Verspottung Christi

Verspottung Christi

Titel

Verspottung Christi

[cda 2017]

Malerei auf Holz

Material / Technik

Malerei auf Holz

[Heydenreich, Untersuchungsbericht, 30.08.2015]

Das Holztafelgemälde zeigt die Verspottung Christi in einem Innenraum. Der sitzende gefesselte Christus ist umringt von einer Schar von Schergen, die ihn auf vielfältige Weise verspotten und quälen. Eine weitere Fassung dieser Darstellung befindet sich in der Gemäldegalerie der Prager Burg[1] und eine ebenfalls sehr ähnliche Darstellung wurde 2013 bei

Das Holztafelgemälde zeigt die Verspottung Christi in einem Innenraum. Der sitzende gefesselte Christus ist umringt von einer Schar von Schergen, die ihn auf vielfältige Weise verspotten und quälen. Eine weitere Fassung dieser Darstellung befindet sich in der Gemäldegalerie der Prager Burg[1] und eine ebenfalls sehr ähnliche Darstellung wurde 2013 bei Lempertz in Köln versteigert.[2]

[1] CZ_OPH_HS264, Holz, 42 x 28,5 cm

[2] Lempertz Auktion 1008, 20. März 2013, Lot 5: Holz, 41 x 27 cm, Lucas Cranach d.Ä., Nachfolge, um 1540/50.

[Heydenreich, Untersuchungsbericht, 30.08.2015]

Zuschreibung
Lucas Cranach der Ältere und Werkstatt

Zuschreibung

Lucas Cranach der Ältere und Werkstatt

[Heydenreich, Untersuchungsbericht, 30.08.2015]

Datierung
um 1515 - 1520

Datierung

um 1515 - 1520

[Heydenreich, Untersuchungsbericht, 30.08.2015]

Maße
Maße Bildträger: 36 x 28,2 x 1,1 cm

Maße

  • Maße Bildträger: 36 x 28,2 x 1,1 cm

  • [Heydenreich, Untersuchungsbericht, 30.08.2015]

Signatur / Datierung

Am unteren Bildrand: ein nach links ausgerichtetes Schlangensignet mit aufrecht stehenden Flügeln; in gelber Farbe

Signatur / Datierung

  • Am unteren Bildrand: ein nach links ausgerichtetes Schlangensignet mit aufrecht stehenden Flügeln; in gelber Farbe

  • [Heydenreich, Untersuchungsbericht, 30.08.2015]

Inschriften und Beschriftungen

Keine
[Heydenreich, Untersuchungsbericht, 30.08.2015] Auf der Rückseite der Tafel befindet sich ein Siegelabdruck in rotem Siegelwachs mit den …

Inschriften und Beschriftungen

Inschriften, Wappen:

  • Keine

  • [Heydenreich, Untersuchungsbericht, 30.08.2015]

Stempel, Siegel, Beschriftungen:

  • Auf der Rückseite der Tafel befindet sich ein Siegelabdruck in rotem Siegelwachs mit den Wappen des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden-Baden (1655- 1707) und Franziska Sibylla Augusta von Sachsen-Lauenburg[1]

  • [1]Freundliche Mitteilung von Michel Pastoureau.

  • [Heydenreich, Untersuchungsbericht, 30.08.2015]

Eigentümer
Privatbesitz
Besitzer
Private Collection
CDA ID
PRIVATE_NONE-P176
FR (1978) Nr.
FR-none
Permalink
https://lucascranach.org/de/PRIVATE_NONE-P176/

Provenienz

  • Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden (1655-1707) und Franziska Sibylla Augusta von Sachsen-Lauenburg (vgl. rückseitigen Siegelabdruck).
  • Privatbesitz Frankreich
    [Heydenreich, Untersuchungsbericht, 30.08.2015]
  • Verkauf Christies, London, 5.07.2018, sale 14772, lot 13
    [Christie's online database, accessed 20.01.2022]

Forschungsgeschichte / Diskussion

Diskussion und Bewertung

Bei dem Bildträger handelt es sich um eine Holztafel im Standardformat „B".[1] Lindenholztafeln dieser Größe wurden in der Cranach-Werkstatt häufig verwendet. Wahrscheinlich entsprach die ursprüngliche Größe den Tafeln in Prag und Köln (Lempertz).

Unterzeichnungen mit einem Stift ließen sich auf Gemälden Lucas Cranachs und der Werkstatt vor 1530 selten und nachfolgend häufiger sichtbar machen. Aus den 1510er Jahren ist zum Beispiel das Gemälde Maria mit Kind (1518, DE_WRMK_WRM3207) ähnlich unverbindlich mit dunklem Stift und einzelnen Konturangaben unterzeichnet.

Die nachgewiesenen Pigmente fanden in der europäischen Tafelmalerei vor 1750 und auch in der Cranach-Werkstatt häufig Verwendung.[2]

Die Techniken des Farbauftrags entsprechen der üblichen Praxis in der Cranach-Werkstatt. Formen und Gestaltungsmittel lassen sich auch auf anderen Werken aus der Wittenberger Werkstattproduktion erkennen. Obwohl die ursprüngliche Qualität der Ausführung aufgrund der Schädigung in einigen Bereichen nicht mehr wahrnehmbar ist, entsprechen u.a. Augen, Haare und Gewänder in Technik und Qualität den Werken Lucas Cranachs d. Ä. und seiner Werkstatt (vgl. z.B. Hl. Hieronymus, Hl. Leopold, 1515, Wien). Die Ausführung des vorliegenden Gemäldes erscheint deutlich qualitätsvoller als die Fassungen in Prag und Köln (Lempertz).

Das mit Bleizinngelb ausgeführte Signet entspricht in der Form anderen Werken Lucas Cranachs d.Ä. Auf den Tafeln in Prag und Köln (Lempertz) ist kein Signet dokumentiert.

Nach meiner Einschätzung handelt es sich bei dem vorliegenden Gemälde um ein Werk Lucas Cranachs d. Ä. und Werkstatt aus der Zeit um 1515 - 1520. Frühere Beschädigungen und heute verfärbte Retuschen beeinträchtigen derzeitig die Bildwirkung.

[1] Vgl. Heydenreich, G., Lucas Cranach the Elder, Painting materials, techniques and workshop practice, Amsterdam 2007, S. 43.

[2] Vgl. Heydenreich, 2007

[Heydenreich, Untersuchungsbericht, 30.08.2015]

  • Verspottung Christi, um 1515 - 1520

Abbildungen

Abbildungen vergleichen
  • overall
  • overall
  • reverse
  • reverse
  • irr
  • irr
  • x_radiograph
  • uv_light
  • detail

Kunsttechnologische Untersuchung

30.08.2015Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Infrarot-Reflektografie
  • Röntgengrobstrukturanalyse
  • Lichtmikroskopische Oberflächenuntersuchung
  • UV-Fluoreszenzfotografie
  • Andere strahlendiagnostische Flächenuntersuchungen

Bildträger

Folgende Untersuchungsverfahren wurden verwendet

Stereomikroskopie, Infrarotreflektografie (Osiris, 900-1700nm), UV-Untersuchung, Röntgengrobstrukturanalyse (Seifert ERESCO 150KV/0,5mA / Examion CR 3X-pro), RFA-Analyse (Niton XLt)

Die Holztafel besteht aus einem Seitenbrett (36 x 28,2 x 1,1 cm, vermutlich Lindenholz). Die Faserrichtung verläuft vertikal. Im Holz ist ein größerer Astansatz erhalten, der auf der Rückseite mit Fasermaterial abgeklebt wurde (später entfernt). Am rechten, linken und unteren Rand ist auf der Rückseite ein ca. 1 cm breiter Falz erhalten. Die Rückseite ist sorgfältig geglättet und mit einem sehr wahrscheinlich originalen schwarzen Anstrich abgedeckt. Am oberen Rand wurde die Tafel nachträglich beschnitten.

Grundierung und Imprimitur

Die Tafel ist auf der Vorderseite weiß grundiert. Ein Grundiergrat ist am linken, rechten und unten Rand vorhanden. Am linken Rand gibt es eine Ritzung in der Grundierung parallel zum Tafelrand.

Unterzeichnung

Mittels Infrarot-Reflektografie ließen sich partiell schmale dunkle Stiftlinien erkennen, mit denen Konturen nur grob fixiert sind. Auf die Ausarbeitung von Detailformen wurde weitgehend verzichtet. Abweichungen sind z.B. im Kopf des Schergen links oben erkennbar; hier ist die Nase in der Unterzeichnung deutlich höher angelegt als in der malerischen Ausführung.

Farbschichten und Metallauflagen

Mittels RFA konnten in den Farben enthaltene Elemente detektiert und im Vergleich mit optischen Merkmalen folgende Farbmaterialien bestimmt werden: Bleiweiß, Bleizinngelb, Eisenoxid, Zinnober, Kupfergrün und Azurit.

Der Nachweis von Calcium lässt eine Verwendung von Calciumcarbonat (Kreide) in der Grundierung oder/und als Füllstoff annehmen.

Zudem wurde Zink an verschiedenen Messpunkten bestimmt. Dabei handelt es sich mit sehr großer Wahrscheinlichkeit um Retuschen, die unter Verwendung von Zinkweiß ausgeführt wurden.

Die Inkarnattöne wurden unter Verwendung von rosa Inkarnatfarbe und braunen Schattentönen modelliert. Während einige Gesichter und Hände souverän ausgeführt erscheinen, wirken z.B. die Hände der Schergen links vorn eher grob gemalt. In mehreren Gesichtern ist eine souveräne Zeichnung von Detailformen, wie Wimpern und Augenbrauen erhalten. In anderen Bereichen scheint diese Detailzeichnung weniger ausgeprägt oder im Ergebnis von späteren Überarbeitungen verloren. Die Farbe für mehrere Gewänder, z.B. des Christus (Azurit, Bleiweiß) und des Schergen am linken vorderen Bildrand ist mit dem Pinsel stupfend und streichend appliziert. Alle Einzelformen wurden unter klarer Abgrenzung und geringfügiger wechselseitiger Überschneidung der Farbflächen ausgeführt. Wesentliche Veränderungen der Komposition sind nicht erkennbar. Seite 3 von 4

Am unteren Bildrand befindet sich ein Schlangensignet mit aufrecht stehenden Flügeln. Mittels RFA konnte Bleizinngelb nachgewiesen werden. Die gelbe Farbe ist nicht in das Craquelé eingedrungen, d.h. es handelt sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit um ein entstehungszeitliches Signet.

[Heydenreich, Untersuchungsbericht, 30.08.2015]

08. 2015Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Röntgengrobstrukturanalyse
  • x_radiograph
  • erstellt von Gunnar Heydenreich

08. 2015Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • UV-Fluoreszenzfotografie
  • uv_light
  • fotografiert von Gunnar Heydenreich

08. 2015Technologische Untersuchung / Naturwissenschaftliche Materialanalyse

  • Infrarot-Reflektografie
  • irr
  • irr

Unterzeichnung

BESCHREIBUNG

Zeichengeräte/Material:

- Anlage mit dunkler Kreide

Typ/Duktus:

- freie Unterzeichnung

- dünne, schmale Linien

Funktion:

- relativ verbindliche Vorgabe für die Malerei; Hauptkonturen, Binnenformen und Gesichtszüge sind angegeben; keine Schraffuren die der plastischen Wiedergabe dienen

Abweichungen:

- Präzisierungen der Form während des Malprozesses; kleine Änderungen (z. B. im Kopf des Schergen links oben wo die Nase in der Unterzeichnung deutlich höher angelegt ist, Hand des Schergen unten rechts u. a.)

INTERPRETATION

Zuschreibung:

- Lucas Cranach der Ältere, Werkstatt

[Sandner, Smith-Contini, Heydenreich, cda 2018]

  • fotografiert von Gunnar Heydenreich

Erhaltungszustand

Datum30.08.2015

Zustand

Das Tafelgemälde befindet sich in einem sichtbar geschädigten Zustand. Am oberen Rand wurde die Darstellung nachträglich um ca. 5 - 6 cm beschnitten. Sehr wahrscheinlich wurden dabei ein rundes Fenster und die Flammen der Fackeln, wie sie auf den Fassungen in Prag und Köln (Lempertz) erhalten sind, abgetrennt. Die ursprüngliche Höhe der Tafel entsprach damit vermutlich in etwa der Höhe der Prager und der Kölner Tafeln (ca. 41 - 42 cm).

Der Bildträger weist erheblichen inaktiven Holzschädlingsbefall auf. Das Röntgenbild zeigt zahlreiche Fraßgänge in der gesamten Tafel. Im Bereich des Christuskopfes einschließlich der Hand mit der Flöte gibt es eine größere und grob retuschierte Fehlstelle in der Malerei, die möglicherweise mit dem instabilen Holzbildträger im Zusammenhang steht.

Zudem ist die Oberfläche der Malerei in vielen Bereichen durch Bereibungen sichtbar geschädigt. Auffälligen Abrieb gibt es in den Köpfen, insbesondere im Christuskopf sowie in Händen und Knie der Schergen am vorderen Bildrand. Vor allem die Grüntöne erscheinen durch Alterung gebräunt.

Durch gebräunten Firnis, Bereibungen, nachgedunkelte Retuschen sowie partielle Firnisreduzierungen wirkt das gesamte Bild fleckig und entstellt. Neben dem Schlangensignet befindet sich ein Monogramm "LC". Bei mikroskopischer Betrachtung und im UV-Licht wird deutlich, dass dieses Monogramm zweifellos zu einem späteren Zeitpunkt hinzugefügt wurde.

[Heydenreich, Untersuchungsbericht, 30.08.2015]

Zitieren aus dem Cranach Digital Archive

Eintrag mit Autor
<Autorenname>, 'Verspottung Christi', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/PRIVATE_NONE-P176/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})
Eintrag ohne Autor
'Verspottung Christi', <Titel des Dokuments, Feldeintrags oder der Abbildung>, [<Datum des Dokuments oder der Abbildung>], in: Cranach Digital Archive, https://lucascranach.org/de/PRIVATE_NONE-P176/ (zuletzt aufgerufen am {{dateAccessed}})

Helfen Sie uns das Cranach Digital Archive zu verbessern.

Bitte kontaktieren Sie uns, wenn Sie einen Fehler bemerkt haben.