Hl. Georg [Aussenseite, rechter Flügel]

Auf den Außenseiten der Tafeln zeigt Cranach die Heiligen Christophorus und Georg vor einem dunklen Hintergrund. Ihr Blick erregt ebenso die Aufmerksamkeit des Betrachters wie ihre wohl überlegte Pose, die die Komposition bestimmt. Der hl. Christophorus, Schutzheiliger vor plötzlichem Tod, trägt das Christuskind auf seinen Schultern. Mit Blick auf den Betrachter, greift Christus nach einer Locke des Riesen und segnet ihn mit der anderen Hand. Der Bildtradition folgend, benutzt Christophorus einen mächtigen Ast um den Fluss zu durchschreiten. Der hl. Georg trägt die typische Ritterrüstung und steht mit gezogenem Schwert auf dem Rücken eines Drachen und hat dessen Schwanz ergriffen. Cranach versieht den Heiligen mit einem unscheinbaren Nimbus.

Auf den Innenseiten der Flügel werden die Heiligen Elisabeth und Anna als monumentale Figuren vor einem sich zum Horizont aufhellenden Himmel dargestellt. Die Stifter, Herzog Georg von Sachsen und seine Frau Herzogin Barbara, knien im unteren Bereich der Tafeln. Sie setzen sich gegen einen flachen, dunklen Hintergrund mit gestuftem Rand ab, der sich befremdlich in bzw. über die Komposition setzt.. Friedländer und Rosenberg vermuten, dass die beiden Figuren erst um 1518 eingefügt wurden, die Tafeln aber aus dem Jahr 1508 stammten. Die beiden Autoren bemerken auch, dass der Maßstab der Figuren mehr einem mittelalterlichen Vorbild folgt als dem eine Gemäldes aus dem frühen 16. Jahrhundert. Aus diesem Grund wurden die Tafeln einer technischen Analyse unterzogen, um zu ermitteln, ob die Stifter zu einem späteren Zeitpunkt eingefügt worden sind. Die von Isolde Lübbeke veröffentlichten Ergebnisse zeigen, das die für die weiblichen Heiligen und die Stifter benutzten Pigmente und Bindemittel identisch sind. Des Weiteren wurde die Kleidung der Heiligen nur an einigen Stellen malerisch ausgeführt, der Rest der Komposition blieb unfertig. Dieser Aspekt zusammen mit den erkennbaren technischen und stilistischen Ähnlichkeiten zwischen allen Figuren führen Lübekke zu dem Schluss, dass die Tafeln einheitlich sind und zur selben Zeit entstanden sind. Die Unterschiede der Proportionen zwischen Heiligen und Stiftern müsse deshalb auf die persönliche Entscheidung der Auftraggeber zurückgehen.

Cranach malte den Herzog und die Herzogin von Sachsen hier nicht zum einzigen Mal. Im Dom zu Meissen findet sich ein Triptychon, dessen Mitteltafel den Schmerzensmann dargestellt. Die Seitentafeln zeigen das Herzogspaar im fortgeschrittenen Alter, flankiert von Heiligen. Viele Bildnisse Barbaras von Cranach und seiner Werkstatt haben sich ebenfalls erhalten. Dazu zählt die Version im Statens Museum for Kunst, Kopenhagen, die direkt von der vorliegenden Tafel beeinflusst ist. Der Vergleich der beiden zeigt lediglich einen Unterschied bei der Position der Hände.

Zu den zahlreichen Vermutungen, welche Tafel ursprünglich die Mitteltafel des Retabels bildete, zählt die verlorene Galluzzo Madonna aus dem Jahr 1515. Die Jungfrau in einer Landschaft mit dem Christuskind und Johannes dem Täufer würde ikonografisch eine schlüssige Zusammenstellung mit den Flügeln ergeben. Die runden Gesichtstypen und weichen Modellierungen führten zu einer Datierung der Tafeln, die nach Cranachs Reise in die Niederlande steht. Charakteristisch für diesen Stil ist die meisterliche Schilderung von transparenten dünnen Stoffen, wie bei Elisabeths Halskrause und Annas filigranen Schleier.

[Museo Thyssen-Bornemisza, revised 2012]