Lucretia

Lucretia

Titel

Lucretia

[Friedländer, Rosenberg 1979, 118, No. 240N]

Malerei auf Holz (parkettiert)

Material / Technik

Malerei auf Holz (parkettiert)

[Aukt. Kat. Lempertz im Archiv D. Koepplin, 2001]

Auf dem Gemäldefragment ist die antike Heldin Lucretia leicht zur linken Bildseite gewandt dargestellt. Über ihrem nackten Oberkörper trägt sie eine pelzverbrämte Schaube.

Zudem hat Lucretia kostbaren Schmuck angelegt: Um ihren Hals trägt sie drei, feine Gliederketten und eine Halskette mit Anhänger. Und auch ihr Haar steckt unter einer kostbaren,

Auf dem Gemäldefragment ist die antike Heldin Lucretia leicht zur linken Bildseite gewandt dargestellt. Über ihrem nackten Oberkörper trägt sie eine pelzverbrämte Schaube.

Zudem hat Lucretia kostbaren Schmuck angelegt: Um ihren Hals trägt sie drei, feine Gliederketten und eine Halskette mit Anhänger. Und auch ihr Haar steckt unter einer kostbaren, netzartigen Perlenhaube.

Der Hintergrund ist dunkel.

[Herrschaft, CDA 2011]

Der Legende nach lebte Lucretia im 6. Jh. v. Chr. und war die schöne und tugendhafte Frau des Römers Collatinus. In sie verliebte sich der Sohn des Römischen Königs - Sextus Tarquinius. Bei einem Aufenthalt in ihrem Haus drohte Sextus, sie zu töten und ihre Ehre zu beflecken, wenn sie sich ihm nicht hingab. Nach der Vergewaltigung ließ Lucretia ihren Mann und ihren Vater Rache schwören und erdolchte sich. Das Geschehene führte zum Volksaufstand, in dem die Königsfamilie gestürzt und das Römische Reich zur Republik wurde.

Als Inbegriff weiblicher Tugendhaftigkeit, Keuschheit, Treue und Ehre erfreute sich die Darstellung der Lucretia besonders im 16. Jh. großer Beliebtheit.

[Literatur zum Thema: Bierende 2002, Follak 2002, Livius 1909]

Zuschreibungen
Werkstatt Lucas Cranach der Ältere
Umkreis von Lucas Cranach der Ältere

Zuschreibungen

Werkstatt Lucas Cranach der Ältere

[Goecke 1909, plate 31]
oder Umkreis? [Lempertz online database; accessed 21.12.2020]

Umkreis von Lucas Cranach der Ältere
Lucas Cranach der Ältere

[Friedländer, Rosenberg 1979, 118, No. 240N]
[Aukt. Kat. Lempertz im Archiv D. Koepplin, 2001]

Datierungen
um 1526 - 1537
1530 - 1535

Datierungen

um 1526 - 1537

[Friedländer, Rosenberg 1979, 118, No. 240N]

1530 - 1535

[Brief D. Koepplin im Archiv D. Koepplin, 2001]

Maße
Maße Bildträger (Fragment):

Maße

  • Maße Bildträger (Fragment):

  • 21,5 x 16,5 cm

  • [Aukt. Kat. Lempertz im Archiv D. Koepplin, 2001]

Signatur / Datierung

keine

Eigentümer
Privatbesitz
Besitzer
Privatbesitz
CDA ID
PRIVATE_NONE-P005
FR (1978) Nr.
FR240N
Permalink
https://lucascranach.org/de/PRIVATE_NONE-P005/

Provenienz

  • um 1909 Sammlung Freiherr von Eckardstein, Plattenburg (Prignitz, Deutschland)
    [Friedländer, Rosenberg 1979, 118, Nr. 240N]
    [Goecke 1909, Taf. 31]
  • 18.01.1988 Versteigerung bei Lempertz, Köln
    [Aukt. Kat. Lempertz im Archiv D. Koepplin,2001]
  • Rheinischer Adelsbesitz
    [Aukt. Kat. Lempertz im Archiv D. Koepplin,2001]
  • 19.05.2001 Versteigerung bei Lempertz, Köln, Los 1027
  • in niedersächsischer Privatsammlung
  • 14.11.2020 Versteigerung bei Lempertz, Köln, Los 2015
    [Lempertz online database; accessed 21.12.2020]

Quellen / Publikationen

Erwähnt auf Seite Katalognummer Tafel
Friedländer, Rosenberg 1979 118 No. 240N
Autor/inMax J. Friedländer, Jakob Rosenberg
Herausgeber/inG. Schwartz
TitelDie Gemälde von Lucas Cranach
Ort der VeröffentlichungBasel, Boston, Stuttgart
Jahr der Veröffentlichung1979
Friedländer, Rosenberg 1932 198p
Autor/inMax J. Friedländer, Jakob Rosenberg
TitelDie Gemälde von Lucas Cranach
Ort der VeröffentlichungBerlin
Jahr der Veröffentlichung1932
Link http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/friedlaender1932
Goecke 1909 253 Plate 31
Autor/inTheodor Goecke
Herausgeber/inBrandenburgischer Provinzialverband
TitelDie Kunstdenkmäler des Kreises Westprignitz
Ort der VeröffentlichungBerlin
Jahr der Veröffentlichung1909

Forschungsgeschichte / Diskussion

Auf dem Fragment ist Lucretias Attribut – der Dolch – nicht mehr erhalten. Die Körperhaltung mit dem zur linken Bildseite gewandten Gesicht, die pelzverbrämte Schaube über beiden Schulten und die sich daraus ergebenden, ursprünglich gesenkten Arme sowie die reiche Ausstattung mit Schmuck lassen eine Ähnlichkeit mit den frühen Lucretien von Cranach d. Ä. vermuten (FR42, 55).

[Herrschaft, cda 2011]

Der Maler des vorliegenden Fragments adaptierte eine in der Cranach-Werkstatt häufiger genutzten Kopftypus [vgl. u.a. US_MMANY_11-15]; [PRIVATE_NONE-P227]. PRIVATE_NONE-P227). Er verwendete einige Malmaterialien und Techniken, die der Praxis in der Cranach-Werkstatt um 1530 entsprechen. Die Unterzeichnung und die malerische Qualität unterscheiden sich dabei signifikant von anderen Lucas Cranach d. Ä. zugeschriebenen Werken [vgl. z. B. US_MMANY_11-15]. Indem die Verwendung von Fichtenholz in der Cranach-Werkstatt in den 1520er und 1530er Jahren nach heutigem Kenntnisstand unüblich war, könnte die Tafel außerhalb Wittenbergs entstanden sein. Möglicherweise ist die vorliegende Tafel das Werk eines Cranach-Schülers (eventuell im Kontext des Meisters der Gregorsmesse), der in Kenntnis von Cranachs Formensprache und Techniken an einem anderen Ort arbeitete.Nach unserer Einschätzung handelt es sich bei dem vorliegenden Fragment mit der Darstellung der Lucretia um das Werk eines Schülers oder aus dem Umkreis Lucas Cranachs d. Ä.

[unveröffentlichter Untersuchungsbericht, Heydenreich, Blumenroth, Dietz, 03.09.2020]

  • Lucretia, um 1526 - 1537

Abbildungen

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Kunsttechnologische Untersuchung

2020Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Lichtmikroskopische Oberflächenuntersuchung
  • Infrarot-Reflektografie
  • Röntgengrobstrukturanalyse
  • UV-Fluoreszenzfotografie

Bildträger

Bei dem Bildträger handelt es sich um eine Nadelholztafel. Mikroskopisch wurde Fichtenholz bestimmt (A. Krupa). Die Tafel ist aus zwei Brettern zusammengesetzt. Die Holzfaserrichtung verläuft vertikal. Im Holz sind zwei Astansätze erhalten. Die Tafel wurde nachträglich allseits beschnitten und auf eine Stärke von ca. 0,5 – 0,7 cm gedünnt sowie parkettiert.

In der Röntgenaufnahme sind dunkle unregelmäßige dünne Linien sichtbar, die auf eine Beklebung der Holztafel auf der Bildseite mit einem unbestimmten Fasermaterial in primär horizontaler Ausrichtung schließen lassen.

Lucas Cranach d. Ä. verwendete während seines Aufenthaltes in Wien um 1502 bis 1504 mehrfach Fichtenholz als Bildträger. In der Wittenberger Werkstatt war der Gebrauch von Fichtenholz nach heutigem Kenntnisstand jedoch unüblich. Ehemalige Mitarbeiter der Cranach-Werkstatt, wie z.B. der Meister IW nutzten an neuen Wirkungsorten Fichtenholz.

In der Cranach-Werkstatt wurden Tafeln auf der Bildseite häufig mit Fasermaterial (tierische Sehnen) beklebt, bevor die Grundierung erfolgte. Diese Praxis ist jedoch auch auf Werken aus z.B. Nürnberger Werkstätten des 16. Jahrhunderts nachgewiesen.

Die Tafel wurde umlaufend beschnitten. Indem die Spitze des Dolches im Infrarotreflektogramm am unteren Bildrand sichtbar unterzeichnet ist, waren am unteren Rand ursprünglich wahrscheinlich der gesamte Dolch und die Hand der Lucretia abgebildet.

Grundierung und Imprimitur

Die Tafel ist weiß grundiert. Am oberen Tafelrand sind wahrscheinlich Reste eines Grundierrandes erhalten.

Unterzeichnung

Im Infrarotreflektogramm sind Unterzeichnungslinien erkennbar, die mit einem Pinsel und einem flüssigen Medium in unterschiedlichen Graustufen und Linienbreiten ausgeführt wurden. Konturen und Halsschmuck wurden dabei mit breiteren Linien angelegt und Details wie z.B. der Haarschmuck und Schatten an Nase und Augen mit sehr schmalen Linien schraffierend ergänzt. Am unteren Bildrand ist im Bereich des Inkarnats die Spitze eines Dolches in zwei sich überlagernden Linienzügen angedeutet.

Die Unterzeichnung mit unterschiedlichen Linienstärken erscheint in Teilbereichen relativ sicher angelegt, in anderen Details, wie z.B. Schatten im Gesicht und Kopfbedeckung kleinteilig und mit sich überlagernden Strichlagen nach der finalen Form suchend ausgeführt.

Farbschichten und Metallauflagen

Mittels RFA konnten folgende Elemente nachgewiesen und im Vergleich mit optischen Merkmalen Farbmaterialien bestimmt werden:

Inkarnat: Pb, Hg, (Zn, Cu)

Pb: Bleiweiß/ Mennige; Hg: Zinnober; Fe: Eisenoxid/ Ocker; Cu: Kupferhaltiges Blaupigment (Azurit); Sikkativ?; Ca: Kreide/ Gips; Zn: Sikkativ? Retusche?

Gelb: Ca, Pb, Fe, Hg, Sn, (Cu)

Pb: Bleiweiß/ Mennige; Pb, Sn: Bleizinngelb I; Hg: Zinnober; Fe: Eisenoxid/ Ocker; Cu: Kupferhaltiges Blau-/Grünpigment? Sikkativ?; Ca: Kreide/ Gips; Zn: Sikkativ? Retusche?

Grau/Grün: Pb, Hg, Fe, Zn, (Cu)

Pb: Bleiweiß/ Mennige; Hg: Zinnober; Fe: Eisenoxid/ Ocker; Cu: Kupferhaltiges Blau-/Grünpigment? Sikkativ?; Zn: Sikkativ? Retusche?

Schwarz: Ca, Pb, Fe, Zn

Pb: Bleiweiß/ Mennige; Fe: Eisenoxid/ Ocker; Ca: Kreide/ Gips; Zn: Sikkativ? Retusche?

Braun: Ca, Pb, Fe, Hg, Cu, (Sn)

Pb: Bleiweiß/ Mennige; Pb, Sn: Bleizinngelb I; Hg: Zinnober; Fe: Eisenoxid/ Ocker; Cu: Kupferhaltiges Blau-/Grünpigment? Sikkativ?; Ca: Kreide/ Gips; Zn: Sikkativ? Retusche?

Gelb: Ca, Pb, Fe, Hg, Sn, Cu

Pb: Bleiweiß/ Mennige; Pb, Sn: Bleizinngelb I; Hg: Zinnober; Fe: Eisenoxid/ Ocker; Cu: Kupferhaltiges Blau-/Grünpigment? Sikkativ?; Ca: Kreide/ Gips; Zn: Sikkativ? Retusche?

Folgende Pigmente konnten identifiziert werden: Bleiweiß, Bleizinngelb, Zinnober, Eisenoxidrot, Azurit, kupferhaltiges Grünpigment und Kohlenstoffschwarz. Zudem wurde das Element Zink in geringer Menge bestimmt.

Die Modellierung des Inkarnates erfolgte auf einem hellen Mittelton mit helleren Farbausmischungen, graubraunen Schattentönen, rosafarbenen Lasuren sowie einzelnen dunkelbraunen bis schwarzen Konturen und Akzenten. Haare sind mit Bleizinngelb gezeichnet. Die Kopfbedeckung ist auf einer rotbraunen Untermalung (Eisenoxid) mit gelb-roten Linien und Punkten sowie einem schwarzen Muster ausdifferenziert. In gleicher Weise ist auch der Halsschmuck recht sicher gemalt. Der Mantel erscheint mit kupfergrüner Farbe und verbräunten(?) Lasuren auf dunkler (schwarzer?) Unterlegung modelliert. Mit einem Spitzpinsel sind Haare des Fellbesatz in braun,

schwarz und grau auf hellerer brauner Untermalung gezeichnet.

Die nachgewiesenen anorganischen Pigmente fanden in Malerwerkstätten vom Mittelalter bis um 1750 häufige Verwendung, so auch in der Werkstatt Lucas Cranachs d. Ä. Das Element Zink könnte auf die Verwendung von modernem Zinkweiß für eine Retusche schließen lassen. Ebenfalls erscheint die Nutzung eines zinkhaltigen Sikkativs im 16. Jahrhundert möglich. Nicht alle Farbmittel konnten

vollständig identifiziert werden.

[unveröffentlichter Untersuchungsbericht, Heydenreich, Blumenroth, Dietz, 03.09.2020]

  • untersucht von Gunnar Heydenreich
  • untersucht von Diana Blumenroth
  • untersucht von Stephanie Dietz

Erhaltungszustand

Datum2020

Die Tafel befindet sich in einem stabilen Zustand. Es gibt mehrere vertikal verlaufende Risse im Holzträger. Auf der Rückseite befindet sich eine Parkettierung und das Holz wurde mit einem braunen Anstrich versehen. Die Malschicht weist Alterssprungbildung auf. Es befinden sich zahlreiche Retuschen auf der Oberfläche, vor allem im vertikalen Verlauf in der linken Körperhälfte der Darstellung. Die Tafel wurde rückseitig später mit einem Zahnhobel bearbeitet, parkettiert und gebeizt. Auf der Oberfläche befindet sich ein Sprühfirnis, dieser ist ebenfalls jüngeren Datums.

[unveröffentlichter Untersuchungsbericht, Heydenreich, Blumenroth, Dietz, 03.09.2020]

Zitieren aus dem Cranach Digital Archive

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<Autorenname>, 'Lucretia', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/PRIVATE_NONE-P005/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})
Eintrag ohne Autor
'Lucretia', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/PRIVATE_NONE-P005/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})

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