleichen Paares" zeigt ein junges Mädchen im Arm eines alten, hässlichen Mannes. Die beiden unterscheiden sich nicht nur in Alter und Schönheit, sondern auch in ihrer Reaktion auf einander. Während der Mann das Mädchen lüstern grinsend an sich zieht, krault es ihm mit emotionslosem Gesichtsausdruck den Bart. Der Schmuck in der rechten Hand des Alten verdeutlicht, dass sie nicht aus Zuneigung handelt, sondern für ihre Dienste bezahlt wird. Das Thema des "Ungleichen Paares", das dem Betrachter vor den Verirrungen der käuflichen Liebe warnt, war im 16. Jahrhundert ein sehr beliebtes Motiv.

[http://www.duesseldorf.de/kultur/kulturamt/dkult/index.shtml (5.12.2010)]

Zuschreibung
Lucas Cranach der Ältere (und Werkstatt)

Zuschreibung

Lucas Cranach der Ältere (und Werkstatt)

[Heydenreich, CDA 2011]

Datierungen
um 1530
1525

Datierungen

um 1530

[Heydenreich, CDA 2011]

1525

[Andree, Cat. Düsseldorf 1985]

Maße
Maße Bildträger: 38,8 x 25,7 x 0,5 cm

Maße

  • Maße Bildträger: 38,8 x 25,7 x 0,5 cm

  • [Heydenreich 1994]

Signatur / Datierung

Bezeichnet rechts oben im Hintergrund: nach links ausgerichtetes Schlangensignet mit aufgerichteten Flügeln; in gelber Farbe

Signatur / Datierung

  • Bezeichnet rechts oben im Hintergrund: nach links ausgerichtetes Schlangensignet mit aufgerichteten Flügeln; in gelber Farbe

Inschriften und Beschriftungen

Rückseitig auf dem Bildträger: - oben links: Wappensiegel (viergeteilt mit zwei Helmen, oben rechts zwei Lilien, oben links eine …

Inschriften und Beschriftungen

Stempel, Siegel, Beschriftungen:

  • Rückseitig auf dem Bildträger: - oben links: Wappensiegel (viergeteilt mit zwei Helmen, oben rechts zwei Lilien, oben links eine Figur, unten rechts waagerechte Gliederung, unten links ?)

    • links mittig:
  • Aufkleber "Preußen 341", mit weißer Farbe "2248", mit schwarzer Farbe alte Inventarnummer (unleserlich gemacht)

  • [Heydenreich, CDA 2011]

Eigentümer
Kunstakademie Düsseldorf
Besitzer
Museum Kunstpalast, Düsseldorf
Standort
Düsseldorf
CDA ID
DE_SMKP_M2248
FR (1978) Nr.
FR287
Permalink
https://lucascranach.org/de/DE_SMKP_M2248/

Provenienz

  • 1860 aus der Sammlung des Grafen August von Spee in die Sammlung der Kunstakademie Düsseldorf
  • Seit 1932 Dauerleihgabe im Kunstmuseum Düsseldorf / Museum Kunstpalast Düsseldorf

[Heydenreich, CDA 2011]

Ausstellungen

  • Düsseldorf 1946, Nr. 3
  • Basel 1974
  • Frankfurt, London 2007/2008
  • Düsseldorf 2017, Nr. 148

Quellen / Publikationen

Erwähnt auf Seite Katalognummer Tafel
Exhib. Cat. Düsseldorf 2017 247 No. 148
Herausgeber/inGunnar Heydenreich, Daniel Görres, Beat Wismer
TitelLucas Cranach der Ältere. Meister - Marke - Moderne. [anlässlich der Ausstellung "Cranach. Meister - Marke - Moderne", Stiftung Museum Kunstpalast, Düsseldorf, 08. April 2017 - 30. Juli 2017]
Ort der VeröffentlichungMunich
Jahr der Veröffentlichung2017
Wismer 2017 87
Autor/inBeat Wismer
TitelCranach und die Moderne. Anmerkungen zur Cranach-Rezeption in der Kunst seit der frühen Moderne
Veröffentlichungin Gunnar Heydenreich, Daniel Görres, Beat Wismer, eds., Lucas Cranach der Ältere. Meister - Marke - Moderne. [Exhib. Cat. Düsseldorf 2017]
Ort der VeröffentlichungMunich
Jahr der Veröffentlichung2017
Seiten82-91
Sandner, Heydenreich, Smith-Contini 2015 134, Fn. 42
Autor/inGunnar Heydenreich, Ingo Sandner, Helen Smith-Contini
TitelVeränderungen beim Unterzeichnen in Cranachs Werkstatt und die Arbeitsweise von Sohn Lucas
Veröffentlichungin Elke A. Werner, Anne Eusterschulte, Gunnar Heydenreich, eds., Lucas Cranach der Jüngere und die Reformation der Bilder
Ort der VeröffentlichungMunich
Jahr der Veröffentlichung2015
Link https://lucascranach.org/application/files/5215/6337/7366/Heydenreich_Sandner_Smith-Contini_2015_-_Unterzeichnung.pdf
Seiten128-141
Exhib. Cat. Frankfurt 2007 308-309 91 p. 309
Herausgeber/inBodo Brinkmann
TitelCranach der Ältere, [Frankfurt, Städel Museum, 23 Nov 2007 - 17 Feb 2008]
Ort der VeröffentlichungOstfildern
Jahr der Veröffentlichung2007
Heydenreich 2007 A 288, 339, 349
Autor/inGunnar Heydenreich
TitelLucas Cranach the Elder
Ort der VeröffentlichungAmsterdam
Jahr der Veröffentlichung2007
Link https://lucascranach.org/application/files/6116/2097/3099/Heydenreich_2007_Lucas_Cranach_the_Elder.pdf
Exhib. Cat. Prague 2005 84 (English version 35) under no. 15
Herausgeber/inObrazárna Pražského hradu, Kaliopi Chamonikola
TitelPod znamením okrídleného hada. Lucas Cranach a ceské zeme. Under the winged Serpent. Lucas Cranach and the Czech Land
Ort der VeröffentlichungPrague
Jahr der Veröffentlichung2005
Bierende 1992
Autor/inEdgar Bierende
TitelDie Liebes- und Buhlschaftsbilder bei Lucas Cranach dem Älteren [Magisterarbeit]
Ort der VeröffentlichungMunich
JahrgangMasters thesis (unpublished)
Jahr der Veröffentlichung1992
Zacher 1985 29 No. 39
Herausgeber/inWilhelm Zacher, Kunstmuseum Düsseldorf
TitelKunstmuseum Düsseldorf, Führer durch die Sammlungen I
Ort der VeröffentlichungDüsseldorf
Jahr der Veröffentlichung1985
Friedländer, Rosenberg 1979 127 No. 287 Fig. 287
Autor/inMax J. Friedländer, Jakob Rosenberg
Herausgeber/inG. Schwartz
TitelDie Gemälde von Lucas Cranach
Ort der VeröffentlichungBasel, Boston, Stuttgart
Jahr der Veröffentlichung1979
Exhib. Cat. Basel 1974/1976 566-568 No. 463 Fig. 293
Autor/inDieter Koepplin, Tilman Falk
TitelLukas Cranach. Gemälde, Zeichnungen und Druckgraphik
Band1, 2
Ort der VeröffentlichungBasel, Stuttgart
Jahr der Veröffentlichung1974
Link http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:16-diglit-104522
Cat. Düsseldorf 1962 17 33 Fig. 1
Herausgeber/inMeta Patas
TitelKunstmuseum Düsseldorf. Eine Auswahl. Gemälde, Plastik, Kunstgewerbe, Graphik, Keramik
Ort der VeröffentlichungDüsseldorf
Jahr der Veröffentlichung1962
Peters 1955 No. 31 Plate 1
Autor/inH. Peters
TitelMeisterwerke der Düsseldorfer Galerie
Ort der VeröffentlichungHonnef/Rhine
Jahr der Veröffentlichung1955
Exhib. Cat. Düsseldorf 1946 3
Autor/inn. a.
TitelGemälde alter Meister aus Düsseldorfer Museumsbesitz, [Düsseldorf, Hetjensmuseum, Herbst 1946]
Ort der VeröffentlichungDüsseldorf
Jahr der Veröffentlichung1946
Friedländer, Rosenberg 1932 235A
Autor/inMax J. Friedländer, Jakob Rosenberg
TitelDie Gemälde von Lucas Cranach
Ort der VeröffentlichungBerlin
Jahr der Veröffentlichung1932
Link http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/friedlaender1932
Klapheck 1928 31, 38
Autor/inKlapheck
TitelDie Kunstsammlungen der staatlichen Kunstakademie zu Düsseldorf
Ort der VeröffentlichungDüsseldorf
Jahr der Veröffentlichung1928
Cat. Düsseldorf 1901 No. 35
Herausgeber/inFriedrich Schaarschmidt
TitelVerzeichnis der Gemälde. Kgl. Kunstakademie, Düsseldorf
Ort der VeröffentlichungDüsseldorf
Jahr der Veröffentlichung1901
Cat. Düsseldorf 1883 71
Herausgeber/inTheodor Levin
TitelRepertorium der bei der Königl. Kunst-Akademie zu Düsseldorf aufbewahrten Sammlungen. Repertorium der Kunstsammlungen
Ort der VeröffentlichungDüsseldorf
Jahr der Veröffentlichung1883
Cat. Düsseldorf 1880 No. 151
Herausgeber/inAndreas Müller
TitelVerzeichnis der Gemälde-Sammlung der Königl[ichen] Kunst-Akademie zu Düsseldorf
Ort der VeröffentlichungDüsseldorf
JahrgangThird edition
Jahr der Veröffentlichung1880
Cat. Düsseldorf 1862 No. 141
Herausgeber/inAndreas Müller
TitelVerzeichnis der Gemälde-Sammlung der Königl[ichen] Kunst-Akademie zu Düsseldorf
Ort der VeröffentlichungDüsseldorf
Jahr der Veröffentlichung1862

Forschungsgeschichte / Diskussion

"Das Mädchen in grünem Samtkleid; der Alte, der eine Kette anbietet, in schwarzem Kleid mit Pelz."

"Das Motiv des ‚Alten Mannes mit der jungen Dirne‘ oder der ‚Alten Frau mit dem jungen Liebhaber‘ leitet sich bei Cranach wohl von seinem Hofmaler-Vorgänger Jacopo de‘ Barbari her (Gemälde von 1503 im Museum von Philadelphia, John G. Johnson Coll.; Th. v. Frimmel, Zur Methodik und Psychologie des Gemäldebestimmens, München/Leipzig 1905, S. 56f.: Barbari stand 1503-1505 vor Cranach im Dienst des sächsischen Kurfürsten, und wie leicht „kann Cranach, der ja immer ein wenig nach dem Süden schielte, auch wenn er durch sein Geschick im deutschen Vaterlande festgehalten wurde, von der Komposition des italienischen Meisters zu seinen Bildern mit dem verliebten Alten angeregt worden sein. Hat der doch auch einen Christus nach Jocopo de Barbari copirt“ – Nr. 304; W.L.M. Burke, in: The Art Bulletin, XVIII, 1936, S. 48, Anm. 31) oder/und von dem durch Leonardo geprägten (Nr. 464) und in den Niederlanden durch Massys aufgegriffenen, allerdings komplexeren und darum nicht ganz naheliegenden Typus (M.J. Friedländer, Die altniederländische Malerei, VII, Berlin 1929, S. 63: „Massys hat in den Niederlanden als der erste, soweit wir sehen, diesen Typus entwickelt, wahrscheinlich durch Lionardo-Karikaturen angeregt. Cranach aber mag durch Massys angeregt worden sein“; zu Massys: La Chronique des Arts, Nr. 1237, Febr. 1972, Abb. S. 80; vgl. G. Marlier, Erasme et la peinture flamande de son temps, Brüssel 1954, S. 229, Abb. 39). Von Barbari formuliert war möglicherweise eine Darstellung des von einem Narren verspotteten greisen Liebhabers im Wittenberger Schloss, die bereits in einer Beschreibung von 1507 bezeugt ist (S. 213f.). Dazu kam aber auch eine Bildtradition der deutschen Kunst (Nr. 465f., ausserdem Dürers Kupferstich B.93 und z.B. eine Zeichnung von Niklaus Manuel). Der deutsche Humanist Jakob Locher Philomusus (vgl. S. 145) schrieb ein im Stile des Plautus gehaltenes "drama de sene amatore": komödiantisches Antikisieren entsprechend dem (fast unmerklichen) Italianisieren Cranachs."

[Koepplin, Exhib. Cat. Basel 1974-1976, 567-568]

"Das Thema des „ungleichen Liebespaares“ wurde zu einem Dauerbrenner in der Cranach-Werkstatt; über vierzig Fassungen davon sind bekannt. Aus einer Abrechnung von 1540 erfahren wir die zeitgenössische Benennung dieser Bilder: Damals lieferte Lucas Cranach zwei Tafeln mit „Buhlschaften“ für das Torgauer Schloss. Das Sujet existierte bereits im 15. Jahrhundert und war vor allem in der Druckgrafik beliebt; doch hat der Wittenberger Meister es in einzigartiger Weise weiterentwickelt und verfeinert. Zuvor beschränkten sich die Ausdrucksmittel zu diesem Themenkreis auf recht eindeutige Gesten: Der alte Mann fasst der jungen Frau an den Busen oder wir auf ähnlich resolute Art handgreiflich, während sie sich aus seiner Geldbörse bedient. Auch bei Cranach kommt diese Standardformulierung vor; darüber hinaus aber lotet er die psychologische Tiefe des Themas aus und spielt es in zahlreichen Facetten durch.

So geht das sehr junge Mädchen im grünen Samtrock auf der Düsseldorfer Tafel dem beinahe zahnlosen und fast kahlköpfigen Greis im wahrsten Sinne des Wortes um den Bart, den sie mit beiden Händen krault, wobei Gestik und Gesichtsausdruck jedoch verraten, dass sie keine wirkliche Begeisterung zu dieser Zärtlichkeit veranlasst. So wie das schüttere graue Haar des Alten mit ihrem offen getragenen hüftlangen dunkelblonden Locken kontrastiert, so entgegengesetzt ist auch die Reaktion des Mannes auf die unterkühlten Emotionen der Frau. Mit lüsternem Grinsen stiert der Alte auf seine Beute, der er die breite Pranke seiner Linken um die Taille gelegt hat. Freilich ist er erfahren genug, um zu wissen, dass er sich mangels Attraktivität die Liebe des jungen Mädchens erkaufen muss; deswegen hält er im Vordergrund schon eine doppelte feingliedrige Goldkette bereit, die zugleich dem Betrachter augenfällig präsentiert wird."

[Brinkmann. Exhib. Cat. Frankfurt 2007, 308]

Lucas Cranach der Ältere (1472–1553) und Werkstatt

Das ungleiche Paar, um 1530

Laut einem Rechnungsbeleg des Jahres 1540 erhält der Wittenberger Maler und Graphiker Lucas Cranach der Ältere eine Bezahlung für geleistete Dienste, genauer für "zwo taffeln, daruff zwo bulschaften gemalt". Cranach werden für die beiden Gemälde auf Holz - nichts anderes ist mit den "zwei Tafeln" gemeint - 23 Gulden und 17 Groschen gezahlt, ein Betrag der im Sachsen des 16. Jahrhunderts ungefähr dem Viertel eines jährlichen Professorengehalts entsprach. Die Quelle berichtet auch, welcher Bildgegenstand hier so hoch geschätzt wurde: die Darstellung zweier "Buhlschaften". Dieser heute kaum mehr gebräuchliche Begriff bezeichnet ein Liebesverhältnis und besaß dabei schon immer eine erotische Konnotation, die in diesem kleinformatigen Gemälde Cranachs eine besonders aufschlussreiche Formulierung findet. Geld wird auch hier eine Rolle spielen.

Vor dunklem Hintergrund schildert Cranach eine auf den ersten Blick ungewöhnliche Liebesbeziehung, trennt die beiden Partner doch ein großer Altersunterschied. Ein betagter Mann hält eine junge, schöne Frau im Arm. Seine pelzbesetzte Schaube und der schwarze, breitkrempige Hut, unter dem graues, schütteres Haar hervor lugt, zeugen vom Reichtum des Trägers. Der lüsterne Blick und vor allem sein zahnloses Lächeln verraten die Freude über sein attraktives Gegenüber. Die junge Frau trägt ein geschnürtes, tief dekolletiertes Kleid aus grünem Samt mit goldenen Brokatbändern. Ihr offenes Haar fällt in langen, rotblonden Locken über die Schultern hinab und berührt sanft die grobe Hand des Alten an ihrer Taille. In einer kompositorisch geschickten Umkehrung lässt Cranach wiederum die Hände der Frau das Haar des Mannes umspielen, indem sie den grauen Bart des Alten krault. Ihr spöttischer Blick lässt aber erahnen, dass diese Zuneigung nur oberflächlich ist. Der helle Ton ihrer Haut steht in deutlichem Kontrast zum bräunlichen Inkarnat des Mannes. Das Paar könnte kaum gegensätzlicher geschildert werden, weshalb dieses Bildthema heute meist als "Ungleiches Paar" betitelt wird. Cranach präsentiert dem Betrachter jedoch auch, was diese Gegensätze verbindet: In seiner rechten Hand und für den Betrachter offensichtlich hält der Alte eine goldene Kette, die er der Frau für ihre Zuneigung in Aussicht stellt. Schon bald soll sich die Kette zu dem edelsteinbesetzten Reif gesellen, der bereits ihren Hals schmückt.

Die hier gezeigte Darstellung des "Ungleichen Paares" bzw. der "Buhlschaft" entstammt dem Themengebiet der sogenannten "Weibermacht“, eines seit dem Spätmittelalter in verschiedenen Kunstgattungen gängigen Darstellungstopos, der seine Ursprünge bereits in der Antike hat. Er zeigt an unterschiedlichen Beispielen, wie Männer den Reizen einer Frau erliegen und sich freiwillig ihrem Willen unterwerfen. Während in frühen Darstellungen damit vor allem eine moralisierende Belehrung verbunden war, mischte sich schon bald ein mindestens gleichberechtigter Reiz an der Darstellung des Sinnlichen oder gar Verruchtem bei und hinterließ den Betrachter in einem Wechselspiel von Versuchung und warnendem Beispiel.

Besonders in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts erfreuten sich die ungleichen Paare großer Beliebtheit und wurden von Lucas Cranach dem Älteren und seiner Malerwerkstatt ab dem Jahr 1520 in vielen Versionen geschildert, von denen rund 40 überliefert sind. Dabei gleicht jedoch keine der anderen vollkommen. Immer wieder gelingt es Cranach, dem Thema neue Variationen und psychologische Nuancen abzugewinnen.

Lucas Cranach der Ältere zählt nicht nur zu den wichtigsten, sondern zweifellos auch zu den produktivsten Künstlern der Deutschen Renaissance. 1472 im fränkischen Kronach geboren, tritt Cranach ab dem Jahr 1500 im Umkreis der Gelehrten der Wiener Universität erstmals künstlerisch in Erscheinung und wird 1506 zum Hofkünstler des sächsischen Kurfürsten Friedrich III. in Wittenberg bestellt. Durch den Aufbau einer leistungsstarken Malerwerkstatt und unter Zuhilfenahme ökonomischer Arbeitstechniken gelang es ihm in den folgenden Jahrzehnten, den hohen qualitativen und quantitativen Ansprüchen des Hofes nicht nur gerecht zu werden, darüber hinaus sogar konnte er für eine Vielzahl anderer Auftraggeber tätig werden. Cranach stand der Werkstatt rund 44 Jahre vor, woraus ein enormes Œuvre erwachsen ist. Bis heute haben sich ca. 2000 Werke Cranachs, seiner Werkstatt und der ebenfalls dort tätigen Söhne Hans und Lucas der Jüngere erhalten. Die kleine Buchenholztafel, die als Dauerleihgabe der Kunstakademie Düsseldorf in unserem Haus zu sehen ist, zeigt rechts neben dem Mädchenkopf Cranachs typisches Signet, das zum Markenzeichen seiner Werkstatt wurde: eine geflügelte und bekrönte Schlange, die einen Ring im Maul trägt.

Daniel Görres

  • Das ungleiche Paar, um 1530

Abbildungen

Abbildungen vergleichen
  • overall
  • overall
  • overall
  • reverse
  • reverse
  • reverse
  • reverse
  • irr
  • x_radiograph
  • x_radiograph
  • detail
  • detail
  • detail
  • detail
  • detail
  • detail
  • detail
  • detail
  • detail
  • detail
  • detail
  • detail
  • detail
  • conservation

Kunsttechnologische Untersuchung

09. 2011Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Infrarot-Reflektografie
  • irr

Unterzeichnung

- eine Unterzeichnung ist nicht eindeutig sichtbar

[Smith, Sandner, Heydenreich, cda 2012]

  • fotografiert von Ingo Sandner
  • fotografiert von Gunnar Heydenreich

1994Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Infrarot-Reflektografie
  • Röntgengrobstrukturanalyse
  • Lichtmikroskopische Oberflächenuntersuchung
  • x_radiograph
  • x_radiograph
  • detail
  • detail
  • detail
  • detail

Bildträger

- ein Buchenholzseitenbrett, Holzfaserrichtung senkrecht, keine Schadstellen, keine Holzintarsien

- Ober‑ und Unterkante nicht exakt im rechten Winkel zu den Seiten geschnitten

- Standardformat „B“ [Heydenreich 2007 A, 43]

- rückseitig umlaufend acht kleine Kerben, die möglicherweise für eine frühere oder originale Befestigung im Zierrahmen dienten

- Rückseite gedünnt, ursprünglich partielle Wergbeklebung

Grundierung und Imprimitur

- weiße Grundierung

- Grundiergrat umlaufend erhalten, Abstand zwischen 3 und 9 mm vom Tafelrand, d.h. der Auftrag der Grundierung erfolgte in einem Grundier‑ oder dem späteren Zierrahmen, keine Ritzungen sichtbar

- Grundiergrat und Holz umlaufend und teilweise bis zum Tafelrand mit schwarzer Farbe bedeckt

Unterzeichnung

- mittels IR‑Reflektografie keine Unterzeichnung sichtbar

- mittels mikroskopischer Oberflächenuntersuchung im Bereich der Augen der Frau leuchtend rote Farbe unter der Malschicht sichtbar, dies möglicherweise ein Hinweis auf die Verwendung von Rötel als Zeichenmedium

Farbschichten und Metallauflagen

Inkarnate:

Der Kopf des Alten wurde mit wenig bleiweißhaltiger Farbe angelegt (vgl. Röntgenaufnahme), überwiegend mit braunen bis schwarzbraunen Farblasuren modelliert und mit einigen rosa Lichtern fertiggestellt.

Der Kopf des Mädchens erscheint hingegen im Röntgenbild stärker reliefartig, d.h. er wurde unter stärkerer Verwendung von Bleiweiß mehrschichtig geformt. Der Farbauftrag erfolgte sicher streichend und stupfend. Die Lippen sind mit Zinnoberrot und rotem Lack, die Augen mit Schwarz und Weiß gezeichnet. Im Inkarnat sind mikroskopisch u.a. einzelne azuritblaue Pigmente sichtbar.

Der flächig aufgetragene Haarschattenton liegt auf dem schwarzen Hintergrund. Die Haare erscheinen unterschiedlich sicher gezeichnet. Möglicherweise sind die sehr feinen und zuletzt souverän ausgeführten Haarlinien von Cranach d.Ä. über der Anlage eines Werkstattmitarbeiters ausgeführt.

Grünes Gewand:

Das Gewand wurde mit schwarzer Farbe flächig untermalt (keine Ritzungen der Konturlinien erkennbar) und nachfolgend mit intensivem Grün angelegt. Faltenstege erscheinen in hellerer Ausmischung modelliert und mit einer dunklen Lasur verschattet (in Ausmischung mit Schwarz?), d.h. für die Schatten wurde nicht nur die schwarze Untermalung ausgenutzt. Die geschlitzten Ärmel sind zudem mit Weiß gehöht. Auf der opaken grünen Farbe liegt ein halbtransparenter grüner Farblack.

Schwarzes Gewand:

Das schwarze Gewand wurde weitgehend nass in nass modelliert. In die noch frische Farbe ist ein Linienmuster hinein gemalt (sichtbar in der Röntgenaufnahme).

Halsband:

Auf rotbrauner Untermalung (opt. Eisenoxidrot) sind mit gelber, schwarzer und brauner Farbe Schmuckelemente gezeichnet und nachfolgend verschiedene Edelsteine mit grünem und rotem Lack sowie mit Blaupigment (opt. Azurit) gemalt (einziges blaues Detail im Bild).

Oberflächenüberzug:

- neuerer Naturharzfirnis, sehr dick aufgetragen und relativ stark glänzend

Rahmung

- neuer Zierrahmen: profilierter Falzrahmen

  • verfasst von Gunnar Heydenreich

1994Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Röntgengrobstrukturanalyse
  • x_radiograph
  • x_radiograph

Erhaltungszustand

Datum28.12.1994

  • reverse
  • 1994 (Restaurierungszentrum Düsseldorf, GM94.3525)

Zustandsprotokoll:

  • Rückseite mit Zahnhobel geglättet, Eichenholzklötzchen aufgeleimt, die zwei horizontal verlaufenden Einschubleistenaufgeleimt die Führung geben (vermutlich im 19. Jahrhundert)

    Malschicht in sehr gutem Erhaltungszustand

    sehr feines senkrecht ausgerichtetes Craquelé

    verschiedene kleine Kratzer (im Inkarnat des Mädchens und im grünen Gewand)

    leichte Rußablagerungen auf der Tafelrückseite durch Brandschaden

    Verglasung ästhetisch unbefriedigend, Rückseitenschutz fehlt

[Heydenreich, 28.12.1994]

  • verfasst von Gunnar Heydenreich

Restaurierungsgeschichte

Datum28.12.1994

  • 1994 (Restaurierungszentrum Düsseldorf, GM94.3525)

Restaurierungsdokumentation

Durchgeführte Maßnahmen:

Oberflächenreinigung der Rückseite mit Wishab Reinigungsschwamm

  • Oberflächenreinigung der Bildseite mit destilliertem Wasser und Wattefahne

    Schutzverglasung mit Mirogard Protect Magic

  • Montage von Stoßleisten und Rückseitenschutz

[Heydenreich, 28.12.1994]

  • restauriert von Gunnar Heydenreich

Zitieren aus dem Cranach Digital Archive

Eintrag mit Autor
<Autorenname>, 'Das ungleiche Paar', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/DE_SMKP_M2248/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})
Eintrag ohne Autor
'Das ungleiche Paar', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/DE_SMKP_M2248/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})

Helfen Sie uns das Cranach Digital Archive zu verbessern.

Bitte kontaktieren Sie uns, wenn Sie einen Fehler bemerkt haben.