Bildträger
- Tafel aus einem Brett, Weichholz, sehr wahrscheinlich Linde
- Faserverlauf lässt auf tangentialen Brettschnitt schließen
- Tafelrückseite gedünnt und mit Farbe abgedeckt, daher keine sichere Bestimmung der ursprünglichen Größe möglich; wahrscheinlich weicht heutiges Tafelmaß nur geringfügig ab, da Grundierkanten und Ritzlinien partiell erhalten
- die Größe des Bildträgers entspricht einem der in der Cranachwerkstatt gebräuchlichen Standardformate ("B", H: 33,5 - 39 cm, B: 23,5 x 30 cm)
Grundierung und Imprimitur
- weiße Grundierung, vermutlich Kreide
- Grundierung links und rechts bis zu den Tafelrändern (möglicherweise aufgrund einer späteren Formatreduzierung), am oberen und unteren Tafelrand partiell Grundierkante erhalten sowie Ritzlinien parallel zu den Tafelrändern, möglicherweise erfolgten diese Ritzungen im Zusammenhang mit der Verwendung eines Arbeitsrahmens beim Auftrag der Grundierung oder sie dienten der Markierung des Bildausschnittes; aus der Cranachwerkstatt sind zahlreiche Tafeln mit vergleichbaren Ritzungen in der Grundierung erhalten
- weiß bis hellrot pigmentierte Zwischenschicht, bei der es sich sehr wahrscheinlich um eine ganzflächige Imprimitur zwischen Grundierung und Malschicht handelt, darin erscheinen die wenigen mennigeroten Pigmente unregelmäßig verteilt; weiße und rosa getönte Imprimituren konnten bei zahlreichen Werken von L. Cranach d. Ä. nachgewiesen werden
Unterzeichnung
- mittels Infrarot-Reflektographie konnte partiell eine Unterzeichnung sichtbar gemacht werden, wahrscheinlich eine Pinselzeichnung mit schwarzer Tusche
- Konturen in meist kurzen, schwungvollen Linien umrissen, die Binnenzeichnung sparsam; Detailformen, wie Augen und Finger sicher angelegt
- im Gesicht der Maria, im Bereich der Hände und im Halsbereich des Johannes, am rechten Fuß des Christuskindes und weiteren Teilformen leichte Abweichungen zwischen Unterzeichnung und Malerei erkennbar
- vergleichbare Unterzeichnungen konnten an zahlreichen Werken Lucas Cranachs und seiner Werkstatt identifiziert werden; ebenfalls sind geringe Korrekturen im Malprozess auf diesen Gemälden häufiger nachzuweisen
Farbschichten und Metallauflagen
Inkarnat
Die Modellierung der Gesichts- und Körperformen basiert auf dem deckenden Auftrag einer hellen Ausmischung vor allem aus Bleiweiß und feinen zinnoberroten Pigmenten. Schattenformen sind durch Zusatz von schwarzen (Pflanzenschwarz?) und braunen Pigmenten vertieft. Nachfolgend wurden Volumen sowie Reflexlichter mit hellerer Bleiweißfarbe hervorgehoben und Schatten mit graubrauner Farbe subtil abgestuft. Zinnoberrote Pigmente verstärken die rote Färbung der Wangen. Detailformen (Augen, Mund, Nase) sind formelhaft modelliert und konturiert. Der rechte Unterarm des Christuskindes wurde in einer späteren Phase des Werkprozesses geringfügig verbreitert und die Konturlinie auf das rote Gewand der Madonna gezeichnet. Haare sind mit gelber und schwarzer Farbe auf braunem Fond gezeichnet.
Das Röntgenbild spiegelt die mehrschichtige und sorgsame Modellierung der Inkarnatformen wider. Die unterschiedlichen Bleiweißkonzentrationen bilden im Röntgenbild ein virtuelles Relief, welches die subtil geformten Volumen und Lichter abbildet. Bei entsprechender Vergrößerung wird sichtbar, dass der Farbauftrag mehr stupfend als streichend erfolgte.
Diese Form der Inkarnatmodellierung ist für zahlreiche Werke aus der Wittenberger Werkstatt charakteristisch. Beispiele sind aus den Jahren 1510-1520 (FR 31, 35, 38A u.a.) sowie aus späterer Zeit erhalten.
Gewänder, Nimben und Hintergrund
Die Gestaltung des blauen Mantels sowie des grünen Innenfutters erfolgte auf einer grauen Untermalung. Diese grisailleartige Anlage diente der Modellierung von Formen und Tonwerten. Der Farbauftrag erfolge überwiegend stupfend. Das farbgebende Pigment des blauen Mantels ist sehr wahrscheinlich Azurit. Das Grün ist mehrschichtig mit opaken und lasierenden Schichten modelliert. Der Aufbau des roten Untergewandes konnte mittels mikroskopischer Oberflächenuntersuchung nicht eindeutig geklärt werden. Möglicherweise liegt auch hier eine graue Untermalung vor. Farbgebung und Ausformung erfolgten mit zinnoberroter Farbe und rotem Farblack.
Graue modellierende Untermalungen gehörten zu den charakteristischen Techniken der Wittenberger Werkstatt Lucas Cranachs d.Ä. Das früheste Beispiel für die graue Untermalung eines blauen Gewandes ist uns mit der Madonna mit Kind im Museum Thyssen-Bornemisza (FR 30, um 1512/14) bekannt. Die meisten registrierten grisailleartigen Modellierungen unter blauen Stoffen datieren aus der zweiten Hälfte des zweiten Jahrzehnts. Nach den vorliegenden Befunden gehörte diese Praxis bereits in der darauffolgenden Dekade deutlich seltener zum Standardrepertoire.
Die Nimben sind mit gelber Farbe in Mischung mit Rotpigment (Zinnober?) gezeichnet. Die transparenten Einschlüsse in der gelben Farbe sind charakteristisch für Bleizinngelb und lassen sich in Mischung mit Rotpigment ebenfalls an zahlreichen Werken Cranachs nachweisen.
Der schwarze Hintergrund basiert auf einem sehr feinkörnigen Schwarzpigment. Vermutlich handelt es sich um Rußschwarz, welches in der Cranachwerkstatt regelmäßig für schwarze Hintergründe eingesetzt wurde.
[unveröffentlichter Untersuchungsbericht G. Heydenreich, 2005]