Bildträger
Die Holztafel (37,6 x 24,1 x 0,6 cm) besteht aus zwei Brettern unterschiedlicher Breite, die in vertikaler Richtung miteinander verleimt sind. Auf der Rückseite ist die Brettfuge mit einem aufgeklebten Gewebestreifen gesichert. Die Rückseite der Tafel wurde mit einem Zahnhobel geglättet und braun getönt.
Grundierung und Imprimitur
Die Tafel ist weiß grundiert. Ein Grundiergrat ist nicht vorhanden. Die Untersuchung eines Farbquerschnitts ließ erkennen, dass die Grundierung in mehreren Schichten aufgetragen ist. Dabei unterscheidet sich die Zusammensetzung der Schichten. Der Farbquerschnitt dokumentiert, dass sich die Craquelésprünge nur in der Farbschicht und in der oberen Grundierschicht befinden.
Unterzeichnung
Auf dem Malgrund ließ sich mittels Infrarot-Reflektografie partiell eine schwarze Unterzeichnung visualisieren. Das Zeicheninstrument konnte dabei nicht eindeutig bestimmt werden, möglicherweise wurde ein Pinsel verwendet. Die lineare Zeichnung konzentriert sich auf die Fixierung wesentlicher Konturlinien und Binnenformen. Zwischen Unterzeichnung und nachfolgender Malerei gibt es keine auffälligen Abweichungen.
Stilistische und technische Merkmale der Unterzeichnung entsprechen nicht anderen authentischen Werken Lucas Cranachs und der Werkstatt.
Farbschichten und Metallauflagen
Der Farbauftrag erfolgte relativ dünn und gleichmäßig. Das Röntgenbild hat hingegen eine stark fleckige Erscheinung. Auffällig erscheint der höhere Anteil an Blaupigment (augenscheinlich Azurit) in den Augen der Venus. Die Konturen der Steine auf dem Boden wurden teilweise in die Farbe geritzt. Rechts der Bildmitte sind zahlreiche kleine gelbe Farbpunkte auf der schwarzen Hintergrundfarbe vorhanden.
Auf dem Gemälde sind im linken unteren Eckbereich mit ockergelber und gelber Farbe (Bleizinngelb) ein Schlangensignet mit liegender Vogelschwinge und die Datierung „1534" aufgemalt. Dabei sind Ziffern und Schlange in unterschiedlich hellen Ausmischungen mehrfach nachgezogen und hierdurch akzentuiert.
Mittels RFA konnten an sechs Messpunkten in den Farben enthaltene Elemente detektiert und im Vergleich mit optischen Merkmalen folgende Farbmaterialien bestimmt werden:
Bleiweiß, Bleizinngelb, Eisenoxid, Zinnober, Cu-Pigment.
Der Nachweis von Calcium lässt eine Verwendung von Calciumcarbonat (Kreide) oder Gips in der Grundierung oder/und als Füllstoff annehmen.
An allen sechs Messpunkten wurden zudem deutliche Anteile an Zink bestimmt. Mikroskopisch ließ sich ausschließen, dass an jedem dieser Messpunkte spätere Retuschen vorliegen.
Stilistisch und technisch unterscheidet sich die Ausführung des Inkarnates deutlich von gesicherten Werken Lucas Cranachs und seiner Werkstatt. Insbesondere die im Röntgenbild sichtbare Verteilung von Bleiweiß lässt eine abweichende Technik der Modellierung erkennen. Die nachgewiesenen Pigmente Bleiweiß, Bleizinngelb, Zinnober, Eisenoxid und Cu-Pigment fanden in der europäischen Tafelmalerei einschließlich der Cranach-Werkstatt häufige Verwendung. Der signifikante Anteil an Zink in allen Messungen liefert jedoch einen deutlichen Hinweis auf die Verwendung Zinkweiß, möglicherweise als Beimischung zu Bleiweiß. Das Pigment Zinkweiß war im 16. Jahrhundert noch nicht verfügbar.
Da auf dem vorliegenden Gemälde Blei und Zinn nachgewiesen wurden und Bleizinngelb nach heutigem Kenntnisstand in der Tafelmalerei nach 1750 kaum mehr Verwendung fand und erst um 1940 wiederentdeckt wurde, ist zu schlussfolgern, dass das vorliegende Gemälde nach 1945 entstanden ist.
[unveröffentlichter Untersuchungsbericht G. Heydenreich, 2015]