Bildträger
Untersuchungsmethoden:
- makroskopische und mikroskopische Untersuchung, durchgeführt von Dipl. Rest.
Undine Köhler (LEICA MS 5; f=100; Vergrößerungseinstellung am Mikroskop: 0,6 - 4;
Vergrößerung: 60 - 400 fach)
- UV Untersuchung
- IRR Aufnahme (Schmidt, 2010)
- Röntgenaufnahme (Schmidt, 2010)
- Dendrochronologische Untersuchungsbericht (Klein, 1989):
Holztafel: (alle herstellungstechnischen Details)
Er besteht aus einem tangential geschnittenen, kernnahen Fichtenholzbrett mit einer Höhe von 52,4 cm auf der rechten und 52,5 cm auf der linken Seite und einer Breite von 36,3 cm am unteren, 36,2 cm am oberen Tafelrand sowie einer Tafelstärke von 0,6 cm. Die Holzfaser verläuft in vertikaler Richtung. Im Röntgenbild sowie auf der Tafelrückseite ließ sich in der linken Tafelhälfte (vorderseitig gesehen) etwa mittig ein Astansatz mit einem Durchmesser von 0,8 cm erkennen, der belassen wurde. In der rechten Tafelhälfte befinden sich zwei viereckige Aussetzungen ober- und unterhalb der Bildmitte (der obere mit einer H: 6,5 cm, B: 0,5 cm; unterer H: 7,2 cm, B: 1,4 cm). Sie wurden durchgehend ausgeführt und die Bereiche rückseitig mit aufgeleimten Wergfasern gegen ein Herausfallen gesichert. Rückseitig lässt sich an der Unter- und Oberseite eine leichte Abfasung der Tafel erkennen. An der Unterseite misst sie im breitesten Bereich etwa 2 cm, an der Oberseite sind es nur 0,8 cm.
Die originale Rückseite hat sich nicht erhalten.
Grundierung und Imprimitur
Vorleimung:
Eine Vorleimung des hölzernen Bildträgers ließ sich weder mit dem bloßen Auge noch mit
Hilfe des Mikroskops feststellen, ist aber zu vermuten.
Grundierung:
Eine weiße, porige Schicht, vermutlich handelt es sich hierbei um einen Leim-Kreide-Grund, befindet sich als Grundierung auf dem hölzernen Bildträger, wie im oberen Randbereich unter dem Mikroskop deutlich zu erkennen.
Imprimatur:
Darüber liegt eine dünnere, weiße Bleiweißschicht, die Imprimitur, die sich in Fehlstellen im Randbereich, aber auch im Röntgenbild anhand einer weißen Absorption zeigt. Es lässt sich ein streifiger Auftrag, mit stark wechselnden Auftragsrichtungen, erkennen.
Im rechten Schulterbereich verlaufen diagonal von r.o. nach l.u. leicht vertiefte Linien im Abstand von ca. 0,1 cm in der Grundierung. Sie sind mit bloßem Auge im Streiflicht zu sehen und zeichnen sich auch im Röntgenbild als weiße Linien ab. Es könnte sich hierbei um Schleifspuren handeln.
Unterzeichnung
Anlage der Komposition:
Die Unterzeichnungslinien sind in hellen Bildpartien (Inkarnat, Kleidung) mit bloßem Auge durch die dünne Malschicht und bei der Infrarotuntersuchung sichtbar. Sie wurden augenscheinlich auf der weißen Grundierungsschicht mit einem schwarzen
flüssigen Material in allen Bildbereichen ausgeführt, wie die IRR Aufnahme zeigt. Darüber
befindet sich vermutlich eine ganzflächig ausgeführte, bleiweißhaltige Imprimitur. Zwei Linienstärken sind zu erkennen, die eine misst 0,1 cm bis 0,2 cm und die andere nur 0,05 cm. Die stärkeren Linien lassen sich eher bei Konturen der Kleidung finden, wohingegen die dünneren Unterzeichnungslinien im Gesicht verwendet wurden. Bei den breiteren Unterzeichnungslinien variiert die Linienstärke, sie laufen spitz aus und Farbmaterial sammelt sich an Anfangs- oder Endpunkten. Bei den dünneren Linien fällt die nahezu gleich bleibende Linienstärke auf. Die Linien im Gesicht könnten mit Hilfe eines Übertragungsverfahrens entstanden sein. Dafür spricht der Versatz an der Nasenspitze oder den Pupillen sowie die exakte Linienführung beispielsweise im Bereich der Augen.
Farbschichten und Metallauflagen
Der Künstler begann sein Malen mit der Anlage der Inkarnate. Als flächig aufgetragener
Grundton wählte er einen hellen Hautton, den er aus Bleiweiß, wie im Röntgenbild zu erkennen, wenig rotem Pigment sowie geringen blauen und schwarzen Pigmentanteilen mischte. Zu erkennen war ein Aufstreichen dieses Grundtons über die Umrisse der Unterzeichnung hinaus und ein Begrenzen des Inkarnats durch die Farbe des blauen Himmels beziehungsweise des goldene Kragens am Kleid und durch das Kopftuch. Die Modellierung des Inkarnats folgte erst nach einer Trockenzeit, in welcher der Künstler in anderen Bildpartien weiter arbeitete. Der Himmel wurde mit einer grauen Farbe untermalt. Das Himmelsblau, bestehend aus einer variierenden Mischung von Blauem und weißem Pigment, entstand nach der Anlage des Inkarnats und reicht bis unter die grüne Vegetation des Hintergrundes. Das Kopftuch schuf der Künstler nach der Gestaltung des Himmels und des Inkarnats, aber vor der Vergoldung im Kragen des Kleides. Das Weiß wurde mithilfe eines geringen Anteils von blauem, rotem und schwarzem Pigments gebrochen. Eine schwarze Untermalung wurde im Bereich des grünen Hintergrundes und der Bäume aufgetragen, die der farblichen Differenzierung in der Gestaltung der darüber folgenden Farbfläche dient.
Es folgte in der maltechnischen Ausführung die erste Anlage des Kleides mit dem Auftrag
einer orangeroten Grundfarbe. Im Übergang vom goldenen Kragen zum roten Kleid und auch von Kleid zum grünen Hintergrund auf der rechten Seite wurde eine weiße Schicht pastos aufgetragen, welche durch ihre Erhabenheit die Abgrenzung der aneinander stoßenden Flächen verstärkt. Auch im Tuch wurden die zu vergoldenden Flächen erst mit einem rotbraunen, leicht transparenten Farbauftrag versehen. Es handelt sich dabei nicht um ein eingetöntes Anlegeöl, da die Vergoldung nicht der Form des roten Farbauftrages folgt. Er zog mit schwarzer Farbe die Konture und Ornamente. Auf dem hellen Rot trug der Künstler das Anlegeöl auf und Vergoldete darüber. In den Randbereichen der vergoldeten Flächen ließen sich Weißhöhungen erkennen, so dass im Anschluss die Faltenhöhen im Kleid mit weißer, pastoser Farbe ausgeführt wurden. Über der gesamten Fläche des Kleides liegt abschließend aufgetragen ein dunkelroter Farblack. Im
Zusammenhang mit dem Auftrag des Farblacks wurden mit großer Wahrscheinlichkeit auch die dunkelroten Ornamente auf den vergoldeten Flächen ausgeführt. Nach einer Trockenzeit folgten mit schwarzer Farbe die Konturen und Ornamente auf dem Gold sowie die schwarzen Faltenpartien auf dem roten Kleid. Zeitgleich malte der Künstler vermutlich auch die blauenn Steine auf den Ringen.
Der Künstler modellierte das weiße Tuch, indem er zum einen in den Höhen Bleiweiß pastos auftrug und zum anderen in den Schatten ein Graubraun, gemischt aus rotem, weißem, schwarzem und braunem Pigment, setzte. Dieser Schattenton gleicht dem des Inkarnats, so dass anzunehmen ist, dass er in diesem Zusammenhang auch diese Partien modellierte. Ein unterschiedlich deckender Farbauftrag ermöglichte dem Künstler eine feine Modellierung. Die weitere Ornamentgestaltung führte er erst nach dem Modellieren der Inkarnate aus.
Zusammen mit den Inkarnatsflächen schuf der Künstler die Augen, die Nase und den Mund. Zur Modellierung der Inkarnate trug er einen roten oder braunen Hautton auf. Mit dem braunen Inkarnatston schuf er die Kontur der Nase. Bei den Augen führte er die Pupillen sowie die obere Augenkonturen und die Wimpernkränze mit schwarzer Farbe aus, ehe er mit brauner Farbe die Iris und mit einem Hellblau das Augeninnere sowie die Lichtpunkte malte. Zur Betonung der Lidinnenfläche setzte er einen helles Rosa, das er auch entlang des Unterlids nutzte, und differenzierte es durch den Auftrag eines dunkleren Rots. Der Mund schuf er auf einer hellroten Grundfläche und modellieren darauf mit einer rosa beziehungsweise dunkelroten Farbe. Zum Abschluss trug er die Mittelkontur mit Schwarz und einem variierendem Pinselduktus auf. Das Inkarnat der Hände wurden wie das des Gesichts mit einem braunen oder hellroten Ton modelliert und mit Braun wurden die Konturen der Finger gemalt.
Der Künstler begann im Hintergrund beider Tafelseiten auf der schwarzen Untermalung mit den dunkelgrünen Bereichen der Bäume beziehungsweise der Grasflächen. Es wurde eine kräftig grüne Farbe wohl flächig aufgetragen und auf dieser mit Bleiweiß die einzelnen Blattformen gemalt. Über der gesamten Fläche befindet sich eine dunkelgrüne Farblasur. Die daran angrenzende hellgrüne Farbfläche der mittleren Partie auf der linken Seite führte er erst nach einer Trockenzeit aus, da sich die Farben nicht mischten. Als Untergrund diente hier eine grüne Farbe auf der eine helle Farbschicht folgte aus einer Mischung von weißem, blauem, schwarzem und partiell auch gelbem Pigment. Die Dunkelheiten wurden mit einer lasierend aufgetragenen, schwarzen Farbe darüber gelegt. Die Farben mischten sich partiell.
Danach wurden auf beiden Tafelseiten mit einem pastos aufgetragenem Bleiweiß die ersten Felsenformen angelegt und im Anschluss mit der blauen Farbe modelliert. Die blaue Farbe der Berge auf beiden Tafelseiten wurde über die Ränder der schwarzen Untermalung der Vegetation aufgetragen, aber vor dem Aufstreichen der flächig ausgeführten grünen Lasurfarbe der Vegetation. Auf der linken Seite folgte zum Modellieren der Auftrag einer dunkelbraunen Farbe, die sich partiell mit den anderen in diesem Bereich mischte. Das Braun des Stammes und der Äste, gemischt aus einem braunen Pigment mit schwarzen und roten Pigmentanteilen, auf der linken Tafelseite malte der Künstler vor dem Auftrag der blauen Berge. Die hellere Farbe des mittleren Hintergrundes liegt über dem Braun des Stammes.
Das Grün der rechten Grasfläche wurde von außen auf die Fläche des Stamms gezogen.
Auf den partiell schwarz untermalten Bereichen der Blattkrone wurden mit Bleiweiß, in
teils recht pastoser Ausführung, die Blattformen angegeben, vereinzelt ließ sich auch der Auftrag mit einer grünen Farbe, vermutlich Kupfergrün, finden und über die gesamte Fläche eine dunkelgrüne Farblasur gelegt. Auf die noch frische Farbe wurden mit einem gebrochenen warmen, weißen Farbton einzelne Äste und die Modellierung auf dem Stamm ausgeführt. Der Baum auf der rechten Tafelseite wurde direkt, ohne eine schwarze Untermalung, auf dem Himmelsblau ausgeführt. Mit einer recht bindemittelreichen braunen Farbe, die in ihrer Zusammensetzung der des anderen Baumes gleicht, malte der Künstler den Stamm und die Äste. In den Blattbereichen ließen sich bei mikroskopischer Vergrößerung grüne Farbpartikel in der braunen Farbe erkennen, was belegt, dass diese Blätter ursprünglich grüner gemalt worden. Mit Weiß wurde der Stamm modelliert.
Auf der rechten Seite liegt das Rot des Dachs über dem Grün der Bäume und das deckend aufgetragene Weiß liegt darüber. Demnach wurde das Haus nach der Vollendung der Bäume gemalt.
Eine dunkelrote Farblasur trug der Künstler nach dem Fertigstellen des grünen Hintergrundes am Rande ihres rechten Ärmels auf. Vermutlich zum Abschluss seiner Arbeiten zog der Künstler mit schwarzer Farbe die Konturen am Kleid, partiell en Händen, der Ringe, am Gürtel und Kragen.
Rahmung
Material und Technik:
Plattenrahmen aus Holz mit einem schmalen inneren Rundstab, äußerer Abschluss durch breiteren Rundstab; Schwarz gefasst, in Mitte und Ecken mit Gold schablonierte florale Ornamente
Rahmenmaße: H: 62,5 cm B: 47,3 cm T: 5,5 cm
Inv.-Nr.: 93.248
- verfasst von Undine Köhler