Christus segnet die Kinder

Christus segnet die Kinder

Titel

Christus segnet die Kinder

[Cat. Leipzig 2006, 125]

Malerei auf Holz

Material / Technik

Malerei auf Holz

[Cat. Leipzig 2006, 125]

Den Mittelgrund des Gemäldes nimmt eine dicht gedrängte Gruppe von Frauen mit kleinen Kindern ein, die sich um Jesus scharen. Rechts hinter einer Brüstung stehen die Jünger. In der Lücke zwischen diesen beiden Gruppen führt der Blick in eine hügelige Landschaft, aus der sich weitere Frauen mit Kindern nähern. Im

Den Mittelgrund des Gemäldes nimmt eine dicht gedrängte Gruppe von Frauen mit kleinen Kindern ein, die sich um Jesus scharen. Rechts hinter einer Brüstung stehen die Jünger. In der Lücke zwischen diesen beiden Gruppen führt der Blick in eine hügelige Landschaft, aus der sich weitere Frauen mit Kindern nähern. Im Hintergrund erheben sich felsige, teilweise bewaldete Berge mit Burgen, am Fuß des zweiten Berges von rechts eine befestigte Stadt.

Im Vordergrund kniet betend die Familie, der das Epitaph gewidmet ist. Sie ist von den biblischen Gestalten durch eine dunkel verkleidete Brüstung getrennt, die nur an einer Stelle unterbrochen ist: Hier steht Jesus, der so die Trennung zwischen biblischem Geschehen und den Menschen des 16. Jahrhunderts überschreitet.

[Ulrike Dura, Cat. Leipzig 2006, 125]

Zuschreibung
Nachahmer von Lucas Cranach dem Jüngeren

Zuschreibung

Nachahmer von Lucas Cranach dem Jüngeren

[Cat. Leipzig 2006, 125]

Datierung
nach 1551

Datierung

nach 1551

[Cat. Leipzig 2006, 125]

Maße
Maße Bildträger: 124 x 171 cm

Maße

  • Maße Bildträger: 124 x 171 cm

  • [Cat. Leipzig 2006, 125]

Signatur / Datierung

Keine

Inschriften und Beschriftungen

Schriftfeld oben: "Zu der Zeit brachten sie kindlin zu Jhesu, das ehr sie solt anriren aber die junger be

Inschriften und Beschriftungen

Inschriften, Wappen:

  • Schriftfeld oben:

  • "Zu der Zeit brachten sie kindlin zu Jhesu, das ehr sie solt anriren aber die junger be

  • draueten die so sie brachten. Do das Jhesus sahe vordros in und sprach zu in: last die

  • kindlin zu mir kummen und weret in nicht den solcher ist das himmelreich warlich

  • ich sage euch wer nicht das reich gottes nimpt wie ein kindlin der wirt nicht

  • hinein kummen und er hertzet sie und leget die hende auf sie und segenet sie."

  • Schriftfeld unten:

  • "Ess ist in gott vorscheide[n] der

  • erbar hans nopel. Auff 29. April des

    1. jars. got gebe ime und uns
  • allen eine frülige aufferstehung."

  • Unten links über den beiden Kindern in Totenhemden:

  • "hans nopel seines alters 8 tag"

  • "[...] seines alters 14 tag"

  • "gerhart nopel seines alters 2 tag"

  • Rechts von Christus über und zwischen den knienden Mädchen:

  • "Welcher ist umb unser sunde willen dahin

  • gegeben und umb unser gerechtigkeit

  • willen aufferwecket. Roma. 4."

  • Unter dem Kind im Totenhemd rechts unten:

  • "Anna nopel ires alters 5 tag"

  • [Cat. Leipzig 2006, 125]

Eigentümer
Stadtgeschichtliches Museum, Leipzig
Besitzer
Stadtgeschichtliches Museum, Leipzig
Standort
Leipzig
CDA ID
DE_SML_kK15
FR (1978) Nr.
FR-none
Permalink
https://lucascranach.org/de/DE_SML_kK15/

Provenienz

Nach 1870 wurde das in einzelne Stücke zersägte Epitaph wiederentdeckt [...]. Die Teile dienten damals als Treppeneinfassung zur Orgelempore der alten Johanniskirche.

[Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, 2012]

Quellen / Publikationen

Erwähnt auf Seite Katalognummer Tafel
Exhib. Cat. Gotha, Kassel 2015 202
Herausgeber/inJulia Carrasco, Justus Lange, Stiftung Schloss Friedenstein, Gotha, Benjamin D. Spira, Timo Trümper
TitelBild und Botschaft. Cranach im Dienst von Hof und Reformation, [Gotha, Herzogliches Museum; Kassel, Gemäldegalerie Alte Meister, Schloss Wilhelmshöhe]
Ort der VeröffentlichungHeidelberg
Jahr der Veröffentlichung2015
Cat. Leipzig 2006 125-126
Autor/inVolker Rodekamp
TitelLeipzig original: Stadtgeschichte vom Mittelalter bis zur Völkerschlacht. Katalog zur Dauerausstellung des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig im Alten Rathaus. Teil I
Ort der VeröffentlichungAltenburg
Jahr der Veröffentlichung2006
Magirius et al. 1995 840
Autor/inHeinrich Magirius, Hartmut Mai, Thomas Trajkovits, Winfried Werner
Herausgeber/inLandesamt für Denkmalpflege Sachsen
TitelDie Bau- und Kunstdenkmäler von Sachsen. Stadt Leipzig. Die Sakralbauten I. Mit einem Überblick über die städtebauliche Entwicklung von den Anfängen bis 1989
Ort der VeröffentlichungMunich, Berlin
Jahr der Veröffentlichung1995
Kramm 1981 162-163
Autor/inHeinrich Kramm
TitelStudien über die Oberschichten der mitteldeutschen Städte im 16. Jahrhundert
Band1
Ort der VeröffentlichungCologne, Vienna
Jahr der Veröffentlichung1981
Fischer 1978 263
Autor/inGerhard Fischer
TitelAus zwei Jahrhunderten Lepziger Handelsgeschichte 1470-1650
Ort der VeröffentlichungLeipzig
JahrgangRe-issue
Jahr der Veröffentlichung1978
Gurlitt 1895 160-161
Autor/inCornelius Gurlitt
TitelBeschreibende Darstellung der Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. Stadt Leipzig
Band1
Ort der VeröffentlichungDresden
Jahr der Veröffentlichung1895
Stepner 1675 869
Autor/inSalomon M. Stepner
TitelInscriptiones Lipsienses. Das ist Verzeichnis allerhand denkwürdiger Überschriften, Grab- und Gedächtnismahle in Leipzig
Ort der VeröffentlichungLeipzig
Jahr der Veröffentlichung1675

Forschungsgeschichte / Diskussion

Das Epitaph aus der Alten Johanniskirche ist dem Gedächtnis des Hans Nopel und seiner Familie gewidmet, wie die Inschriften zweifelsfrei belegen. Es stellt die biblische Szene der Kindersegnung durch Christus dar, der die Kinder zu sich kommen lässt, nachdem seine Jünger sie als unverständig und störend wegschicken wollten: Lasset die Kinder zu mir kommen, und wehret ihnen nicht (Markus 10-16 u. a.).

[…]

Die dargestellte Familie besteht aus zwei Frauen mit Trauerbinden, drei älteren Mädchen, drei weißgekleideten Kleinkindern und dem Familienvater im Mantel mit Pelzkragen. Zu ihm gehört die untere golden unterlegte Inschrift. Es handelt sich um Hans Nopel, der gemeinsam mit seinem Bruder Barthel im Seidenhandel tätig war, außerdem ab 1548 Ratsherr und Besitzer eines Grundstücks in der Katharinenstraße. Nopel starb 1551. Er war Nachfahre eines im 15. Jahrhundert aus Halle eingewanderten Kramermeisters, die Familie stellte wiederholt Ratsherren und Stadtrichter.

Außer ihm sind die drei Kleinkinder ebenfalls inschriftlich mit Namen und Sterbealter bezeichnet, erwähnt ist ein vierter verstorbener Säugling, die Inschriften bei den älteren Mädchen und Frauen aber fehlen. Stepner verzeichnet eine weitere Inschrift zur Ehefrau Margarethe, verstorben 1560, und eine zu einem 11-jährigen Sohn Hans. Diese Inschriften befanden sich möglicherweise außerhalb des Gemäldes. Der Quellenüberlieferung zufolge war Hans Nopel nur einmal verheiratet, seine Frau war eine geborene Brandmüller. Aus dieser Ehe gingen viele Kinder hervor, von denen einige frühzeitig starben, einige die Eltern lange überlebten. Bei der zweiten Frau mit Trauerbinde wird es sich also um eine der älteren, zur Entstehungszeit des Epitaphs bereits verheirateten Töchter handeln. Bemerkenswert ist die besondere Berücksichtigung der im Alter von wenigen Tagen verstorbenen Kinder. Der Zusammenhang mit dem Bildthema der Kindersegnung Christi ist offensichtlich. Die Verbindung des Bildthemas mit persönlichen Lebenserfahrungen der Dargestellten ist für die Epitaphkunst in dieser Deutlichkeit selten. In ihr spiegelt sich auch die gesteigerte Wertschätzung der Familie im Luthertum, die als Hort der rechten Glaubensunterweisung aufgewertet wurde. Die früh verstorbenen Kinder gehören zur Familie dazu, sie werden in das Totengedenken einbezogen.

Überhaupt ist das Bildthema der Kindersegnung Jesu erst durch Lucas Cranach zu einem wichtigen Motiv kirchlicher Kunst geworden. Es bekräftigt die Bedeutung der Kindertaufe für das lutherische Bekenntnis, als Glaubensbekenntnis der Eltern vor und in der Gemeinde, aber auch in Abwehr von Strömungen, die für die Erwachsenentaufe plädierten (Wiedertäufer). Während Cranach d. Ä. für die Szene eine Komposition aus Halbfiguren entwickelte, ist die Szene mit Ganzfiguren vor einer Landschaft wie beim Nopel-Epitaph auf Cranach d. J. zurückzuführen.

Wie bei dem Gemälde "Das Opfer des Elias" (Inv.-Nr. Kirchliche Kunst Nr. 14) liegt auch hier ein Beispiel für die Übertragung einer als "typisch" lutherisch empfundenen Bilderfindung Cranachs in das Medium des Epitaphs vor. Das Bekenntnishafte dieser Themenwahl wird noch verstärkt durch den engen Bezug des Themas zum persönlichen Schicksal der Familie, zu deren Gedächtnis das Epitaph diente.

Seine Entstehungszeit bald nach 1551 macht es unwahrscheinlich, dass es von vornherein für die Johanniskirche bestimmt war. Diese war 1547 bei der Belagerung Leipzigs stark beschädigt und erst 1582-84 neu erbaut worden. Zur Entstehungszeit des Gemäldes in den 1550er Jahren war die Kirche nicht benutzbar. 1870 barg der Leipziger Geschichtsverein das Bild aus der Kirche, in einzelne Stücke zersägt, es hatte als Treppeneinfassung zur Orgelempore der Kirche gedient.

[Ulrike Dura, Cat. Leipzig 2006, 125-126]

  • Christus segnet die Kinder, nach 1551

Abbildungen

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  • overall

Kunsttechnologische Untersuchung

1997 - Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Infrarot-Reflektografie

Unterzeichnung

Eine Untersuchung der Tafel [...] ergab für den hinter Balthasar Hoffmann Knienden den eindeutigen Nachweis der späteren Hinzufügung, da sich darunter ehemals ein drittes Kleinkind befunden hat, und auch die äußerste Figur links deutet auf eine Ergänzung. In der Frauengruppe rechts sind dem Anschein nach die beiden jungfräulichen Gestalten nachträglich eingefügt, jedoch ist nicht zu erkennen, welche der zwei durch Mundbinde als verstorben gekennzeichneten Ehefrauen zusätzlich "hineingemalt" worden ist. Die Anordnung der Wappen macht deutlich, dass zunächst nur die beiden einander symmetrisch zugeneigten - die traditionelle Form der Ehewappen - vorhanden waren, und zwar links dasjenige Balthasar Hoffmanns und daneben das der Familie Wiedemann für die zweite Ehefrau Magdalena Wiedmann.

[Susanne Heiland, Exhib. Cat. Leipzig 1997, 90]

Zitieren aus dem Cranach Digital Archive

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<Autorenname>, 'Christus segnet die Kinder', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/DE_SML_kK15/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})
Eintrag ohne Autor
'Christus segnet die Kinder', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/DE_SML_kK15/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})

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