Martin Luther als Augustinermönch im Ordenshabit, Halbfigur nach rechts, im Strahlenkranz, mit Buch und Taube

Martin Luther als Augustinermönch im Ordenshabit, Halbfigur nach rechts, im Strahlenkranz, mit Buch und Taube

Druckgrafik, Holzschnitt

Diese beiden wohl als Pendants entstandenen Holzschnitte sind bisher nicht als Abzüge zweier eigenständiger Druckstöcke erkannt worden.[1] Sie wurden für ein unikal erhaltenes Flugblatt verwendet.[2] Dieser Abzug ist, mittig vertikal in zwei Teile zerteilt, eingeklebt im vorderen und hinteren Spiegel eines Bandes überliefert, der eine Ausgabe des „Septembertestaments“ sowie ein

Diese beiden wohl als Pendants entstandenen Holzschnitte sind bisher nicht als Abzüge zweier eigenständiger Druckstöcke erkannt worden.[1] Sie wurden für ein unikal erhaltenes Flugblatt verwendet.[2] Dieser Abzug ist, mittig vertikal in zwei Teile zerteilt, eingeklebt im vorderen und hinteren Spiegel eines Bandes überliefert, der eine Ausgabe des „Septembertestaments“ sowie ein 1523 erschienenes Epistel-Register enthält.[3] Der vorliegende Band kann also frühestens 1523 zusammengestellt und gebunden worden sein.[4]

Beide Holzschnitte gehen auf Vorbilder Hans Baldung Griens zurück. Die Abweichungen von den jeweiligen Vorlagen sind nur dabei nur minimal: Beim Luther-Bildnis verzichtet der Nachschnitt nur auf den in der Vorlage sichtbaren Namen des Formschneiders Hans Herman (bei Hans Baldung Griens Werk auf dem hinteren Einbanddeckel des von Luther gehaltenen Buches).[5]

Das Hutten-Bildnis folgt der Vorlage Hans Baldung Griens, die erstmals in seiner deutschen Übersetzung der „Conquestio“ im November / Dezember 1520 publiziert wurde.[6] Nachschnitte dieses Hutten-Bildnisses treten in Flugblättern schon bald nach dessen erstmaligem Erscheinen auf, so in dem „Christianae Libertatis Propvgnatoribvs“ betitelten Flugblatt, von dessen Existenz der päpstliche Nuntius Aleander schon Anfang Februar 1521 berichtet[7] und das Hutten ebenfalls zusammen mit Luther zeigt.[8] Es ist allerdings auffällig, dass das Hutten-Bildnis des vorliegenden Blattes eine im Detail genauere Kopie der Vorlage Hans Baldung Griens darstellt als die Holzstöcke der beiden überlieferten „Christianae Libertatis-Propvgnatoribvs“-Versionen. Der unbekannte Entwerfer/Formschneider des vorliegenden Werks scheint somit direkt auf Baldung-Originale zurückgegriffen zu haben und zog dabei Baldungs Luther-Bildnis mit der Heilig-Geist-Taube (I.3D1) heran. Offen muss bleiben, ob die Zusammenstellung dieser Darstellung Luthers und Ulrich von Huttens auf ihn zurückgeht, oder ob er diese Kombination bereits in einem heute nicht erhaltenen Flugblatt mit den originalen Bildnisholzstöcken Hans Baldung Griens vorgefunden hat. Aus dem Erscheinen der Vorlage I.3D1 ab dem 26. April 1521 lässt sich für das vorliegenden Blatt ein terminus post quem ableiten.

Auf dem einzigen überlieferten Abzug in Wolfenbüttel weisen beide Bildnisse jeweils eine deutschsprachige zwölfzeilige Subscriptio in Reimform[9] und eine zentriert gesetzte Superscriptio mit den Namen der Dargestellten auf. Der Wortlaut der Subscriptiones tritt orthographisch nur leicht variiert, jedoch mit anderen Typen gesetzt, auch in Kombination mit anderen Luther-Bildnissen auf.[10]

Daniel Görres, Thomas Klinke


[1] Vgl. Virtuelles Kupferstichkabinett: http://diglib.hab.de?grafik=bibel-s-4f-258-00001 und http://diglib.hab.de?grafik=bibel-s-4f-258-00002 (Zuletzt aufgerufen: 21.06.2021).

[2] Vgl. Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel, eingeklebt in Sig. Bibel S 4° 258. Blattmaß I.3D2a: 302/301 x 205/202 mm; I.3D2b: 302 x 203/201 mm. Dass die beiden Hälften eine Einheit bildeten, lässt sich aus der absoluten Größe der zwei Bildnisse und der Satzspiegel sowie an Typen und Inhalt der jeweiligen Super- und Subscriptio zweifelsfrei ablesen.

[3] Der in der Falz aufgebrochene Verbund zwischen Spiegel und Buchblock legt jeweils den Blick auf einen mit Tinte beschriebenen Makulaturstreifen frei, über den die Spiegel wohl nach der Bindung noch mit dem Buchblock verbunden waren.

[4] Er weist einen für die 1520er Jahre typischen Einband mit Kandelaber-, Ranken- und Knospenmotiven auf (siehe Einbanddatenbank: https://www.hist-einband.de/werkstattdetails.html?entityID=w007826; zuletzt aufgerufen 23.06.2021), so dass eine Bindung in der vorliegenden Form ab 1523 möglich ist. Der Band entstammt dem Besitz der Elisabeth Sophie Marie Herzogin von Braunschweig und Lüneburg (1683–1767).

[5] Zu diesem vgl. den Katalogeintrag zu I.3D1.

[6] VD16 H 6239, vgl. Nettner-Reinsel 1988, S. 125.

[7] Vgl. Kalkoff 1987, S. 80.

[8] Luthers Bild geht hier auf Hans Baldung Griens Holzschnitt I.2D2 zurück.

[9] I.3D2a: „Der Luther heiß ich / das ist war. || Dan[n] mein leer lauter ist vnd klar / || Fleußt auß den worten Christi schlecht/ || Sant Pauls / vnd ander gottes knecht || Kein mensch mich mag verdammen nicht / || Er sar dan[n] an mir als ein wicht. || Die Kirch ich pflantz auff iren zweig / || In keinen weg die worheit schweig / || Treff Bapst / Bischoff / Prelaten an / || So bleibt doch Gots wort ewig stan. || Zu gut der gemeinen Christenheit / || Das red ich bey meinr seligkeit.“

I.3D2b: „Mich nent den Hutten yedermann / || Zu schimpff / zu ernst ich fechten kan / || Schwert feder / halt in gleicher macht || Mein gmut gots huld halt hoher acht. || On einch ansehen schreib ich frey || Der Curtisanen buberey / || Wie sie deutsch land berauben gantz || Durch ir pfrund teuschen vnd synantz || Des ich verfolgt der Bapst on recht / || Vnd thutgewalt mir edelknecht || Das klag ich got / vnd Carle glich || Ich habs gewagt.Rom sich fur dich.“

[10] Hierzu zählt ein in toto nicht erhaltenes Flugblatt, dessen Einzelteile jedoch im Rahmen des KKL rekonstruiert werden konnten. Die beiden Hälften des Flugblatts haben sich in unterschiedlichen Sammlungen erhalten. Exemplare der linken Hälfte mit dem Luther-Bildnis finden sich in der Österreichischen Nationalbibliothek Wien (Inv.-Nr. PORT_00005000_02) und dem Kupferstichkabinett Berlin (Inv.-Nr. 53-1903). Die rechte Blatthälfte mit dem Bildnis Ulrich von Huttens samt beigedrucktem Text befindet sich im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg (Inv.-Nr. Mp 11712), vgl. Katalogeintrag zu I.2D6. Allein der Text des Luther-Bildnisses tritt zudem bei einem Flugblatt der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha (Inv.-Nr. 38,13a/b) auf, vgl. hierzu den Katalogeintrag zu I.2D7.

Quellen / Publikationen:

Virtuelles Kupferstichkabinett: http://diglib.hab.de?grafik=bibel-s-4f-258-00001 und http://diglib.hab.de?grafik=bibel-s-4f-258-00002 (Zuletzt aufgerufen: 21.06.2021).

Zuschreibung
Unbekannt nach Hans Baldung Grien, Inventor*in

Zuschreibung

Unbekannt nach Hans Baldung Grien, Inventor*in

[KKL 2022]

Datierung
nach 26. April 1521

Datierung

nach 26. April 1521

[KKL 2022]

Maße
Darstellung: 154 (+/-1) x 113 (+/-1) mm

Maße

  • Darstellung: 154 (+/-1) x 113 (+/-1) mm

  • [Thomas Klinke, KKL 2022]

Signatur / Datierung

Bezeichnet rechts unten mit Monogramm "HBG" und Jahreszahl "1521"

Signatur / Datierung

  • Bezeichnet rechts unten mit Monogramm "HBG" und Jahreszahl "1521"

  • [KKL 2022]

CDA ID
HBG_H-NONE-001
KKL-Nr.
I.3D2a, Teil der Bildnisgruppe I
Bartsch-Nr.
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Permalink
https://lucascranach.org/de/HBG_H-NONE-001/

Abzüge

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