Ein Ungleiches Paar

Das Thema des Ungleichen Paares besitzt eine lange Tradition in der westlichen Kultur, vor allem innerhalb der Literatur. Es tritt in den bildenden Künsten nicht vor dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts auf und erreichte den Höhepunkt seiner Verbreitung während der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, vor allem in Deutschland und Flandern. An diese Tradition anknüpfend wird die Frau als gefährliches Wesen gezeigt, als Quell der Sünde und Erniedrigung, des Verderbens und Todes. Das Thema, dessen Wurzeln im Mittelalter zu finden sind, wurde später vielfach variiert.

Die vorliegende Version ist rückseitig signiert und datiert, obwohl es zusätzlich die typische Signatur des Künstlers neben dem Arm des Mädchens zeigt: ein kleiner Drache mit aufrecht stehenden Flügeln. Die Tafel besitzt ein kleines, vertikales Format und zeigt das Paar in Dreiviertelansicht vor einem unstrukturierten Hintergrund, der keinen Hinweis darauf gibt, wo sich die Szene zuträgt. Ein ungestümer alter Mann, eingenommen vom weiblichen Charme, wird von dem jungen Mädchen bestohlen. Ohne Probleme kann sie in seine Tasche greifen und verfällt in freudiges Gelächter darüber. Das Thema des Ungleichen Paares gehört zu den bevorzugten Themen Cranachs, da es ihm eine Gelegenheit bot, einen moralisierenden Blickwinkel zum Ausdruck zu bringen. In diesem Zusammenhang muss beachtet werden, dass der Künstler ein Freund Martin Luthers war und zudem als Interpret einer neuen reformatorischen Ikonografie fungierte.

[MNAC online database: https://www.museunacional.cat/ca/colleccio/parella-amorosa-desigual/lucas-cranach-el-vell/065012-000; accessed 16.09.2020]