Bildträger
Die Holztafel (66,2 x 48,8 cm) besteht aus drei vertikal ausgerichteten und stumpf verleimten Brettern (oben v.l. 18,1 / 12,4 / 16,7 cm; unten v.l. 17,4 / 11,8 / 18,8 cm). Die Holzart wurde optisch als Buche bestimmt. Die Brettfugen sind auf Bildvorder- und Rückseite mit Fasermaterial (Werg, rückseitig über feinen Ritzungen) beklebt. Die Tafelränder sind rückseitig breit abgefast. Die Bretter wurden rückseitig nur auffällig grob geglättet. Während zwei Bretter holzsichtig belassen sind, erscheint das linke Brett dunkel getönt. Die Bildschicht wurde auf einen neuen Bildträger übertragen und die abgetrennte Rückseite auf die neue Trägerplatte geklebt (vgl. Zustand). Eventuell wurde in diesem Zusammenhang das Bildformat geringfügig verändert.
Proportion und Größe des Bildträgers entsprechen keinem der in der Cranachwerkstatt gebräuchlichen Standardformate. Buchenholz wurde als Bildträger in der Wittenberger Werkstatt zwischen 1522 und 1535 besonders häufig und nachfolgend wiederholt verwendet. Entsprechende Wergbeklebungen und Arbeitsspuren sind auch auf anderen Tafeln Lucas Cranachs und seiner Werkstatt erhalten. Auffällig ist die grobe Bearbeitung der Rückseite. Die dunkle Einfärbung eines Brettes lässt eine Zweitverwendung des Holzes annehmen. Die grobe Zurichtung der Tafelrückseite spricht gegen die Vermutung, dass es sich bei dem vorliegenden Werk um ein Teil eines Triptychons mit wandelbaren Flügeln handelt. Denkbar ist, dass die Bildtafel aufgrund ihres speziellen Formates und der auffälligen Zubereitung für den Einbau in eine Wandvertäfelung vorgesehen war (in diesem Fall wäre die Rückseite nicht einsehbar gewesen).
Grundierung und Imprimitur
Die Tafel ist weiß grundiert, augenscheinlich handelt es sich um einen Kreidegrund. Die Grundierränder sind aufgrund späterer Überarbeitungen nicht mehr bestimmbar.
Unterzeichnung
Auf dem Malgrund ließen sich mittels Infrarot-Reflektografie keine Unterzeichnungslinien sichtbar machen.
Farbschichten und Metallauflagen
Mittels RFA wurden Blei (Bleiweiß), Zinn (Bleizinngelb), Kupfer (Azurit) und Quecksilber (Zinnober) nachgewiesen. Im Hintergrund konnten weder Kupfer (Azurit), Kobalt (Smalte) noch Indigo (VIS Analyse) identifiziert werden. Optisch erscheint hier eine Ausmischung von Bleiweiß und Pflanzenschwarz vorzuliegen. Damit war der Hintergrund sehr wahrscheinlich abweichend von anderen bekannten Fürstenbildnissen nicht Blau, sondern Grau angelegt.
Die Modellierung der Gesichtsformen erfolgte mit einer hellen Ausmischung aus Bleiweiß und zinnoberroten Pigmenten. Schatten sind mit halbtransparenten bräunlichen Lasuren geformt und Lichtakzente mit hellerer Inkarnatfarbe aufgesetzt. Das Röntgenbild spiegelt die souveräne Modellierung der Gesichtsformen wieder. Der Farbauftrag erfolge in stupfender und streichender Weise. Detailformen, wie Augen und der Mund sind nass in nass und relativ sicher ausgeführt. Die Pupille des rechten Auges weist am Rand eine kleinere Korrektur auf.
Die Bart- und Kopfhaare sind in unterschiedlicher Intensität bräunlich unterlegt und nachfolgend mit feinen Strichlagen in unterschiedlicher Farbigkeit differenziert. Dabei erscheinen die einzelnen Haare mit unterschiedlicher Präzision und Sicherheit gezeichnet. Augenbrauen und Wimpern sind vergleichsweise souverän ausgeführt.
Der Pelzbesatz spiegelt verhältnismäßig wenig Interesse am Detail. Ein Pinsel mit spleißender Spitze diente zur Abbildung ganzer Haarbüschel. Das schwarze Gewand und die Kopfbedeckung erscheinen vergleichsweise sicher ausgeführt. Halskette und der Kurfürstenring wurden qualitativ sehr überzeugend umgesetzt (der Ring ist im Vergleich mit den Bildnissen in Nürnberg und Hamburg perspektivisch verkürzt abgebildet).
Das Röntgenbild verdeutlicht, dass der gesamte Malprozess präzise geplant von statten ging. Alle Einzelformen wurden unter klarer Abgrenzung ausgeführt. Wesentliche Veränderungen sind nicht erkennbar.
Rahmung
Ein originaler Zierrahmen ist nicht erhalten.
[Untersuchungsbericht Gunnar Heydenreich, 05.2012]
- untersucht von Gunnar Heydenreich