- Zuschreibung
- Lucas Cranach der Ältere (und Werkstatt)
Zuschreibung
Lucas Cranach der Ältere (und Werkstatt) | [Heydenreich, CDA 2011] |
- Datierungen
- um 1530
1525
Datierungen
um 1530 | [Heydenreich, CDA 2011] |
1525 | [Andree, Cat. Düsseldorf 1985] |
- Maße
- Maße Bildträger: 38,8 x 25,7 x 0,5 cm
Maße
Maße Bildträger: 38,8 x 25,7 x 0,5 cm
[Heydenreich 1994]
- Signatur / Datierung
Bezeichnet rechts oben im Hintergrund: nach links ausgerichtetes Schlangensignet mit aufgerichteten Flügeln; in gelber Farbe
Signatur / Datierung
Bezeichnet rechts oben im Hintergrund: nach links ausgerichtetes Schlangensignet mit aufgerichteten Flügeln; in gelber Farbe
- Inschriften und Beschriftungen
Rückseitig auf dem Bildträger: - oben links: Wappensiegel (viergeteilt mit zwei Helmen, oben rechts zwei Lilien, oben links eine …
Inschriften und Beschriftungen
Stempel, Siegel, Beschriftungen:
Rückseitig auf dem Bildträger: - oben links: Wappensiegel (viergeteilt mit zwei Helmen, oben rechts zwei Lilien, oben links eine Figur, unten rechts waagerechte Gliederung, unten links ?)
- links mittig:
Aufkleber "Preußen 341", mit weißer Farbe "2248", mit schwarzer Farbe alte Inventarnummer (unleserlich gemacht)
[Heydenreich, CDA 2011]
- Eigentümer
- Kunstakademie Düsseldorf
- Besitzer
- Museum Kunstpalast, Düsseldorf
- Standort
- Düsseldorf
- CDA ID
- DE_SMKP_M2248
- FR (1978) Nr.
- FR287
- Permalink
- https://lucascranach.org/de/DE_SMKP_M2248/
Provenienz
- 1860 aus der Sammlung des Grafen August von Spee in die Sammlung der Kunstakademie Düsseldorf
- Seit 1932 Dauerleihgabe im Kunstmuseum Düsseldorf / Museum Kunstpalast Düsseldorf
[Heydenreich, CDA 2011]
Ausstellungen
- Düsseldorf 1946, Nr. 3
- Basel 1974
- Frankfurt, London 2007/2008
- Düsseldorf 2017, Nr. 148
Quellen / Publikationen
Erwähnt auf Seite | Katalognummer | Tafel | |||||||||||||||
Exhib. Cat. Düsseldorf 2017 | 247 | No. 148 | |||||||||||||||
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Wismer 2017 | 87 | ||||||||||||||||
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Sandner, Heydenreich, Smith-Contini 2015 | 134, Fn. 42 | ||||||||||||||||
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Exhib. Cat. Frankfurt 2007 | 308-309 | 91 | p. 309 | ||||||||||||||
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Heydenreich 2007 A | 288, 339, 349 | ||||||||||||||||
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Exhib. Cat. Prague 2005 | 84 (English version 35) | under no. 15 | |||||||||||||||
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Bierende 1992 | |||||||||||||||||
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Zacher 1985 | 29 | No. 39 | |||||||||||||||
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Friedländer, Rosenberg 1979 | 127 | No. 287 | Fig. 287 | ||||||||||||||
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Exhib. Cat. Basel 1974/1976 | 566-568 | No. 463 | Fig. 293 | ||||||||||||||
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Cat. Düsseldorf 1962 | 17 | 33 | Fig. 1 | ||||||||||||||
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Peters 1955 | No. 31 | Plate 1 | |||||||||||||||
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Exhib. Cat. Düsseldorf 1946 | 3 | ||||||||||||||||
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Friedländer, Rosenberg 1932 | 235A | ||||||||||||||||
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Klapheck 1928 | 31, 38 | ||||||||||||||||
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Cat. Düsseldorf 1901 | No. 35 | ||||||||||||||||
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Cat. Düsseldorf 1883 | 71 | ||||||||||||||||
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Cat. Düsseldorf 1880 | No. 151 | ||||||||||||||||
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Cat. Düsseldorf 1862 | No. 141 | ||||||||||||||||
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Forschungsgeschichte / Diskussion
"Das Mädchen in grünem Samtkleid; der Alte, der eine Kette anbietet, in schwarzem Kleid mit Pelz."
"Das Motiv des ‚Alten Mannes mit der jungen Dirne‘ oder der ‚Alten Frau mit dem jungen Liebhaber‘ leitet sich bei Cranach wohl von seinem Hofmaler-Vorgänger Jacopo de‘ Barbari her (Gemälde von 1503 im Museum von Philadelphia, John G. Johnson Coll.; Th. v. Frimmel, Zur Methodik und Psychologie des Gemäldebestimmens, München/Leipzig 1905, S. 56f.: Barbari stand 1503-1505 vor Cranach im Dienst des sächsischen Kurfürsten, und wie leicht „kann Cranach, der ja immer ein wenig nach dem Süden schielte, auch wenn er durch sein Geschick im deutschen Vaterlande festgehalten wurde, von der Komposition des italienischen Meisters zu seinen Bildern mit dem verliebten Alten angeregt worden sein. Hat der doch auch einen Christus nach Jocopo de Barbari copirt“ – Nr. 304; W.L.M. Burke, in: The Art Bulletin, XVIII, 1936, S. 48, Anm. 31) oder/und von dem durch Leonardo geprägten (Nr. 464) und in den Niederlanden durch Massys aufgegriffenen, allerdings komplexeren und darum nicht ganz naheliegenden Typus (M.J. Friedländer, Die altniederländische Malerei, VII, Berlin 1929, S. 63: „Massys hat in den Niederlanden als der erste, soweit wir sehen, diesen Typus entwickelt, wahrscheinlich durch Lionardo-Karikaturen angeregt. Cranach aber mag durch Massys angeregt worden sein“; zu Massys: La Chronique des Arts, Nr. 1237, Febr. 1972, Abb. S. 80; vgl. G. Marlier, Erasme et la peinture flamande de son temps, Brüssel 1954, S. 229, Abb. 39). Von Barbari formuliert war möglicherweise eine Darstellung des von einem Narren verspotteten greisen Liebhabers im Wittenberger Schloss, die bereits in einer Beschreibung von 1507 bezeugt ist (S. 213f.). Dazu kam aber auch eine Bildtradition der deutschen Kunst (Nr. 465f., ausserdem Dürers Kupferstich B.93 und z.B. eine Zeichnung von Niklaus Manuel). Der deutsche Humanist Jakob Locher Philomusus (vgl. S. 145) schrieb ein im Stile des Plautus gehaltenes "drama de sene amatore": komödiantisches Antikisieren entsprechend dem (fast unmerklichen) Italianisieren Cranachs."
[Koepplin, Exhib. Cat. Basel 1974-1976, 567-568]
"Das Thema des „ungleichen Liebespaares“ wurde zu einem Dauerbrenner in der Cranach-Werkstatt; über vierzig Fassungen davon sind bekannt. Aus einer Abrechnung von 1540 erfahren wir die zeitgenössische Benennung dieser Bilder: Damals lieferte Lucas Cranach zwei Tafeln mit „Buhlschaften“ für das Torgauer Schloss. Das Sujet existierte bereits im 15. Jahrhundert und war vor allem in der Druckgrafik beliebt; doch hat der Wittenberger Meister es in einzigartiger Weise weiterentwickelt und verfeinert. Zuvor beschränkten sich die Ausdrucksmittel zu diesem Themenkreis auf recht eindeutige Gesten: Der alte Mann fasst der jungen Frau an den Busen oder wir auf ähnlich resolute Art handgreiflich, während sie sich aus seiner Geldbörse bedient. Auch bei Cranach kommt diese Standardformulierung vor; darüber hinaus aber lotet er die psychologische Tiefe des Themas aus und spielt es in zahlreichen Facetten durch.
So geht das sehr junge Mädchen im grünen Samtrock auf der Düsseldorfer Tafel dem beinahe zahnlosen und fast kahlköpfigen Greis im wahrsten Sinne des Wortes um den Bart, den sie mit beiden Händen krault, wobei Gestik und Gesichtsausdruck jedoch verraten, dass sie keine wirkliche Begeisterung zu dieser Zärtlichkeit veranlasst. So wie das schüttere graue Haar des Alten mit ihrem offen getragenen hüftlangen dunkelblonden Locken kontrastiert, so entgegengesetzt ist auch die Reaktion des Mannes auf die unterkühlten Emotionen der Frau. Mit lüsternem Grinsen stiert der Alte auf seine Beute, der er die breite Pranke seiner Linken um die Taille gelegt hat. Freilich ist er erfahren genug, um zu wissen, dass er sich mangels Attraktivität die Liebe des jungen Mädchens erkaufen muss; deswegen hält er im Vordergrund schon eine doppelte feingliedrige Goldkette bereit, die zugleich dem Betrachter augenfällig präsentiert wird."
[Brinkmann. Exhib. Cat. Frankfurt 2007, 308]
Lucas Cranach der Ältere (1472–1553) und Werkstatt
Das ungleiche Paar, um 1530
Laut einem Rechnungsbeleg des Jahres 1540 erhält der Wittenberger Maler und Graphiker Lucas Cranach der Ältere eine Bezahlung für geleistete Dienste, genauer für "zwo taffeln, daruff zwo bulschaften gemalt". Cranach werden für die beiden Gemälde auf Holz - nichts anderes ist mit den "zwei Tafeln" gemeint - 23 Gulden und 17 Groschen gezahlt, ein Betrag der im Sachsen des 16. Jahrhunderts ungefähr dem Viertel eines jährlichen Professorengehalts entsprach. Die Quelle berichtet auch, welcher Bildgegenstand hier so hoch geschätzt wurde: die Darstellung zweier "Buhlschaften". Dieser heute kaum mehr gebräuchliche Begriff bezeichnet ein Liebesverhältnis und besaß dabei schon immer eine erotische Konnotation, die in diesem kleinformatigen Gemälde Cranachs eine besonders aufschlussreiche Formulierung findet. Geld wird auch hier eine Rolle spielen.
Vor dunklem Hintergrund schildert Cranach eine auf den ersten Blick ungewöhnliche Liebesbeziehung, trennt die beiden Partner doch ein großer Altersunterschied. Ein betagter Mann hält eine junge, schöne Frau im Arm. Seine pelzbesetzte Schaube und der schwarze, breitkrempige Hut, unter dem graues, schütteres Haar hervor lugt, zeugen vom Reichtum des Trägers. Der lüsterne Blick und vor allem sein zahnloses Lächeln verraten die Freude über sein attraktives Gegenüber. Die junge Frau trägt ein geschnürtes, tief dekolletiertes Kleid aus grünem Samt mit goldenen Brokatbändern. Ihr offenes Haar fällt in langen, rotblonden Locken über die Schultern hinab und berührt sanft die grobe Hand des Alten an ihrer Taille. In einer kompositorisch geschickten Umkehrung lässt Cranach wiederum die Hände der Frau das Haar des Mannes umspielen, indem sie den grauen Bart des Alten krault. Ihr spöttischer Blick lässt aber erahnen, dass diese Zuneigung nur oberflächlich ist. Der helle Ton ihrer Haut steht in deutlichem Kontrast zum bräunlichen Inkarnat des Mannes. Das Paar könnte kaum gegensätzlicher geschildert werden, weshalb dieses Bildthema heute meist als "Ungleiches Paar" betitelt wird. Cranach präsentiert dem Betrachter jedoch auch, was diese Gegensätze verbindet: In seiner rechten Hand und für den Betrachter offensichtlich hält der Alte eine goldene Kette, die er der Frau für ihre Zuneigung in Aussicht stellt. Schon bald soll sich die Kette zu dem edelsteinbesetzten Reif gesellen, der bereits ihren Hals schmückt.
Die hier gezeigte Darstellung des "Ungleichen Paares" bzw. der "Buhlschaft" entstammt dem Themengebiet der sogenannten "Weibermacht“, eines seit dem Spätmittelalter in verschiedenen Kunstgattungen gängigen Darstellungstopos, der seine Ursprünge bereits in der Antike hat. Er zeigt an unterschiedlichen Beispielen, wie Männer den Reizen einer Frau erliegen und sich freiwillig ihrem Willen unterwerfen. Während in frühen Darstellungen damit vor allem eine moralisierende Belehrung verbunden war, mischte sich schon bald ein mindestens gleichberechtigter Reiz an der Darstellung des Sinnlichen oder gar Verruchtem bei und hinterließ den Betrachter in einem Wechselspiel von Versuchung und warnendem Beispiel.
Besonders in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts erfreuten sich die ungleichen Paare großer Beliebtheit und wurden von Lucas Cranach dem Älteren und seiner Malerwerkstatt ab dem Jahr 1520 in vielen Versionen geschildert, von denen rund 40 überliefert sind. Dabei gleicht jedoch keine der anderen vollkommen. Immer wieder gelingt es Cranach, dem Thema neue Variationen und psychologische Nuancen abzugewinnen.
Lucas Cranach der Ältere zählt nicht nur zu den wichtigsten, sondern zweifellos auch zu den produktivsten Künstlern der Deutschen Renaissance. 1472 im fränkischen Kronach geboren, tritt Cranach ab dem Jahr 1500 im Umkreis der Gelehrten der Wiener Universität erstmals künstlerisch in Erscheinung und wird 1506 zum Hofkünstler des sächsischen Kurfürsten Friedrich III. in Wittenberg bestellt. Durch den Aufbau einer leistungsstarken Malerwerkstatt und unter Zuhilfenahme ökonomischer Arbeitstechniken gelang es ihm in den folgenden Jahrzehnten, den hohen qualitativen und quantitativen Ansprüchen des Hofes nicht nur gerecht zu werden, darüber hinaus sogar konnte er für eine Vielzahl anderer Auftraggeber tätig werden. Cranach stand der Werkstatt rund 44 Jahre vor, woraus ein enormes Œuvre erwachsen ist. Bis heute haben sich ca. 2000 Werke Cranachs, seiner Werkstatt und der ebenfalls dort tätigen Söhne Hans und Lucas der Jüngere erhalten. Die kleine Buchenholztafel, die als Dauerleihgabe der Kunstakademie Düsseldorf in unserem Haus zu sehen ist, zeigt rechts neben dem Mädchenkopf Cranachs typisches Signet, das zum Markenzeichen seiner Werkstatt wurde: eine geflügelte und bekrönte Schlange, die einen Ring im Maul trägt.
Daniel Görres